Null Toleranz für Bür­ger­ent­scheide – der Toleranz zuliebe

Wie unter dem Deck­mantel der Auf­klärung Bür­ger­wille ver­un­glimpft und mediale Into­leranz als Advokat demo­kra­tisch gesinnter Toleranz vor­ge­täuscht wird. Ein Gast­beitrag von Josef Hueber
In Kauf­beuren haben sich die Bürger mehr­heitlich gegen den Bau einer Moschee ent­schieden. Dies passt weder den Sys­tem­medien noch der poli­ti­schen Unter­wer­fungs­klasse. Grund­kennt­nisse vom ideo­lo­gi­schen Ver­ständnis von Archi­tektur im Islam könnten den Staats­medien und deren  Mode­ra­toren nicht schaden bei der Abfassung von Kom­men­taren. Die grund­sätz­liche Pro­ble­matik ist offen­sichtlich nicht verstanden.

WIE MAN KÄSE MIT DER HAND GEMACHT HAT

Der BR (Baye­rische Rundfunk), von Bun­des­ver­fas­sungs­ge­richts Gnaden zwangs­fi­nan­ziert, sendet im Fern­sehen seit Jahren ein sen­ti­men­tales, von Ver­gan­genheit besof­fenes und durch nichts bedrohtes, baye­ri­sches Hei­matland-Bild in kit­schigen Schnulzen, aber auch in süß­lichen Doku­men­ta­tionen über die dem Men­schen angeblich viel gemä­ßeren Früher–Zeiten: Wie man Käse mit der Hand gemacht hat, wie man aus Gras Schuhe flechten konnte, wie die Kühe auf der Weide noch glücklich waren, und was es noch alles an vor­di­gi­taler, heiler Welt gab.
Sen­dungen voller Bewun­derung für immer neue High-Tech Pro­dukte der Jetzt-Zeit würden den ein Gläschen Wein genie­ßenden, typi­schen Ü60 ‑Zuschauer nicht von Yes­terday träumen lassen. So geht blind­äugige, Rea­lität betäu­bende Nost­algie. Man hält unan­ge­nehme Mul­ti­kulti-Schreck­lich­keiten, die leider immer wieder als toxi­scher Infor­ma­tions-Fein­staub in den Sen­dungen der Öffentlich Recht­lichen nicht ganz zu ver­meiden sind, mög­lichst vom Publikum fern, um das Schwelgen in hei­mat­licher Ver­gan­genheit und  Gemüt­lichkeit nicht mit aktu­ellen Ereig­nissen zu vergiften!
Der jüngste Bür­ger­ent­scheid in Kauf­beuren gegen den Bau einer Moschee müsste, so gesehen, den Damen und Herren Redak­teuren der BR-Pro­pa­ganda-Crew eigentlich munden. Doch die die links-grünen Rund­funkler sehen sich in erster Linie dazu ver­pflichtet, die Welcome-Politik von Merkel und ihren After-Vasallen der Alt-Par­teien in den Köpfen ihrer Bezahl­kunden zu implementieren.

IN KAUF­BEUREN WAR DIE POLITIK TAT­SÄCHLICH DER VER­LO­CKUNG EINES DEMO­KRA­TI­SCHEN GEDANKENS ERLEGEN

Was war genau los?  In Kauf­beuren war die Politik tat­sächlich der Ver­lo­ckung eines demo­kra­ti­schen Gedankens erlegen: Man fragte einfach mal die Bürger, ob sie es okay finden, wenn in ihrem Gebiet eine Moschee gebaut wird.
Ver­mutlich ging man davon aus, dass die Befragten nicht wussten (oder man wusste es selbst nicht), dass der Bau einer Moschee nach isla­mi­schem Ver­ständnis die ter­ri­to­riale und ideo­lo­gische Besitz­nahme eines Gebietes bedeutet. Die unter­stellte Unkenntnis der Bürger war also eine fol­gen­schwere Fehl­ein­schätzung.  Jeden­falls wollte die Mehrheit der Kauf­beurer keine Moschee, was aber der Bür­ger­meister offi­ziell bedauerte – und dies wohl, poli­tisch korrekt,  bedauern musste. Er wollte natürlich nicht als „Rassist“ gelten!
Der BR findet den deutlich geäu­ßerten Willen der Kauf­beurer und die Respek­tierung  dieser demo­kra­ti­schen Ent­scheidung offen­sichtlich nicht tole­rabel.  Die Debatte sei, so im Vor­spann, „auf­ge­heizt“ , führe aber „nicht besonders weit“. Man fühle sich „ratlos“.

