Vitamin D: Schutz vor Karies und Hilfe bei Sonnenbrand

Son­nen­brand zeigt sich oft völlig über­ra­schend. Wind, Wasser oder frische Höhenlage führen dazu, dass man die Sonne gerne einmal unter­schätzt. Plötzlich ist die Haut rot, schwillt an, ent­zündet sich und schmerzt. Meist ver­wendet man dann kühle Tücher oder Cremes, um den Schmerz zu lindern und die Ent­zündung abklingen zu lassen.

In einer dop­pel­blinden pla­ce­bo­kon­trol­lierten kli­ni­schen Studie zeigte sich im Juli 2017, dass die Ein­nahme von Vitamin D nach einem Son­nen­brand diesen rasch lindern kann, so dass Vitamin D künftig zu den Haus­mitteln gegen Son­nen­brand gezählt werden darf.

Vitamin D ver­schafft Lin­derung bei Sonnenbrand

Vitamin D ist das bekannte Son­nen­vitamin. Es wird haupt­sächlich in der Haut unter Ein­wirkung der Son­nen­ein­strahlung gebildet. Lebens­mittel liefern nur sehr wenig Vitamin D und sind bis auf wenige Aus­nahmen nicht dazu geeignet, den Vitamin-D-Bedarf zu decken.

Gleich­zeitig scheint das mit Hilfe der Sonne gebildete Vitamin D die Haut nun wie­derum vor Son­nen­brand zu schützen bzw. nach einem erfolgten Son­nen­brand die Haut wieder schneller heilen zu lassen.

Zu diesem Zweck sollte innerhalb der ersten Stunde nach einem Son­nen­brand eine hohe Vitamin-D-Dosis ein­ge­nommen werden. Dann nämlich redu­ziert das Vitamin ganz signi­fikant Haut­rö­tungen, Schwel­lungen und Ent­zün­dungen – so eine dop­pel­blinde, pla­ce­bo­kon­trol­lierte kli­nische Studie der Case Western Reserve Uni­versity School of Medicine und des Uni­versity Hos­pitals Cleveland Medical Center. Die Stu­di­en­ergeb­nisse wurden im Fach­ma­gazin Journal of Inves­ti­gative Der­ma­tology ver­öf­fent­licht (Hoch­do­siert: Die wun­der­samen Aus­wir­kungen extrem hoher Dosen von Vitamin D3).

Je höher der Vitamin-D-Spiegel, umso schneller die Heilung von Sonnenbrand

Die 20 Teil­nehmer der Studie erhielten eine Stunde, nachdem sie sich einen Son­nen­brand zuge­zogen hatten, ent­weder ein Pla­ce­b­o­prä­parat oder 50.000, 100.000 oder 200.000 IE Vitamin D. Anschließend unter­suchte man die Pro­banden bzw. ihren Son­nen­brand 24, 48 und 72 Stunden sowie 1 Woche nach der Vitamin-D-Ein­nahme. Man nahm ferner Haut­proben, um weitere Tests durch­führen zu können.

Jene Teil­nehmer, die die höchsten Vitamin-D-Dosen ein­ge­nommen hatten, zeigten die besten Wir­kungen und hatten nach 48 Stunden die am geringsten aus­ge­prägte Hautentzündung.

Je höher der Vitamin-D-Spiegel bei den Teil­nehmern war, umso geringer fiel die Haut­rötung aus. Gleich­zeitig war bei diesen Pro­banden eine enorme Stei­gerung in der Akti­vität jener Gene zu sehen, die für die Haut­re­pa­ratur zuständig waren.

„Wir stellten fest, dass die Wirkung des Vitamin D dosis­ab­hängig ist“, sagt Dr. Kurt Lu, Autor der Studie und Assis­tenz­pro­fessor für Der­ma­to­logie an den genannten Uni­ver­si­täts­kli­niken. Je höher die Dosis, umso besser die Wirkung.“

 

Vitamin D akti­viert Repa­ra­turgene in der Haut

„Wir glauben, dass Vitamin D durch seine ent­zün­dungs­hem­mende Wirkung die Bildung einer schüt­zenden Bar­riere in der Haut fördert. Über­ra­schend war, dass eine bestimmte Vitamin-D-Dosis nicht nur die Ent­zündung unter­drücken konnte, sondern auch Repa­ra­turgene in der Haut aktivierte.“

Dadurch stieg der Spiegel ent­zün­dungs­hem­mender Enzyme (Arginase‑1), die wie­derum andere ent­zün­dungs­hem­mende Stoffe akti­vierten und die Gewe­be­re­pa­ratur beschleunigten.

