Wie in Russland über die poli­ti­schen Intrigen in Washington berichtet wird

Im rus­si­schen Fern­sehen hat die Sendung „Nach­richten der Woche“ über die Anhörung von Trumps Ex-Anwalt Cohen berichtet und über die Folgen, die sie haben kann. Das Ergebnis ist ein erstaunlich klarer Blick auf die Intrigen, die seit fast drei Jahren den poli­ti­schen Betrieb in Washington bestimmen. Ich habe den Beitrag übersetzt.
(Von Thomas Röper)
Beginn der Übersetzung:
Um mit eigenen Augen zu sehen, wie der frühere Anwalt von Donald Trump im Kon­gress öffentlich an den Pranger gestellt wird, standen die Jour­na­listen in einer Rie­sen­schlange. Hun­derte TV-Kameras fingen jede Bewegung und jedes Wort ein und Michael Cohen ent­täuschte das Mul­ti­mil­lio­nen­pu­blikum nicht.
„Ich schäme mich für die Anstren­gungen, die ich während des Wahl­kampfes unter­nommen habe, um Donald Trump zu helfen. Ich schäme mich, dass ich ihm bei seinen schmut­zigen Taten geholfen habe, anstatt auf mein eigenes Gewissen zu hören. Denn jetzt weiß ich, wer Mr. Trump ist: Er ist ein Rassist, ein Lügner und ein Betrüger“, sagte der frühere Anwalt des ame­ri­ka­ni­schen Prä­si­denten, Michael Cohen.

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Cohen hatte bereits im Kon­gress unter Eid aus­gesagt und gelogen, wie er jetzt sagt, auf indi­rekte Anweisung von Trump. Der Anwalt, der auch bei Finanz-und Steu­er­be­trü­ge­reien erwischt wurde, gestand seine Schuld ein und stellte sich aber gleich­zeitig als Opfer eines auto­ri­tären und skru­pel­losen Chefs dar.
„Ich habe gelogen, aber ich bin kein Lügner. Ich habe schlechte Dinge gemacht, aber ich bin ein guter Mensch“ sagte Cohen.
Der frühere Anwalt sagte zudem, Trump hätte angeblich im Vorfeld wissen können, dass Wiki­Leaks gehackte E‑Mails ver­öf­fent­lichen würde, die Hillary Clintons Wahl­kampf schaden konnten. Doch der ehe­malige Anwalt hat auch Beschützer. Hinter Cohen stehen all jene, die gegen Trump sind.
„Der Prä­sident nannte Sie eine Ratte. Es gibt nichts Schlim­meres, als wenn ein Mensch als Ratte bezeichnet wird. Ich bin in einem armen Teil von Bal­timore auf­ge­wachsen und weiß, wovon ich spreche. Denn im Gefängnis werden Ver­räter so genannt“, sagte Elijah Cumming, Vor­sit­zender des US-Kongress-Ausschusses.
Aber das Wich­tigste, was die Demo­kraten von Cohen hören wollten, sagte er noch nicht. Er hat keine Belege für Trumps Absprache mit Russland.
„Diese Hexenjagd, diese gefälschte Geschichte, scheint zu sterben. Sie haben nichts, was mit Russland zu tun hat. Es gab keine Absprachen! Jetzt sagen sie, lasst uns jeden Deal, den er gemacht hat, über­prüfen. Über­prüfen wir seine Finanzen, seine Ver­träge. Diese Men­schen sind krank!“, sagte Trump.
Nach den öffent­lichen Anhö­rungen wurde Cohen noch in den nicht-öffent­lichen Aus­schuss für Geheim­dienste gerufen. Was aus dem ehe­ma­ligen Anwalt dort „her­aus­geholt“ wurde, ist nicht bekannt. Aber ange­sichts eines so starken Drucks ist alles möglich. Dass es sich bei dem Fall im Wesent­lichen um einen poli­ti­schen Fall handelt, räumte Cohen selbst ein, der in seinem Schlusswort plötzlich über die nächste Prä­si­dent­schaftswahl 2020 sprach.
„Auf­grund meiner Erfah­rungen mit Trump habe ich Angst, dass, wenn er die Wahl 2020 ver­liert, wir keine fried­liche Macht­übergabe haben werden. Deshalb habe ich mich bereit­erklärt, heute vor Ihnen zu erscheinen“, sagte Cohen.
Daraus folgt, dass Trump nicht zu den Wahlen zuge­lassen werden darf. Im Ide­alfall muss er vorher aus dem Spiel genommen werden.
Men­schen aus Trumps Umfeld werden im Kon­gress vor die Aus­schüsse gezerrt: Vor den Geheim­dienst­aus­schuss, den Finanz­aus­schuss, den Steu­er­aus­schuss. Nach dem Anwalt ist nun der Finanzchef von Trump an der Reihe, Allen Weisselberg, und auch der Geschäfts­partner, mit dem er ein Hotel in Man­hattan baute, Felix Sater. Cohens Aussage im Kon­gress wird bereits als „Roadmap“ bezeichnet, wobei die Demo­kraten sicher sind, dass es zu einer Amts­ent­hebung reichen wird.
Ende der Übersetzung
Wenn Sie sich für die rus­sische Sicht auf die Welt­po­litik inter­es­sieren, emp­fehle ich Ihnen einen Blick in die Beschreibung meines Buches. Dort lasse ich Prä­sident Putin unge­filtert in aus­führ­lichen Zitaten zu Wort kommen und man bekommt einen über­ra­schenden Blick auf die poli­tische Situation im Westen.
 

Thomas Röper — www.anti-spiegel.ru