Bild von Maassen: Wikimedia Commons, Bildquelle: Bundesministerium des Innern/Sandy Thieme, Creative Commons, (CC BY-SA 3.0 DE)

Stasi 2.0 hat einen neuen Twitter-Geschäfts­zweig: Netzpolitik.org

Die Welt twittert. Banales, Lus­tiges, Koch­re­zepte, Unfall­videos, Randale von Migranten, Über­griffe der Polizei gegen Demons­tranten, Gelb­wes­ten­pro­teste, einfach mal eigene Gedanken, Kat­zen­streiche, Bellos Ver­blüffung, dass der Gar­ten­schlauch ihn anspritzt, das eigene neue Auto. In der Politik sind es gern Auf­reger, Zustimmung, Kritik, Ent­setzen über diverse Idiotien, Bewun­derung und Kritik für und gegen Greta. Nicht selten ret­weetet man da auch die Tweets von Poli­tikern. Besonders gerne Sawsan Chebli, die wahr­scheinlich am meisten in der rechten Szene ret­weetet wird. Warum, kann man sich denken…
Schluss ist jetzt mit der unbe­schwerten Tweeterei von allem und jedem. Ein neues Kapitel wurde auf­ge­schlagen. Sie haben sich auf­geregt, weil alles, was bestimmte eth­nische und reli­giöse Gruppen irgendwie kri­ti­siert, schon Hassrede und Ras­sismus ist? Dass man für nicht poli­tisch kor­rekte Mei­nungs­äu­ße­rungen bestraft wird?

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Das war noch gar nichts. Die neue Stasi 2.0 hat jetzt mal gezeigt, wie das geht. Und zwar exem­pla­risch an der Person Hans Georg Maaßen, den man nun offenbar in der rechts­extremen Szene ver­orten will, auch wenn Herr Maaßen nie rechts war oder irgend­etwas Rechts­extremes gesagt oder getan hat. Wie kann das gehen?
Lieber Leser, nur um zuerst einmal an ein paar dürren Fakten zu erklären, wer Herr Maaßen ist:
Ab 1991 arbeitete Hans Georg Maaßen im Bun­des­in­nen­mi­nis­terium, wo er 2001 Refe­rats­leiter für Aus­län­der­recht wurde. Ab August 2008 wurde er Minis­te­ri­al­di­rigent im Bun­des­in­nen­mi­nis­terium und leitete in der Abteilung Öffent­liche Sicherheit den Stab „Ter­ro­ris­mus­be­kämpfung“.
Hans Georg Maaßen war Chef des deut­schen Amtes für Ver­fas­sungs­schutz (2012 — 2018). Sechs Jahre lang. In der Zeit gab es keine Beschwerden. Er war ein kor­rekter, fähiger Beamter wie es scheint. Seine Pro­motion schrieb er über „Die Rechts­stellung des Asyl­be­werbers im Völ­ker­recht“. Niemand ent­deckte dort irgend­welche ras­sis­ti­schen oder frem­den­feind­lichen Ten­denzen. Sogar die Freie Uni­ver­sität Berlin, bisher kaum als ultra­rechte Kader­schmiede in Erscheinung getreten, beschäf­tigte ihn 15 Jahre lang (von 2001 bis 2016) als Lehr­be­auf­tragten am Fach­be­reich Rechts­wis­sen­schaft, ohne dass er irgendwie als Rechter auf­ge­fallen wäre. In dieser Zeit legte Herr Maaßen auch mit Publi­ka­tionen zum Aus­län­der­recht und der inneren Sicherheit offenbar beach­tens­werte und nicht kri­tik­würdige Arbeiten vor.
