EU-Arbeits­lo­sen­rück­ver­si­cherung: Olaf ganz allein zu Haus

Finanz­mi­nister Olaf Scholz hat sich soviel Mühe gemacht und möchte auch einmal einen nen­nens­werten Beitrag leisten zur großen Europa-Politik. Nicht nur Frau Bun­des­kanz­lerin, Frau Dr. Angela Merkel, soll in der Geschichte Europas einen bedeut­samen Platz inne­haben (was sie sicher wird, nur nicht so, wie sie möchte), sondern auch er will der Euro­päi­schen Union seinen Namen auf­drücken. Viel­leicht, wie zum Bei­spiel Herr Hartz mit seiner Lang­zeit­ar­beits­lo­sen­hilfe. Die EU-Bürger sollen also in Zukunft sagen können, sie „scholzen“, wenn sie aus einem gemein­samen EU-Topf Arbeits­lo­sen­un­ter­stützung bekommen.
Das neue Star­projekt heißt „European Unem­ployment Sta­bi­lization Fund“ (EUSF). Dabei ist das Ganze als eine „Rück­ver­si­cherung“ gedacht. Nicht der ein­zelne Arbeitslose aus dem EU-Mit­glieds­staat Süd-Absur­distan bekommt direkt die Lizenz zum scholzen, sondern die Arbeits­lo­sen­ver­si­cherung aus Süd-Absur­distan, die es dann wei­ter­ver­teilt. Das Pro­gramm soll plötz­liche, tiefe Ein­brüche der (noch) natio­nalen Arbeits­lo­sen­ver­si­cherer abfedern. Dabei wolle man auch das Erstarken der Rechts­po­pu­listen euro­paweit stoppen, weil Leute, die ihre Arbeit ver­lieren und in Not geraten, nicht besonders lang nach­denken müssen, warum sie so arm und ver­zweifelt geworden sind und natürlich die ganzen Fehl­leis­tungen der EU-Politik als Grund dafür sehen. Die ein­zigen Par­teien, die dabei ihrem Missmut eine Stimme geben können, sind die „pöhsen Rechtspopulisten“.
Und es geht NATÜRLICH, wie immer, um die Sta­bi­li­sierung der Eurozone und die Schaffung einer soli­da­ri­schen, euro­päi­schen Arbeits­lo­sen­ver­si­cherung. Inter­es­san­ter­weise wird die EU seit Jahren ständig mit großem Tamtam und Mil­li­arden und Mil­li­arden und wieder Mil­li­arden sta­bi­li­siert, aber stabil ist sie offenbar immer noch nicht. Es gibt immer neue Geschäfts­felder, auf denen man plötzlich ent­deckt, dass die EU dringend sta­bi­li­siert werden muss, gleich einem Tel­ler­jon­gleur, dem man immer noch und noch einen Teller zuwirft, den er auf den schon klir­renden, eiernden, wackelnden Stapeln, die auf seinen Stöckchen kreisen, unter­bringen muss.
Nun hat sich also Herr Olaf Scholz dieser Tita­nen­aufgabe ange­nommen: Eine Ver­ge­mein­schaftung der Arbeits­lo­sen­ver­si­che­rungen der EU-Mit­glieds­länder, deren Bei­träge wie­derum von den Mit­glieds­ländern erhoben werden sollen und die sich nach deren indi­vi­du­eller Wirt­schafts­leistung bemisst. Was natürlich bedeutet, dass Deutschland den Löwen­anteil davon bezahlen soll und das wie­derum heißt, lieber Leser: Sie.
Sie, der Steu­er­zahler bezahlt und die Schose kostet pro Jahr 11 Mil­li­arden. (Ja, was haben Sie denn gedacht?)
Selbst­ver­ständlich bittet man immer gleich Deutschland an erster Stelle zur Kasse, wenn es um die Ver­ge­mein­schaf­tungen von Belas­tungen und hohen Kosten geht. Da gibt es dann auch wenig Gegen­stimmen in Europa, denn den ver­meint­lichen, deut­schen Reichtum ver­teilt man nur zu gern im Gieß­kan­nen­prinzip. Das Problem ist nur, dass die Normalo-Deut­schen schon lange über­haupt nicht mehr reich sind und in der letzten Bun­des­tagswahl in Kandel und Chemnitz ihrem Missmut auch Luft gemacht haben. Viel­leicht kann das deutsche Bei­tragsgeld vom ver­ar­menden Michel ja in den anderen EU-Ländern die Rechts­po­pu­listen ver­hindern, in Deutschland wird es der Tur­bo­an­trieb für die AfD.
