Özdemir bekennt sich zu Schwarz-Grün

Der Grünen-Bun­des­tags­ab­ge­ordnete Cem Özdemir hat eine mög­liche Koalition seiner Partei mit CDU und CSU auf Bun­des­ebene ver­teidigt und sich zugleich skep­tisch gegenüber einem grün-rot-roten Bündnis gezeigt. “Mit wem koaliert denn die SPD gerade im Bund?”, sagte Özdemir in der n‑tv-Sendung “Timeline” mit Blick auf die Große Koalition. Er reagierte damit auf die For­derung von SPD-Frak­ti­onschef Rolf Müt­zenich an die Grünen, sich zu einer Koali­ti­ons­option zu bekennen.
NEU!!! Hier bestellen!

“Sie werfen uns vor, dass wir viel­leicht mit denen koalieren und koalieren selbst mit denen”, so der Grünen-Poli­tiker weiter. Am Ende brauche man eine Mehrheit und es müsse inhaltlich passen. Özdemir ging ins­be­sondere zur Links­partei auf Distanz. Der stell­ver­tre­tende SPD-Chef Kevin Kühnert hatte bei Twitter darauf hin­ge­wiesen, dass Grüne, Links­partei und SPD eine Regie­rungs­mehrheit hätten und die CDU dazu auf­ge­fordert, über den Gang in die Oppo­sition nach­zu­denken. “Das ist mir nicht ernsthaft genug”, sagte Özdemir. Die Links­partei müsste erst “einige Sachen in Ordnung bringen”. So hätten diese ein unge­klärtes Ver­hältnis zu Europa und ein Problem mit der sozialen Markt­wirt­schaft. Sie fänden den Dik­tator Vene­zuelas gut, der die Bevöl­kerung unter­drücke, so der Grünen-Bun­des­tags­ab­ge­ordnete weiter. Damit meinte er Nicolás Maduro, den von den USA, der EU und vielen anderen Ländern nicht mehr aner­kannten Prä­si­denten Vene­zuelas. Özdemir zeigte sich zudem offen, in einer künf­tigen schwarz-grünen Koalition das Amt des Außen­mi­nisters zu über­nehmen. “Das Amt kommt zum Manne, nicht der Mann zum Amt”, sagte er zwar in Anspielung auf ein Zitat des frü­heren baden-würt­tem­ber­gi­schen Minis­ter­prä­si­denten Erwin Teufel von der CDU. Er sei aber bereit, seinen Teil der Ver­ant­wortung zu über­nehmen, wo immer er benötigt werde. In der Frage, wer künftig CDU-Vor­sit­zender wird, kri­ti­sierte Özdemir den Vize­prä­si­denten des CDU-Wirt­schafts­rates, Friedrich Merz, für seinen Umgang mit der AfD. Der künftige Par­teichef müsse “den Laden zusam­men­halten”, so der Grünen-Poli­tiker. Wenn Merz es schaffte, die Hälfte der AfD-Wähler zurück­zu­ge­winnen, wäre das zwar schön, aber wenig gewonnen, wenn er dann die andere Hälfte der CDU-Wähler ver­liere. Trotz Pro­testen von Umwelt­schützern bekannte sich Özdemir klar zur geplanten Fabrik des US-Elek­troauto-Her­stellers Tesla in Grün­heide bei Berlin. Umwelt­schützer kri­ti­sieren, dass für die Anlage Wald­flächen gerodet werden. “Wir brauchen Tesla, das ist eine gute Nach­richt für Deutschland”, so der Grünen-Bun­des­tags­ab­ge­ordnete. Er finde es gut, dass das Geneh­mi­gungs­ver­fahren schnell ablaufe, es müssten aber alle Belange geprüft werden. Der Chef des Deut­schen Instituts für Wirt­schafts­for­schung (DIW), Marcel Fratz­scher, habe nicht Unrecht mit einem Tweet gehabt, in dem er die deutsche Büro­kratie als “über­bordend”, “inef­fi­zient” und “selbst­ge­fällig” und als “Bremse für Wohl­stand und Wett­be­werbs­fä­higkeit” kri­ti­siert hatte. Ange­sichts einer kürzlich aus­ge­ho­benen rechts­extremen Ter­ror­zelle for­derte der Grünen-Poli­tiker ein här­teres Vor­gehen gegen die rechte Szene. Er zeigte sich darüber ver­wundert, dass die Bericht­erstattung über die Zelle nicht größer aus­ge­fallen sei. Zudem distan­zierte sich Özdemir von Links­extremen, sagte aber, die Republik werde gerade besonders von Rechts­extremen bedroht. Er regte an, wie nach rechts­extremen Atten­taten in Hoyers­werda, Rostock und Mölln zu Beginn der 90er Jahre kon­se­quent gegen die rechts­extreme Szene vor­zu­gehen — so wie es die “Soko Rex” in Sachsen erfolg­reich getan habe, so der Grünen-Poli­tiker. “Da haben wir gezeigt, wer im Land das Sagen hat”, sagte Özdemir in der n‑tv-Sendung “Timeline”.

 


Berlin (dts Nach­rich­ten­agentur) — Foto: Cem Özdemir, über dts Nachrichtenagentur