Ab 2006 unter­richtete er im Euro­päi­schen Zentrum für Staats­wis­sen­schaften und Staats­praxis im Stu­di­engang Euro­pa­wis­sen­schaften Seminare zum Thema euro­päi­sches Ein­wan­de­rungs- und Asyl­recht. Maaßen war Redakteur der Zeit­schrift für Aus­län­der­recht und Aus­län­der­po­litik (ZAR). Im Win­ter­se­mester 2006/2007 hielt er Gast­vor­träge an der Uni­ver­sität Tsukuba in Tokio.“
Also, ein tadel­loser Beamter und grad­li­niger Bürger, der seine Auf­gaben mit Fach­wissen und Kor­rektheit erfüllte. Viel­leicht ein bisschen zu korrekt:
Als in Chemnitz nach dem feigen Mord an einem jungen Fami­li­en­vater eine Antifa-Gruppe (Zeckenbiss) ein Video ver­öf­fent­lichte, das in grob ver­fäl­schender Weise und der Absicht der Ver­hetzung eine „Hatz auf Aus­länder“ der Chem­nitzer Bürger im Anschluss an den Mord behauptete, nahm die Regierung und die Bun­des­kanz­lerin dieses Video unge­prüft als bare Münze und Wahrheit an, obwohl die Chem­nitzer Polizei, Sicher­heits­kräfte und Erste-Hilfe-Orga­ni­sa­tionen dieser Dar­stellung sofort wider­sprachen. Die unge­prüfte – und, wie sich her­aus­stellte, nach­weislich falsche — Behauptung einer links­ra­di­kalen, gewalt­a­ffinen Gruppe erschien der Bun­des­re­gierung ver­trau­ens­wür­diger als die Stel­lung­nahme der Polizei, Hilfs- und Sicher­heits­kräfte und des Bürgermeisters.
In dieser Situation stellte sich der Chef des Ver­fas­sungs­schutzes, Hans Georg Maaßen, nach genauer Prüfung der Sachlage auf die Seite der Chem­nitzer und bezeichnete das Video als das, was es war: Ein Fake.
Damit hatte der Mann ein Sakrileg begangen. Um es kurz zu machen: Wie alle, die Frau Bun­des­kanz­lerin Dr. Merkel in die Quere kommen, wurde er abgesägt.
Natürlich avan­cierte er damit vor­aus­sehbar zum tap­feren Ver­tei­diger der Wahrheit und furcht­losen Sprecher des Volkes. Er hatte von nun an aber nicht nur Frau Dr. Merkel, sondern auch die Linke gegen sich, die ihm diese pein­liche, offi­zielle Bloß­stellung genauso wenig ver­zeiht. Seitdem wird alles getan, um Herrn Maaßen in die Ecke der pöh­sen­pöhsen soge­nannten „Rechten“ zu schubsen und zu treten.
Da er aber nichts „Rechtes“ sagt oder tut und wahr­scheinlich auch gar nicht so denkt, sondern nur einfach kein links­grüner Öko­sta­linist und Ideologe ist, muss man ihm ja anders bei­kommen. Und das geht so:
Das Inter­net­portal Netzpolitik.org hat eine soge­nannte „Daten­analyse“ ver­öf­fent­licht, die beweisen soll, dass die Twitter-Fol­lower des frü­heren Ver­fas­sungs­schutz­prä­si­denten Hans-Georg Maaßen vor­wiegend ‚rechts­ra­dikal‘ seien. ‚Maaßens Fol­lower ret­weeten oft rechts­ra­dikale Accounts, aber fast nie die CDU‘, heißt es in der Über­schrift des Artikels.“
Das bedeutet, Netzpolitik.org spio­nierte denen nach, die Tweets von Herrn Maaßen ret­weeten. Das sind aber meistens völlig unauf­fällige Leute. Also prüft man, ob sich da nicht doch was findet. Wenn also jemand Maaßen ret­weetet und noch irgendwas, was aus dem (gefühlt) „rechten“ Spektrum kommt, dann ist das wie weiland bei der Inqui­sition: Ein schwarzer Hahn läuft über den Hof plus schwarze Katze und Küchen­kräuter am Fenster? Eine Hexe!
