Offener Brief: Freiheit für Julian Assange

An alle Men­schen, Par­la­mente und die Regie­rungen dieser Welt


An
alle Frak­tionen des Deut­schen Bundestags
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jeden red­lichen Men­schen dieser Welt
Die Ver­folgung von Julian Assange aus rein poli­ti­schen Motiven muss sofort beendet werden
Julian Assange und Edward Snowden müssen für den Frie­dens­no­bel­preis vor­ge­schlagen werden, wenn diese Aus­zeichnung über­haupt noch ihren Namen ver­dienen soll
Sehr geehrte Damen und Herren,
dass die Welt längst voll­kommen aus den Fugen geraten ist beweist sich gerade auch an dem Schicksal von Julian Assange, der ganz offen­sichtlich nur deshalb kri­mi­na­li­siert worden ist, weil er maß­geblich daran beteiligt war, den Men­schen dieser Welt die Augen für die nie­der­träch­tigen Machen­schaften mäch­tiger Per­sonen der Gegenwart zu öffnen.
Die Welt braucht solche Men­schen, die im Wissen um die Risiken für ihre per­sön­liche Freiheit und auch ihr Leben noch den Mut haben, vor aller Öffent­lichkeit für die Wahrheit einzutreten.
Poli­tische und wirt­schaft­liche Macht ist mit Ver­ant­wortung für die Men­schen dieser Welt ver­bunden, und Julian Assange und Edward Snowden haben der Welt gezeigt, wie diese Macht – immer wieder – zum Nachteil der Men­schen und Völker dieser Welt miss­braucht worden ist.
Jeder red­liche und poli­tisch Inter­es­sierte weiß um die unschätz­baren Ver­dienste von Julian Assange und Edward Snowden.
Diese Männer sind keine „Ver­räter“, weil sie gegen Gesetze ver­stoßen haben, die letztlich nur die Funktion haben, den Miss­brauch von Macht zum Nachteil unzäh­liger Men­schen unter Androhung von Strafe vor der Öffent­lichkeit ver­bergen zu können. Schwerste Ver­brechen gegen die Mensch­lichkeit und die Rechte und Inter­essen aller Men­schen sind nicht schutzwürdig.
Wer die Wahrheit eine Lüge nennt ist ein Ver­brecher. Und wer den, der die Wahrheit aus­spricht, die jeden Men­schen betrifft, auch noch ver­folgt, ist in Wahrheit ein Feind von Demo­kratie, Rechts­staat­lichkeit und eines jeden wie auch immer defi­nierten Ideals einer offenen frei­heit­lichen Gesell­schaft, in der der Staat die erste und heilige Pflicht hat, die Rechte der Bür­ge­rinnen und Bürger zu schützen.
Zu einer solchen, rein poli­tisch moti­vierten Ver­folgung von Men­schen, die für Wahrheit und damit für das Prinzip poli­ti­scher Ver­ant­wort­lichkeit ein­ge­treten sind, ist kein Poli­tiker von den Bürgern dieser Welt gewählt worden.
Die Men­schen in aller Welt sollen durch die Ver­folgung von Julian Assange ganz offen­sichtlich abge­schreckt werden, damit jeder sehen kann, wohin es führt, wenn man den „Mäch­tigen“ vor aller Welt den Spiegel vorhält.
Die Welt ist aus den Fugen, weil die Mäch­tigen ver­gessen haben, dass es in Wahrheit nur ein Gesetz gibt, und das ist in die Herzen und den Geist aller Men­schen geschrieben: das Gesetz der Mensch­lichkeit, das ein Leben in der Wahrheit und größt­mög­lichen Respekt vor dem Leben der gesamten belebten Natur und aller Mit­men­schen gebietet.
Es spielt keine Rolle, ob ein Mensch an Gott glaubt oder nicht, ob er sich auf einen Phi­lo­sophen, auf seine per­sön­liche Inter­pre­tation der Welt oder auf heilige Schriften, die 10 Gebote, das Neue Tes­tament, das Frie­dens­evan­gelium der Essener, den Koran, das Ramayana, das Mahab­harata, die Veden, die Lehren des Buddha oder eines Laotse bezieht oder auch nur von diesen Texten weiß. Jeder Mensch weiß, was Unrecht und Recht ist, weil er dieses Wissen mit seiner Geburt erhalten hat.
