Jeder dritte Pfleger arbeitet am Limit

Die kör­per­lichen Belas­tungen von Arbeit­nehmern in der Gesundheits‑, Kranken- und Alten-Pflege sind deutlich höher als die von Arbeit­nehmern anderer Berufe. Das geht aus einer Antwort der Bun­des­re­gierung auf eine Anfrage der Links­fraktion hervor, über die die Zei­tungen der Funke-Medi­en­gruppe (Sams­tag­aus­gaben) berichten. 37,7 Prozent der Beschäf­tigten in der Gesund­heits- und Kran­ken­pflege und 31,9 Prozent der Alten­pfleger arbeiten demnach häufig an der Grenze der eigenen Leistungsfähigkeit.
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Damit arbeiten Pfleger mehr als doppelt so oft an der Grenze der Leis­tungs­fä­higkeit als Arbeit­nehmer aller anderen Berufe (15,3 Prozent). Rund jeder zweite Beschäf­tigte in der Pflege muss zudem Schicht­arbeit leisten, in anderen Berufen ist es nur jeder Siebte. Nach den Berech­nungen der Bun­des­re­gierung gibt es vor allem bei Gesund­heits- und Kran­ken­pflegern zeit­lichen Arbeits­druck. Die Arbeits­pausen fallen mit 54,8 Prozent bei mehr als jedem zweiten Gesund­heits- und Kran­ken­pfleger aus, jeder Dritte steht laut der Antwort der Bun­des­re­gierung zudem häufig unter starkem Termin- und Leis­tungs­druck. 74,1 Prozent der Gesund­heits- und Kran­ken­pfleger müssen zudem ver­schiedene Arbeiten gleich­zeitig ver­richten. Die Alten­pfleger sind dagegen besonders von schwerer kör­per­licher Arbeit betroffen. Drei von vier Alten­pflegern müssen häufig schwere Lasten heben und tragen, im Mittel aller anderen Berufe trifft das nur auf jeden fünften Arbeit­nehmer zu. Auch arbeitet jeder zweite Alten­pfleger häufig unter kör­per­lichen Zwangs­hal­tungen. In der Gesund­heits- und Kran­ken­pflege trifft das auf rund jeden dritten und bei anderen Berufen auf knapp jeden siebten Arbeit­nehmer zu. Für die Berechnung hat das Bun­des­ar­beits­mi­nis­terium die Daten von rund 20.000 Erwerbs­tä­tigen aus Befra­gungen der Jahre 2012 und 2018 aus­ge­wertet und ana­ly­siert. Die Linken-Abge­ordnete Sabine Zim­mermann kri­ti­sierte gegenüber den Funke-Zei­tungen, dass die Bun­des­re­gierung beim Fach­kräf­te­mangel in der Pflege den fal­schen Weg ein­schlage. Anstatt an der Ent­lohnung und den Arbeits­be­din­gungen etwas zu ändern, “will die Bun­des­re­gierung Fach­kräfte aus dem Ausland abwerben, die sich mit den miesen Bedin­gungen abfinden sollen und gleich­zeitig in ihren Hei­mat­ländern fehlen”, sagte Zim­mermann. Die Linken-Poli­ti­kerin for­derte “eine solide Finan­zierung” in Form höherer Pfle­ge­min­dest­löhne, einer Pfle­ge­voll­ver­si­cherung und in einem ver­bind­lichen Per­so­nal­schlüssel. Zudem solle das Fall­pau­scha­len­system in Kran­ken­häusern abge­schafft und Tarif­löhne refi­nan­ziert werden, sagte Zimmermann.

 


Berlin (dts Nach­rich­ten­agentur) — Foto: Kran­kenhaus, über dts Nachrichtenagentur