Angela Merkels Neujahrsansprache war kaum überraschend. Sie wünscht sich mehr Zusammenhalt in der Bevölkerung, die sie gespalten hat. Wir wünschen uns einen solchen Zusammenhalt auch, denn für eine gelungene Revolution gegen die diktatorischen Zustände in Deutschland wird es Zusammenhalt brauchen. Weil wir das Jahr alledings nicht so ernst beginnen wollen, hier ein kleiner satirischer Beitrag der Seite www.sciencefiles.org — Merkels ehrliche Neujahrsansprache, wie sie sie eigentlich hätte halten müssen:
Liebe Angehörige des dritten Geschlechts, liebe Mitbürgerinnen, liebe Mitbürger,
wieder stehen wir am Ende eines Jahres.
Das Jahr 2017, das Jahr 12 meiner Regentschaft, es war ein erfolgreiches Jahr, das mit meiner Wiederwahl gekrönt wurde.
Es war auch ein Jahr, in dem Fragen aufgeworfen wurden; grundsätzliche Fragen; Fragen des Regierens und des Regiertwerdens.
Lassen Sie mich mit einer persönlichen Aussage beginnen.
Es hat mir persönlich wehgetan, dass 12,6% der Drittgeschlechtlichen, der Wählerinnen und Wähler ihr demokratisches Wahlrecht dazu missbrauchen, eine Partei zu wählen, die keine Blockpartei ist.
Wozu haben wir in all den vergangenen Jahren meiner Regentschaft die politische Gleichschaltung betrieben, wenn 12,6% der Drittgeschlechtlichen, Wählerinnen und Wähler bereit sind, diese Errungenschaft aufs Spiel zu setzen und unsere Gesinnungsgemeinschaft zu verlassen?
Sie sind der rechtspopulistischen Kritik an meiner Regentschaft und den damit verbundenen Errungenschaften auf den Leim gegangen. Sie haben sich einlullen lassen, von angeblichen Fehlentwicklungen und vermeintlichen Problemen.
Nichts davon ist wahr.
Liebe Drittgeschlechtliche, liebe Mitbürgerinnen und Mitbürger, Sie müssen verstehen und begreifen, dass die hohe Kunst der Regentschaft, die Arbeit am Großen Guten mit Opfern und Rückschlägen und vor allem mit Kompromissen verbunden ist.
Der US-amerikanische Gründer einer Frühstücksriegelfabrik hat einmal gesagt: There is no free brunch. Jede Entscheidung für etwas, ist eine Entscheidung gegen etwas. Wenn ich entscheide, dann tragen Sie die Folgen. Und jede Entscheidung, die ich treffe, ist eine Entscheidung für und gleichzeitig gegen etwas.
Wenn wir eine Million vornehmlich junge Männer als Flüchtlinge aufnehmen, dann kommt damit ein Mehr an Kriminalität. Das ist eben so. Das müssen wir akzeptieren. Um des Großen Guten willen.
Da wo das Große Gute verwirklich wird, sind individuelle Opfer bedauerlich, aber nicht zu vermeiden. Doch: In 200, 300, ja in 500 Jahren wird kein Mensch mehr an Mordopfer X aus Y denken. Aber in 200, 300, ja in 500 Jahren werden an den Lagerfeuern der Geschichte im dann stromlosen Deutschland die Versammelten der Geschichte von Angela Merkel lauschen, der Führerin, die es geschafft hat, die Lebensverhältnisse im gemeinsamen Deutschland an die der ehemaligen DDR anzugleichen.
Und wie haben wir das geschafft? Mit einem Plan. Einem großen Plan zur Erreichung des Großen Guten. Ein Amtsvorgänger von mir hat einmal gesagt:
„Wenn ich durch die Straßen gehe und etwas Neues Schönes sehe, dann verweise ich stolz darauf: Das hat mein Freund getan, mein Freund der Plan“ [1] .
Unser Plan ist es, Deutschland zu einem Land reiner Gesinnung zu machen. Wir haben uns für den Ausstieg aus der Kernenergie entschieden. Eine solche bahnbrechende Entscheidung hat nicht nur ganz viele positive Folgen, sie hat auch negative Konsequenzen: Forscher wandern ab, jene Ewiggestrigen, die glauben, es mache Sinn, neue Technologien wie die Kernfusion zu erforschen, kehren uns den Rücken. Manche sagen, das sei ein Brain Drain. Ich sage, das ist eine notwendige Säuberung, die für das Große Gute notwendig ist.
Unser Plan ist es, Deutschland zu einem Land der Gleichberechtigten zu machen. Wir bevorzugen Frauen. Die negative Konsequenz davon ist, dass Männer, die motiviert sind und gute Arbeit leisten würden, abwandern. An ihre Stelle treten Frauen, die ein Auge auf einem potentiellen Heiratspartner und ein Auge auf dem Rückzug in die Fertilität der Familie haben. Manche meinen, damit reduzieren wir die Produktivität und die Wirtschaftskraft Deutschlands. Ich aber sage Euch: Das ist eine notwendige Säuberung auf dem Weg zum Großen Guten.
