Greta Thunberg - Bild: Screenshot Youtube

Schul­streiks: Ein „Kli­ma­sünder“ ver­teidigt sich gegen Grünschnäbel

von Albrecht Künstle
Jeden Freitag schwänzen Schüler den Unter­richt und schwingen sich zu Anklägern/innen gegen die ältere Gene­ration auf. Sie, noch „grün hinter den Ohren“ – und wahr­scheinlich auch dazwi­schen – werfen uns vor, wir würden ihnen eine Welt hin­ter­lassen, die in eine „Kli­ma­ka­ta­strophe“ führe. Hier mein Plä­doyer für den Fall, dass ich von diesen Grün­schnäbeln einmal vor ein Tri­bunal gestellt werden sollte.
Fakt ist, dass sich die Jah­res­durch­schnitts­tem­pe­ratur im heu­tigen Ter­ri­torium Deutsch­lands nach den Daten von Fraun­hofer von 7,5°C im Jahr 1881 auf nunmehr 9,8°C Celsius erhöht hat. 2,3°C in knapp 140 Jahren, ist nicht zu unter­schätzen, auch wenn das nur 0,017°C pro Jahr sind. Zu den Gründen des Tem­pe­ra­tur­an­stiegs weiter unten. Was taten wir dagegen in den letzten 50 Jahren und was machte ich…
Als 1972 der Bericht des Club of Rome „Grenzen des Wachstums“ her­auskam, las ich diesen. Er löste einen wich­tigen Impuls aus, auch wenn seine Sze­narien nicht zutrafen. Zutreffend ist aber, es gibt Grenzen des Wachstums, ins­be­sondere die Res­sourcen sind endlich. Wir müssen nach­fol­genden Gene­ra­tionen mög­lichst viele davon hin­ter­lassen. Ins­be­sondere der Ölver­brauch war zu redu­zieren. Die Politik setzte deshalb auf die Atom­kraft, aber 15 km ent­fernt von meinem Hei­matort wurde in Wyhl ein solches Kraftwerk ver­hindert. Die Wider­ständler sagten, was nützt unseren Kindern das Öl, wenn das Ding hochgeht und Baden-Würt­temberg ver­strahlt wird.
Ich muss ein­ge­stehen, dass ich hin und her­ge­rissen war, bei den Wyhler Bau­platz­be­setzern war ich nicht. Statt­dessen instal­lierte ich 1978 die erste ther­mische Solar­anlage in unserer Stadt. Schon das sparte fast 1.000 Liter Öl ein im Jahr. Zwei Jahre später versah ich unser Haus mit einem Voll­wär­me­schutz und redu­zierte unseren Ölver­brauch noch einmal um die Hälfte. Und vor zehn Jahren ergänzte ich die Ölheizung mit einem umwelt­freund­lichen und kli­ma­neu­tralen Stück­holz­kessel. Weil die 40 Jahre alte Solar­anlage immer noch funk­tio­niert, beheize ich das Zwei­fa­mi­li­enhaus mit nur noch 200 (zwei­hundert) Litern Öl – im Jahr, der Öltank fasst 9.500 Liter. Dieses Fas­sungs­ver­mögen war einmal für zwei Jahre aus­gelegt. Die fast 100.000 Liter nicht ver­brauchten Heizöls stehen nun euch zur Ver­fügung und ver­mieden rund 25 Tonnen CO2.
Das war aber nicht alles. Unser Sohn bekam dieses Umwelt-Enga­gement quasi in die Wiege gelegt. Er forscht in einem Schweizer Institut am öko­no­misch sinn­vollen Einsatz alter­na­tiver Energien. Ich selbst inves­tierte nach und nach in fünf Firmen im Bereich der erneu­er­baren Energien (wovon zwei Frei­burger Firmen pleite machten, ich noch nicht). Das alles war nur möglich, weil ich Prio­ri­täten setzte und z.B. nur „normale“ Autos fuhr, keine teuren „Panzer mit zwei Geschütz­rohren hinten“ raus. Autos mit relativ geringem Sprit­ver­brauch und geringen Emis­sionen. Auch ich selbst bin relativ emis­si­onsarm und stoße wie andere beim Aus­atmen nur vier Prozent der Luft als CO2 aus (sie besteht zu rund 0,04 Volu­men­prozent oder 0,06 Mas­se­prozent aus CO2). Aber weil ich nicht alleine auf der Welt bin, rei­chert sich das CO2 in der Atmo­sphäre an – wenn es nicht durch die Natur­flächen und Welt­meere abgebaut wird – und bildet mit anderen Gasen das pro­ble­ma­tische „Treib­hausgas“.
