Vor ein paar Jahren, kurz nach der Subprime-Kreditkrise von 2008, schickte die US-amerikanische Zentralbank (Fed) eine Gruppe aus der Abteilung für Öffentlichkeitsarbeit quer durch die USA, um auf angeblichen „Aufklärungsveranstaltungen“ über die Arbeitsweise und die wunderbaren Dinge, die die Fed macht, aufzuklären. Die Veranstaltungen waren öffentlich und am Ende der Veranstaltung gab es eine Frage- und Antwortrunde.
Eine solche Sitzung fand auch in Des Moines, Iowa, statt. Zu der Zeit gab ich an der University of Iowa einen Kurs über die Österreichische Schule der Nationalökonomie und war von der Aussicht begeistert, völligen Unsinn zu hören und mich mit einer Frage an die Fed zu wenden. Ich wurde nicht enttäuscht.
Der Aufklärungsteil der Sitzung dauerte etwa eine Stunde und mir wurde klar, dass die vierköpfige Gruppe auf dem Podium fast nichts über Geldtheorie wusste. Sie wurden möglicherweise sogar extra für diese große Rundreise angestellt, weil alle relativ jung, adrett und sehr sympathisch waren – also nicht typische Zentralbankstreber oder Bankprüfer! Die Diskussionsteilnehmer befassten sich ausschließlich mit einer der beiden Aufgaben der Fed: Dem Auftrag zur Förderung des wirtschaftlichen Wohlergehens der USA. Die andere Aufgabe aber besteht darin, die Funktionsfähigkeit des Währungssystems an sich sicherzustellen. Wohl aber gingen die Diskussionsteilnehmer auf die Steuerung der Zinsen durch die Fed und den damit verbundenen Geldfluss in den Wohnungssektor und andere ausschlagende Wirtschaftsbereiche ein.
Als der Vortrag zu Ende war, wurden die Zuhörer, die eine Frage hatten, gebeten, jeweils einzeln der Reihe nach ans Mikrofon zu treten. Ich war der Letzte in der Reihe mit etwa einem Dutzend Fragestellern. Hier ist meine Erinnerung von dem, was folgte:
Ich: Sie sagen, Sie (die Fed) haben die Macht, die Geldmenge zu erhöhen. Habe ich das richtig verstanden?
Fed: Ja.
Ich: Und Sie haben tatsächlich die Geldmenge erhöht. Habe ich das richtig verstanden?
Fed: Ja.
Ich: Und das Geld, das Sie erschaffen haben, wurde aus dem Nichts erzeugt. Es war vorher nicht da, aber jetzt ist es da. Habe ich das richtig verstanden?
Fed (zunehmend nervös): Ja.
Ich: Und Sie sagen, dass die Geldschöpfung aus dem Nichts für die Wirtschaft von Vorteil ist. Habe ich das richtig verstanden?
Fed (jetzt vollkommen unter Strom stehend): Ja.
Ich: Warum verfolgen Sie dann Geldfälscher?
(Das Publikum, mit ein paar Sekunden Verzögerung: Ja, warum verfolgen Sie Geldfälscher?)
Fed: Diese Veranstaltung ist beendet.
Ich will damit herausheben, dass es keinen Unterschied in den wirtschaftlichen Konsequenzen für eine Gesellschaft macht, ob nun die Fed Geld aus dem Nichts erschafft oder ob ein Geldfälscher dasselbe tut. Der Unterschied liegt einzig in der juristischen Bewertung und der unterschiedlichen Größenordnung. Private Geldfälscher werden zu Recht bestraft, während die Fed für ihre Handlungen gelobt wird.
Geldfälscher werden bestraft, weil Gelddrucken dasselbe ist wie Stehlen. Ein Geldfälscher druckt Geld nicht, um es unter seine Matratze zu stopfen und sich reich zu fühlen. Er weiß, dass er sein falsches Geld an jemand anderen weitergeben muss, um wertvolle Waren oder Dienstleistungen zu erhalten. In einem kürzlich auf Mises Wire erschienenen Artikel, nennt Frank Shostak dies etwas im Tausch für Nichts zu bekommen. Richard Cantillon erkannte, dass die ersten Empfänger des neuen Geldes auf Kosten aller nachfolgenden Empfänger profitieren – der sogenannte Cantillon-Effekt.
In einem anderen kürzlich auf Mises Wire erschienenen Artikel erklärte Carmen Elena Dorobăt, dass sich der Cantillon-Effekt international ausweiten lässt. Daher übertragen Staaten, die in den späteren Stadien der Geldmengenausweitung Dollar als Zahlungsmittel akzeptieren, Vermögen auf die früheren Empfänger der neuen Dollars, hauptsächlich die Banken und ihre Kunden in den USA.
Einige mögen darauf erwidern: „Ja, es ist wahr, der Staat gesteht sich als einzigem selbst das Recht zu, Geld aus dem Nichts zu schaffen, aber viele Rechte gesteht der Staat nur sich selbst zu. Die Möglichkeit, Geld aus dem Nichts zu schaffen, ist nur eine davon.“
Betrachten wir zwei Beispiele: Die Macht, Krieg zu führen, und die Macht, einige zu zwingen, die Lebenshaltungskosten für andere zu bezahlen. Der Unterschied ist ein Unterschied zwischen Ethik und Konsequenzen.
