Der Studienleiter, Karl-Heinz Wehkamp und sein Kollege Heinz Naegler haben dafür mehr als 60 Ärzte sowie auch die Geschäftsleitung in den Krankenhäusern interviewt. Die Umfrage umfasst immerhin 12 Bundesländer. Die Ergebnisse dieser Studie sollen in gut einem Monat in Buchform erscheinen.
Umsatz ist wichtig
Im Ergebnis seien die Entscheidungen durch die Ärzteschaft vor allem durch die betriebswirtschaftlichen Rahmen- und Zielbedingungen vorgegeben, so die Ergebnisse der Studie. Der Kostendruck beeinflusse dabei sowohl die Aufnahme, die Form der Behandlung und schließlich die Entlassung der Patienten.
Dabei räumten die Befragten ein, dass die jeweilige Entscheidung in vielen Fällen ohne den betriebswirtschaftlichen Druck anders ausfiele.
Wer einmal im Krankenhaus liegt, muss demnach auch damit rechnen, operiert zu werden, wenn sich dahinter lediglich wirtschaftliche Entscheidungen verbergen würden.
Das wiederum heißt in der Konsequenz, dass die Mediziner sogar gegen ihre Berufsethik auf jeden Fall die Gesundheit der Patienten beeinflussten (Medizinskandale: Graue Vorzeit vs. schwarze Neuzeit der Medizin).
Politik sieht weg
Dabei sieht die Politik weg, so das Ergebnis der Studie. Die Krankenhäuser müssten mit „strukturellen Steuerungsschwächen“, wie es heißt sowie einigen „Fehlanreizen“ umgehen.
Das heißt übersetzt: Die Krankenhäuser müssen Gewinne erwirtschaften oder – sofern in staatlicher Hand – zumindest kostendeckend arbeiten, erhalten allerdings aus den Krankenkassen zu wenig Geld für ihre Arbeit.
Die Fehlanreize wiederum bestehen in diesem System darin, dass dann die betriebswirtschaftlich interessanteren Methoden angewandt werden.
So ist Deutschland „Weltmeister bei Hüft-OPs“. Zudem wird in Deutschland so viel operiert wie sonst nirgends in Europa – bezogen auf die einzelnen Personen.
Ein Beispiel: Rückenoperationen kosten durchschnittlich 10.000 Euro, hieß es im betreffenden Artikel, die Operation an einer Bandscheibe ungefähr 3.500 Euro. Konservative Behandlungsmethoden bringen dem Arzt etwa 1 % von diesen Summen.
Die daraus resultierenden Eingriffe sind zu 80 % (!) unnötig.
Neben der Rente ist die „Gesundheit“ in Deutschland das wohl größte Problem – über das kaum jemand spricht.
http://www.ardmediathek.de/tv/Reportage-Dokumentation/Operieren-und-kassieren-Ein-Klinik-Dat/Das-Erste/Video?bcastId=799280&documentId=43636430