Um inter­na­tionale Ordnung zu retten: AKK will Führung in Deutschland übernehmen

Ver­tei­di­gungs­mi­nis­terin und CDU-Chefin Annegret Kramp-Kar­ren­bauer äußert sich gerne zu außen­po­li­ti­schen Themen und fischt damit im Zustän­dig­keits­be­reich von Außen­mi­nister Heiko Maas. In pri­vaten Gesprächen gibt sie zu erkennen, dass sie sich zu Höherem berufen fühlt.

AKK, wie sich Annegret Kramp-Kar­ren­bauer auch selbst auf Twitter nennt, steht seit ihrer knappen Wahl an die CDU-Spitze und der spä­teren Ernennung in das Kabinett ihrer Men­torin und Bun­des­kanz­lerin Angela Merkel medial unter hef­tiger Kritik. Ob es der ihrer Meinung nach miss­ver­standene Umgang in der Causa Hans-Georg Maaßen ist, ihr Fast­nachts­auf­tritt in Stockach oder das Fett­näpfchen kurz vor der EU-Par­la­mentswahl, als sie die Mei­nungs­freiheit in Frage stellte. “Sie ist die schwarze Null der CDU”, lautete die ver­nich­tende Fest­stellung beim Spiegel.

NEU!!! Hier bestellen!

Von alledem ließ sich die Ver­tei­di­gungs­mi­nis­terin nicht irri­tieren. Ganz im Gegenteil. Im Oktober preschte sie ohne Absprache mit Außen­mi­nister Heiko Maas mit einem Vor­schlag für die Errichtung einer Schutzzone in Syrien vor. Der düpierte Minister ließ seinem Ärger freien Lauf, als er kurz darauf AKK in der Türkei kritisierte.

Es ist nicht Aufgabe des Ver­tei­di­gungs­mi­nis­te­riums, Außen­po­litik zu betreiben. Deshalb darf dieser Vorstoß von Annegret Kramp-Kar­ren­bauer auch mehr als reine Pro­fi­lie­rungs­arbeit in eigener Sache betrachtet werden, nachdem sich ohnehin nichts weiter daraus ent­wi­ckelt hatte. Das liegt aber nicht daran, weil sich etwa Maas durch­ge­setzt hatte, sondern weil Deutschland in Syrien schlicht irrelevant geworden ist bezie­hungs­weise auf das falsche Pferd gesetzt hatte.

Aber auch davon ließ sich AKK nicht beirren. In Gesprächen mit anschlie­ßendem E‑Mail-Aus­tausch mit Pro­fessor Walter Russell Mead, einem Mit­glied von zahl­reichen Thinktanks (Aspen Institute, Hudson Institute, Freedom House, Bosch Stiftung) und Kolumnist für das Wall Street Journal, machte sie deutlich, welche Ziele sie ver­folgt. Kramp-Kar­ren­bauer ist davon über­zeugt, dass Deutschland in Zeiten der “Rückkehr der Kon­kurrenz großer Mächte um Ein­fluss­sphären und Vor­herr­schaft” nicht einfach nur dasitzen und abwarten darf. Man müsse eigene Kon­zepte und Ideen ent­wi­ckeln, um in diesem geän­derten Macht­umfeld bestehen zu können.

Es ist unsere Pflicht als Deutsche, und es liegt in unserem eigenen Interesse, bei den inter­na­tio­nalen Debatten teil­zu­nehmen, sie nach vorne zu bringen und eine Rolle bei der Ver­tei­digung der inter­na­tio­nalen Ordnung zu spielen.

Diese sei durch Russland, China und der Türkei gefährdet, die die euro­päische Sicherheit unter­graben, meint Pro­fessor Mead in seinem Artikel. Unklar ist, ob das seine Meinung oder die der Ver­tei­di­gungs­mi­nis­terin ist.

Jeden­falls ist AKK davon über­zeugt, dass Deutschland eine “pro­aktive” Rolle in der Welt­po­litik zu spielen hat. Zwar erkenne sie die poli­ti­schen Risiken für eine ver­än­derte deutsche Außen­po­litik nicht nur in der Innen­po­litik an, aber sie ist davon über­zeugt, dass die Bun­des­re­publik – und die CDU – keine andere Wahl hat. Und sie fühle sich berufen, hier die Ver­ant­wortung und Führung zu übernehmen:

Wir können nicht länger ver­meiden, offenere und breite gesell­schaft­liche Dis­kus­sionen über diese Fragen zu führen. Ich habe davor keine Angst, und als Par­tei­vor­sit­zende und Ver­tei­di­gungs­mi­nis­terin fühle ich die Pflicht, die Führung zu übernehmen.

Hiermit stellte sie unmiss­ver­ständlich klar, dass sie die Nach­folge von Merkel im Visier hat, um eine Neu­ge­staltung der deut­schen Außen­po­litik vor­an­zu­treiben. Kraft und Inspi­ration für diese Her­aus­for­derung findet AKK in ihrem Glauben. “Es hilft mir zu wissen, dass Gott da ist und ich Gott ver­traue”, sagte sie.

Ihre Rufe nach deutlich höheren Ver­tei­di­gungs­aus­gaben kommen daher nicht von ungefähr. Deutschland zu einem macht­po­li­ti­schen Faktor auf­zu­stellen, wird sehr teuer werden. Zuerst wird sich Kramp-Kar­ren­bauer aber darauf kon­zen­trieren müssen, die Bun­deswehr über­haupt “ver­tei­di­gungs­fähig” zu machen, bevor sie über Aus­lands­mis­sionen nach­denkt. Denn genau darin liegt laut dem Jah­res­be­richt des Wehr­be­auf­tragten Hans-Peter Bartels das Problem. Die Bun­deswehr sei “als Ganzes bemer­kenswert wenig ein­satz­fähig”, hielt er in dem Bericht fest.


Quelle: deutsch.rt.com