Die Postmoderne kennt keine Götter mehr, sondern nur noch Götzen. Diese Zerrbilder der Göttlichkeit stellen eine tragisch-komische Paraphrase auf die griechische Mythologie dar: Statt Zeus und Hera und heißen sie heute “Gleichheit” und “Menschenrechte” und ihr Wohnort ist nicht mehr der Götterberg namens Olymp, sondern das profane und säkulare Brüssel. Dort stehen die Schreine der Götzen-Verehrung, dort halten die Hohepriester der neuen säkularen Religion ihre täglichen Messen ab.
Ministranten und Missionare
Die Hohepriester in Brüssel haben natürlich ihre Ministranten und ihre Missionare und sie verfügen über zahlreiche weltliche Diener. Die Ministranten und Missionare verrichten ihr unheiliges Werk in den Redaktionsstuben der öffentlich-rechtlichen Sender und verbreiten von dort aus die neue Heilslehre über die Bildschirme und die Kommentarseiten der “Qualitätsmedien”. Die braven Wiederkäuer der Brüssler Dogmen drechseln unentwegt an den neuen Mythen und überbringen sie den Menschen, so wie es weiland die Evangelisten mit ihren Schriften getan haben. In all diesen Götzen-Evangelien wird vermittelt, dass die “Menschenrechte” und die “Gleichheit” sakrosankte und förmlich göttliche Institutionen sind, die man weder kritisieren noch hinterfragen darf, sondern demütig, dankbar und froh verehren muss.
Zeloten und Jakobiner
Zum Schutz dieser Götzen-Wahrheit sind Heerscharen von pseudoreligiösen Eiferern im Einsatz, die einerseits daherkommen wie die berüchtigten Zeloten der Antike und andererseits agieren wie die Jakobiner nach der Französischen Revolution: Sie legen in ihrem Tun eine quasi-religiöse Beflissenheit an den Tag, die derjenigen der Zeloten in nichts nachsteht. Weil sie aber ihr gesamtes Denken und Handeln in den Dienst der säkularen Götzen gestellt haben, müssen sie sich natürlich strikt weltlich verhalten und demzufolge versuchen sie, ihre politischen Dogmen unter dem Deckmantel der “Humanität” unerbittlich durchzusetzen. Wie die Jakobiner brüsten sie sich mit ihrem guten Willen und ihrer Menschlichkeit sowie ihrer Überzeugung, angeblich nur das Beste für alle Menschen zu wollen.
Diese ihre ständig im Bauchladen der “Haltung” demonstrierte Humanität hindert die neuen Jakobiner und Zeloten aber nicht, überall ihre virtuellen Scheiterhaufen zu errichten, um die Kritiker der Götzen darauf zu verbrennen. Die orthodoxen Eiferer und ihre Schergen fühlen sich geradezu verpflichtet, für das Schöne, Wahre und Gute alles auszumerzen, was ihnen im Weg steht und so wollen sie mit dem polit-medialen Feuer jeden vernichten, der dem kollektiven Götzen-Wahn widerspricht.
Die Anzündhilfen für den Scheiterhaufen heißen Empörung und Diffamierung und die Prügel, mit denen die Delinquenten und Ketzer auf diese Autodafés der Postmoderne getrieben werden, sind die Nazikeulen. Freilich, wir haben uns natürlich weiterentwickelt: Kritiker und Zweifler werden heute nicht mehr physisch verbrannt, sondern man fackelt nur noch ihre Reputation und ihr öffentliches Ansehen ab. Im lodernden Feuer des Juste Milieu stehen demzufolge alle, die sich gegen den geltenden Mainstream stellen.
Kreuzzüge sind notwendig
Jede funktionierende Religion, sei sie auch noch so weltlich, braucht natürlich auch ihre Kreuzzüge, sonst kann sie ihren Furor nicht kanalisieren. Wie ein solch säkularer Kreuzzug aussehen kann, erleben wir gerade bei der Jeanne d‘Arc des Kampfes gegen den Klimawandel: Greta Thunberg, ein 16-jähriges Mädchen aus Schweden ist die aktuelle (aber natürlich nur scheinbare) Anführerin von europaweiten Aktionen gegen den angeblich menschengemachten Klimawandel. Die zitierten Hohepriester tun so, als ob sie Fräulein Thunberg verehren würden und die oben genannten Boten verbreiten submissest und kritiklos die Anliegen des Mädchens. Kein Offizieller hinterfragt, was denn die Interessen hinter dieser offensichtlich konstruierten und konzertierten Aktion sein könnten.
Bis zum Ende
Alles in allem betrachtet wird jeder nachdenkende Mensch zur Zeit Zeuge von haarsträubenden Vorgängen und kollektiven Ver(w)irrungen, die rational kaum erklärbar sind. Aber offenbar ist es wie immer in der Geschichte: Götzendienste und verrückte Tänze um ein Goldenes Kalb werden solange veranstaltet, bis ein Moses kommt und das Volk in die Schranken weist. Oder auch solange, bis eine andere und mächtigere Religion die Götzenanbetungen mit Gewalt beendet.
Dr. Marcus Franz — www.thedailyfranz.at