Schon im November 2011 sagte Henry Kissinger in einem Interview „Wenn ihr nicht die Kriegstrommeln hört, müsst ihr taub sein!“. Das war eine Bemerkung, die nicht besonders ernst genommen wurde. Es blieb daraufhin ja auch lange ruhig – zumindest in Europa. Dann orakelte Jean Claude Juncker zu Jahreswende 2013, dass dieses Jahr 2013 das letzte Friedensjahr für uns sein könnte:
Seine Aussage, die auf Radio RTL gesendet wurde, lautet im Wortlaut:
„De Premier huet – e bësse prophéitesch – gewarnt, d’Joer 2013 kéint e Virkrisejoer ginn wéi d’Joer 1913, wou all Mënsch u Fridde gegleeft huet, ier de Krich koum.“
Übersetzung auf Deutsch:
„Der Premier — ein wenig prophetisch — warnt, das Jahr 2013 könnte ein Vorkriegsjahr werden wie das Jahr 1913, wo alle Menschen an Frieden glaubten, bevor der Krieg kam.“
Ab dem November 2013 fing in der Ukraine der so genannte Maidan an. Wie man mittlerweile weiß, war dieser Aufstand ein gelenkter, bei dem der Westen und George Soros seine Finger drin hatte. Man hatte sich den Ausgang dieser Revolution sicher ganz anders vorgestellt. Niemand erwartete, dass der Donbass dermaßen widerstandsfähig sein würde, dass Russland so eisern Zurückhaltung üben würde und diszipliniert der Versuchung widerstehen, als militärische Schutzmacht im Donbass aufzutauchen, und den Vorwand zum Losschlagen des Westens zu liefern. Und man hat nicht damit gerechnet, dass Russland die Vorbereitungen der Amerikaner, sich auf der — damals noch ukrainischen — Krim am Unterbauch Russlands einzurichten, mit einem Plebiszit blitzschnell unterläuft und die Krim per Volksentscheid wieder zu Russland nimmt.
Das hat Europa vor einem um sich greifenden, heißen Krieg, den Junckers so überraschend hellsichtig vorausgesehen hatte, noch einmal gerettet.
Die Kriegstrommel in Syrien wurde heftig geschlagen, aber auch hier bekam die USA nicht, was sie wollte. Auch hier kam Russland in die Quere. Jahrelang wurden die verschiedenen Islamistengruppen vom Westen hochgepäppelt, trainiert und ausgerüstet, und fast schien Syrien verloren und der ganze Mittlere Osten, wie beabsichtigt, ein instabiles Pulverfass zu werden. General Wesley Clarke erklärte 2007 öffentlich, dass es der Masterplan der USA war, sieben Länder in fünf Jahren umzustürzen. Syrien war eins davon.
Heute sehen wir, wie dank Russland die letzten Widerstandsnester der IS-Menschenschlächter ausgehoben werden. Syrien kehrt zur Stabilität zurück. Auch hier ging der US-Masterplan nicht auf.
Im Frühjahr 2015 sprach der Chef des privaten US-Geheimdienstes Stratfor, George Friedman vor der Denkfabrik „The Chicago Council“ über die Aussichten der nächsten Dekaden. Hier der Ausschnitt über Krieg und Frieden in Europa.
Im Sommer 2015 berichtete Russia Today Deutsch über auffallend viele und große Militärtransporte von NATO-Kriegsgerät und Soldaten quer durch Deutschland in den Vorhof Russlands. Russia Today berichtete damals: „Die NATO-Manöver in Osteuropa, insbesondere im Baltikum, haben seit der Ukrainekrise eine bisher nicht gekannte Intensität erreicht. Tausende NATO-Soldaten, insbesondere aus den USA, nehmen mit schwerer Artillerie, Kampf- und Schützenpanzern an diesen Übungen in Grenznähe zu Russland teil. [ … ] Unter der Bevölkerung und den beteiligten Eisenbahn- und Fährführern wächst das Unbehagen. Einer von ihnen hat sich nun an RT Deutsch gewandt. [ … ] Er und seine Kollegen müssen laut seiner Darstellung seit dem Sommer 2014 verstärkt US-Militärtransporte in Form von Panzern, Lastwagen und Artilleriegeschützen über die Fähre in Kiel Ostuferhafen nach Klaipeda fahren, die litauische Hafenstadt am anderen Ende der Ostsee. Von dort aus geht es dann in die jeweiligen NATO-Manövergebiete, wie zum Beispiel die Großübung Saber Strike 15 (Säbelschlag 15), die in Polen und allen baltischen Staaten stattfindet.