Und nun, meine jungen Ankläger, schauen wir uns einmal unseren Verlauf der Kli­ma­er­wärmung näher an. Schon vom Beginn der Kli­ma­auf­zeichnung 1881 an bis zum Beginn des Ersten Welt­krieges, also in 33 Jahren, stieg die Durch­schnitts­tem­pe­ratur um ein halbes Grad an. Was war geschehen? Die Ein­woh­nerzahl des Deut­schen Reiches war von rund 45 Mio. Men­schen auf 65 Mil­lionen ange­stiegen. Dies war auf die geringere Kin­der­sterb­lichkeit zurück­zu­führen, ebenso auf die Indus­tria­li­sierung. Zwi­schen beiden besteht eine direkte Wech­sel­wirkung, denn die Indus­tria­li­sierung und der Rückgang der Armut ermög­lichte den Arbei­ter­fa­milien, mehr Kinder „durch­zu­kriegen“. Und mehr Men­schen hatten und haben mehr exis­ten­zielle Bedürf­nisse, die durch die Wirt­schaft befriedigt werden. Handwerk und Industrie wie­derum erfor­derte und beschäf­tigte mehr Arbeits­kräfte. Soweit zur Wech­sel­be­ziehung von Bevöl­kerung, Wirt­schafts­tä­tigkeit und Klima, was auch noch heute gilt.
Zwar waren die 20 Mio. mehr Men­schen nicht die direkte Ursache des CO2- und Tem­pe­ra­tur­an­stiegs der Atmo­sphäre, siehe hier, sondern alles, was mit der Bevöl­ke­rungszahl ein­hergeht: Mehr Nah­rungs­mit­tel­pro­duktion, mehr Energie fres­sende Land­wirt­schaft, mehr Klei­dungs­pro­duktion mittels Dampf­ma­schi­nen­an­trieb, mehr Häu­serbau mittels Holz­ein­schlag und grö­ßeren Berg­werken, mehr Koh­le­ver­feuerung in den Mil­lionen mehr Woh­nungen, mehr Hand­werks- und Indus­trie­pro­duktion von Kon­sum­gütern usw. Dies alles erhöhte und erhöht den CO2- und Temperaturanstieg.
Beweis­führung dieses Zusam­men­hangs: Mit Beginn des Ersten Welt­kriegs sank die Bevöl­kerung kriegs­be­dingt um rund vier Mio. und erreichte erst 1933 wieder die 65 Mio. von 1914. Im Zweiten Welt­krieg sank die Bevöl­kerung trotz der Bom­bar­die­rungen nicht wie im Ersten Welt­krieg und betrug 1945 immer noch rund 65 Mio. Men­schen. Und siehe da: Trotz der vielen „Feu­er­werke“ des Zweiten Welt­krieges ver­harrte auch die Durch­schnitts­tem­pe­ratur bei etwa 8°C, weil nicht nur Hitlers Wahn am Boden lag, sondern auch die Reichswirtschaft.
Nach dem Krieg setzte das Wirt­schafts­wunder ein, die zweite Seite des Bevöl­ke­rungs­an­stiegs. Ein­schließlich der DDR wuchs die Bevöl­kerung auf rund 69 Mio. im Jahr 1950 (Flücht­linge aus den Ost­ge­bieten), auf über 73 Mio. 1960, auf 78 Mio. 1970 und auf fast 80 Mio. 1990. Und welch ein „Wunder“, das keines ist: Mit dem Anstieg der Bevöl­kerung, der Nah­rungs­mit­tel­pro­duktion, der Hand­werks­be­triebe und Indus­trie­pro­duktion stieg auch die Durch­schnitts­tem­pe­ratur auf rund 8,5°C. Und mit dem Ende der DDR (und der Sowjet­union) 1989–91 ging es erst richtig los. Die Gesamt­be­völ­kerung wuchs bis zum Jahr 2000 um weitere zwei Mio., vor allem durch die Zuwan­derung aus Russland. Und mit dem Bevöl­ke­rungs­an­stieg und dem Nach­fra­geboom, dem Bauen und Pro­du­zieren was das Zeug hielt, stiegen sowohl der CO2-Ausstoß als auch die Tem­pe­ratur, letztere in diesen wenigen Jahren um nochmals 1°C. Den Rest gab uns die rück­sichtslose Politik Merkels. Alleine in den letzten fünf Jahren kata­pul­tierte sie die Bevöl­kerung um weitere zwei Mio. in die Höhe, und damit auch die Tem­pe­ra­turen um weitere 0,4°C.

