von Albrecht Künstle
Jeden Freitag schwänzen Schüler den Unterricht und schwingen sich zu Anklägern/innen gegen die ältere Generation auf. Sie, noch „grün hinter den Ohren“ – und wahrscheinlich auch dazwischen – werfen uns vor, wir würden ihnen eine Welt hinterlassen, die in eine „Klimakatastrophe“ führe. Hier mein Plädoyer für den Fall, dass ich von diesen Grünschnäbeln einmal vor ein Tribunal gestellt werden sollte.
Fakt ist, dass sich die Jahresdurchschnittstemperatur im heutigen Territorium Deutschlands nach den Daten von Fraunhofer von 7,5°C im Jahr 1881 auf nunmehr 9,8°C Celsius erhöht hat. 2,3°C in knapp 140 Jahren, ist nicht zu unterschätzen, auch wenn das nur 0,017°C pro Jahr sind. Zu den Gründen des Temperaturanstiegs weiter unten. Was taten wir dagegen in den letzten 50 Jahren und was machte ich…
Als 1972 der Bericht des Club of Rome „Grenzen des Wachstums“ herauskam, las ich diesen. Er löste einen wichtigen Impuls aus, auch wenn seine Szenarien nicht zutrafen. Zutreffend ist aber, es gibt Grenzen des Wachstums, insbesondere die Ressourcen sind endlich. Wir müssen nachfolgenden Generationen möglichst viele davon hinterlassen. Insbesondere der Ölverbrauch war zu reduzieren. Die Politik setzte deshalb auf die Atomkraft, aber 15 km entfernt von meinem Heimatort wurde in Wyhl ein solches Kraftwerk verhindert. Die Widerständler sagten, was nützt unseren Kindern das Öl, wenn das Ding hochgeht und Baden-Württemberg verstrahlt wird.
Ich muss eingestehen, dass ich hin und hergerissen war, bei den Wyhler Bauplatzbesetzern war ich nicht. Stattdessen installierte ich 1978 die erste thermische Solaranlage in unserer Stadt. Schon das sparte fast 1.000 Liter Öl ein im Jahr. Zwei Jahre später versah ich unser Haus mit einem Vollwärmeschutz und reduzierte unseren Ölverbrauch noch einmal um die Hälfte. Und vor zehn Jahren ergänzte ich die Ölheizung mit einem umweltfreundlichen und klimaneutralen Stückholzkessel. Weil die 40 Jahre alte Solaranlage immer noch funktioniert, beheize ich das Zweifamilienhaus mit nur noch 200 (zweihundert) Litern Öl – im Jahr, der Öltank fasst 9.500 Liter. Dieses Fassungsvermögen war einmal für zwei Jahre ausgelegt. Die fast 100.000 Liter nicht verbrauchten Heizöls stehen nun euch zur Verfügung und vermieden rund 25 Tonnen CO2.
Das war aber nicht alles. Unser Sohn bekam dieses Umwelt-Engagement quasi in die Wiege gelegt. Er forscht in einem Schweizer Institut am ökonomisch sinnvollen Einsatz alternativer Energien. Ich selbst investierte nach und nach in fünf Firmen im Bereich der erneuerbaren Energien (wovon zwei Freiburger Firmen pleite machten, ich noch nicht). Das alles war nur möglich, weil ich Prioritäten setzte und z.B. nur „normale“ Autos fuhr, keine teuren „Panzer mit zwei Geschützrohren hinten“ raus. Autos mit relativ geringem Spritverbrauch und geringen Emissionen. Auch ich selbst bin relativ emissionsarm und stoße wie andere beim Ausatmen nur vier Prozent der Luft als CO2 aus (sie besteht zu rund 0,04 Volumenprozent oder 0,06 Masseprozent aus CO2). Aber weil ich nicht alleine auf der Welt bin, reichert sich das CO2 in der Atmosphäre an – wenn es nicht durch die Naturflächen und Weltmeere abgebaut wird – und bildet mit anderen Gasen das problematische „Treibhausgas“.
Und nun, meine jungen Ankläger, schauen wir uns einmal unseren Verlauf der Klimaerwärmung näher an. Schon vom Beginn der Klimaaufzeichnung 1881 an bis zum Beginn des Ersten Weltkrieges, also in 33 Jahren, stieg die Durchschnittstemperatur um ein halbes Grad an. Was war geschehen? Die Einwohnerzahl des Deutschen Reiches war von rund 45 Mio. Menschen auf 65 Millionen angestiegen. Dies war auf die geringere Kindersterblichkeit zurückzuführen, ebenso auf die Industrialisierung. Zwischen beiden besteht eine direkte Wechselwirkung, denn die Industrialisierung und der Rückgang der Armut ermöglichte den Arbeiterfamilien, mehr Kinder „durchzukriegen“. Und mehr Menschen hatten und haben mehr existenzielle Bedürfnisse, die durch die Wirtschaft befriedigt werden. Handwerk und Industrie wiederum erforderte und beschäftigte mehr Arbeitskräfte. Soweit zur Wechselbeziehung von Bevölkerung, Wirtschaftstätigkeit und Klima, was auch noch heute gilt.
Zwar waren die 20 Mio. mehr Menschen nicht die direkte Ursache des CO2- und Temperaturanstiegs der Atmosphäre, siehe hier, sondern alles, was mit der Bevölkerungszahl einhergeht: Mehr Nahrungsmittelproduktion, mehr Energie fressende Landwirtschaft, mehr Kleidungsproduktion mittels Dampfmaschinenantrieb, mehr Häuserbau mittels Holzeinschlag und größeren Bergwerken, mehr Kohleverfeuerung in den Millionen mehr Wohnungen, mehr Handwerks- und Industrieproduktion von Konsumgütern usw. Dies alles erhöhte und erhöht den CO2- und Temperaturanstieg.
