Der Flug zum Blocksberg – magische Kräuter in der Walpurgisnacht

Wal­purgis. Welch eine Nacht! Eine Nacht voller Magie! Der Sage nach reiten die Hexen in der Wal­pur­gis­nacht auf Besen, Mist­gabeln oder ‑böcken zum Hexen-Sabbat. Nach ihrem Flug durch die Lüfte landen sie auf einem magi­schen Platz, um den Frühling her­bei­zu­tanzen und sich mit dem Teufel zu ver­ei­nigen. Nach altem Volks­glauben haben sich die Hexen in der Wal­pur­gis­nacht mit Flug­salbe berauscht – Haupt­be­stand­teile waren wahr­scheinlich Nacht­schat­ten­ge­wächse wie Toll­kirsche, Bil­sen­kraut oder Alraune.
(Von Vera Wagner)
Die Königin der Nacht­schat­ten­ge­wächse, die Toll­kirsche, wurde im Altertum für Gift­morde ver­wendet. Der Name Atropa bel­la­donna hat Ver­bindung zur grie­chi­schen Schick­sals­göttin Atropos, der Uner­bitt­lichen, die den Lebens­faden durch­schneidet. Bella donna – schöne Frau – kommt daher, dass sich Frauen früher mit Wasser ver­dünnten Toll­kir­schensaft in die Augen träu­felten, um die Pupillen weit werden zu lassen. Atropa bel­la­donna galt als Wunder- und All­heil­mittel und wurde in Wein gelöst getrunken. Hil­degard von Bingen schreibt, der Ort, an dem die Toll­kirsche wächst, sei den Ein­flüs­te­rungen des Teufels ausgesetzt.

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Das schwarze Bil­sen­kraut, auch Teu­felsauge, Schlaf­kraut, Teu­felswurz genannt, galt eben­falls schon in der Antike als Zau­ber­pflanze. Ver­mutlich machten die Pries­te­rinnen des Del­phi­schen Orakels ihre Weis­sa­gungen in einem Rausch­zu­stand, der durch den Rauch von Bil­sen­kraut­samen her­vor­ge­rufen wurde. Die extrem gifte Pflanze wurde als Lie­bes­kraut ver­wendet: Ein Mann sollte, um Liebe in sein Leben zu bringen, früh am Morgen nackt und auf einem Bein stehend Bil­sen­kraut sammeln. Es hieß, durch das Tragen von Bil­sen­kraut ziehe man Liebe an.
In Pommern fand 1538 ein Hexen­prozess statt. Die Ange­klagte bekannte, sie habe einen Mann dazu gebracht, ihr nach­zu­laufen, indem sie ihm Erde vom Grab des ertrun­kenen Scharf­rich­ter­sohnes, Knochen von einem Toten­schädel, Salz, einige ihrer Scham­haare und Bil­sen­kraut­samen heimlich in die Schuhe gelegt habe.
Der Duft der Alraune wirkt ein­schlä­fernd und soll Hal­lu­zi­na­tionen aus­lösen. Nach altem Volks­glauben muss der­jenige, der den Schrei der Alraune hört, sterben. Wo die Alraune ist, können sich keine Dämonen breit­machen. Um eine getrocknete Alrau­nen­wurzel zu akti­vieren, plat­ziert man sie an einer mar­kanten Stelle im Haus und lässt sie dort drei Tage liegen. Dann lässt man sie über Nacht in warmem Wasser liegen. Die Wurzel ist akti­viert und kann für magische Zwecke ver­wendet werden. Die Alraune gilt auch als Glücks­bringer. Ihre Früchte sind der Lie­bes­göttin Aphrodite geweiht.
Auch der Flie­genpilz dürfte Bestandteil der Flug­salben gewesen sein und wurde schon in der Antike als Rausch­mittel ver­wendet. Sibi­rische Scha­manen benutzten ihn, um Kontakt mit Geistern und Ver­stor­benen aufzunehmen.
Auch im alten China und Indien waren die psy­cho­ak­tiven Eigen­schaften des Flie­gen­pilzes bekannt. Sein Name könnte auch mit dem Gefühl des Fliegens zu tun haben. Und so sug­ge­rierte die Flug­salbe, eine Mixtur aus ver­schie­denen berau­schenden Zutaten, die auch das Fett eines tot­ge­bo­renen Kindes ent­hielt, durchaus auch die Emp­findung zu fliegen.
Vera Wagner
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