TQM: Iran — no “oil for fools”!

Die Trump Admi­nis­tration kün­digte wie­derholt an, die ira­ni­schen Ölex­porte “auf null” zu bringen. Schritt­weise wurden erst die euro­päi­schen Öl- und Gas­firmen aus dem Iran gedrängt: Die OMV aus Pars 2, danach die fran­zö­sische Total, welche die OMV-Anteile übernahm. Die Öl-Import “Geneh­mi­gungen” für Italien und Frank­reich liefen aus, schließlich drängten die USA Saudi dazu die För­der­quote zu expan­dieren und “für den Iran ein­zu­springen” um dessen her­bei­ge­führten Ausfall in Richtung China und Indien zu “kom­pen­sieren”.
Was sich als simple US-Kom­mando-Ölwirt­schaft anhört, erweist sich jedoch in der Praxis als “Öl-Mäd­chen­rechnung”. Denn während die NATO-EU klein beigab und mit ihrem lach­haften Ersatz­wirt­schafts-Vehikel mit dem Iran so tut, als ob es den USA wider­stehen wollte um den Atomdeal zu retten, schnitt es sich bereit­willig die ira­nische Ölzufuhr in jene euro­päi­schen Raf­fi­nerien ab, die auf die Son­der­spe­zi­fi­ka­tionen des ira­ni­schen Öls ein­ge­stellt waren. Aus Angst vor US-Sank­tionen zogen sich sämt­liche EU-Banken aus dem Iran-Geschäft zurück.
Womit soll der Iran euro­päische Güter, deutsche Maschinen kaufen, wenn er sein vor­ran­giges Exportgut nicht liefern“darf”? Welche lach­hafte EU-Tausch­börse soll ira­nische Pis­tazien ban­kenfrei gegen EU-Mit­tel­stands­waren “tau­schen”?
Der Gipfel der Pein­lichkeit war wohl der Iran-Besuch des BRD-Heiko, der nach Teheran reiste um sein Bekenntnis zum Staat Israel abzu­laden und die Gefähr­lichkeit des Kon­flikts fest­zu­stellen, während die ewige Kanz­lerin fest­stellte, daß “die EU nur begrenzte Mittel im Iran-Kon­flikt habe” und der Iran-Deal für den Iran selber gut sei, auch wenn sämt­liche Ver­trags­partner nicht mehr an Bord seien. Was möchte uns die Möch­tegern UN- Sicher­heitsrats-Macht BRD damit vor­ex­er­zieren? “0+0‑Verträge”, als neue Form eines Selbst­be­frie­dungs-Staats­ab­kommens??? Diese Groß-BRD, diese “Festung EU” ist staats­rechtlich so lächerlich und löchrig, wie seine vor­sätzlich unge­schützten Außen­grenzen! Sowohl die BRD, als auch die EU sind weder ernst zu nehmen, noch spielen sie außen­po­li­tisch irgendeine Rolle.

Dem­ge­genüber ver­kündete der indische Außen­mi­nister V Mura­leed­haran gestern, daß die indisch-ira­ni­schen Bezie­hungen von keinem Drittland bestimmt werden. Obwohl die US- Geneh­mi­gungen für Öl-Importe aus dem Iran nach Indien diesen Mai aus­liefen, ver­kündete ein hoher indi­scher Beamter, daß Indien in einem noch fest­zu­le­genden Ausmaß die Ölim­porte wieder auf­nehmen wird, trotz Sank­ti­ons­dro­hungen von Seiten Pompeos. Der indische Außen­mi­nister betonte ferner, daß die indische Politik von seiner Ener­gie­si­cherheit, Handels- und Wirt­schafts­in­ter­essen geprägt sei.

China ließ bereits nach Ende der US-Son­der­ge­neh­mi­gungen neulich einen ira­ni­schen Öltanker mit einer Millon Barrel ein­laufen. Obwohl das State Department noch letzte Woche ankün­digte, kei­nerlei Aus­nah­me­ge­neh­migung mehr zu erteilen, scheint sich dies nun zu ändern. Aus­ge­rechnet unter einem von Obama 2012 beschlos­senen Aus­nah­me­gesetz, soll laut drei Beamter des State Depart­ments, der US-Son­der­ge­sandte für den Iran, Brian Hook, weitere Son­der­im­port­ge­neh­mi­gungen für China gewähren. Dies berichtete das linke US- Polit­journal “Politico”. Das State Department scheint sich also nach dem “nicht-geneh­migten” Öl-Import Chinas, den real­po­li­ti­schen Gege­ben­heiten anzu­passen. China hatte die letzte Öl- Fracht demons­trativ und öffentlich ein­laufen lassen — was wollen die USA nun tun?

