Merkel ist übergeschnappt

Merkel ist über­ge­schnappt. Anders kann man es tat­sächlich nicht bezeichnen, wenn man sich vor Augen führt, was sie im ARD-Som­mer­in­terview gesagt hat.
(Von Dr. Rainer Zitelmann)
Im ARD-Som­mer­in­terview wurde Angela Merkel gefragt, was einmal das Ver­mächtnis ihrer Kanz­ler­schaft sein solle. Also was kom­mende Gene­ra­tionen mit ihrem Namen ver­binden sollen. Nachdem sie zuerst, wie zu erwarten, meinte, darüber sollten andere ent­scheiden, ließ sie sich doch eine Antwort ent­locken, die sie auf Nach­frage sogar noch einmal bestä­tigte: Sie wolle, dass ihre Kanz­ler­schaft mit EUROPA ver­bunden wird.
Auf diese Idee muss man erst einmal kommen. Dies zeigt aus meiner Sicht einen völ­ligen Realitätsverlust.
Merkel als Euro­pa­kanz­lerin? Um die euro­päische Einheit ist es so schlecht bestellt wie seit Jahr­zehnten nicht, und niemand hat soviel dazu bei­getragen wie sie. Und da will Merkel als Kanz­lerin wahr­ge­nommen werden, die besonders viel für Europa getan hat?
Merkels Europa-Bilanz ist eine Katastrophe:
— Die Briten, die für uns der wich­tigste Ver­bündete (gerade in wirt­schafts­po­li­ti­schen Fragen) waren, sind aus­ge­schieden. Merkel hat alle Kraft zur Grie­chen­land­rettung ein­ge­setzt und sich nicht im Geringsten bemüht, dass die Briten in der EU bleiben. Das Ergebnis: Die Griechen sind weiter im Euro, was weder dem Euro noch den Griechen gut tut. Aber die Briten sind raus aus der EU. Dazu bei­getragen hat Merkel auch, weil sie die Briten mit ihrer Politik der gren­zen­losen Will­kom­mens­kultur und der euro­päi­schen Quoten ver­schreckte, was mit zum nega­tiven Brexit-Votum bei­getragen hat.
— Das Ver­hältnis mit den ost- und mit­tel­eu­ro­päi­schen Staaten Ungarn, Polen, Tsche­chien usw. ist durch Merkels Politik ver­dorben. Sie wollte diese Staaten zwingen, gegen ihren Willen Zuwan­derer auf­zu­nehmen. Das haben die sich nicht bieten lassen – und dies hat Europa weiter gespalten. Merkel war so welt­fremd, dass sie glaubte, ihre Politik der gren­zen­losen Will­kom­mens­kultur allen anderen euro­päi­schen Staaten auf­zwingen zu können. Das Ergebnis sind popu­lis­tische Regie­rungen wie in Italien, die bestimmt keine Garanten für eine weitere Einigung Europas sind. Merkel hat Deutschland mit ihrer welt­fremden Politik der gren­zen­losen Will­kom­mens­kultur voll­kommen iso­liert – alle anderen Länder, von Schweden über Öster­reich oder Ungarn bis Italien, ver­folgen eine ent­ge­gen­ge­setzte Politik.
— Die „Euro-Ret­tungs­po­litik“ von Merkel hat nicht zu einer Ver­stärkung der euro­päi­schen Einheit geführt, sondern zu zuneh­mender Ent­fremdung zwi­schen den Völkern. Und zudem zu öko­no­misch unkal­ku­lier­baren Belas­tungen Deutsch­lands für die Zukunft.
Merkel glaubt im Ernst, sie werde als große Meis­terin der euro­päi­schen Einigung in die Geschichte ein­gehen? Auf die Idee muss man erst einmal kommen. Nein, kein His­to­riker wird das so sehen.
Die His­to­riker werden sich später nur streiten, ob Merkel eine Oppor­tu­nistin der Macht war, der es aus­schließlich um die Macht als Selbst­zweck ging – oder eine welt­fremde grüne Ideo­login. Und was ihre Rolle in Europa anlangt, so wird sie als die­jenige Kanz­lerin in der Nach­kriegs­ge­schichte gesehen werden, die am meisten dazu bei­getragen hat, den Prozess der euro­päi­schen Einigung zu gefährden.
 


Von Dr. Rainer Zitelmann für TheEuropean.de