Soweit zur Kli­ma­ent­wicklung und deren Hintergründe.

Dann stehe ich auf und rufe es ihnen ins Gesicht: „Und jetzt, junge Ankläger dieses Tri­bunals, erhebe ich Wider­klage gegen euch. Es war nicht nur die Kanz­lerin, die ohne Rück­sicht auf „die, die schon länger hier leben“, Mil­lionen Men­schen aus aller Welt her­holte, vor allem aus der Dritten Welt. Ihr standet an den Bahn­höfen und habt sie mit “Refugees welcome” begrüßt. Ihr seid es, die an den Frei­tagen, an denen ihr die Schule bestreikt, hätten lernen können, dass der öko­lo­gische Fuß­ab­druck dieser Leute hier in Deutschland nun weit größer ist, als in ihren Her­kunfts­ländern. Oder wollt ihr den Migranten den Wohl­stand vor­ent­halten, den ihr und eure Eltern habt? Ihr holt den Schad­stoff­ausstoß, den diese Men­schen in weniger dicht besie­delten Ländern der Welt ver­ur­sachten, doppelt und dreifach mitten nach Europa in das dicht besie­delte Deutschland. Jeden wei­teren Freitag eures Pro­testes sind es 4.000 mehr. Ihr lasst es zu, dass sich die Bevöl­kerung in Afrika und isla­mi­schen Ländern „wie die Kar­nickel ver­mehrt“ (Worte des Papste), weil sie wegen euch auf Land­nahme in anderen Kon­ti­nenten hoffen dürfen. Ihr seid Schuld, dass ihr in Uni­ver­si­täts­städten keine Stu­den­ten­woh­nungen mehr bekommt, weil eure Gäste ja auch irgendwo wohnen müssen und deshalb hun­dert­tau­sende Woh­nungen gebaut werden müssen mit allen Kon­se­quenzen für die Umwelt. Glaubt ihr denn, dies alles ginge ohne Klimaerwärmung?
Schuldig seid ihr, weil dafür Natur geopfert werden muss, die CO2 in Sau­er­stoff zurück ver­wandeln könnte. Ihr gönnt euch Schul­aus­flüge sogar mit dem Flieger in andere Länder, wir früher nur 50 km weit mit dem Bus. Ihr tummelt euch beden­kenlos im Internet, egal ob eure Server heiß­laufen und auch Koh­lestrom brauchen. Ihr ladet euch Musik und Filme aus dem Internet runter, das mit großem Aufwand und Kli­ma­folgen immer schneller werden muss; uns aber reicht das Internet für die Arbeit am PC. Ihr kauft Kla­motten, die über 10.000 km trans­por­tiert werden und dabei ent­spre­chend viel Energie ver­brauchen und CO2 aus­ge­stoßen wird. Ihr habt kein schlechtes Gewissen, wenn ihr Ham­burger esst, obwohl für die Rind­fleisch­pro­duktion der vier­fache Aufwand erfor­derlich ist als für Schwei­ne­fleisch und ent­spre­chend mehr CO2 anfällt. Wir aßen Schnitzel-Wecken, wenn überhaupt.

Reicht euch das vorerst, oder soll ich euer Sün­den­ar­senal ergänzen?

Nicht andere, sondern Ihr selbst seid mit Schuld an der von euch beklagten Kli­ma­ka­ta­strophe. Und jetzt geht zurück in die Schule und fragt eure „Lehrer“, warum sie euch diese Zusam­men­hänge nicht gelehrt haben. Dann überlegt, was ihr einmal euren eigenen Kindern sagen werdet? Viel­leicht: „Wir haben zwar gewusst, dass unser Planet nicht weitere Mil­li­arden von Men­schen und Deutschland nicht weitere Mil­lionen Migranten ver­trägt, aber was sollten wir denn machen. Weil es uns wegen der vielen aus­fal­lenden Schul­stunden an Bildung man­gelte, fiel uns nicht viel mehr ein, als über den Unter­richts­ausfall hinaus die Schule zu schwänzen.“