Vorgänger Stephan Burger wirft Zollitsch vor, Fehler beim Umgang mit Missbrauchsfällen gemacht zu haben. Dabei geht es um den Missbrauchsskandal in Oberharmersbach. In dem Dorf im Schwarzwald fand zwischen 1968 und 1991 systematischer Missbrauch an mindestens 60 Kindern vom Ortspfarrer statt.
Erzbischof Robert Zollitsch soll in seiner Zeit als Personalreferent der Erzdiözese Mainz Missbrauchsfälle vertuscht haben. Das erklärte Burger dem SWR Anfang November. Dabei geht es um den Missbrauchsskandal in Oberharmersbach. In dem Dorf im Schwarzwald fand zwischen 1968 und 1991 systematischer Missbrauch an mindestens 60 Kindern vom Ortspfarrer statt. Zollitsch hatte den Pfarrer in den Zwangsruhestand versetzt, den Missbrauch aber nicht der Staatsanwaltschaft gemeldet und nicht publik gemacht. „Ich muss davon ausgehen, dass relevante Dinge über seinen Schreibtisch gelaufen sind“, erklärte der derzeitige Erzbischof von Mainz über seinen Vorgänger. Dabei fehlte es an „Korrektheit“, fügte er hinzu.
Der Pfarrer hatte Selbstmord begangen, die Fälle wurden aber nie aufgearbeitet. Burger hat nun die Gemeinde besucht, um mit den Opfern zu sprechen, etwas, dass sein Vorgänger nie getan hatte. Die Geste wurde von der Gemeinde „dankbar angenommen.“ Bonaventura Gerner, derzeitiger Pfarrer von Oberharmersbach, forderte Strafsanktionen gegen Zollitsch; er bat Burger darum, seinen Vorgänger nicht mehr im Kirchendienst einzusetzen. Burger erklärte bezüglich der Missbrauchsfälle, dass es ihm ein zentrales Anliegen sei, Präventionsarbeit gegen sexualisierte Gewalt im Erzbistum zu fördern. Dazu soll eine Tagung zum Thema „Kirche wird sicherer Ort“ im Erzbistum stattfinden. Zollitsch diente zwischen 2008 und 2014 als Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz. Er galt als liberaler Führer der Kirche, der sich „theologisch und persönlich“ eng verbunden mit Kardinal Karl Lehmann verstand. Unter anderem steht Zollitsch für das Diakonat der Frau ein und ist Befürworter von zivilrechtlichen Partnerschaften – wobei der den Begriff „Schwulenehe“ ablehnt. Auch den Priesterzölibat sieht er nicht als „theologisch notwendig“ an.
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