Im Fasching regieren die Narren, hieß es früher. Heute regiert auch da stattdessen die Meinungsdiktatur, die offensichtlich ein Kerngebiet des deutschen Staates geworden ist. Darum schreitet nun auch nach einem Karnevalsumzug einmal mehr der Staatsschutz ein.
(Von L. S. Gabriel)
Am Sonntag fand ein „aufrechter Bürger“ beim Anblick eines Mottowagens in Saarbrücken beim Dudweiler Fastnachtsumzug, er müsse Anzeige wegen Volksverhetzung erstatten. Ein Karnevalswagen trug eine Badewanne, in der bärtige Puppen mit Turbanen saßen. Auf dem Zuber war zu lesen: „Die Wanne ist voll“. Diese Anspielung auf die inszenierte Invasion werte‑, kulturfremder und oft auch gewaltaffiner Menschen wird jetzt als fremden- und staatsfeindlicher Akt behandelt und der Staatsschutz ermittelt gegen den Betreiber des Wagens, bei dem es sich wohl um einen Saarbrücker Karnevalsverein handelt. Man nehme „die Sache sehr ernst“, so ein Polizeisprecher gegenüber der Saarbrücker Zeitung.
Der Narr steht für die Stimme des Volkes, der Opposition und des gesunden Menschenverstandes, wo dieser einer volksfeindlichen Macht weichen musste. Und schon in früheren Zeiten operierte der (Hof)-Narr in gesonderter Stellung. Der Narr tritt, wie die Satire an, politische und gesellschaftliche Missstände aufzuzeigen. Er legt Widersprüche gnadenlos offen. Sein Job ist es, die alltäglichen Grotesken und ihre politischen Akteure zu demaskieren und auch zu verspotten. Seine Polemik ist Programm.
Einstmals, an herrschaftlichen Höfen durfte sich der Narr beinahe unantastbar herausnehmen, was sonst niemand durfte. Heute fühlen sich die politischen Machthaber aber ganz offensichtlich noch weit erhabener und über dem Volk stehend, das, so es die Meinung der Herrschenden nicht teilt, als Pack und Ratten gesehen wird.
Quelle: PI-News.net
Sie bekommen alle neuesten Artikel per E-Mail zugesendet.