In Hannover wurde gestern Belit Onay in der Stichwahl mit einer knappen Mehrheit zum neuen Oberbürgermeister der Stadt gewählt. Er gilt als erster türkischstämmiger und muslimischer Oberbürgermeister einer deutschen Großstadt.
Der Grüne Belit Onay war ursprünglich von den Grünen gar nicht als Kandidat für die Bürgermeisterwahl in Hannover vorgesehen gewesen, da man ursprünglich händeringend nach einer Frau für dieses Amt gesucht hatte. Aber dabei erfolglos war. Deshalb schickte man dann Belit Onay ins Rennen. Mit Erfolg.
Onay setzte sich gestern mit 52,9 % der Stimmen gegen seinen Mitbewerber Eckhard Scholz von der CDU durch. Damit geht auch für die SPD eine Ära zu Ende: Erstmals nach mehr als 70 Jahren stellt sie nicht mehr den Oberbürgermeister der Niedersachsen-Metropole.
Islam spielt wichtige Rolle in politischer Arbeit Onays
Zwar keine Frau, aber Refugee-welcome-Aktivist und noch besser: er hat eine Migrationshintergrund, einen muslimischen obendrauf. Und der spielte bisher in seiner politischen Arbeit keine unbedeutende Rolle. Gegenüber der taz bezeichnete er sich selbst als liberalen Muslim. Schlagzeilen machte Onay, als er 2013 forderte, dass es zum Ramadan-Fest einen frühzeitigen Hafterlass für muslimische Kriminelle geben solle.
War es das, was nicht nur die Grünen, sondern auch die Wähler letztlich überzeugte? Oder, wie man bei der „Welt“ glauben will. sein Versprechen für ein neues Verkehrskonzept. Die „Welt“ schreibt dazu: „Onays wichtigstes Thema ist das Versprechen, die Innenstadt bis zum Jahr 2030 autofrei zu machen. Natürlich nicht, ohne Anwohner und Händler intensiv an den zugehörigen Umbauarbeiten zu beteiligen: Verkehrswende light, nicht von oben herab, sondern im Miteinander. Das hat gereicht in einem eher zähen Ringen um die Macht im Rathaus, in dem auch die Konkurrenz wenig Ausgefallenes zu bieten hatte.“
Und Wikipedia ergänzt: „Onay spricht sich für einen attraktiveren öffentlichen Nahverkehr und Fahrradverkehr, günstigen Wohnraum und mehr Familienzentren in Hannover aus. Den Autoverkehr will er bis 2030 aus der Innenstadt verbannen und den Radverkehr nach dem Vorbild Kopenhagens ausbauen. Weitere Schwerpunkte sind Investitionen in Bildung und der Kampf gegen Kinderarmut“ (Quelle).
AfD-Kandidat Wundrak scheiterte schon im ersten Wahldurchgang
Und da waren natürlich – neben der Wahlempfehlung der SPD für Onay -, wie man gut an dem „Welt“-Artikel erkennen kann, die Mainstreammedien, die den türkischstämmigen Grünenpolitiker schnell zu ihrem Favoriten erklärt hatten.
So viel Presseaufmerksamkeit wie er bekam nicht einmal der AfD-Kandidat Joachim Wundrak, pensionierter Generalleutnant der Bundesluftwaffe, der mit nicht einmal fünf Prozentpunkten schon im ersten Wahlgang scheiterte.
David Berger — Erstveröffentlichung auf dem Blog des Autors www.philosophia-perennis.com
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