Char­lot­tes­ville: Wofür wurden eine Woche vorher poli­tische Akti­visten und Pho­to­graphen für 25 $/Stunde angeheuert?

Eine „craiglist“ ist in den USA eine Art Klein­an­zei­gen­zeitung im Netz. So etwas gibt es in jeder Stadt, so auch in Char­lot­tes­ville. Das sieht dort so aus:

Unter „Jobs“ in der rechten Spalte (roter Pfeil) findet man die Zeile tv/film/video. Klickt man hier drauf, kommt man zu der Liste der ein­zelnen Angebote:

 

Hier findet man am 7. August eine Anzeige für „Actors and Pho­to­graphers Wanted in Char­lotte“. Klickt man diese Annonce an, finden wir die Annonce selbst:

Hier sucht die PR-Agentur „Crowds on Demand“ (Men­schen­mengen auf Bestellung) aus Los Angeles nach begeis­terten Dar­stellern und Pho­to­graphen für ein Event in der Stadt Char­lotte, NC (Char­lot­tes­ville). Ihre Events, so schreibt die Agentur, bieten alles, von Kund­ge­bungen über Pro­test­auf­märsche bis zu PR-Gags und ‑Stra­tegien und Pro­mi­nenten-Auf­tritten. Die größte Qua­li­fi­kation, die man vor­weisen könne, sei Enthu­si­asmus, und eine „wir-können-das-Stimmung“. Die Bezahlung sei die Übliche von 25 $ die Stunde, plus Aus­lagen wie Benzin, Park­ge­bühren, Uber-Taxi und öffent­liche Verkehrsmittel.

Diese Anzeige wurde etwa eine Woche vor den fürch­ter­lichen Zusam­men­stößen zwi­schen Teil­nehmern einer rechten Ver­sammlung und den linken Gegen­de­mons­tranten ver­öf­fent­licht. Zur Erin­nerung: Es kam dort zu gewalt­tä­tigen Aus­ein­an­der­set­zungen. Die Gewalt ging ein­deutig von beiden Seiten aus. Es waren große Mengen von Antifa-Kämpfern vor Ort, die sichtlich für einen Stra­ßen­kampf aus­ge­rüstet und bewaffnet waren. Die Rechten standen dem in nichts nach.

https://www.youtube.com/watch?v=aOT3wDR7WZU

Einer der rechten Akti­visten fuhr, als der ganze Aufruhr eigentlich schon vorbei war, mit seinem Auto einfach in die Menge der linken Gegen­de­mons­tranten und setzte dann zurück, als er von der Menge ange­griffen wurde. Er überfuhr und ver­letzte dabei mehrere Men­schen zum Teil schwer und fuhr eine Frau tot.

https://www.youtube.com/watch?v=qFR-iHmTWVo

Auf diesem Hin­ter­grund bekommt die oben genannte Anzeige Brisanz. In Char­lot­tes­ville wun­derten sich die Bürger über das massive Auf­gebot an links­ra­di­kalen Kämpfern, deren pro­fes­sio­nelle Aus­rüstung und über die zahl­reichen Video­re­porter und Pho­to­graphen, die von Anfang an dabei waren. Da auch kein anderes „Event“, auf das die Annonce zutreffen könnte, in Char­lotte stattfand, fragt man sich dort, ob diese PR-Agentur mit ihrer Anzeige die linken Kämpfer für die Gegen­de­mons­tration ange­heuert hat.

Die Anzeige defi­nierte außer Pho­to­graph und Video­re­porter keine genaue Rolle, fragt aber die Bewerber nach Vor­er­fah­rungen als poli­ti­scher Aktivist und auch, ob man ein­ver­standen sei, optional an fried­lichen Pro­testen teilzunehmen.

