Bild: Kardinal George Pell. Bild: Flickr.com, Kerry Myers, Bildlizenz: CC-BY-2.0

Aus­tralien: Kar­dinal und Kin­der­schänder George Pell muss sechs Jahre ins Gefängnis

Nach zwei Jahren des Pro­zes­sierens und einem harten Kampf um Beweise und Anschul­di­gungen wegen sexu­ellen Miss­brauchs Min­der­jäh­riger war Anfang März 2019 ein Prozess mit einem Schuld­spruch zu Ende gegangen, der haupt­sächlich unter Aus­schluss der Öffent­lichkeit geführt worden war. Ange­klagter war einer der höchsten Wür­den­träger des Vatikans, ein Kar­dinal mit enormer Macht. Er ist tief gefallen und wird nun — nachdem das oberste Gericht im aus­tra­li­schen Mel­bourne seinen Antrag auf Berufung abge­lehnt hat — auf Jahre im Gefängnis ver­schwinden: Die Rede ist von Kar­dinal George Pell.
Der Aus­tralier George Pell war Finanzchef des Vatikans und Berater von Papst Fran­ziskus, keine kleine Nummer in der welt­um­span­nenden Orga­ni­sation „katho­lische Kirche“. Er wurde im März zu sechs Jahren Gefängnis ver­ur­teilt, weil er 1996 zwei Jungen miss­braucht hatte. Er ist der hoch­ran­gigste katho­lische Beamte, die Nummer drei in der Hier­archie der Katho­li­schen Kirche und der erste Bischof, der vor einem Straf­ge­richt wegen sexu­ellen Miss­brauchs von Min­der­jäh­rigen schuldig gesprochen wurde, berichtete die Seite BishopAccountability.org. Drei Jahre und acht Monate lang kann Pell keine Bewährung bean­tragen. Peter Kidd, der vor­sit­zende Richter des Ver­fahrens, beschei­nigte Pell, er sei von „atem­be­rau­bender Arroganz durchdrungen“.

