Ursula von der Leyen Image Courtesy: Mueller / MSC, Licensed under the Creative Commons Attribution 3.0 Germany | Wikimedia Commons

Ursula von der Leyen – Noch nicht EU-Kom­mis­si­ons­prä­si­dentin, aber schon Kostenfaktor

Die Noch-Ver­tei­di­gungs­mi­nis­terin Deutsch­lands, Ursula von der Leyen, ist derzeit auch Fast-Prä­si­dentin der Euro­päi­schen Kom­mission. Der vir­tuelle Schwe­be­zu­stand hat aber schon reale Aus­wir­kungen. In Form eines Über­gangs­ver­trages, der die EU-Steu­er­zahler bereits richtig Geld kostet. Frau von der Leyen bemüht sich derweil auf Twitter um Volksnähe.
Hier bestellen!

Wenn eine Person für ein Amt vor­ge­sehen, aber rechtlich noch nicht gewählt und/oder ernannt wurde, dann spricht man im Deut­schen gerne von „desi­gniert“. Die wenigsten wissen, dass dieser Begriff aus einer Zeit stammt, als Könige und Kaiser noch durch die Fürsten eines Reiches gewählt wurden. Da ihre Kinder noch kein dynas­ti­sches Erbrecht auf den Thron hatten, ver­suchten die Mon­archen des Mit­tel­alters also schon zu ihren Leb­zeiten, die Fürsten mehr oder weniger zu binden, einen Nach­folger nach dem Willen des noch amtie­renden Herr­schers zu „wählen“.
Es gab bei­spiels­weise die „desi­gnatio de futuro“, mit der die Könige die Fürsten ver­pflich­teten, noch zu ihren Leb­zeiten den Treueeid auf ihren Sohn zu leisten. Bei der „desi­gnatio de pre­senti“ war dieser Treue­schwur de facto ein Befehl. Und die „Fremd­de­si­gnation“ war die Vor­auswahl eines Nach­folgers durch den König, der nicht sein Sohn war. Die Nomi­nierung von Ursula von der Leyen zur desi­gnierten Prä­si­dentin der Kom­mission der Euro­päi­schen Union (EU) trägt de facto Züge dieser mit­tel­al­ter­lichen Praxis.

Twitter-Profil von Ursula von der Leyen, screenshot
Die „Granden“ der EU-Mit­glieds­staaten haben eine Nach­fol­gerin für den schei­denden Kom­mis­si­ons­prä­si­denten Jean-Claude Juncker bestimmt. Diese muss nun vom EU-Par­lament bestätigt werden. Rechtlich ist soweit alles in Ordnung. Der Schön­heits­fehler dieser Krönung ohne Krone: Ursula von der Leyen stand, genauso wenig wie die anderen drei Nomi­nierten, für EU-Spit­zen­ämter auf einem Stimm­zettel der EU-Wahl 2019. Das empört nicht nur viele Wäh­le­rinnen und Wähler in der EU, die sich schlichtweg betrogen und fremd­be­stimmt fühlen. Auch das Euro­päische Par­lament rebel­liert, wenn­gleich aus­ge­sprochen inkon­se­quent. Denn ohne inner­par­la­men­ta­rische Que­relen und Ani­mo­si­täten hätte es die Runde der Staats- und Regie­rungs­chefs nicht so der­maßen einfach gehabt, den EU-Bürgern derart ins Gesicht zu spucken, und das auch noch als Demo­kratie zu verkaufen.
Noch nicht gewählt und im Amt, aber Büro und Mit­ar­beiter sind schon da
Ob die deutsche Ver­tei­di­gungs­mi­nis­terin tat­sächlich gewählt und danach mit allen pro­ze­du­ralen Erfor­der­nissen in drei Monaten Kom­mis­si­ons­prä­si­dentin sein wird, ist noch nicht wirklich sicher. Sicher ist, dass sie die Gemein­schaft der EU-Steu­er­zahler bereits Geld kostet. Denn sie hat einen soge­nannten Über­gangs­vertrag mit der Kom­mission abge­schlossen. Begründung: Bis zu ihrem geplanten Amts­an­tritt seien einige admi­nis­trative Vor­be­rei­tungen not­wendig, die es erfor­derlich machen würden, dass bereits ein Mit­ar­bei­terstab und die Prä­si­dent­schafts­kan­di­datin (so ihr der­zei­tiger offi­zi­eller Titel) selbst in Brüssel arbeits­fähige Struk­turen vorfinden.

Twitter-Profil von Ursula von der Leyen, sreenshot
Deshalb hat Ursula von der Leyen ab sofort den Status einer Son­der­be­ra­terin, mit Anspruch auf Büro im Dienst­ge­bäude der EU-Kom­mission, bis zu acht Mit­ar­bei­te­rinnen und Mit­ar­beiter und tech­nische Aus­stattung bis hin zum Mobil­te­lefon, Berech­tigung zur Nutzung der Fahr­be­reit­schaft und Erstattung der Rei­se­kosten. Welche Summe das bis zum beab­sich­tigten Amts­an­tritt kosten wird, ist derzeit noch unbekannt.
Wenn Präsident(innen-Kandidatinnen) twittern
Die son­der­be­ra­tende Prä­si­dent­schafts­kan­di­datin-Bun­des­ver­tei­di­gungs­mi­nis­terin beglückt derweil ihre Fan­ge­meinde mit drei­spra­chigen Twitter-Mel­dungen. Immerhin mehr als 59.700 Nutzer (bei Redak­ti­ons­schluss dieses Artikels) folgen der „Mother of seven“, „Brussels-born“ und „European by heart“, wie sie sich auf ihrem Twitter-Konto selbst beschreibt. Dort prä­sen­tiert sie ihren Schreib­tisch, ein „wun­der­bares und sehr euro­päi­sches Tran­si­ti­onteam“, aller­dings ohne Bild, sie holt sich „klugen Rat“ ein, macht uns mit der bislang unbe­kannten Tat­sache „#EuropeI­SA­Woman“ ver­traut und lässt EU-Rats­prä­sident Donald Tusk mit­teilen, sie sei eine Kan­di­datin, die ein Freund Zentral- und Ost­eu­ropas  und der Herr­schaft des Rechts ver­pflichtet ist. Welches Recht sie damit meint, das der EU-Wähler oder das der unge­krönten Fürsten der EU, teilte sie noch nicht mit.

Quelle: www.sputniknews.com