Der chinesische Botschafter in Syrien, Qi Qianjin, hat zum Schrecken der im Nahen Osten agierenden, westlichen Kräfte angeboten, dass die chinesische Armee der syrischen Assad-Regierung bei der Rückeroberung der umkämpften und von Dschihadisten gehaltenen Gebiete um Idlib hilft. Immerhin befinden sich tausende muslimische Uiguren aus China unter den Dschihadisten. In einem Interview mit der regierungsfreundlichen, syrischen Tageszeitung Al-Watan sagte Qi Qian, die chinesische Armee sei gewillt, “gemeinsam mit der syrischen Armee gegen die Terroristen in Idlib und in anderen Teilen Syriens” zu kämpfen.
In Idlib selbst, das seit 2015 von der Al Nusra Front gehalten wird, hat derzeit diese Terrororganisation – nun unter dem Namen “Hayat Tahrir al-Sham” (HTS) – das Sagen. Das sind vorwiegend mit der Al-Kaida verbundene, islamistische Milizen, die von den Vereinigten Staaten und den arabischen Golfstaaten finanziert und unterstützt werden. Bereits im September könnte es zu einer – nach informierten Quellen geplanten – Großoffensive Assads im Norden kommen, um die schätzungsweise rund 40.000 Mann starke Islamistenarmee in der Region endgültig niederzuringen. Diese große Zahl an islamistischen Dschihadisten (inklusive fremder Söldner) hat sich in Idlib gesammelt und festgesetzt, um sich dort, in einer letzten Widerstandsbastion, gegen ihre endgültige Vertreibung zu verteidigen. Sie agieren und bewegen sich in diesem Gebiet zwischen zwei Millionen Zivilisten. Daher befürchtet man, dass die bevorstehende Schlacht um Idlib zu einer der blutigsten des ganzen, nunmehr sieben Jahre andauernden Krieges werden könnte – vergleichbar mit der Schlacht um Aleppo im Jahr 2016 – und zudem viele zivile Opfer kosten könnte.
Chinas Hauptinteresse besteht hauptsächlich darin, zusammen mit syrischen Regierungstruppen die ziemlich große Gruppe der in Idlib kämpfenden, chinesischen muslimischen Uiguren-Söldner auszumerzen. Die unerbittlichen, militanten, islamistischen Uiguren sind in den letzten Jahren zu Tausenden aus der westchinesischen Provinz Xinjiang nach Syrien eingesickert. In China steht diese ethno-religiöse Minderheitengruppe der Uiguren zunehmend unter Verfolgung und wird vom chinesischen Staat streng überwacht. Im Jahr 2017 schätzte die syrische Regierung ihre Zahl auf rund 5.000 Kämpfer in Syrien.
Der chinesische Botschafter in Syrien, Qi Qianjin, betonte in seinem Interview mit Al-Watan die gemeinsamen Interessen Syriens und Chinas, gegen den Terror zu kämpfen. Dabei bezog er sich indirekt auf die uigurische Dschihadisten: “Wir wissen, dass der Krieg gegen den Terror und die syrische Kampagne gegen die Terroristen nicht nur den Interessen des syrischen Volkes dienen, sondern auch den Interessen des chinesischen Volkes und aller Völker der Welt.“ Er erläuterte die chinesischen Interessen in diesem Krieg: “Es gab eine enge Zusammenarbeit zwischen unseren Armeen im Kampf gegen die Terroristen [die nach Syrien kamen] aus der ganzen Welt, einschließlich Terroristen, die aus China kamen. Diese Zusammenarbeit zwischen den Armeen und [anderen] wichtigen Elementen wird zukünftig fortgeführt…”
Auf die Frage nach der bevorstehenden Idlib-Offensive antwortete Qianjin, China “verfolge die Situation in Syrien, insbesondere nach dem Sieg im Süden, und das chinesische Militär sei bereit, sich gemeinsam mit der gegen die Terroristen kämpfenden, syrischen Armee, in Idlib und überall anders in Syrien zu beteiligen.”
Einem anderen Beitrag in “Al-Watan” zufolge unterstützte der chinesische Militärattaché in Syrien, Wong Roy Chang, diese Aussage des chinesischen Botschafters, wenn auch in deutlich zurückhaltenderer Weise. Chang sagte: “Die militärische Zusammenarbeit zwischen der syrischen und der chinesischen Armee läuft bereits. Wir haben gute Beziehungen und wir pflegen diese Zusammenarbeit, um der Sicherheit, Integrität und Stabilität unserer Länder zu dienen. Wir – China und seine Armee – wollen unsere Beziehungen zur syrischen Armee ausbauen.”
Auf drängenderes Nachfragen, ob den chinesische Truppen in der Idlib-Kampagne teilnehmen werden, sagte Militärattachée Chang, dies sei eine „politische Entscheidung“, die in Peking getroffen werde.
(Anmerkung): In der gegenwärtigen Situation der eskalierenden Handelskriege mit Washington richtet China schon länger sein Augenmerk darauf, seine Wirtschaftspartnerschaft mit Damaskus zu erneuern, denn chinesische Unternehmen im Nahen Osten sehen sich immer öfter westlichen Angriffen ausgesetzt, weil die USA versucht, eine Verfestigung der chinesischen, russischen und syrischen Zusammenarbeit und gemeinsamen Abwehrfront gegen die US-amerikanische Agenda im Nahen Osten zu verhindern.
So, wie die Lage aussieht, scheint sich der syrische Präsident Assad langfristig durchzusetzen, größtenteils mithilfe der Russen und Chinesen. Wenn jetzt auch noch eine direkte militärische Unterstützung der beiden Großmächte erfolgt, dürfte der endgültige Sieg der syrischen Regierung bevorstehen und Syrien befriedet werden und wieder unter die Kontrolle seines gewählten Präsidenten kommen. Das würde allerdings die Langzeitstrategie der USA für diese Region massiv durchkreuzen und für die arabischen Länder dieser Region eine Neuorientierung bedeuten.
Dieser Beitrag stammt von connectiv.events