Beweisführung dieses Zusammenhangs: Mit Beginn des Ersten Weltkriegs sank die Bevölkerung kriegsbedingt um rund vier Mio. und erreichte erst 1933 wieder die 65 Mio. von 1914. Im Zweiten Weltkrieg sank die Bevölkerung trotz der Bombardierungen nicht wie im Ersten Weltkrieg und betrug 1945 immer noch rund 65 Mio. Menschen. Und siehe da: Trotz der vielen „Feuerwerke“ des Zweiten Weltkrieges verharrte auch die Durchschnittstemperatur bei etwa 8°C, weil nicht nur Hitlers Wahn am Boden lag, sondern auch die Reichswirtschaft.
Nach dem Krieg setzte das Wirtschaftswunder ein, die zweite Seite des Bevölkerungsanstiegs. Einschließlich der DDR wuchs die Bevölkerung auf rund 69 Mio. im Jahr 1950 (Flüchtlinge aus den Ostgebieten), auf über 73 Mio. 1960, auf 78 Mio. 1970 und auf fast 80 Mio. 1990. Und welch ein „Wunder“, das keines ist: Mit dem Anstieg der Bevölkerung, der Nahrungsmittelproduktion, der Handwerksbetriebe und Industrieproduktion stieg auch die Durchschnittstemperatur auf rund 8,5°C. Und mit dem Ende der DDR (und der Sowjetunion) 1989–91 ging es erst richtig los. Die Gesamtbevölkerung wuchs bis zum Jahr 2000 um weitere zwei Mio., vor allem durch die Zuwanderung aus Russland. Und mit dem Bevölkerungsanstieg und dem Nachfrageboom, dem Bauen und Produzieren was das Zeug hielt, stiegen sowohl der CO2-Ausstoß als auch die Temperatur, letztere in diesen wenigen Jahren um nochmals 1°C. Den Rest gab uns die rücksichtslose Politik Merkels. Alleine in den letzten fünf Jahren katapultierte sie die Bevölkerung um weitere zwei Mio. in die Höhe, und damit auch die Temperaturen um weitere 0,4°C.
Soweit zur Klimaentwicklung und deren Hintergründe.
Dann stehe ich auf und rufe es ihnen ins Gesicht: „Und jetzt, junge Ankläger dieses Tribunals, erhebe ich Widerklage gegen euch. Es war nicht nur die Kanzlerin, die ohne Rücksicht auf „die, die schon länger hier leben“, Millionen Menschen aus aller Welt herholte, vor allem aus der Dritten Welt. Ihr standet an den Bahnhöfen und habt sie mit “Refugees welcome” begrüßt. Ihr seid es, die an den Freitagen, an denen ihr die Schule bestreikt, hätten lernen können, dass der ökologische Fußabdruck dieser Leute hier in Deutschland nun weit größer ist, als in ihren Herkunftsländern. Oder wollt ihr den Migranten den Wohlstand vorenthalten, den ihr und eure Eltern habt? Ihr holt den Schadstoffausstoß, den diese Menschen in weniger dicht besiedelten Ländern der Welt verursachten, doppelt und dreifach mitten nach Europa in das dicht besiedelte Deutschland. Jeden weiteren Freitag eures Protestes sind es 4.000 mehr. Ihr lasst es zu, dass sich die Bevölkerung in Afrika und islamischen Ländern „wie die Karnickel vermehrt“ (Worte des Papste), weil sie wegen euch auf Landnahme in anderen Kontinenten hoffen dürfen. Ihr seid Schuld, dass ihr in Universitätsstädten keine Studentenwohnungen mehr bekommt, weil eure Gäste ja auch irgendwo wohnen müssen und deshalb hunderttausende Wohnungen gebaut werden müssen mit allen Konsequenzen für die Umwelt. Glaubt ihr denn, dies alles ginge ohne Klimaerwärmung?
Schuldig seid ihr, weil dafür Natur geopfert werden muss, die CO2 in Sauerstoff zurück verwandeln könnte. Ihr gönnt euch Schulausflüge sogar mit dem Flieger in andere Länder, wir früher nur 50 km weit mit dem Bus. Ihr tummelt euch bedenkenlos im Internet, egal ob eure Server heißlaufen und auch Kohlestrom brauchen. Ihr ladet euch Musik und Filme aus dem Internet runter, das mit großem Aufwand und Klimafolgen immer schneller werden muss; uns aber reicht das Internet für die Arbeit am PC. Ihr kauft Klamotten, die über 10.000 km transportiert werden und dabei entsprechend viel Energie verbrauchen und CO2 ausgestoßen wird. Ihr habt kein schlechtes Gewissen, wenn ihr Hamburger esst, obwohl für die Rindfleischproduktion der vierfache Aufwand erforderlich ist als für Schweinefleisch und entsprechend mehr CO2 anfällt. Wir aßen Schnitzel-Wecken, wenn überhaupt.
Reicht euch das vorerst, oder soll ich euer Sündenarsenal ergänzen?
Nicht andere, sondern Ihr selbst seid mit Schuld an der von euch beklagten Klimakatastrophe. Und jetzt geht zurück in die Schule und fragt eure „Lehrer“, warum sie euch diese Zusammenhänge nicht gelehrt haben. Dann überlegt, was ihr einmal euren eigenen Kindern sagen werdet? Vielleicht: „Wir haben zwar gewusst, dass unser Planet nicht weitere Milliarden von Menschen und Deutschland nicht weitere Millionen Migranten verträgt, aber was sollten wir denn machen. Weil es uns wegen der vielen ausfallenden Schulstunden an Bildung mangelte, fiel uns nicht viel mehr ein, als über den Unterrichtsausfall hinaus die Schule zu schwänzen.“