Die nächste Unter­drü­ckung und Zens­ur­keule kommt: EU-Vize­kom­mis­si­ons­chefin will „Des­in­for­mation“ bestrafen

Věra Jourová ist die Vize­chefin der EU Kom­mission für Werte und Trans­parenz. Irgendwie werden Dinge, die gegen die Freiheit, Unab­hän­gigkeit, Wohl­stand und Selbst­be­stimmung der Bürger gerichtet sind, immer mit besonders edel klin­genden Bezeich­nungen ver­sehen. Nach Strafen für „Hassrede“ (Zensur und Bestrafung uner­wünschter Mei­nungen), kommt nun die Bestrafung für „gezielte Ver­breitung von Des­in­for­mation“ (Zensur und Bestrafung von uner­wünschten Informationen).

Zuletzt haben wir das in China beob­achten können, wo Helden wie Li Wen­gliang früh­zeitig vor der Epi­demie warnten, die die Regierung ver­tu­schen wollte. Er geriet wegen „Ver­breitung von Gerüchten“ mit der Staats­macht anein­ander. Man warf ihm vor, Panik zu schüren und die Sicherheit des Staates zu unter­graben. Das erging vielen so.

Nun plant die EU-Vize­kom­mis­si­ons­chefin, Frau Jourová, das gezielte Ver­breiten von Falsch­meldung unter Strafe zu stellen. Dazu müsse das Straf­recht in den EU-Staaten geändert werden, wo das bisher noch nicht geregelt sei. Das Verbot müsse bei sicher­heits­re­le­vanten Des­in­for­ma­tionen durch­ge­setzt werden. Dem Spiegel sagte sie:

„Geset­zes­än­de­rungen könnten denkbar sein bei sicher­heits­re­le­vanter Des­in­for­mation – bei­spiels­weise beim Ver­breiten von Nach­richten, die Panik schüren könnten“, sagte Jourová. „In manchen Mit­glieds­ländern gibt es straf­recht­liche Verbote dafür, das könnte ein Weg für die­je­nigen EU-Staaten sein, wo dies noch nicht ver­boten ist.“

Natürlich ist das alles wieder nur zum Schutz der Bevöl­kerung gedacht. EU-Beamte prüfen zurzeit, ob die „Des­in­for­ma­ti­ons­ge­setze“ Tsche­chiens nicht als Blau­pause für die ganze EU gelten könnten. In den nächsten Monaten möchte die besorgte Dame den EU-Mit­glieds­ländern Vor­schläge dazu machen, wie man die arme, hilflose EU-Bevöl­kerung vor dem Virus (!) schäd­licher Des­in­for­mation schützen kann. Natürlich hat sie die Sozialen Medien dabei im Visier, denn dort können die Bürger bisher wenigstens noch teil­weise Infor­ma­tionen aus­tau­schen, auf­klären, spe­ku­lieren, nach­denken, dis­ku­tieren. Aller­dings nur noch über Themen und poli­tische Mei­nungen, bei denen man nicht gleich in den Geruch der Hassrede gerät. „Uff­passe!“ würde der Comedian Ceylan Bülent hier raten.

Denn schon die „Hassrede“, die kaum rechtlich klar zu defi­nieren ist und schon in ihrer belie­bigen Über-Inter­pre­tation für Unge­rech­tig­keiten und Wut bei den Leuten sorgt, soll noch weiter ver­schärft werden. Per Netz­werk­durch­set­zungs­gesetz (NetzDG) will man - so eine Geset­zes­vorlage — gegen „Rechts­extre­mismus und Hass­kri­mi­na­lität“ vor­gehen. Was ver­misst da der auf­merksame Leser? Genau. Links­extre­mismus fehlt mal wieder.

Deshalb muss auch der Facebook-Chef und Gründer, Mark Zuckerberg, in Brüssel vor­stellig werden um die Befehle der obersten Euro­päi­schen Zen­sur­be­hörde Vor­schläge der Kom­mis­sarin für Werte und Trans­parenz ent­ge­gen­zu­nehmen. Frau Kom­mis­sarin Jourová fordert von ihm eine „besondere Anstrengung, unsere Demo­kratie zu ver­tei­digen. Wir müssen unsere Gesell­schaften gegen den Virus von Online-Mani­pu­la­tionen und Ein­mi­schungen in unsere demo­kra­ti­schen Pro­zesse immun machen”, erklärt sie.

