Merz wift Bun­des­re­gierung man­gelnden Einsatz für EU vor und zweifelt an Fort­be­stand der Koalition bis 2021

Berlin — Der CDU-Poli­tiker Friedrich Merz hat Zweifel geäußert, ob die Große Koalition bis zum Ende der Wahl­pe­riode hält. “Diese Regierung kommt einfach nicht so richtig in einen nor­malen Arbeits­modus. Vor allem die SPD hadert nach wie vor mit der großen Koalition”, sagte Merz den Zei­tungen der Funke-Medi­en­gruppe (Donnerstagsausgaben).Das mache die Sache natürlich “für alle Betei­ligten enorm schwierig”. Ob das Bündnis bis 2021 Bestand habe, “werden wir spä­testens nach den Euro­pa­wahlen und nach den Land­tags­wahlen in Bremen, Bran­denburg, Sachsen und Thü­ringen und mit der vor­ge­se­henen Halb­zeit­bilanz zum Ende des Jahres sehen”, sagte der CDU-Poli­tiker. “Wetten würde ich heute nicht darauf”, so Merz weiter.
Merk selber hat sein Interesse bekräftigt, in die Bun­des­re­gierung ein­zu­treten. “Wenn ich gefragt werde, bin ich bereit, ein Amt in der Regierung zu über­nehmen. Warum sollte sich daran etwas geändert haben?”, sagte Merz den Zei­tungen der Funke-Medi­en­gruppe (Don­ners­tags­aus­gaben).
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Er habe aller­dings keine “Bewerbung für das gegen­wärtige Kabinett” abge­geben. “Das war es aus­drücklich nicht”, so der ehe­malige Uni­ons­frak­ti­onschef weiter. Er sagte der neuen CDU-Vor­sit­zenden Annegret Kramp-Kar­ren­bauer seine Unter­stützung zu. Es mache ihm “große Freude zu sehen, wie die neue Par­tei­vor­sit­zende die Arbeit anpackt. Ich unter­stütze sie dabei und möchte, dass sie Erfolg hat”, so Merz. Er habe den sicheren Ein­druck, dass Kramp-Kar­ren­bauer “gezielt daran geht, das Spektrum der Partei wieder zu ver­größern”. Dazu brauche sie Per­sonen, deren Ver­trauen sie genießt. “Ich kann aus der wirt­schafts­po­li­ti­schen und der außen­po­li­ti­schen Sicht einiges bei­tragen. Das tue ich gern und aus Über­zeugung”, so der CDU-Poli­tiker weiter. For­de­rungen aus der Union, Angela Merkel (CDU) solle vor­zeitig das Kanz­leramt für Kramp-Kar­ren­bauer räumen, erteilte er eine Absage: “Die Union braucht derzeit keine Per­so­nal­de­batte zu führen. Wir haben ein gewähltes Par­lament und eine gewählte Regierung. Die Bürger erwarten zu Recht, dass die Regierung ihre Arbeit macht”, so der ehe­malige Uni­ons­frak­ti­onschef. Seine Kan­di­datur als Vize­prä­sident des CDU-Wirt­schaftsrats habe er sich “überlegt”, sagte Merz. Er denke, dass er mit einer neuen Prä­si­dentin Astrid Hamker gut zusam­men­ar­beiten könne. “Das gibt mir auch einen grö­ßeren poli­ti­schen Spielraum”, so der CDU-Poli­tiker weiter. Er wolle sein Amt “kon­struktiv ausüben und habe dabei keine per­so­nal­po­li­ti­schen Hin­ter­ge­danken”. Zurück­haltend äußerte er sich über mög­liche Wahl­kampf-Ein­sätze. “Ich habe kein Amt in der Politik und bewerbe mich auch gegen­wärtig nicht darum. Aber ich emp­finde mein Wahl­er­gebnis vom CDU-Par­teitag als Ver­pflichtung, meine Person und meine Sicht der Dinge zu den Sach­themen ein­zu­bringen”, sagte Merz den Zei­tungen der Funke-Medi­en­gruppe. Genau das tue er bei ver­schie­denen Gele­gen­heiten. Die Frage, wie rea­lis­tisch ein Kanz­ler­kan­didat Merz sei, beant­wortete er aus­wei­chend: “Es geht jetzt um die rich­tigen Ant­worten auf die drän­genden Fragen unserer Zeit und nicht um Per­so­nal­spe­ku­la­tionen”, so der CDU-Politiker.
Außerdem wirft Merz der Bun­des­re­gierung einen zu geringen Einsatz in Belangen der Euro­päi­schen Union vor. “In Brüssel ist das Befremden groß über den man­gelnden poli­ti­schen Einsatz Deutsch­lands in den euro­päi­schen Insti­tu­tionen. Wir sind zurzeit in Europa einfach nicht enga­giert genug”, sagte Merz den Zei­tungen der Funke-Medi­en­gruppe (Don­ners­tag­aus­gaben).
Man solle der Bevöl­kerung erklären, dass “Deutschland aus seinem eigenen Interesse heraus einen über­pro­por­tio­nalen Beitrag leisten muss, wenn Europa gelingen soll — nicht nur finan­ziell, sondern auch mit poli­ti­schem Enga­gement”, so der CDU-Poli­tiker weiter. Gleich­zeitig lobte er den Einsatz von CDU-Chefin Annegret Kramp-Kar­ren­bauer, die auf poli­tische Thesen des fran­zö­si­schen Prä­si­denten Emmanuel Macron mit euro­pa­po­li­ti­schen Vor­stel­lungen geant­wortet hatte. “Gerade die CDU als Euro­pa­partei muss einen neuen Zugang zu Europa finden und wieder Themen setzen. Die neue Par­tei­vor­sit­zende hat dies am letzten Wochenende getan, und damit ist auch hier ein neuer Anfang gesetzt”, so Merz. Einen euro­päi­schen Flug­zeug­träger, für den sich auch Bun­des­kanz­lerin Angela Merkel (CDU) ein­ge­setzt hatte, hält Merz für eine “stra­te­gische Antwort auf die sicher­heits­po­li­ti­schen Her­aus­for­de­rungen, denen Europa aus­ge­setzt ist”. Zudem sei es “eine gute Sache”, dass Deutschland und Frank­reich über ein gemein­sames neues Kampf­flugzeug ver­handeln. Davon brauche es mehr. “Im Übrigen decken sich da ja auch viele Vor­schläge von Emmanuel Macron mit den Ideen von Annegret Kramp-Kar­ren­bauer. Das ergibt noch keine gemein­samen Streit­kräfte. Eine euro­päische Armee kann auch erst am Ende eines solchen Pro­zesses stehen. Am Anfang steht eine gemeinsame euro­päische außen- und sicher­heits­po­li­tische Stra­tegie”, sagte Merz den Zei­tungen der Funke-Mediengruppe.

(dts Nach­rich­ten­agentur)