Wie konnte es kommen, dass die eigentlich unpolitische Jugend jetzt rebelliert? „Die Welle“ – wohin wird sie am Ende schwappen und zu wessen Lasten?
(von Albrecht Künstle)
Die Begeisterungswelle für den „Kampf“ gegen die vermeintlich heraufziehende „Klimakatastrophe“ nimmt immer gewaltigere Dimensionen an. Aus der Einzelaktion einer Schülerin wurde inzwischen eine Massenbewegung in einem nie gekannten Ausmaß. Zumindest, was die Zeit betrifft von den Anfängen bis zum jetzigen Stadium. Städte erleben die größten Demonstrationen aller Zeiten, sogar im Vergleich zu Hitlers Aufmärschen. Wie wird es weitergehen? Ich bin kein ängstlicher Mensch, gebe aber zu, dass mich inzwischen ein ungutes Gefühl beschleicht.
Nun bin ich keiner, der vor Menschenmassen Bammel hatte. Im Gegenteil, auch ich organisierte Massenveranstaltungen mit, z.B. 1982 in Bonn gegen den gefährlichen NATO-Doppelbeschluss, mit dem die Sowjetunion wirtschaftlich totgerüstet werden sollte. Und wenn dies misslingt, uns zum atomaren Schlachtfeld der Supermächte gemacht hätte. Ich kenne das erhabene Gefühl, Teil einer Masse von 200.000 Gleichgesinnten gewesen zu sein. Ich organisierte selbst Kundgebungen und sprach vor tausenden Menschen – was heißt sprach, man steigerte sich richtig hinein. Und es war eine Genugtuung, wenn die vorgegebenen Losungen skandiert wurden. Aber es ging dabei immer um Probleme, welche uns die nächsten zehn Jahre betrafen.
Die jetzige Klima-Bewegung ist aber eine ganz andere. Den Aktivisten/innen gelang es in kurzer Zeit, auch Gewerkschaften in den Massenstreik am vergangenen Freitag einzubeziehen, obwohl Streiks nur der Durchsetzung von Verbesserungen der Arbeitswelt dienen dürfen, die schließlich den Abschluss von Tarifverträgen zum Ziel haben. Wie war es möglich, unsere eigentlich unpolitische Jugend nun für dieses Jahrhundertziel der Weltrettung (Merkel) zu mobilisieren? Über die Elternhäuser geschah dies nicht, das ist nur mit der vorherrschenden Doktrin der Lehrerinnen und Lehrer zu erklären. Diese haben inzwischen jene Macht, die eigentlich den Parlamenten zustünde.
Bei meinen Gedanken, wie so etwas zu erklären ist, schweiften diese zu einem beeindruckenden didaktischen Versuch eines amerikanischen Lehrers. Der Roman »Die Welle« (Originaltitel »The Wave«) von Morton Rhue aus dem Jahr 1981 spielt in einer US-amerikanischen Kleinstadt an einer Highschool und handelt von dem Geschichtslehrer Ben Ross, der anhand eines Experiments mit seinen Schülern die Entstehung des Nationalsozialismus nachzeichnete. Die Geschichte beruhte auf Tatsachen und wurde 2008 verfilmt. Aufschlussreiche Quellen:
https://www.inhaltsangabe.de/rhue/die-welle/
https://www.prüfung-ratgeber.de/2012/06/die-welle-inhaltsangabe/
https://www.inhaltsangabe.de/rhue/die-welle/
https://de.wikipedia.org/wiki/Die_Welle_(2008)
Dramaturgie: Die neugierige Schulklasse fragte ihren Lehrer, wie es Hitler in nur fünf Jahren gelingen konnte, Deutschlands Jugend so zu indoktrinieren, dass sie 1938 ihre jüdischen Mitschüler und deren Eltern verjagten und in KZs schickten. Und warum deren Eltern ein Jahr später bereitwillig in den Krieg zogen und die Schüler selbst sich am Ende des Krieges im Volkssturm verheizen ließen. Gehirnwäschen vollziehen sich heutzutage noch schneller.
