Free Billy Six! – Offener Brief an die Abgeordneten des Deutschen Bundestages
„Die Freiheit des Wortes gilt oder gilt nicht. Sie ist unteilbar.
Darum selbstverständlich: FreeBilly.“
Deniz Yücel
Sehr verehrte Abgeordnete des Deutschen Bundestages,
als der Journalist Deniz Yücel in der Türkei inhaftiert wurde, schaltete die Welt ganzseitige Anzeigen, Autokorsos fuhren hupend durch die Städte, jeder stand auf und solidarisierte sich mit dem Gefangenen. War es, weil er eine große Zeitung im Rücken hatte? War es, weil er die „richtige Gesinnung“ hatte? Herr Yücel zeigt Format und setzt sich ehrenvoll für einen Kollegen ein, der am ganz anderen Ende des Meinungsspektrums steht. Und Sie?
Warum hören wir nichts als dröhnendes Schweigen von der Regierung und auch von Ihnen im Fall Billy Six, der nun seit dem 17. November 2018 in einem venezolanischen Militärgefängnis in Caracas eingesperrt ist?
Laut „Reporter ohne Grenzen“ wird er dort drangsaliert und misshandelt. Ihm werden der Kontakt zur Außenwelt und ein eigener, ziviler Rechtsanwalt verwehrt. „Ungeachtet seiner persönlichen Ansichten hat er, wie jeder Journalist, das Recht, überall frei und ohne Furcht vor Verfolgung und Inhaftierung zu berichten. Deshalb setzt sich „Reporter ohne Grenzen“ für Billy Six ein wie für jeden Journalisten.“ Was tun Sie für Billy Six?
Er ist nun seit einer Woche im Hungerstreik, um gegen diese menschenrechtswidrige Behandlung zu protestieren. Seine Familie fürchtet um sein Leben. Er hat kein anderes Mittel, das er einsetzen könnte, als sein Leben.
Denn die deutsche Regierung und Sie, unsere Volksvertreter, lassen ihn im Stich. Die internationale Journalistenorganisation „Reporter ohne Grenzen“ engagiert sich für Billy Six, der Deutsche Journalistenverband DJV hingegen schweigt. Die Gewerkschaft ver.di schweigt. Sie, die Vertreter des Volkes, schweigen. Warum? Weil Ihnen die Gesinnung Billy Sixs nicht gefällt? Gibt es Menschen erster und zweiter Klasse für Sie?
Anscheinend ist das so: MdB Andrej Hunko (die Linke) hatte sich damals zusammen mit etwa 150 weiteren Abgeordneten des Bundestages für Herrn Deniz Yücel engagiert und in einem Brief an den Botschafter der Türkei in Deutschland gewandt. Darin stand: „Wie es bei jedem freien Journalisten und kritischen Geist der Fall ist, erregt seine Arbeit teilweise Anstoß. Es ist der Anstoß des freien Denkens und der offenen politischen Debatte.“
Im Falle Billy Six hat Herr MdB Hunko sich auch geäußert: „Bei der Vita von Herrn Six ist es denkbar, dass die Vorwürfe gegen ihn zutreffen.“ Hat Herr Six im Gegensatz zu Herrn Yücel kein Recht auf Ihre Hilfe, weil er in der offenen politischen Debatte für die politisch andere Seite schreibt?
Was für ein erbärmliches Bild für ein demokratisches Land des Westens, das die Menschenrechte doch so hochhält!
Auch wenn er das alles überlebt, drohen Billy Six 28 Jahre Haft. Wissen Sie überhaupt, wofür? Billy Six hat nichts anderes getan, als Präsident Maduro während einer Wahlkampfveranstaltung zu fotografieren. Er wurde unter dem Vorwurf der „Spionage, Rebellion und das Verletzen von Sicherheitszonen“ festgenommen. „Die hanebüchenen Vorwürfe sind ein deutliches Zeichen dafür, dass Billy Six aufgrund seiner journalistischen Tätigkeit in Haft sitzt. Zudem gibt es keine Grundlage dafür, ihn als Zivilisten vor ein Militärgericht zu stellen. Das ist eine grobe Verletzung der venezolanischen Gesetze und der internationalen Verpflichtungen des Landes“, schreibt „Reporter ohne Grenzen“.
Wir können und wollen nicht glauben, dass Sie, verehrte Mitglieder des Bundestages, das Recht der freien Berichterstattung und das Menschenrecht eines zu Unrecht inhaftierten und misshandelten Journalisten missachten und ignorieren.
Wir appellieren an Sie, wir bitten Sie inständig: Tun Sie Ihre Pflicht und zeigen Sie Solidarität mit Billy Six! Verhelfen Sie dem internationalen Recht zur Geltung! Setzen Sie sich für die Freiheit eines Journalisten ein, der ein Opfer unfassbarer Willkür geworden ist! Ducken Sie sich nicht weg! Lassen Sie einen verfolgten deutschen Journalisten nicht im Stich!
Bitte tragen Sie den Button „Free Billy Six“ als Zeichen Ihrer Solidarität!
Bitte unterzeichnen Sie die Petition „Free Billy Six“!
Bitte setzen Sie sich für diese gerechte Sache bei der Regierung ein!
Bitte fordern Sie öffentlich Freiheit für Billy Six!
Bitte fordern Sie die Regierung auf, alle diplomatischen Möglichkeiten voll auszuschöpfen!
Bitte zeigen Sie uns, dem Volk und Ihren Wählern, dass Sie einen Journalisten nicht einfach seinem tragischen Schicksal überlassen, weil er die „falsche Gesinnung“ hat!
PS.: Butten erhalten Sie unter ulrike.haun@protonmail.com Wir freuen uns über Einsendungen von Fotos, auf denen Sie unseren Button tragen! Wir werden diese Bilder sammeln und auf unseren Internetseiten und Social-Media-Profilen veröffentlichen!
Mit freundlichen Grüßen
Hanno Vollenweider
Vorstandsmitglied in der
Vereinigung der Freien Medien e.V. (i.Gr.)
Friedrichstr. 123
10117 Berlin
info@deutschlandsfreiemedien.de
und
Ulrike Haun
Initiatorin von
„Widerstand steigt auf!“