Unser Plan ist es, Kinder in Schulen zu treuen Dienern des Staates, also des Großen Guten zu erziehen. Eine solche Erziehung zum Großen Guten hat ihren Preis. Abweichendes Denken, das vielleicht dazu geführt hätte, neue Ideen und Innovationen, Kreativität möglich zu machen, geht verloren. Aber wir gewinnen etwas viel wichtigeres: Richtige Gesinnung. Richtige Gesinnung ist unendlich viel mehr wert als gute Ideen.
Ein Österreicher dem es in Deutschland nicht gepasst hat, weshalb er rüber gegangen ist, rüber nach Amerika, hat neue Ideen als Anfang kreativer Zerstörung bezeichnet. Wollen Sie Zerstörung? Wollen Sie Ideen verwirklicht sehen, die Ihr Leben, wie Sie es kennen, verändern, zerstören?
Die Farbe in ihren schwarz-weiß-Fernseher bringen, die Stromkosten reduzieren, die ihnen die Möglichkeit geben, sich mit einem Computer und mit Menschen zu vernetzen, die sie nicht kennen, nie gesehen haben und mit denen sie keine Gesinnung teilen?
Wir wollen das auch nicht.
Deshalb haben wir, hat mein guter Freund Heiko Maas aus der sozialdemokratischen Blockpartei, Schritte in die Wege geleitet, um die Freiheit im Internet zu beenden. Die richtige Gesinnung braucht Hege und Pflege.
Freiheit ist der Nährboden abweichender Ideen. Sie ist der Feind der richtigen Gesinnung. Das wusste schon einer meiner Amtsvorgänger, als er von der Schutzmauer des demokratischen Deutschlands gesagt hat, dass sie „auch in 50 und auch in 100 Jahren noch bestehen bleiben wird, wenn die dazu vorhandenen Gründe nicht beseitigt sind“.
Eine Entscheidung für Freiheit ist eine Entscheidung gegen Sicherheit. Deutsche, das zeigen mir die jüngsten Debatten, wollen Sicherheit, keine Freiheit. Deshalb planen wir, die Freiheit weiter zu beschränken, um uns auch in diesem Punkt, dem Niveau des realen Sozialismus des demokratischen Deutschlands anzupassen.
Unsere Planpolitik hat alle Nutzen und Kosten kalkuliert. Wir wissen, dass man Schüler nur auf Kosten von Bildung indoktrinieren kann. Wir nehmen das für das Große Gute in Kauf.
Wir wissen, dass man Frauen nur auf Kosten wirtschaftlicher Effizienz gegenüber Männern bevorzugen kann. Das ist eine Offensichtlichkeit der Geschichte. Männer sind eher bereit, Risiken einzugehen. Deshalb sind die meisten Erfindungen von Männern gemacht worden: Aber Erfindungen sind Neues, tragen das Potential „kreativer Zerstörung“ in sich. Das wollen wir nicht. Wir wollen das Große Gute. Deshalb bevorzugen wir Frauen. Deshalb holen wir Flüchtlinge nach Deutschland. Deshalb interessiert uns der Brain Drain nicht.
Wem es in Deutschland nicht passt, der soll doch rüber gehen.
Das haben Konservative in den 1970er und 1980er Jahren Sozialisten an den Kopf geworfen. Wie falsch sie doch gelegen haben. Ihr seid nicht zu uns, wir sind zu Euch gekommen, haben Deutschland sozialisiert. 12 Jahre unter meiner Regentschaft haben auch den letzten Rest einer konservativen, geschweige denn einer kreativen Idee beseitigt. Deshalb enttäuscht mich der Missbrauch des Wahlrechts, den Millionen Deutsche mit der Wahl einer Nicht-Blockpartei betrieben haben, persönlich.
Aber wir sind nicht wie andere. Wir hindern niemanden daran, auszuwandern. Niemand hat die Absicht, eine Mauer zu errichten,[2] wie ein Parteikollege einst gesagt hat. Aber wir trauern auch denen, die nicht mit richtiger Gesinnung mit uns am Großen Guten arbeiten wollen, nicht nach.
Wir brauchen in Deutschland tatkräftige Jugendliche, die im Gleichschritt am gemeinsamen Ziel arbeiten, die bereit sind, Opfer für das Große Gute zu bringen, damit an den Lagerfeuern der Geschichte unser, mein Loblied gesungen werden wird.
Ich bitte Sie, mit mir das Glas zu erheben und zu trinken: Auf die internationale Solidarität, auf den Frieden und das Glück aller Völker, auf das 13. Jahr meiner Regentschaft über unsere deutsche demokratischen Republik.[3]
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[1] Zitat Walter Ulbricht, 1953 im DDR-Rundfunk.
[2] Zitat Walter Ulbricht, 1961 auf einer Pressekonferenz knapp zwei Monate vor dem Bau der Berliner Mauer
[2] Weitgehend [Ausnahme 12 Jahre Regentschaft], Zitat Erich Honecker anlässlich der Feier zum 40jährigen Bestehen der DDR.
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