Kein entwickelter Staat erlaubt seinen Bürgern, aus eigenem Antrieb Ausländer zu töten. Doch in Kriegszeiten befehlen staatliche Institutionen ihren Bürgern, Ausländer zu töten, und belohnen sie tatsächlich noch dafür – in der Regel mit Ehrungen statt mit Geld. Ebenso gestattet es kein entwickelter Staat seinen Bürgern, für sich selbst zu entscheiden, dass die reicheren Mitglieder der Gesellschaft die weniger Wohlhabenden finanzieren müssen. Mit anderen Worten, weder Sie noch ich können sich an einen wohlhabenden Menschen wenden und ihn mit der Waffe zwingen, Geld an die weniger Reichen abzugeben. Die Gesellschaft würde in eine Hobbesianische Anarchie eines Krieges aller gegen alle zerfallen.
Ethik vs. Konsequenzen
Dennoch akzeptieren die meisten von uns, wenn auch widerwillig, dass der Staat uns zwingen kann, in den Krieg zu ziehen und Steuern für die Finanzierung von Sozialprogrammen zu bezahlen. Im Gegensatz zum Geldfälschen behauptet der Staat daher gar nicht erst, dass es einen Unterschied zwischen staatlichen und privaten Handlungen in diesem Bereich gibt. Wenn also Amerikaner Ausländer töten, egal ob sie dies als Privatpersonen oder als Soldaten tun, sind die Folgen dieselben: Ausländer sterben. Auch wenn ich als Privatbürger Robin Hood spiele und von den Reichen nehme, um es den Armen zu geben, sind die Folgen dieselben, als würde der Staat dies über Steuern tun. Aber wenn der Staat Geld aus dem Nichts erschafft, wird behauptet, dies habe nur gute Ergebnisse zur Folge, während es schlechte Folgen hat, wenn Privatpersonen dasselbe tun.
Haben Sie jemals gehört, dass ein Regierungsvertreter behauptet hat, dass Gelddrucken tatsächlich zu einer Fehlallokation von Ressourcen und zu einem Nettoverlust für die Gesellschaft führt, aber diese Maßnahmen notwendig seien, um X oder Y zu helfen? Natürlich nicht. Man hört nur, wie wundervoll die US-Notenbank ist, weil sie Geld aus dem Nichts erschaffen hat, um die Wirtschaft anzukurbeln oder etwas ähnlich Unsinniges. Der private Geldfälscher bestiehlt andere zu seinem eigenen Vorteil oder dem seiner Leute, aber die Fed behauptet, von ihren, absolut identischen Handlungen profitieren alle Teile der Gesellschaft.
Hinter Statistiken wird die Wahrheit versteckt
Die Fed versucht, die zerstörerischen Auswirkungen der Geldmengenvermehrung zu verdecken, indem sie sich auf die Vorteile konzentriert, die einigen speziellen Wirtschaftsbereichen, wie etwa dem Wohnungsbau, zukommen. Statistiken zeigen, dass die Zielgruppe tatsächlich von der Geldmengenvermehrung profitierte. Die Fed übersieht jedoch die Kosten für den Rest der Wirtschaft, die weit gestreut und nahezu unmöglich zu messen sind. Beschreiben lässt sich dieses Verhalten als eine Konzentration auf den Nutzen und eine Streuung der Kosten. Der Nutzen lässt sich beziffern, die Kosten nicht. In Wirklichkeit aber wurde kein neuer Wohlstand geschaffen. Vielmehr kam es zu einem Wohlstandsverlust. Das Gelddrucken stört die Produktionsstruktur und verursacht Fehlinvestitionen, die schließlich abgeschrieben werden müssen und niemals wiederhergestellt werden können. Mit anderen Worten: Die Verlierer verlieren insgesamt mehr, als die Gewinner gewinnen.
Der Cantillon-Effekt und der daraus resultierende zeitlich beschränkte Aufschwung sind sichtbar, wenn der Geldfälscher in einem kleinen Gebiet handelt. Er kauft große, auffällige Fahrzeuge und lebt auf großem Fuß, bis die Händler erkennen, dass sie falsches Geld angenommen haben. Sie sind die Verlierer. Selbst wenn das Falschgeld nicht entdeckt wird, sondern weiterhin wie andere gesetzliche Zahlungsmittel von Hand zu Hand geht, wird die Produktionsstruktur dauerhaft gestört und Kapital wird zerstört. Erinnern Sie sich nur an Professor Shostaks Lektion, dass, da Geldfälscher etwas umsonst bekommen, Wohlstand vernichtet wird.
Die schädliche Wirkung des kleinen Geldfälschers verblasst jedoch im Vergleich zur Fed. Ein kleiner Geldfälscher kann zwar mehrere tausend Dollar oder sogar eine Million Dollar an falschem Geld in Umlauf bringen, aber in den neunzehn Jahren von Januar 2000 bis Januar 2019 hat die Fed die Geldbasis – von der Fed kontrollierte Bankreserven plus Bargeldumlauf – von 0,591 Billionen Dollar auf 3,323 Billionen Dollar erhöht. Das ist eine Steigerung von fast drei Billionen Dollar! Trotzdem bereist die Fed das Land, um ihre Wundertaten vor einem hauptsächlich treudoof dreinschauenden Publikum zu preisen… außer vielleicht in Des Moines, Iowa.
Quelle: www.misesde.org