Die rigiden Sank­ti­ons­dro­hungen gegen China imple­men­tieren und den unter dem Zoll­streit ste­henden US-Chi­ne­si­schen Handel völlig aus­setzen? Trump und Xi einigten sich in Osaka
auf Huawei-Sank­ti­ons­aus­nahmen und China nimmt im Gegenzug limi­tierte US-Agrar- Importe wieder auf. Soll nun die auf höchster Ebene aus­ge­dealte Ent­spannung beim G‑20 Gipfel durch US-Sank­tionen wieder zer­stört werden? Das State Department folgt mitt­ler­weile der Politik Trumps und diese ist bestimmt von spon­tanen one-to-one Deals und nicht von lang­fris­tigen Stra­te­gie­spielen der Deep State-Diplo­matie, auch nicht von cho­le­ri­schem Säbel­rasseln des Bolton, um den es seit dem Treffen der Sicher­heits­be­rater in Jeru­salem und der Grenz­über­schreitung des Trump nach Nord­korea auf­fallend ruhig wurde.
Während also die EU in ihrem hün­di­schen Gehorsam umgehend den Kotau beim ersten scharfen Husten aus Washington machte und sich als poli­ti­scher Trans­vestit im Män­telchen einer Han­dels­plattform davon­stiehlt, den ira­ni­schen Markt dabei lang­frisitg ver­lässt, betreiben China, Indien, Russland und die USA nationale Inter­es­sens­po­litik. Die US-Karotte, sau­di­sches Öl ersatz­weise nach Indien und China zu pumpen zieht hin­gegen nicht und wird standhaft von diesen zurückgewiesen.
Bei Russland geht es um den poli­ti­schen Einfluß im Iran mit Aus­strahlung auf Syrien. Ferner erkennt Russland seine Chance durch den Hin­auswurf der Europäer aus dem ira­ni­schen Markt und der US-Absenz im sel­bigen, zwangs­weise in diesen Markt einzutreten.
Russland hat dabei nicht nur Rüs­tungs­exporte in den Iran — unter anderem die S‑400 in Aus­sischt gestellt, sondern bereits Gazprom auf die Reise geschickt um diverse Ener­gie­infra­struk­tur­pro­jekte aus­zu­loten und ein­zu­lochen. Bila­terale Ban­ken­ab­kommen unter Ver­wendung beider natio­naler Wäh­rungen und ira­ni­scher Öl-Lie­fe­rungen als Zah­lungs­mittel, ermög­lichen diesen Schritt.
Indien hängt mit über 20 Mrd USD schweren Infra­struk­tur­pro­jekten, nicht nur im Öl- und Gas­be­reich, sondern auch im Auto­bahnbau und Hafenbau im ira­ni­schen Markt und impor­tierte bis zu 16% seines Ölbe­darfs aus dem Iran. Indien kann und wird nicht, trotz seines Tau­wetters gegenüber Israel, diese natio­nalen Wirt­schaft­in­ter­essen zu Gunsten des US- Durch­set­zungs­willens opfern. Die Worte des indi­schen Außen­mi­nisters dazu waren ein­deutig. China schließlich hat nicht nur unbe­dingte, stra­te­gische Inter­essen hin­sichtlich seiner Sei­den­strasse im Iran, sondern hat auch sämt­liche, vormals euro­päi­schen Anteile am welt­größten Gasfeld Pars 2 über­nommen. Auch wenn der Handel zwi­schen China und dem Iran 2019 einen Ein­bruch von 35% erfuhr, so ist damit der Boden erreicht. Auch China läßt sich seine Eisenbahn und Infra­struk­tur­pro­jekte in ira­ni­schem Öl bezahlen und wird keinen “US-Zah­lungsstop” hin­nehmen. Gen­aus­wenig wird es das sau­dische Stör­feuer vom Boden des Erz­feindes Pakistan in Richtung Iran akzeptieren.
Inso­ferne ist die Frage des ira­ni­schen Ölflusses bei weitem keine Frage des US-Saudi garan­tierten Ölflusses und der Ener­gie­si­cherheit für Indien und China, sondern eine prin­zi­pielle Frage der Sou­ve­rä­nität und der natio­nalen Wirt­schaft- und Sicher­heits­in­ter­essen aller Player von höchster geo­po­li­ti­scher Bedeutung. Am Spielfeld stehen die USA (Israel), Russland, China und Indien — im Abseits hin­gegen Europa mit Eigen­tor­jägern wie Heiko Maaß und Federica Mog­herini — oder wie auch immer das nächste Schat­ten­ge­wächs der EU heißen mag! Eines steht jetzt schon fest für die EU: “No oil for fools!”


Quelle und Erst­vöf­fent­li­chung: Bachheimer.com