Wenn nämlich das tolle Projekt von Herrn Scholz Wirk­lichkeit werden würde, dann fehlen die elf Mil­li­arden in Deutschland. Vor allem müsste aus­ge­rechnet die deutsche, tra­di­tio­nelle Stamm­wäh­ler­schaft von Herrn Scholzens SPD die höheren Sozi­al­ver­si­che­rungs­bei­träge für die Arbeiter in Spanien, Italien, Grie­chenland usw. in Europa bezahlen. Das wird der deutsche Arbeiter schwarz auf weiß auf seiner Lohn­ab­rechnung sehen, und dann ist die SPD auch noch den aller­letzten Wähler los. Der geht zur AfD, weil diese Partei die einzige EU-kri­tische Partei ist.
 

Olaf „the Super­brain“ Scholz denkt aber, er ist schlau. Deshalb hat er erst einmal einen „Vorstoß“ gemacht mit einem „Non-Paper“ (Nicht-Papier), in dem er unver­bindlich skiz­ziert, wie ein Land, indem ganz plötzlich viele Leute ihren Job ver­lieren, einen Kredit bei dieser gemein­samen EU-Rück­ver­si­cherung nimmt, um die schlimmste Not im Lande zu lindern. Ist das plötz­liche Problem in der Wirt­schaft genauso plötzlich wieder weg, bezahlt das Land seinen Kredit zurück. Das System soll aber darauf achten, dass alle Mit­glieder ihre Arbeits­lo­sen­si­che­rungs­systeme so kri­senfest wie möglich machen. Deshalb müssen die Mit­glieds­staaten, die dabei sein wollen, fest­ge­legte Min­dest­stan­dards erfüllen. Bezahlt das Kri­senland nicht innerhalb von fünf Jahren die Kredite zurück, dann kann das Land höhere Bei­träge für den Fund auf­ge­brummt bekommen und kann von wei­teren Hilfs­kre­diten aus­ge­schlossen werden.
Genial, Herr Scholz, a‑b-s-o-l-u‑t   g‑e-n-i-a‑l.
Sowas hat ja bisher schon bestens funk­tio­niert. Wie viele wirklich aller­letzte Kredite hat Grie­chenland nochmal bekommen? Und wie toll steht heute die grie­chische Wirt­schaft da? Wie soll Italien, wenn es diesen EUSF bemühen muss, bei seiner ret­tungs­losen Schul­den­po­litik diese Kredite zurück­zahlen? Und warum sollte ein solches Land über­haupt die Kredite zurück­zahlen? Was soll schon sein? Dann gibt es eben weitere Hilfs­töpfe, die das ins Schleudern geratene Land immer weiter unter­stützen müssen. Bei dem rechts­widrig ein­ge­rich­teten Super­hilfstopf ESM ist bis heute nicht einmal klar, wie es mit der Reform dieses Hilfs­fonds und einem mög­lichen Euro­zo­nen­haushalt wei­ter­gehen soll. Auch der EU-Haushalt nach 2020 ist noch nicht im Ansatz geklärt. Und wie geht man mit dem Mil­li­ar­denloch um, das der Brexit in die EU-Kassen reißt?
Dem­entspre­chend hagelt es von allen Seiten Kritik an dem Über­ra­schungsei, das Herr Olaf Scholz ohne jede vor­herige Absprache prä­sen­tierte. Olaf Scholz steht allein auf weiter Flur. Frau Bun­des­kanz­lerin wischte den Scholz­schen Plan denn auch sofort vom Tisch. Die Dame hat zur Zeit ganz andere Sorgen, als dass sie jetzt noch die nächste, unnötige Front aufmacht.
Nur die Grünen mit ihrem untrüg­lichen Trüf­fel­schwein-Instinkt dafür, was Deutschland kaputt­macht, finden natürlich warme Worte für den Scholz-Plan. Die Frak­ti­ons­vor­sit­zende Anja Hajduk wartete mit einer der üblichen, naiv-sinn­losen aber gut klin­genden Gut­mensch-Schwurbel-Schlagwort-Col­lagen auf: Die Euro­päische Arbeits­lo­sen­rück­ver­si­cherung sei eine sinn­volle Idee, denn sie könne die Eurozone nicht nur sta­bi­li­sieren, sondern auch sozialer machen und die soli­da­rische Unter­stützung von EU-Mit­glieds­staaten sei wichtig.
Selbst­ver­ständlich wird auch diese EU-Geld­ver­nich­tungs- und Deutschland-Aus­plün­de­rungs­ma­schine kommen. Nur eben noch nicht jetzt.