Kein Mensch auf der Welt will ohne Zugang zum Recht leben und die Ver­waltung von poli­ti­scher Macht und wirt­schaft­lichem Ein­fluss in den Händen von Men­schen sehen, die ihre Seele allem Anschein nach an die Inter­essen von Kreisen ver­kauft haben, die nur noch den per­sön­lichen wirt­schaft­lichen Vorteil kennen und sich einen Dreck um das Wohl der Men­schen scheren.
Wenn es ein von Men­schen gemachtes Gesetz gibt, das die Ver­folgung von Men­schen erlaubt und befiehlt, die lediglich die Wahrheit über kri­mi­nelle Machen­schaften auf­ge­deckt haben, dann steht es somit im Wider­spruch zu dem Recht, das jeder Mensch von Geburt an in sich trägt.
Wer es ohne – obwohl er vom Volk gewählt ist – öffent­lichen Wider­spruch hin­nimmt, dass Men­schen wie Julian Assange und Edward Snowden wie Ver­brecher ver­folgt und mit Strafe und lang­jäh­riger Haft oder sogar mit dem Tod bedroht werden können, der hat meines Erachtens jedes Recht ver­wirkt, sein poli­ti­sches Amt weiter aus­zuüben. Was auch immer ein solcher Poli­tiker behaupten mag: Er dient nicht dem Recht und den Men­schen und erfüllt nicht seinen Wahlauftrag.
Wer auch nur noch einen letzten Rest an mensch­lichem Anstand in sich hat, der muss sich öffentlich für die sofortige Been­digung jeg­licher offen­sichtlich bloß poli­tisch moti­vierter Ver­folgung von Julian Assange und Edward Snowden einsetzen.
Wer das unter­lässt, obwohl er die Mög­lichkeit dazu hat, der hat gute Aus­sichten, irgendwann von allen Wählern und Völkern ver­achtet zu werden. Wer jetzt schweigt, der sollte sich nie mehr erdreisten, öffentlich in schönen Worten und Reden von Freiheit, Rechts­staat und Mei­nungs­freiheit zu reden. Denn mit solchen Sonn­tags­reden würde er nur noch beweisen, was er für ein gewis­sen­loser Heuchler er ist, da er im Interesse seiner „Kar­riere“ nicht mehr dazu bereit ist, selbst ein so kleines Opfer zu bringen.
Von daher fordere ich jeden Men­schen und ins­be­sondere jeden poli­ti­schen Ent­schei­dungs­träger dazu auf, sich öffentlich für Julian Assange und Edward Snowden zu enga­gieren, damit sich diese Männer endlich wieder ohne Furcht vor Nach­teilen überall in der Welt auf­halten und damit ihnen endlich auch die öffent­liche Aner­kennung und Ehre zuteil werden kann, die Ihnen nach dem Urteil aller redlich den­kenden Zeit­ge­nossen zusteht.
Nach meinem per­sön­lichen Glauben hat nur der Mensch, der im Ein­klang mit den in jeder­manns Inneren gegen­wär­tigen Geboten der Huma­nität und des Gewissens – die über­zeit­liche und über­ter­ri­to­riale Gesetze jen­seits von Kor­ruption und juris­ti­scher Rechts­beugung sind – lebt, Aus­sicht auf ein langes Leben in Würde, Selbst­achtung und Gesundheit, ohne den Tod fürchten zu müssen. Wer seine Pfründe höher stellt als seine per­sön­liche Inte­grität, der hat als Mensch schon längst verloren.
Ange­sichts dieses schä­bigen Umgangs mit Julian Assange und der darin zum Aus­druck kom­menden offenen Willkür und Bedrohung für die Rechte aller Men­schen, die sich für Wahrheit und Gerech­tigkeit enga­gieren, ist jeder red­liche Mensch dazu auf­ge­fordert, sich auf jedwede – fried­liche – Art und Weise für Julian Assange und Edward Snowden zu enga­gieren und seinem Protest öffent­liches Gehör zu verschaffen.
Mit freund­lichen Grüßen
Wil­fried Schmitz
Rechtsanwalt


Quelle: Nach­rich­ten­spiegel