Ent­gegen euro­päi­scher Asyl­regeln: Kaum Abschie­bungen nach Italien

Ent­gegen der euro­päi­schen Asyl­regeln schiebt Deutschland nur wenige abge­lehnte Asyl­be­werber nach Italien ab. Von Anfang Oktober bis Anfang Dezember führten die Bun­des­länder mit Hilfe der Bun­des­po­lizei ins­gesamt 16 Per­sonen zurück nach Italien, ver­teilt auf ins­gesamt sechs Char­ter­flüge aus Deutschland. Das geht aus einer Antwort der Bun­des­re­gierung auf eine Anfrage der Links­fraktion im Bun­destag hervor, über die die Zei­tungen der Funke-Medi­en­gruppe (Mitt­wochs­aus­gaben) berichten.Nach Angaben der Bun­des­re­gierung finden wei­terhin keine regel­mä­ßigen Sam­mel­ab­schie­bungen mit einer grö­ßeren Zahl abge­lehnter Asyl­su­chender laut Dublin-Abkommen nach Italien statt. “Der Abstim­mungs­prozess mit der ita­lie­ni­schen Seite zur Wie­der­auf­nahme der regel­mä­ßigen Sam­mel­über­stel­lungen auf dem Luftweg für bis zu 25 Per­sonen im Rahmen des Dublin-Ver­fahrens dauert an”, heißt es in der Antwort des Bun­des­in­nen­mi­nis­te­riums. Ende 2018 hatte die ita­lie­nische Regierung ent­schieden, vorerst keine Char­ter­flüge mit einer grö­ßeren Anzahl an Flücht­lingen aus Deutschland mehr landen zu lassen. Ins­gesamt haben die deut­schen Behörden von Januar bis Sep­tember dieses Jahres 1894 Men­schen nach Italien abge­schoben. Fast alle wurden mittels regu­lärer Lini­en­flüge zurück­ge­schickt, ins­gesamt 1.840. Für die Sicher­heits­be­gleitung bei Rück­füh­rungen sind dem Bund in dieser Zeit nach eigenen Angaben Kosten in Höhe von 5.983.000 Euro ent­standen. Nach der soge­nannten Dublin-Ver­ordnung muss ein Asyl­su­chender eigentlich dort einen Antrag auf Schutz stellen, wo er die EU zuerst betreten hat. Im ersten Halbjahr 2019 hatte Deutschland mehr als 8.000 dieser Über­nah­me­ersuchen an Italien gestellt. Ange­sichts der andau­ernden Ver­hand­lungen zwi­schen Deutschland und Italien über Sam­mel­ab­schie­bungen äußerte die Linken-Abge­ordnete Ulla Jelpke scharfe Kritik an der Bun­des­re­gierung. “See­hofer hat selbst das Dublin-System für gescheitert erklärt. Dann muss er aber auch Kon­se­quenzen ziehen und auf­hören, die Zwangs­um­ver­tei­lungen nach Italien um jeden Preis durch­zu­setzen”, sagte Jelpke den Funke-Zei­tungen. “Dort landen viele Schutz­su­chende auf der Straße, weil das Asyl­system erheb­liche Mängel aufweist.”
 

Berlin (dts Nach­rich­ten­agentur) — Foto: Flücht­linge, über dts Nachrichtenagentur