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Rich­terin Anne Fer­guson vom Obersten Gericht in Mel­bourne hat nun den Begehr Kar­dinal Pells nach Berufung abge­lehnt. Es seien keine Fehler in der monierten Rich­ter­ent­scheidung aus­zu­machen. Vor der Presse fügte Rich­terin Fer­guson hinzu, dass dieser Fall die aus­tra­lische Gemein­schaft gespalten habe.
In Aus­tralien hat dieser Prozess unmit­telbare, gesell­schaft­liche Aus­wir­kungen: Die katho­li­schen Gläu­bigen in Aus­tralien sind demo­ra­li­siert und treten scha­ren­weise aus der Kirche aus. Die Opfer des pädo­philen Kar­dinals sind mit dem Strafmaß nicht zufrieden. Ange­sichts der Höchst­strafe von 50 Jahren für diese Ver­brechen scheinen ihnen sechs Jahre viel zu wenig. „Warum sollten wir Rück­sicht auf sein Alter nehmen?“, resü­miert Phil Nagle, ein Ver­treter der Miss­brauchs­opfer aus Ballarat, der Hei­mat­stadt von Kar­dinal Pell. „Er hat Leben ruiniert.“
Die FAZ berichtet sehr zurück­haltend über die Ablehnung der Berufung und spricht davon, dass die Geschwo­renen Anlass zu Zweifeln an der Schuld des Ange­klagten „hätten haben können“, da einer der Belas­tungs­zeugen wider­sprüch­liche Aus­sagen gemacht habe. Diese Zweifel teilte die Vor­sit­zende Rich­terin Fer­guson aller­dings nicht:
„Die Vor­sit­zende Rich­terin Fer­guson und der Prä­sident des Beru­fungs­ge­richt, Chris Maxwell, hielten ihn dagegen für einen glaub­wür­digen Zeugen. ‚Während seiner gesamten Aussage wirkte er wie einer, der die Wahrheit sagt‘, hieß es in der Begründung.“
Diese Ver­ur­teilung des hoch­ran­gigen Kin­der­schänders im Herzen des Vatikans ist aber nur die Spitze der Spitze eines rie­sigen Eis­bergs. Er ist mit­nichten ein Ein­zelfall, sondern nur einer von vielen Kle­rikern, auch in höchster Stellung, der sich als sexu­elles Raubtier unter der Larve tiefer Fröm­migkeit seine Opfer suchte. Die Wahrheit über die katho­lische Kirche kam eigentlich schon vor mehr als zwei Jahren ans Licht, nur blieb die Bericht­erstattung damals auf die alter­na­tiven Medien beschränkt. Die Main­stream­m­edien schwiegen eisern und die alter­na­tiven Medien wurden als irre Ver­schwö­rungs­theo­re­tiker und Aluhüte verlacht.
Nach und nach eiterte die Wahrheit aber doch heraus.
Schon 2017 waren diverse Skandale innerhalb der römisch-katho­li­schen Kirche kaum noch zu ver­tu­schen. Die ita­lie­nische Polizei stürmte eine Pries­ter­wohnung in einem Palast­komplex in Rom, in dem früher die Kon­gre­gation der Glau­bens­lehre ansässig war. Der zurück­ge­tretene Papst Benedikt hatte auch dort gewohnt. Die Beamten platzten mitten hinein in eine homo­se­xuelle
Dro­gen­orgie mit Unmengen an Kokain. Mieter dieser Räum­lich­keiten war der Sekretär des Kar­dinals Fran­cesco Coc­co­pal­merio. Mon­si­gnore Coc­co­pal­merio ist ein per­sön­licher Berater des Papstes und sein Sekretär und Mieter der Dro­gen­hölle trägt den Namen Luigi Capozzi.
Diese Razzia kam nicht zufällig zustande, sondern wurde anscheinend durch interne Kabale im Vatikan ermög­licht. Die beiden Kar­dinäle Pell und Coc­co­pal­merio ver­suchten beide, in der Macht­hier­archie des Vatikans auf­zu­steigen und sich gegen­seitig aus­zu­stechen. Dabei seien Kar­dinal Coc­co­pal­merio und sein Adlatus Capozzi auf der Seite von Papst Fran­ziskus gestanden, Kar­dinal Pell war Coc­co­pal­merios Lieb­lings­feind. Deshalb ver­petzte auch der dem Kar­dinal Pell ergebene Regens­burger Bischof Gerhard Ludwig Müller die homo­se­xuelle Koka­in­party in den von Coc­co­pal­merios Sekretär Capozzi gemie­teten Räumen in Rom an die Polizei – mit bekanntem Ergebnis.
Bischof Müller wie­derum hatte diese Kenntnis höchst­wahr­scheinlich von Kar­dinal Pell, denn dieser soll im Vatikan jah­relang für die Ermitt­lungen von Miss­brauchs­fällen in der katho­li­schen Kirche zuständig gewesen sein. Leo Lyon Zagami, nach eigenem Bekunden Vatikan-Insider und römi­scher Illu­minat, sagt in unten­ste­hendem Video aus, Pell habe dafür sorgen sollen, dass die Ent­schä­di­gungs­zah­lungen für sexu­ellen Miss­brauch mög­lichst durch Ver­tu­schung ver­mieden werden – oder wenigstens so gering wie möglich aus­fallen. Denn, wenn all die began­genen Miss­brauchs­fälle ans Tages­licht gekommen wären, wäre selbst der reiche Vatikan in den Bankrott getrieben worden.
 