Recht hat sie. Was hat das Volk sich auch in demo­kra­tische Pro­zesse einzumischen?

Und neue Straf­vor­schriften tun da dringend Not! Es gibt zwar in Deutschland Straf­ge­setze für Volks­ver­hetzung, Land­frie­dens­bruch, üble Nachrede und Ver­leumdung, Störung des öffent­lichen Friedens und Anstiftung zu allen mög­lichen anderen Straf­tat­be­ständen. Das hat bisher über siebzig Jahre pro­blemlos aus­ge­reicht, um Ungemach von unserer Demo­kratie fern­zu­halten. Aber nun plötzlich muss „Des­in­for­mation“ gesondert bestraft werden. Ein sehr ungutes Gefühl macht sich da breit.

Denn, wenn schon Hass­kri­mi­na­lität in ihrer Defi­nition aus­fasert und auf diese Weise Willkür und Inter­pre­tation Tür und Tor öffnet, dann erst recht der Straf­tat­be­stand der „gezielten Ver­breitung von Desinformation“.

Zum Ersten gehört zu jedem Straf­tat­be­stand ein zumindest bedingter, wenn nicht direkter Vorsatz, der auch nach­ge­wiesen werden muss. Das wird schon schwierig, wenn jemand eine Meldung wei­ter­ver­breitet, die er für glaub­würdig hält. Man müsste einem Beschul­digten schon zwei­felsfrei  nach­weisen können, dass er bewusst Unwahres verbreitet.
Und nicht alles ist Desinformation.

Ist eine Weih­nachts­karte mit Weih­nachtsmann schon Des­in­for­mation, weil es den nicht gibt? Ist eine per­sön­liche Wertung eines Vor­falls Des­in­for­mation, weil jemand anders diesen Vorfall anders erlebt und ver­standen hat? Kann eine Meinung oder Kritik schon Des­in­for­mation sein?

Aktu­elles Bei­spiel Covid19:
Da gibt es einer­seits die Infor­mation, dass das Virus von Wild­tieren auf dem Markt in Wuhan stammt. Ande­rer­seits haben indische Viro­logen und Bio­logen sowie andere Wis­sen­schaftler sehr über­zeugend dar­gelegt, dass es ein künstlich mutiertes, gezüch­tetes Virus sei.
Was davon ist jetzt Desinformation?
Da gibt es Medi­ziner, die behaupten, dass Covid19 eigentlich nur eine Art etwas hef­ti­gerer Grippe ist und nur alte und sehr geschwächte Men­schen daran sterben könnten. Andere Epi­de­mio­logen sprechen von einer gefähr­lichen Pan­demie. Die einen lachen über Mund­schutz und behaupten, der sei sinnlos, andere sehen das als wirk­sames Mittel, eine Pan­demie ein­zu­dämmen. Solche Rat­schläge sind nicht lapidar, sondern in einer solchen Situation durchaus folgenreich.
Wer weiß denn sicher, was stimmt?
Und ab wann ist es Desinformation?

Wenn jemand mit dem Handy einen Ter­ror­an­schlag oder Überfall mit­filmt und das kom­men­tarlos auf YouTube postet, hat er lediglich eine Tat­sache ver­breitet. Falls dieser Mit­schnitt nicht zu der ver­öf­fent­lichten Dar­stellung passt… wer ist dann der Desinformant?

Die zweite Frage lautet: Ab wann ist etwas „gezielte Ver­breitung“? Richtet sich das nach der Anzahl der Rezi­pi­enten der „Des­in­for­mation“? Woher soll der Täter wissen, wie viele Men­schen seine „Des/Information“ emp­fangen? Wer auf WhatsApp seinen Freunden ein Textchen oder Bild schickt, kann nicht wissen, wie weit diese das teilen. Ist das eine „gezielte Verbreitung“?