Nach seiner Einschätzung hat es die US-Panzertransporte in dieser Form und Intensität vor dem Beginn der Ukraine-Krise nicht gegeben: „Ganz selten hat es auch zuvor Militärverkehr gegeben, jedoch war dies früher nur die Bundeswehr und nicht die US-Army.“
https://www.youtube.com/watch?time_continue=1&v=tKaYbArhsNw
Die US-Army bestritt, dass diese Manöver im Baltikum im Zusammenhang mit der Ukraine stünden.
https://www.youtube.com/watch?v=I71kkwJBbsU
Eine Woche später erschien ein weiterer Artikel auf Russia Today. Ein anderer Lokführer sagte aus: „Hatte ich in meiner jahrzehntelangen Laufbahn als Lokführer zusammen genommen vielleicht fünf Militärzüge befördert, so waren es seit Beginn der Ukrainekrise schon über 15 solcher NATO-Transporte mit diversem Kriegsgerät. [ … ] Die DB hat, wie allgemein bekannt, einen massiven Personalmangel, der immer wieder zu zahlreichen Verspätungen führt, nicht jedoch im Falle der Militärzüge. Diesen räumt die DB beinahe absolute Priorität ein. Notfalls wird von anderen Zügen Personal abgezogen, damit die NATO-Transporte unter allen Umständen pünktlich ans Ziel kommen.“
Oben: Ein Güterzug der Deutschen Bahn mit leichten Militärpanzern zieht Im Juli 2016 durch den Erfurter Hauptbahnhof
Immer wieder kamen seitdem Berichte über Militärkonvois an die Öffentlichkeit. Bisweilen waren es auch geheime Kolonnen auf der Autobahn, ohne jede Kennzeichnung. Bei Dresden wurden Anfang 2016 50 Lastwagen, mit Planen abgedeckt und ohne Hoheitszeichen, fotografiert. Da es sich bei den Fahrzeugen um Humvees handelte, liegt die Vermutung nahe, dass es sich um amerikanische Militärtransporte handelte. Es gab viele solcher Meldungen. Ab 2017 wurden auffälligerweise ungekennzeichnete, weiße Fahrzeuge verwendet, in deren Fahrerkabinen aber Männer in Camouflage-Anzügen saßen. Wir haben selber an einer Raststätte 5 solcher ungekennzeichneten, weißen Busse voller Soldaten gesehen.
Im April und Juni 2017 berichtete die „Sächsische Zeitung“: „Militärtransporte häufen sich“, dass es schon ein gewohntes Bild sei, ständig Züge auf der Strecke durch Röderau passieren, ewig lang und vollgepackt mit US-Amerikanischem Kriegsgerät. Monatelang ratterte Zug um Zug mit Unmengen an Fahrzeugen, Panzern, Jeeps, Tanklastwagen und anderen gepanzerten Fahrzeugen durch Sachsen. Ein Bericht zeigt Fotos von – wieder in hellbeige lackierten – Panzern durch Riesa. Den ganzen Sommer über und auch jetzt noch im Oktober fahren ständig ungeheuer große Militärtransporte, meistens auf den Schienen durch Deutschland in Richtung Baltikum und Russland. Mal wird der Transport mit der Operation „Atlantic Resolve“, mal als Bestandteil des „Readiness Action Plans“ (RAP) der NATO begründet. Immer mit der Erklärung, man müsse in Osteuropa und dem Baltikum einer möglichen Aggression Russlands Einhalt gebieten.
Auch auf den Autobahnen beobachteten und filmten Autofahrer verstärkt Militärkonvois und Transporte.
https://www.youtube.com/watch?v=sE3n2jcddPA
Tatsächlich stationiert die NATO immer weiter Truppen vor den Grenzen zu Russland, von der Ostsee durch das Baltikum über die Ukraine. Darunter auch Franzosen, Belgier, Niederländer, Deutsche.
