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Bodo Ramelow – das neue Sau­erbier ohne Skrupel

Oder: Es gibt keinen schrift­lichen Befehl zur direkten Tötung

In frü­heren Zeiten kam es bei der Bierpro­duktion häu­figer zu Miss­erfolgen, sodass anstelle des gewünschten Pro­dukts “saures” Bier ent­stand. Um den Schaden zu begrenzen, wurde dieses min­der­wertige Produkt mit markt­schreie­ri­schen Methoden (meist erfolglos) ange­priesen. (Quelle)

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Herr Ramelow, schämen Sie sich eigentlich nicht, dass sich die Volks­ver­treter weder beim 1. noch beim 2. Wahlgang für Sie fest­legen konnten und Sie dann beim 3. Wahlgang von den Ketzern mit einer Stimme über­listet wurden? Ist es Ihnen nicht peinlich, dass Sie sich immer noch von Blu­menwurf-Susi mit den scharfen Kufen wie sauer Bier anpreisen lassen müssen?

(von Maria Schneider)

Jetzt mal Hand auf’s sta­li­nis­tische Herz. Finden selbst Sie als Linker es nicht ein bisschen link, sich nochmals wegen einer „Staats­krise“ (Ihre Worte) als Kan­didat auf­stellen zu lassen, die Sie und Ihre Partei selbst ver­ur­sacht haben?

Nun haben Sie auf die Emp­fehlung von Herrn Gauland, Sie mit den Stimmen der AfD zu wählen, gekräht, dass so nur „Demo­kra­tie­ver­ächter“ agieren würden.

Herr Ramelow, wie nennen Sie eine Abstimmung, bei der ein Kan­didat eine Stimme mehr bekommt? Mir war dieser Vorgang bislang als „Demo­kratie“ bekannt. Für die Tat­sache, dass der gewählte Minis­ter­prä­sident wegen Mord­dro­hungen nach nur einem Tag sein Amt wieder nie­derlegt, erscheint mir indes der Begriff „Demo­kra­tie­ver­achtung“ durchaus angemessen.

Ich mag mich täu­schen, doch bislang habe ich weder von Ihnen noch von Blu­menwurf-Susi eine Betrof­fen­heits­be­kundung gehört. Nicht, dass ich eine erwartet hätte. Moment mal, ich recher­chiere kurz, ob das stimmt und — wo ich gerade dabei bin — ob Sie Ihr Bedauern zu den Mau­er­toten aus­ge­drückt haben, die auf Grund Ihrer Partei (SED-PDS-Die Linke) bei der Flucht aus einem demo­kra­tie­ver­ach­tenden Land erschossen wurden.

Da haben wir ja schon etwas – direkt aus Ihrer Haus­pos­tille, als sie sich noch zu den Sturm­ge­schützen der Demo­kratie zählte (Spiegel: 26.02.2009):

Gegenüber SPIEGEL ONLINE ver­tei­digte Ramelow seine Äuße­rungen: “Ich stehe zu jedem Wort, das ich in dem Interview gesagt habe.” Er ver­wende das Wort Unrechts­staat nicht in Bezug auf die DDR, da dies ein “nicht jus­ti­ziabler Begriff” sei. Zum Schieß­befehl sagte er: “Es gibt keinen schrift­lichen Befehl zur direkten Tötung.” Was die Gesetz­gebung in der DDR angehe, so sei er der Auf­fassung, dass man die Vor­gaben stets von der Rechts­an­wendung trennen müsse.“

Wir müssen den Poli­ti­ker­sprech nicht wirklich ver­stehen. Ent­scheidend ist nur fol­gende Aussage: „Es gibt keinen schrift­lichen Befehl zur direkten Tötung.“

Was wollen Sie damit sagen? Heißt dies, dass man bis heute die Toten bil­ligend hin­nimmt? Waschen also die Befehls­haber ihre Hände in Unschuld?

Nach For­schungen des Zen­trums für Zeit­his­to­rische For­schung und der Stiftung Ber­liner Mauer gab es min­destens 140 Mau­er­opfer. Nur 2 Bei­spiele: Günter Litfin wurde am 24. August 1961 beim Flucht­versuch über die Sek­to­ren­grenze erschossen. Auch Roland Hoff schaffte es nicht vom glück­lichen Arbeiter- und Bau­ern­staat in den kapi­ta­lis­ti­schen Westen. Er wurde im Alter von 27 Jahren im Tel­tow­kanal vor Lich­ter­felde erschossen.

Was zählt ist das Ergebnis – der Tod eines Menschen 

Lag ein schrift­licher Befehl zur direkten Tötung vor? Wen inter­es­siert das? Was zählt, ist das Ergebnis – der Tod eines Men­schen und dass diese Men­schen unter dem Regime Ihrer Vor­gän­ger­partei SED starben.

Ich halte es daher mit der deut­schen Jüdin Hannah Arendt, die im Prozess gegen Eichmann auf seine Ein­lassung, er sei nur ein Rädchen im großen büro­kra­ti­schen Apparat gewesen, erwiderte:

„(…) Folglich sollten die die­je­nigen, die mit­machten und Befehlen gehorchten, nie gefragt werden: „Warum hast du gehorcht?“, sondern: „Warum hast du Unter­stützung geleistet?“

All das erinnert mich wieder an Herrn Kemmerich

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Ich weiß gar nicht, warum — aber irgendwie kommen mir jetzt wieder Herr Kem­merich und seine 6 Kinder in den Sinn. Mit Sicherheit gab es keinen schrift­lichen Befehl zur direkten Tötung. Dennoch fühlten sich Herr Kem­merich und seine Familie so bedroht, dass er sein Amt nach nur einem Tag wieder niederlegte.

Wer hat diese Dro­hungen aus­ge­sprochen? Gab jemand den Befehl dazu? Über­nimmt jemand die Ver­ant­wortung für dieses Ver­halten gegen einen demo­kra­tisch gewählten Minis­ter­prä­si­denten oder werden die Mord­dro­hungen gegen ihn genauso hin­ge­nommen wie die Mau­er­toten, weil es keinen schrift­lichen Befehl zur direkten Tötung gab? Ist des­wegen nun alles gut?

Fragen an Herrn Bodo Ramelow

Wenn Sie sich wie­der­wählen lassen und nicht in Würde abtreten, Herr Ramelow, werden Sie sich der­einst fragen lassen müssen:

„Warum haben Sie die Angriffe gegen Herrn Kem­merich und die Ein­schüch­terung seiner Familie nicht verurteilt?

„Warum haben Sie geschwiegen?“

„Warum ent­mensch­lichen Sie Ihre Gegner und warum hört man von Ihnen kein Wort des Bedauerns?

Und:

„Inwiefern sind Sie also besser oder gerechter als die Nazis oder die Mau­er­schützen in der DDR?“

Treten Sie ab, Herr Ramelow. Und selbst wenn Sie Ihre Wie­derwahl erschleichen können, wird Sie schal schmecken – wie sauer Bier.

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Maria Schneider ist freie Autorin und Essay­istin. In ihren Essays beschreibt sie die deutsche Gesell­schaft, die sich seit der Grenz­öffnung 2015 in atem­be­rau­bendem Tempo ver­ändert. Darüber hinaus ver­fasst sie Reiseberichte.
Kontakt: Maria_Schneider@mailbox.org