Bei unseren Qua­li­täts­medien, die unzwei­felhaft „gezielt ver­breiten“, kämen die Des­in­for­ma­tions-Ermittler kaum noch mit. Nur ein paar Beispiele:

In der ARD-Tages­schau wurde in Ver­bindung mit den Kampf­hand­lungen in der Ostukraine/Donbass angeblich ein Hub­schrau­ber­ab­schuss bei Slo­wjansk gezeigt, der angeblich von den „Sepa­ra­tisten“ verübt wurde. Das Video war aber vielen Bloggern bekannt und der Betrug wurde auf­ge­deckt. Das Ori­gi­nal­video stammte aus Syrien:

https://youtu.be/8V6YaDYOa9w

 

Man hört die „Allahu-Akhbar“-Rufe der Isla­misten sehr gut. Die Tages­schau meinte, man prüfe das Material immer sehr sorg­fältig, hier sei eben mal ein „Fehler unter­laufen“. Ein Ein­ge­ständnis, was aber nur im Blog, den kaum jemand liest, ver­öf­fent­licht wurde und auch nicht glaub­würdig ist. Denn um diesen angeb­lichen „Fehler“ zu machen, musste man nämlich die ganze Tonspur mit den „Allahu Akhbar“-Rufen löschen und neue Schuss-Geräusche unter­legen. Hier die Tages­schau-Sendung mit dem gefakten Video (ab Minute 1:25)

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Ist das Des­in­for­mation oder wahr­heits­ge­treue Berichterstattung?
Wie sind die erfun­denen Geschichten des Spiegel-Autors Claas Relotius zu werten?
Oder David Schravens (cor­rectiv) Ver­kündung des Wahl­sieges von Hillary Clinton, obwohl sie ver­loren hatte?

Oder die schlicht erfundene Bericht­erstattung des WDR5 zu einer nicht statt­ge­fun­denen Invasion rus­si­scher Panzer in der Ost­ukraine (Titel: „Russland auf dem Vor­marsch?“), die man im WDR mit einem fünf Jahre alten Foto einer rus­si­schen Mili­tär­übung bebil­derte und auch noch dar­un­ter­schrieb „Rus­sische Kampf­panzer fahren am 19.08.2014 noch unter Beob­achtung von Medi­en­ver­tretern in der Ukraine.“ Eine glatte Lüge.

Das Foto stammte aus der Bildbank der dpa und war unmiss­ver­ständlich beschrieben:
„Russian Armoured Per­sonnel Car­riers and tanks leave their position outside Gori, Georgia, 19 August 2008 in what is seen as a with­drawal from the former Soviet republic after the recent con­flict. EPA/SERGEI CHI­RIKOV (zu dpa 0589) +++© dpa — Bildfunk+++“

Das ist kein Ver­sehen, kein Fehler, sondern schlicht Des­in­for­mation, die gezielt ver­breitet wurde, um Russland zu dis­kre­di­tieren. Solche Des­in­for­ma­tionen sind überdies gefährlich und sehr „sicher­heits­re­levant“. Die Situation war damals alles andere als stabil.

Solche Des­in­for­ma­tionen sind eine Gefahr für die Sicherheit Deutsch­lands und der EU. Aber im Zweifel war‘s wieder der Praktikant.

Noch vor einem guten Jahr wurde jeder, der meinte, in den feinen Kreisen der Welt-Eliten gebe es einige, die sich von Kin­der­händlern mit Min­der­jäh­rigen für Sex­spiele ver­sorgen lassen, als Irrer, Ver­schwö­rungs­theo­re­tiker und Lügner nie­der­ge­macht. Wo sind die Bes­ser­wisser jetzt, da nur der Tod Jeffrey Epsteins ver­hindert hat, dass der gesamte, stin­kende Sumpf ans Tages­licht kam? Und doch reicht das bisschen, was ent­hüllt wurde, um zu zeigen, dass die angeb­lichen Des­in­for­ma­tionen und Ver­schwö­rungs­theorien eben doch zutreffen. (Ganz abge­sehen davon, dass die Medien schon vorher davon wussten und geschwiegen und ver­tuscht haben.)

Julian Assange ist einer der Helden der durch­ge­sto­chenen Infor­ma­tionen. Men­schen wie er können dann in Zukunft gleich einfach wegen „Des­in­for­mation“ weg­ge­schlossen werden. Denn die Deu­tungs­hoheit darüber, was eine Des­in­for­mation ist, liegt in der Hand der Mächtigen.

Was wird aus den vielen kleinen Ass­anges, die in Zukunft unan­ge­nehme Infor­ma­tionen ver­öf­fent­lichen? Wenn ihre Existenz ver­nichtet ist, ihr Geist in der Haft zer­brochen, hilft es nichts mehr, wenn es sich nachher doch als wahr her­aus­stellt. Oder ist das die Absicht, wie bei Julian Assange auch? China und Nord­korea lassen grüßen.