Kann Bitcoin bis auf 7,83 USD abstürzen?

Bitcoin hat seit seinem All­zeithoch von etwa 20.000 USD Ende 2017 bereits 75% ver­loren. Kann die Kryp­to­währung auf Null oder auf seine Erst­no­tierung von 7,83 USD fallen? Dieser Beitrag erklärt ohne das Bitcoin-Chi­ne­sisch dem Otto-Normal-Ver­braucher, warum es dazu kommen kann.

Bitcoin ist ein Datensatz aus Zahlen und Buchstaben

Mit dem Bitcoin erwirbt der Käufer ein Set aus Zahlen und Buch­staben, so etwas wie ein „Kennwort“. (1) Dieses depo­niert er bei einer kon­to­ähn­lichen Dritt­stelle — digital geht es gar nicht anders — und unter­nimmt von dort die Trans­ak­tionen. Weder Kon­to­fäl­schungen noch Ver­meh­rungen (bis auf kleine Zuwächse) des Bit­coins durch Dritte noch ein Zugriff und Kon­trolle durch den Staat sind möglich, Inter­net­über­wei­sungen aber schon. Was liegt da näher von den Pro­mo­toren zu behaupten, es läge hier eine sichere, infla­ti­ons­freie, anonyme aber weltweit aner­kannte „Trau­währung“ vor. Wenn es eine Währung wäre?

… und weder Krypto…

Wegen obiger Eigen­schaften wird behauptet, Bitcoin sei eine Kryp­to­währung, eine „ver­schlüs­selte“, sichere Währung. Das ist falsch. Mit der sog. Block­chain-Tech­no­logie darf jedermann Bitcoin-Kon­kur­renten erstellen. Es gibt heute 3.000 Kryp­to­wäh­rungen und nur etwa 100 staat­liche Wäh­rungen, die von den Noten­banken „erstellt“ werden. Zudem kann der­jenige die Erstellung (Pro­duktion) des Bit­coins & Co. mani­pu­lieren, wer mehr als 50% der umlau­fenden Stücke besitzt. Auch werden Staaten die Anony­mität der Kryp­to­wäh­rungen wohl brechen können (es gibt schon Verbote!), wenn sie zur „Kon­kurrenz“ zu eigener Lan­des­währung werden. Wie soll da die Steuer berechnet werden? Wer also nicht an die Aufgabe dieses Staats­mo­nopols glaubt, der meide Bitcoin & Co. Trotz medialen Rummels beträgt die Bör­sen­ka­pi­ta­li­sierung aller Kryp­to­wäh­rungen heute weltweit nur etwa 150 bis 200 Mrd. USD oder weniger als 1% der glo­balen Kapi­tal­an­lagen. (2)

… noch eine echte Währung

Zudem müssen Wirt­schafts­sub­jekte eine nicht-staat­liche Währung akzep­tieren. Das ist nur der Fall, wenn hinter ihr ein Wert und kein Glaube oder Mode­trends stehen. Vene­zo­laner werden den USD ihrem Bolivar vor­ziehen. Der USD bzw. der Euro mögen unvoll­kommen sein, sie ver­körpern aber immerhin einen — wenn­gleich schwin­denden — Anteil an den Volks­wirt­schaften. Wie schnell der Glaube an „vir­tuelle Werte“ ein­brechen kann, zeigt das bittere Ende des Neuen Marktes in 1999 — 2002. Die Aktie von Intershop Com­mu­ni­cation, die damals mit dem Slogan vom revo­lu­tio­närem E‑Commerce die Anle­gerwelt elek­tri­sierte, zeigt, wie schnell so etwas in die Brüche geht. Wer also, wie die Bar­geld­ver­tei­diger, nicht daran glaubt, eine digitale Währung werde sich gegen die in Jahr­tau­senden bewährten Münzen und Bank­noten durch­setzen, der darf abermals keine Bit­coins kaufen!

Wie geht es weiter?

Es ist unstrittig, dass die sog. Block­chain-Tech­no­logie, die auch zur „Her­stellung“ von Bit­coins ver­wendet wird, sich auf dem Vor­marsch (Ver­si­che­rungen, Banken, smart con­tract, Siche­rungs­sektor) befindet. Das sind aber zwei ver­schiedene Dinge. Der Bitcoin kann weiter bis auf seine Erst­no­tierung dras­tisch auf 7,83 € fallen. Auch 100 USD wären noch eine Kata­strophe. Denn nach der fun­da­men­talen Bewertung ist er nur ein „Kos­ten­träger“, der extreme Strom­ver­brauch für seine Erstellung soll 5.000 USD betragen! Alles was pseudo-öko­no­misch ist, bricht früher oder später zusammen. Am Neuen Markt wurde sei­nerzeit behauptet, wer die höchsten Ver­luste macht, sei auf Akqui­sition und wird bald Markt­champion. Dessen Aktien seien unbe­dingt zu kaufen. Auf­grund der Jahr­zehnte langen Bör­sen­er­fahrung muss ich vor solchen „Anlagen“ warnen. Seit der ersten Warnung hat sich der Wert immerhin gedrittelt! Ein­stellige Lieb­ha­ber­preise sind nicht unrealistisch.


Dr. Viktor Heese – Finanz­buch­autor und Finanz­analyst; www.prawda.24; www.finanzer.eu
https://freie-presse.net/bitcoin-deutsche-bank-derivat/380837/