Es handelt sich um die erste Studie, die sich der Wirkung des Vitamin D bei akuten Ent­zün­dungen widmet.

Pro­fessor Lu betonte natürlich, dass man nun auf­grund dieser Studie nicht dazu über­gehen sollte, bei Son­nen­brand ab sofort hohe Vitamin-D-Dosen ein­zu­nehmen. Schließlich würden die getes­teten Vitamin-D-Dosen die emp­fohlene Tages­dosis der FDA in Höhe von 400 IE weit über­schreiten. (In Deutschland werden im All­ge­meinen 800 IE emp­fohlen, in der Schweiz 600 bis 800 IE). Die Ergeb­nisse seien jedoch viel­ver­spre­chend und sollten zu wei­teren dies­be­züg­lichen Studien anregen.

Vitamin D bei Son­nen­brand und zur Deckung des täg­lichen Bedarfs

Da 400 bis 800 IE jedoch in den wenigsten Fällen einen Vitamin-D-Mangel beheben oder den täg­lichen Vitamin-D-Bedarf (im Winter) decken können, sind Fach­leute längst dazu über­ge­gangen, offi­zielle Emp­feh­lungen zur erfor­der­lichen Vitamin-D-Dosis zu igno­rieren und emp­fehlen gerade zur Behebung eines Vitamin-D-Mangels eine sehr hohe Startdosis.

Vitamin-D-Über­do­sierung durch Nahrung oder Sonne?

Da Vitamin D kaum in Lebens­mitteln vor­kommt, kann man sich eine Vitamin-D-Über­dosis so gut wie nicht anessen.

Auch über die Son­nen­ein­strahlung ist es so gut wie nie möglich, eine Vitamin-D-Über­dosis zu bekommen. Offenbar verfügt der Körper über Schutz­maß­nahmen, die eine Vitamin-D-Bildung über die Haut stoppen, sobald ein aus­rei­chend hoher Serumwert erreicht ist.

An einem son­nigen Som­mertag nimmt der Körper daher selten mehr als 10.000 IE Vitamin D auf – und dies auch nur, wenn man den ganzen Tag annä­hernd unbe­kleidet (Badehose/Bikini) in der Sonne verbrachte.

Lediglich bei extremer Son­nen­ein­strahlung (jah­relang in heißen Regionen ganz­tägig am Strand) könnte es zu ungüns­tigen Folgen einer Vitamin-D-Über­do­sierung kommen, aber auch hier nur, wenn gleich­zeitig ein Vitamin-K2-Mangel und evtl. eine zu gut­ge­meinte Cal­ci­um­ver­sorgung vorliegt.

 

Vitamin D  und Vitamin K2

Aus diesem Grunde wird auch bei der Ein­nahme von Vitamin D immer emp­fohlen, gleich­zeitig auf eine gesunde Vitamin-K2-Ver­sorgung zu achten. Vitamin K2 ist jenes Vitamin, das im Körper zwei große Auf­gaben erfüllt:

  • Vitamin K regu­liert die Blut­ge­rinnung, damit niemand bei schon der kleinsten Wunde ver­bluten muss.
  • Vitamin K leitet Cal­ci­um­über­schüsse im Blut in die Knochen, sorgt also dafür, dass das Calcium nicht etwa an den Blut­ge­fäß­wänden oder in Form von Nie­ren­steinen abge­lagert wird.

Da Vitamin D die Resorption von Calcium fördert, steigt mit der Vitamin-D-Ein­nahme auch die Menge des auf­ge­nom­menen Cal­ciums. Wenn nun Vitamin K2 fehlt, kann es zu den oben genannten Pro­blemen kommen, also zu einer Fehl­ver­teilung des Cal­ciums im Körper.

Die emp­foh­lenen Vitamin-K2-Dosen bei einer Vitamin-D-Sup­ple­men­tierung schwanken in Fach­kreisen beträchtlich – von 100 µg pro 5.000 bis 10.000 IE Vitamin D bis zu 100 µg pro 1.000 IE Vitamin D.