Da wird dann solange her­um­ge­sucht, bis man über eine oder zwei Ecken eine Ver­bin­dungen ins alter­native oder kon­ser­vative, sicher auch rechte Spektrum gefunden oder kon­struiert hat. Als rechts­ra­dikal gilt hier schon, wer bloß „rechts“ von Frau Merkel steht, wie Roland Tichy. Dann dichtet man Herrn Maaßen an, er sei ein Rechts­ra­di­kaler, weil Leute ihn ret­weeten, die auch andere Leute ret­weeten, denen man unter­stellt, sie seien „rechts“.
Ist der Ver­fasser, Herr „Johannes Filter“ bei Netzpolitik.org, wirklich sicher, dass der Bäcker, bei dem er seine Brötchen holt, nicht auch Rechts­ra­di­kalen Brötchen verkauft?
Die AfD-Bun­des­tags­ab­ge­ordnete und digi­tal­po­li­tische Spre­cherin der AfD-Fraktion, Joana Cotar schreibt dazu:
„Wir erleben die neueste perfide Dif­fa­mierung im Pro­pa­gan­da­feldzug gegen Hans-Georg Maaßen. Bei dieser soge­nannten, Daten­analyse‘ geht es in Wahrheit nicht um Analyse, sondern um Dif­fa­mierung, Ein­schüch­terung und Denun­zi­an­tentum. Denn unter den von Netzpolitik.org auf­ge­lis­teten, ver­meintlich, rechts­ra­di­kalen‘ Accounts befindet sich eine ganze Reihe von unta­de­ligen Per­sonen und Medien, die mit Sicherheit nicht rechts­ra­dikal sind – dar­unter zahl­reiche CDU- und AfD-Poli­tiker inklusive meiner Person, aber auch Bild, Welt- und NZZ-Jour­na­listen. Die Schmutz­kam­pagne von Netzpolitik.org soll den unbe­quemen frü­heren Ver­fas­sungs­schutzchef Hans-Georg Maaßen in der CDU iso­lieren und an den gesell­schaft­lichen Rand drängen.“
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Damit hat sie sicher Recht. Aller­dings wird das nicht den Effekt haben, den sich die Alt­par­teien, spe­ziell die Linken und die Schnüffler bei Netzpolitik.org erhoffen. Selbst, wenn Herr Maaßen jetzt wild zurück­rudern würde und „kneifen“ (was ihm nicht ähnlich sieht), wäre es nichts anderes als eine neu­er­liche und pla­kative Ent­hüllung der Repres­salien, die das immer sta­li­nis­ti­schere System immer offener anwendet. Bleibt er aber standhaft, wird er immer mehr zur Iden­ti­fi­ka­ti­ons­figur und zu einem Kumu­la­ti­onskern des Wider­standes des Volkes gegen diese into­le­rante Links­no­men­klatura, die wis­sentlich und unver­hohlen sich gegen­seitig Ehrungen, Geld und Pöstchen zuscha­chert und jeden Wider­stand mit Schi­kanen erstickt.
Und wieder sind es AfD-Poli­tiker, die offen aus­sprechen, was alle denken. Der Par­la­men­ta­rische Geschäfts­führer der AfD-Bun­des­tags­fraktion, Jürgen Braun:
„Die grün­linken Macher von Netzpolitik.org ent­larven sich mit diesem neuen Skandal als Stasi 2.0.  Als rechts­ra­dikal dif­fa­mierte Per­sonen, wie etwa die kon­ser­vative Jour­na­listin Birgit Kelle, erwägen aus guten Gründen juris­tische Schritte gegen dieses denun­zia­to­rische Pam­phlet von Netzpolitik.org. Die ver­meint­liche Daten­analyse wird nicht nur als Schmutz­kübel benutzt, sie ist auch hin­sichtlich ihrer Daten­basis und Vor­ge­hens­weise wis­sen­schaftlich wertlos und voll­kommen unseriös. Dass unter den Per­sonen, die von Maaßens Fol­lowern besonders häufig ‚ret­weetet‘ werden, erst auf Platz 82 ein CDU-Poli­tiker folgt, spricht im Übrigen nicht gegen Maaßen, sondern eher gegen weite Teile der CDU.“