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Mög­li­cher­weise war die Stürmung des Koka­in­pa­ra­dieses eine Rache­aktion, denn eine Woche war der jetzt ver­ur­teilte Kar­dinal George Pell wegen Kin­des­miss­brauchs-Vor­würfen ange­klagt worden. In den 1970er-Jahren soll er – damals Erz­bi­schof – schon mehrere Kinder in einem Swim­mingpool in Mel­bourne (Aus­tralien) massiv belästigt haben. George Pell floh vor den Anschul­di­gungen zum Papst in Rom, konnte aber offenbar nicht im Vati­kan­staat bleiben, sondern musste nach Aus­tralien zurück­kehren, um sich vor Gericht den Vor­würfen zu stellen. Kar­dinal Pell gehörte eben nicht zum engen Kreis um Papst Fran­ziskus. Aber auch Pells Adlatus, Gerhard Ludwig Müller, Bischof von Regensburg, wurde seines Amtes ent­hoben. Bischof Müller, eigentlich beauf­tragt, solche Miss­brauchs­fälle auf­zu­klären, tat genau das Gegenteil: Er half tat­kräftig mit, den Skandal um Kar­dinal Pell her­un­ter­zu­spielen und zu vertuschen.
Der Eisberg ist offen­sichtlich noch viel größer und nur bei wenigen hoch­ran­gigen Priestern miss­lingen die Vertuschungsstrategien.
Wie bei­spiels­weise bei Erz­bi­schof Józef Weso­lowski, eben­falls ein Bot­schafter des Vatikans. Er wurde schon 2013 eilig aus der Domi­ni­ka­ni­schen Republik ins heilige Rom zurück­ge­rufen. Er wurde beschuldigt, min­der­jährige Jungen sexuell miss­braucht zu haben. Weso­lowski wurde des­wegen offi­ziell angeklagt.

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Erz­bi­schof Weso­lowski kannte wenig Skrupel, sich seine Opfer gefügig zu machen. Mehrere junge Männer von der tro­pi­schen Insel berich­teten, auf welche Weise Weso­lowski sie für die Erfüllung seiner Begierden ent­lohnte. Einer der von ihm miss­brauchten Jungen litt unter Epi­lepsie. Solche Medi­ka­mente können sich die meisten Ein­wohner der Domi­ni­ka­ni­schen Republik nicht leisten. So köderte Erz­bi­schof Weso­lowski den Jungen mit den teuren Medi­ka­menten gegen Epi­lepsie im Aus­tausch gegen sexuelle Dienst­leis­tungen. Bei dem frommen Herrn Bischof fanden sich 100.000 kin­der­por­no­gra­fische Bilder und andere ein­schlägige Dateien auf seinem Rechner. Seine E‑Mails offen­barten zwei­felsfrei, dass er sogar Mit­glied eines inter­na­tio­nalen Pädo­phi­len­rings war. Seine Heimat Polen for­derte dar­aufhin die Aus­lie­ferung des frommen Got­tes­mannes. Eine Ver­ur­teilung in Polen hätte Erz­bi­schof Weso­lowski zehn Jahre Gefängnis und mehr ein­bringen können. Doch – leider! – war es dem Vatikan beim besten Willen nicht möglich, den Sünder aus­zu­liefern. Das vati­ka­nische Straf­recht lasse nun einmal keine Aus­lie­ferung zu, ließ der Heilige Stuhl verlauten.
Überdies sind unter der Juris­diktion des Vatikans viele der Fälle von sexu­ellem Miss­brauch Min­der­jäh­riger rechtlich gar keine, weil der hei­ligste aller Staaten die nied­rigste Schutz­alter-Grenze weltweit hat: Nur unter dem Alter von 12 Jahren gelten Men­schen dort als schutz­be­dürftige Min­der­jährige. Erwachsene dürfen mit Kindern ab einem Alter von über 12 Jahren legale sexuelle Bezie­hungen haben.
Überdies scheint es einige Kle­riker zu geben, die eine sehr eigen­willige Haltung zu Pädo­philie und Kin­des­miss­brauch haben. So gehe die Pädo­philie doch eigentlich von den Kindern selbst aus, die nach Zuneigung, Liebe und Beachtung suchten, erklärte Pater Gino Flaim öffentlich im Fern­sehen. Solche Kinder kenne er aus den Schulen. Sie suchten die Zuneigung, die sie zuhause nicht bekommen, bei den lie­be­vollen Männern der Kirche. Diese könnten dann nicht so wirklich unter­scheiden, wo die Grenze zur Kör­per­lichkeit über­schritten würde und könnten sich dann nicht beherr­schen. Jaja, meint er, Pädo­philie sei eine Sünde und mehr nicht – und an den meisten Miss­brauchs­fällen seien eigentlich die Kinder selber schuld, setzte er gegen Ende des Fern­seh­in­ter­views hinzu.