Zocker oder Stratege, das ist die Frage bei Matteo Salvini, dem früheren italienischen Innenminister der patriotischen Lega-Partei. Wir erinnern uns: Salvini, der durch eine ebenso klare wie harte Linie in Sachen „Flüchtlinge“ und angeblicher „Seenotrettung“ von illegalen Einwanderern durch Gutmenschen-Organisationen von sich reden machte, ließ erst vor wenigen Monaten die Regierungskoalition mit der Fünf-Sterne-Bewegung platzen. Vermutet wurde als Grund, dass Salvini durch Neuwahlen seine ohnehin schon starke Position bei den Italienern ausbauen wollte. Doch das ging schief, Italien bekam eine linksgerichtete Koalition. Verzockte sich Salvini?
Seit dem Wochenende muss man wohl sagen, der beliebte Politiker verzockte sich nicht, und es war eine taktische Aktion.
In der mittelitalienischen Region Umbrien, traditionell eine Hochburg der linken Parteien Italiens, erzielte die Rechte im Land einen sensationellen Erfolg. Die Kandidatin der vereinigten Rechten, Donatella Tesei, setzte sich mit 57 Prozent der Stimmen gegen den Kandidaten der Regierungsparteien durch, der nur auf schlaffe 37 Prozent kam.
Es ist vor allem ein Erfolg für Matteo Salvini, denn in Umbrien gelang ihm, mit Unterstützung der anderen Rechtsparteien, ein erster Etappensieg auf dem Weg zur Macht in Rom.
Die Neue Zürcher Zeitung analysiert knapp:
Jetzt kann Salvini frohlocken, seine Gegner hätten eine «Lektion in Demokratie» erhalten. Seine Strategie zielt auf eine Kaskade von Wahlerfolgen in gewichtigen Regionen im kommenden Jahr, beginnend in der Emilia-Romagna, später unter anderem in Apulien, der Toscana, Ligurien und dem Veneto. In den Regionen will er beweisen, dass die heutige Regierung in Rom keinen Rückhalt im Volk hat, dass die Italiener einen Richtungswechsel wünschen, dass eine vorgezogene nationale Wahl fällig ist – daraus soll dann eine Rechtsregierung hervorgehen.
Salvini hat mit taktischem Geschick das Drehbuch der Regionalwahl in Umbrien von Anfang an bestimmt. Schon vor Monaten hatte er Donatella Tesei als seine Kandidatin und auch als Einheitskandidatin der Rechten im Rennen um das Regionalpräsidium durchgesetzt.
Salvinis Lega erweist sich in Umbrien erneut als dominierende Kraft im rechten Lager, in der Wahl des Regionalparlaments erhält sie 37 Prozent der Stimmen. Es folgen die neofaschistischen Fratelli d’Italia mit zehn Prozent, die Partei Forza Italia des ehemaligen Regierungschefs Silvio Berlusconi zeigt sich mit sechs Prozent völlig entkräftet.
Salvinis Plan ist also aufgegangen: die Rechte einen und dann gemeinsam gegen die linke Regierung zuschlagen. Bei den acht weiteren Regionalwahlen in Italien bis Ende 2020 dürfte es also sehr spannend werden.
Quelle: PI-News.net
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