Auf ihrer Web­seite beschreibt sich die Agentur „Crowds on Demand“ als erfahren im Geschäft, große Men­schen­mengen rekru­tieren zu können, um ihren Kunden Leis­tungen wie Pro­teste und Demons­tra­tionen, Auf­märsche und Flash-Mobs im ganzen Land, zur Ver­fügung zu stellen. Es gibt sogar eine ganze Seite auf ihrem Web­auf­tritt für poli­tische Pro­teste und Kund­ge­bungen (Pro­tests and Rallies).

„Möchten Sie irgendwo in den USA richtig Ram­bazamba machen?“ fragt die Agentur ver­lo­ckend (Are you looking to create a buzz any­where in the United States?). Dann sei „Crowds on Demand“ der richtige Ansprech­partner. Man zählt das ganze Port­folio für alle mög­lichen Arten von denk­barem „Ram­bazamba“ auf und noch mehr:
„Wir bieten alles, ein­schließlich der Men­schen, des Mate­rials und sogar die Ideen. Sie können mit einem genauen Akti­onsplan zu uns kommen und wir setzen ihn um. ODER, sie können uns mit einer all­ge­meinen Idee ansprechen und wir können Ihnen helfen, die Stra­tegie zu planen und dann aus­zu­führen“ („We provide ever­y­thing including the people, the mate­rials and even the ideas. You can come to us with a spe­cific plan of action and we can make it happen. OR, you can approach us with a general idea and we can help you plan the strategy then execute it.“) 

Der Geschäfts­führer von „Crowds on Demand“ bestritt, laut einem Artikel der Fak­ten­che­cker­seite „Snopes“, dass seine Firma etwas mit den Gegen­pro­testen und den tra­gi­schen Gescheh­nissen in Char­lotte zu tun habe. Er wei­gerte sich aller­dings zu erklären, warum diese Anzeige geschaltet wurde und für welches andere Event in Char­lot­tes­ville die Dar­steller und Photographen/Videofilmer denn sonst ange­worben werden sollten. Er wollte ebenso wenig erklären, warum die umstrittene Anzeige am Tag nach den schreck­lichen Ereig­nissen in Char­lot­tes­ville zeit­weilig von der Craiglist ver­schwunden war. Er wollte auch nichts dazu sagen, ob seine Agentur diese Anzeige auf­ge­geben habe oder nicht.

Dr. Paul Craig Roberts, ehe­ma­liger stell­ver­tre­tender US-Finanz­mi­nister, Wirt­schafts­experte und Jour­nalist, weist darauf hin, dass die linken Gegen­de­mons­tranten, die — im Gegensatz zu den rechten Ver­an­staltern — behördlich gar keine Erlaubnis für ihre Gegen-Pro­test­ak­tionen hatten, erstaun­li­cher­weise aus­schließlich aus Weißen bestand. Nur Men­schen weißer Haut­farbe setzten sich mit Parolen gegen Ras­sismus und den Ku-Klux-Clan teils laut­stark, teils gewalt­tätig mit den „Alt-Right-Akti­visten“ aus­ein­ander. Es ging bei der behördlich ange­mel­deten Demons­tration ver­schie­dener mehr oder weniger rechter Gruppen und auch einer großen Menge kon­ser­va­tiver Bürger eigentlich nur darum, den Abriss der Statue des Süd­staa­ten­ober­kom­man­die­renden Robert E. Lee in Char­lot­tes­ville zu verhindern.

Gab es in der Mil­lio­nen­stadt Char­lot­tes­ville keine afro-ame­ri­ka­ni­schen Bürger, die ihrem Miss­fallen über den Auf­tritt von zum Teil offen ras­sis­ti­schen Orga­ni­sa­tionen wie dem Ku-Klux-Klan und der Statue eines Skla­ven­halter wie Robert E. Lee Aus­druck ver­leihen wollten? Oder waren hier eben doch „Berufs­de­mons­trierer“ und Antifas aus der links-weißen Bil­dungs­schicht auf­mar­schiert, die sich nachher ihre 200 Dollar plus Fahrtgeld und Über­nachtung bei der Agentur abgeholt haben?