Vitamin D gegen Karies

Ver­schiedene Studien mit Kindern zeigten, dass eine aus­ge­gli­chene Vitamin-D-Auf­nahme Karies redu­zieren kann. Da Vitamin D mit­hilfe von Son­nen­strahlen in der Haut gebildet wird, lassen diese Ergeb­nisse darauf schließen, dass es einen Zusam­menhang zwi­schen der anstei­genden Aus­breitung von Karies und den ver­än­derten Gewohn­heiten von Kindern in der heu­tigen Zeit gibt. Wie können Sie sich und Ihr Kind vor Vitamin-D-Mangel und damit auch vor Karies schützen? (Super­hormon Vitamin D: So akti­vieren Sie Ihren Schutz­schild gegen chro­nische Erkran­kungen (Videos))

Vitamin-D-Mangel und Karies

Eine Publi­kation von Dr. Philippe P. Hujoel, die im Fach­ma­gazin Nut­rition Reviews ver­öf­fent­licht wurde, belegte nun, dass es tat­sächlich einen Zusam­menhang zwi­schen Vitamin-D-Mangel und Karies bei Kindern gibt. Dr. Hujoel ana­ly­sierte für seine Arbeit die Ergeb­nisse aus 24 kli­ni­schen Studien, die im Zeitraum zwi­schen den frü­heren 1920er Jahren bis in die späten 1980er Jahre mit mehr als 3000 Kindern durch­ge­führt wurden.

In all diesen Ver­suchs­reihen wurde getestet, welche Aus­wir­kungen höhere Vitamin-D-Werte bei Kindern haben. Dazu wurden die Ver­suchs­per­sonen ent­weder künst­licher UV-Strahlung aus­ge­setzt, oder ihnen wurde Vitamin D in Form von Nah­rungs­er­gän­zungs­mitteln oder als Kabeljau-Öl zugeführt.

Die Ergeb­nisse dieser 24 Studien fasste Dr. Hujoel zusammen und brachte sie auf einen Nenner.

„Mein Hauptziel war es, die Daten­sätze der unter­schied­lichen Studien zusam­men­zu­fassen, und danach einen neuen Blick auf die The­matik Vitamin D und Karies zu wagen,“

erklärte er in einer Pressemitteilung.

Dr. Hujoel von der Uni­ver­sität in Washington war jedoch nicht der erste Wis­sen­schaftler, der fest­stellte, dass Vitamin D die Aus­breitung von Karies stoppen kann. Bereits in den 1950er Jahren kamen die Ame­rican Medical Asso­ciation und der US National Research Council gemeinsam zu dem Schluss, dass Vitamin D tat­sächlich nützlich dafür sei, Zahn­karies zu reduzieren.

Dennoch drang dieses wert­volle Wissen über die posi­tiven Aus­wir­kungen von Vitamin D auf die Zahn­ge­sundheit nie bis in die breite Bevöl­kerung vor. Auch Zahn­ärzte infor­mieren ihre Pati­enten eher nicht darüber, dass Vitamin D den Zähnen zugutekommt.

Auch Dr. Michael Hollick, Pro­fessor für Medizin am Boston Uni­versity Medical Center, erklärte gegenüber der Presse, dass die Ergeb­nisse der Uni­ver­sität in Washington die Wich­tigkeit von Vitamin D für die Zahn­ge­sundheit bestätigen:

„Kinder, die einen Mangel an Vitamin D auf­weisen, haben in der Regel schlechte Zähne, ein unter­ent­wi­ckeltes Gebiss und sie sind anfäl­liger für Karies.“

Vitamin D für gesunde Knochen und Zähne

Vor allem wer­dende oder junge Eltern sollten sich darüber bewusst sein, dass Vitamin D essen­tiell wichtig für die Gesundheit ihrer Kinder ist. Vitamin D sorgt dafür, dass sowohl Zähne als auch Knochen besser mit Mine­ralien ver­sorgt werden.

Zudem weisen weitere Unter­su­chungen darauf hin, dass ein Vitamin-D-Mangel im Zusam­menhang mit der Ent­stehung vieler Krank­heiten steht. In ver­schie­denen Studien wurde bei­spiels­weise ein Vitamin-D-Mangel mit Brust­krebsrheu­ma­ti­scher Arthritis und einem höheren Herz­er­kran­kungs­risiko in Ver­bindung gebracht. Einen Mangel an Vitamin D sollte daher unbe­dingt ver­mieden werden.

Ältere Men­schen und Schwangere brauchen mehr Vitamin D

Ältere Men­schen sollten besonders auf ihre Vitamin-D-Ver­sorgung achten, da die Vitamin-D-Bildung in der Haut mit dem Alter nach­lässt. Auch Schwangere und stil­lende Frauen haben einen erhöhten Vitamin-D-Bedarf. Wenn in dieser Lebens­phase Auf­ent­halte in der Sonne nicht möglich sind, sollte gege­be­nen­falls eine Nah­rungs­er­gänzung durch Vitamin-D3-Kapseln mit einem The­ra­peuten besprochen werden.

 

Quellen: PublicDomain/zentrum-der-gesundheit.de am 16.07.2017

 

Der Artikel erschien ursprünglich hier:

https://www.pravda-tv.com/2017/07/vitamin-d-schutz-vor-karies-und-hilfe-bei-sonnenbrand/