Zur Entwicklung damals und heute zeigen sich Parallelen. Mit der liberalen Aufbruchstimmung in der Weimarer Republik, des Alles-erlaubt-seins, hielten die wenigsten mit. Der spätere Kampf jeder gegen jeden, die Respektlosigkeit vor der Meinung der anderen mündete in eine politische Orientierungslosigkeit. So konnte der Lehrer jener Klasse die damalige Sehnsucht nach Orientierung, der vermissten Suche nach Autoritäten und Halt, in einem Experiment nachstellen. Was schließlich aus dem Ruder lief. Man sollte sich die Sache noch einmal in Erinnerung rufen.
Wo stehen wir heute? Was Salafisten vorexerzierten, ihr ideologisches Fußvolk per Sittenpolizei noch gefügiger zu machen und sie einem dubiosen „Allah“ zu unterwerfen, findet jetzt auf einem anderen Feld Nachahmung. Was wir zu tun und zu lassen haben unterliegt immer weniger unserer Entscheidung. Die der Klimabewegung abseits stehen, werden als Klimaschweine gebrandmarkt. Niemand wird verschont, auch jene nicht, die das Bildungswesen der protestierenden Schüler mit ihren Steuern finanzieren und sogar die eigenen Eltern fallen bei den heutigen Klima-Kids in Ungnade. Wer nicht zur Klimademo will, wird gemobbt – wie im Roman „Die Welle“ der jüdische Mitschüler. Wer „ungläubig“ ist, d.h. wer nicht glauben kann, dass unsere Vorfahren an der Erhöhung der Temperatur um 1,5 Grad der letzten 150 Jahre Schuld sind, wird bestenfalls – noch – mitleidig belächelt. Und wer sich nicht dem gerechten Kampf gegen die „Klimakatastrophe“ anschließt, der möge wenigstens keine Kinder mehr in die Welt setzen.
Schon beginnt sich die Klimabewegung in drei Stoßrichtungen zu organisieren. Einmal die politischen Einpeitscher, die Agitatoren aus den Schulen und anderen Kaderschmieden. Dann der größere Teil, der potenziellen, mobilisierbaren Masse, die Mitläufer. Und schließlich der zunehmend militante Teil der Bewegung „Extinction Rebellion“ („Wenn eine Gesellschaft unmoralisch handelt, wird Demokratie irrelevant“) und die Antifa. Am Übergang von der Weimarer Republik gab es eine ähnliche Struktur. Einmal gab es die Agitprop-Trupps, die Aufklärer und Einpeitscher, dann die Parteien selbst. Und schließlich hatten sowohl die Nationalsozialisten als auch die Kommunisten ihre kämpfenden Flügel. Die Sturmabteilung SA der NSDAP auf der einen Seite, und der Rotfrontkämpferbund auf der anderen Seite.
Als „die Welle“ in den 30er Jahren des letzen Jahrhunderts zur Woge wurde und der nationalsozialistische Tsunami über Deutschland hereinbrach, brauchte Hitler keine Flügel mehr. Die Köpfe der SA ließ er 1934 liquidieren. Agitation und Macht lagen nun in einer Hand, und die Medien wurden ebenfalls gleichgeschaltet.
Wohin geht die Reise heute? Sicher, wir sind von einer Ökodiktatur weit (?) entfernt, aber erste Anzeichen gibt es bereits. Denn keine Geringere als Merkel war es, welche die Pariser Klimabeschlüsse initiierte. Und heute tut sie so, als bliebe uns nichts anderes übrig, als die so postulierten hochgesteckten EU-Zielvorgaben zu erreichen – „alternativlos“, auch wenn wir damit fast alleine stehen in Europa. Und zur Durchsetzung ihrer politisch gesetzten Ziele spannt sie nun auch noch die unschuldigen Freitagskinder vor ihren Karren und ermuntert diese zur Agitation statt zum Lernen. Unsere (?) Medien blasen unisono ins gleiche Horn.
Wenn sich die Öko’s einmal auf breiter Front durchgesetzt haben (die Grünen marschieren in Baden-Württemberg auf 40 Prozent zu), werden sie ein leichteres Spiel haben als damals Hitler. Die Medien brauchen sie nicht mehr gleichzuschalten, die taten es freiwillig vorweg; sie ersetzen die frühere Funktion der Agitprop. Die Frage ist nur, was von der Klima-Bewegung übrig bleiben wird. Ein noch demokratisch legitimiertes Parlament oder eine Öko-Diktatur à la Extinction Rebellion? Denk ich an Deutschland in der Nacht, bin ich um den Schlaf gebracht (frei nach Heinrich Heine).
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