NANNY-TV

Gegen die in der Ablehnung des Moscheebaus zum Aus­druck kom­mende Ent­schlos­senheit der Bürger, die Bewahrung der eigenen Kultur gegenüber einer zunehmend feindlich gesinnten ent­schlossen zu ver­tei­digen, fährt der Sender auf­grund seiner nicht zu leug­nenden ideo­lo­gi­schen Aus­richtung eine pseudo-intel­lek­tuelle Stra­tegie: Er betreibt „Auf­klärung“, weil der Bür­ger­ent­scheid offen­sichtlich ein deut­liches Maß an bie­der­mei­er­licher Unwis­senheit und Welt­ver­schlos­senheit erkennen lässt.
In dem Format „Kul­turwelt“ arbeitete man unlängst am frühen Morgen daran, dass der Hörer in Fragen Moscheebau richtig denkt. Also so denkt: Wir sind tolerant und haben Reli­gi­ons­freiheit, und dies gebietet uns, keine Hürden dagegen aufzubauen.

MUSLIME = JUDEN = CHRISTEN

Bei dieser Aufgabe hilft eine Expertin. Sie weiß nämlich, dass das Hin und Her um die Moschee ein sehr altes Problem auf­greift. Dieses werde aktuell nur neu „ver­handelt“. (Inte­gration täglich neu „ver­handeln“!). Tak­tisch kommt die bekannte, olle Kamelle der Gleich­set­zungen in den Gut­medien zum Einsatz, so dass der naive Rezi­pient denkt: Alles Jacke wie Hose. Man kennt das: Was Ver­gan­genheit und Gegenwart betrifft, gilt, je nach Lügen­bedarf:  Muslime = Juden = Christen. Christen führten Kreuzzüge. Juden haben gesteinigt. Nicht nur Muslime kannten mör­de­rische Gewalt.  Also: Keine Unter­schiede im Dschungel von irr­sin­nigen Vergleichen.
Die Expertin im Interview lässt den Hörer von BR2 , anspruchsvoll for­mu­liert, wissen: Was mit der Ablehnung eines Moschee-Baus auf christlich-abend­län­di­schem Grund die in Deutschland lebenden Muslime erfahren, betraf einst auch die Christen. Und somit ist es in der Bewertung der Umstände gleichzusetzen.
Josef II., Sohn von Kai­serin Maria The­resia, einer Kämp­ferin für den Katho­li­zismus, erließ einst ein „Tole­ranz­patent“. Er erlaubte Pro­tes­tanten, eigene „Bethäuser zu betreiben“. Sie durften aber „keine Türme, keine Glocken und keinen Eingang zu Straße hin“ haben, d.h. sie durften nicht wie eine Kirche aus­sehen. (Zwi­schenruf: Sind wir also im Wider­stand gegen Moscheen rück­stän­diger als der Herr­scher vor mehr als 200 Jahren?)

DIS­KRI­MI­NIERUNG VON MINDERHEITEN

The­sen­artig stellt sie weiter fest: Sakral­bauten sind eine ganz inter­es­sante Ver­bindung, ein sicht­bares Zeichen einer Reli­gi­ons­ge­mein­schaft nach außen. Frühe Christen mussten sich als Ver­folgte in pri­vaten Häusern treffen. Ist es nicht eine Wie­der­holung der Geschichte, so soll der Zuhörer, Unter­schiede ein­ebnend, fragen, wenn wir uns auf­lehnen gegen eine Religion, die bei uns Anspruch auf öffent­liche Sicht­barkeit erhebt, gerade auch durch den Bau von Moscheen?
Um die Unan­ge­mes­senheit des Bür­ger­ent­scheids  noch weiter zu ver­deut­lichen, springt die Mode­ra­torin nun endlich auf den Zug der Dis­kri­mi­nierung von Min­der­heiten. Kauf­beuren zeige: Eine Mehrheit will eine Min­derheit nicht tole­rieren. Die Min­derheit wie­derum habe „keinen Raum“ der Selbst­dar­stellung und Iden­ti­fi­kation. Unsere Gesetze und unser kul­tu­relles Selbst­ver­ständnis gewähren Min­der­heiten die gleichen Rechte wie den Mehr­heiten. „Sicht­barkeit“ ist folglich das Recht auch von Mino­ri­täten. Und „Sicht­barkeit“ kommt im aktu­ellen Fall zuvör­derst im Bau einer Moschee zum Ausdruck.

JUDEN ALS MINDERHEIT

Viel­leicht hilft ein Blick auf eine andere Min­derheit in Deutschland, um die Abwe­gigkeit dieser Argu­men­tation zu verdeutlichen.
Juden sind bei uns eine Min­derheit. Wer sieht, wie im Falle des Kauf­beurer Bür­ger­ent­scheids, unsere frei­heit­liche Zukunft durch eine Syn­agoge bedroht? Gab es schon einmal  Bür­ger­ent­scheide, die den Bau von Syn­agogen unter­binden wollten?
Es muss Gründe für das Abstim­mungs­er­gebnis in Kauf­beuren gegeben haben, von denen man im regie­rungs­treuen Sender BR offen­sichtlich nichts wissen will. Den Bürgern von Kauf­beuren sind sie bekannt.  Der „Expertin“ offen­sichtlich nicht.
Es fragt sich, wer von beiden Auf­klärung nötig hat.


Ein Gast­beitrag von Josef Hueber, der zuerst auf Phi­lo­sophia Perennis erschien