Bald Pompeji in der Eifel? Unter Deutsch­lands Boden gibt es aktive Vulkane

Wir alle wissen, dass es „Vul­kan­eifel“ heißt und dass die bewal­deten Berge dort einmal eine Feuer- und Lava­hölle gewesen sind. In Heimat- und Sach­kunde gab es beein­dru­ckende Illus­tra­tionen, wie die schöne Eifel damals aus­ge­sehen hat, aber das ist ja Geschichte aus grauer Vorzeit und heute ist es eine idyl­lische Land­schaft mit Wan­der­tou­rismus… denken wir.
Die Bene­dik­ti­ner­abtei Maria Laach ist eine roma­nische Klos­ter­anlage aus dem Hoch­mit­tel­alter aus 1093. Sie gilt als eines der schönsten Bau­denk­mäler ihrer Zeit und liegt in direkter Nähe zum Laacher See. Ein wun­der­schönes Fleckchen Erde.
Dieser fast runde, male­rische See ist eine Caldera (Spa­nisch: Kessel), also eine kes­sel­förmige Lava­ge­steins­struktur.  Da er durch eine vul­ka­nische Dampf­ex­plosion ent­standen ist, gehört er zu den Maaren. So beschaulich und male­risch wie die ganze Sze­nerie anmutet, so unheimlich ist das, was sich dar­unter im Unter­grund abspielt.
Denn die Hölle von vor 13.000 Jahren hat nur geschlafen. In geo­lo­gi­schen Zeit­räumen sogar eigentlich nur ein Nickerchen gemacht und wacht gerade langsam auf. Seis­mo­logen haben nämlich Hin­weise darauf gefunden, dass sich die Mag­ma­kammer unter dem Krater langsam wieder mit flüs­siger Lava füllt. Das beschreibt jeden­falls eine Studie, die in der Fach­zeit­schrift „Geo­phy­sical Journal Inter­na­tional“ erschienen ist. Der Vulkan unter dem alten Kloster ist nie erlo­schen, heißt es darin, sondern befinde sich in einer Art Lang­zeit­schlaf. Bemerkbar gemacht haben sich die Vor­gänge durch Erd­beben mit sehr nied­riger Fre­quenz, bis zu 40 Kilo­meter tief im Erd­mantel, die immer auf die Bewegung von Mate­ri­al­massen in den Röh­ren­sys­temen von Vul­kanen schließen lassen. Man spürt sie nicht an der Erd­ober­fläche, dazu sind sie zu “langsam”. Die Seis­mo­logen haben in den letzten fünf Jahren vier Gruppen solcher DLF-Erd­beben gemessen (DLF = Deep Low Frequency).
Das Team um den Geo­phy­siker Martin Hensch vom Verbund der Lan­des­erd­be­ben­dienste, dem Deut­schen Geo­For­schungs­Zentrum (GFZ) Potsdam und dem Karls­ruher Institut für Tech­no­logie (KIT) hat die Daten aus­ge­wertet und sieht keinen Grund zur Panik. Ein Aus­bruch stehe nicht unmit­telbar bevor, erklären die For­scher in einer offi­zi­ellen Mit­teilung des GFZ.
„Dank eines umfang­reichen Ausbaus der seis­mo­lo­gi­schen Mess­netze in Rheinland-Pfalz und den angren­zenden Gebieten, ließen sich 2013 erstmals tiefe und tief­fre­quente Erd­beben unter der Ost­eifel regis­trieren“, heißt es darin. Bis jetzt seien “acht Epi­soden” solcher DLF-Beben in einer Dauer von 40 Sekunden bis zu acht Minuten regis­triert worden. Das bedeute, dass ein Aus­bruch in abseh­barer Zeit nicht zu erwarten sei, denn, so die Mit­teilung: „Der Auf­stieg von Magma in die flache Erd­kruste geht in aller Regel mit hoch­fre­quenten Erd­be­ben­schwärmen einher. Eine solche Akti­vität war in der Ost­eifel bis jetzt nicht zu beob­achten. Außerdem fehlen Hin­weise auf Hebungen der Erd­ober­fläche, die bei mas­siven Mag­men­auf­stiegen deutlich fest­stellbar sein müssten.“
Das können wir alle auch nur hoffen, denn die Beschreibung, die der Vul­ka­nologe Hans-Ulrich Schmincke vom letzten Aus­bruch des Vulkans von Laach geliefert hat, ist mehr als beein­dru­ckend: „Allein im Umkreis von 55 Kilo­metern vom Laacher Vul­kansee wurde damals eine Fläche von 1.400 Qua­drat­ki­lo­metern unter einer ein bis 50 Meter dicken Bims­stein­schicht begraben. Die Asche­wolken wehten bis Nord­italien und Schweden und hüllten das Land grau ein. Glut­la­winen rasten die Abhänge hinab, im Rheintal lagerte sich eine sechs Meter hohe Asche­schicht ab. Im Krater bildete sich der Laacher See. Volu­minöse pyro­klas­tische Ströme (zer­stö­re­rische, par­ti­kel­ge­spickte Wolken, die am Boden entlang schossen) aus festen und gas­för­migen Stoffen erreichten über ein Sei­tental in acht Kilo­metern Ent­fernung vom Krater den Rhein und stauten ihn zu einem rie­sigen See auf.“
 
https://youtu.be/VWod_tlXnPc
 
Zum Glück scheint uns so ein Inferno in den nächsten paar tausend Jahren noch nicht ins Haus zu stehen. Unter­su­chungen des Gesteins vom letzten Aus­bruch vor 13.000 Jahren lassen nach Ansicht der Wis­sen­schaftler darauf schließen, dass die Magma-Kammer damals etwa 30.000 Jahre brauchte, um sich bis zum Aus­bruch zu füllen. Da bleibt uns Gott-sei-Dank doch noch etwas Zeit.
In Deutschland und Europa gibt es durchaus viele Vulkane, die zur Zeit freund­li­cher­weise alle friedlich sind. Auch unter der Schwä­bi­schen Alb liegen ganze Vul­kan­felder, die vor etwa 11 Mil­lionen Jahren mit gewal­tigen Was­ser­dampf­ex­plo­sionen vor dem eigent­lichen Mag­ma­aus­bruch die ganze Region zertrümmerten.
 

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