Das ist aber anscheinend alles immer noch nicht abgeschlossen. Seit März ist die US-Army sogar aktiv auf der Suche nach neuen Stützpunkten für neue Stationierungen. Auch hier ist Norddeutschland und die Region an der Ostsee besonders gesucht. Es geht ausdrücklich um eine permanente Stationierung. Kasernen in Niedersachsen und in der Umgebung Bremerhavens wurden inspiziert. Angeblich geht es zur Zeit um „vorausschauende Planung“. Das soll wohl beruhigen, weckt jedoch die Frage, was denn wohl geplant sein könnte, und da fallen einem doch sehr unerfreuliche Möglichkeiten ein.
Gedacht sei an eine Stationierung von 4000 Soldaten, als etwa einer Brigade. Es wird vermutet, dass es um eine Panzerbrigade gehen soll.
„ Da nach der Nato-Russland-Grundakte eine dauerhafte Stationierung von US-Truppen an der Nato-Ostgrenze nicht möglich ist, weswegen die dorthin verlegten Truppen rotieren, ist Deutschland aus Sicht des Pentagon ein guter Stationierungsort, von dem aus die Rotation der Truppen in Osteuropa und den baltischen Ländern erfolgt. Bislang sind zwei US-Brigaden in Europa stationiert, das 2nd Cavalry Regiment in Vilseck (Bayern) und die 173rd Airborne Brigade in Vicenza (Italien).“
Im Januar 2017 ist bereits ein Panzerbrigade der US-Army – nicht unter NATO Kommando! — hierher verlegt worden: „Nach Angaben des Pentagon: 3.500 Soldaten, 87 Panzer, 18 Paladin-Panzerhaubitzen, 419 Humvees, 114 Schützenpanzer (446 Kettenfahrzeuge, 907 Reifenfahrzeuge, 650 Anhänger).“
„Seit Februar wird auch die 10th CAB nach Europa verlegt: 2.200 Soldaten für einen neunmonatigen Einsatz von Februar bis November 2017 mit 12 CH-47 Chinook-Transporthubschraubern und 38 UH-60 Black Hawks, 12 HH-60 Black Hawks (MEDEVAC) und 24 AH-64 Apache-Kampfhubschrauber. Der Großteil der Soldaten und der Hubschrauber operiert vom US-Stützpunkt Illesheim (Bayern) aus (Pentagon verstärkt militärische Präsenz im Rahmen der Operation Atlantic Resolve). Im Oktober 2016 war noch die größte Munitionslieferung seit dem Ende des Kalten Kriegs über Deutschland nach Europa verschifft worden.“
Sieht man sich die Grafik der „Top Ten der am stärksten von US-Soldaten besetzten Länder im Jahr 2017“ an, die das Swiss Institute for Peace and Energy Research zusammengestellt hat (an dem auch Dr. Daniele Ganser wirkt), so fällt auf, dass die US-Army besonders stark in Japan, Deutschland und Südkorea vertreten ist.
Die Auseinandersetzungen um Nordkorea sind erst ab Mitte des Jahres wirklich virulent geworden. Das Ringen um die Vorherrschaft im Raum um das südchinesische Meer dauert aber schon wesentlich länger. Als treuer Verbündeter beherbergt Japan die erforderlichen Truppen der westlichen Supermacht. Man kann darüber spekulieren, welchen Zweck die jüngste und eingentlich sinnlose Eskalation um Nordkorea erfüllt in einer Region, in der seit Jahren ein Rüstungswettlauf um Dominanz über die strategisch wichtige Haupthandelsroute durch diese Gewässer tobt.
Die Stelle Nummer zwei nimmt Deutschland ein. Angesichts der in diesem Beitrag aufgezeigten Zunahme an Truppen und Kriegsgerät dürfte die Zahl von 34.400 US-Soldaten deutlich überschritten werden und auf Platz eins der im Ausland stationierten US-Soldaten klettern. Was dies für den Frieden und die zukünftige Entwicklung in Deutschland und Europa bedeutet, wird sich wahrscheinlich bald zeigen.