Corona und kein Ende, viele können‘s nicht mehr hören. Die meisten glauben, in wenigen Wochen ist endlich alles vorbei und das Leben wieder unbeschwert. Nun, es hat nicht den Anschein. Sitzen wir bald auch zu Hause nicht mehr sicher und gemütlich bei gutem Essen, Licht und Fernsehen beisammen? Vorkehrungen, die kaum berichtet werden, deuten darauf hin, dass es noch länger dauert und ungemütlich werden könnte.
Bisher haben die Stromversorger zwar immer wieder von drohenden Blackouts gesprochen, so richtig hat das aber niemand zur Kenntnis genommen. Wird schon nicht. Nun lassen umfangreiche Vorkehrungen von E.on und anderen Stromversorgern doch aufhorchen.
Systemrelevante Mitarbeiter werden kaserniert
Die Welt berichtete vor einigen Tagen, dass die ersten Energieunternehmen Hunderte von Mitarbeitern „einkasernieren“. Die Mitarbeiter bekommen Wohngelegenheiten, alles, was man so zum Leben braucht, einschließlich Waschmaschinen, Fernsehen und Spielkonsolen. Die Fachleute, die es braucht, um an den prekären Stellen der Netze vor Ort einzugreifen, müssen dortbleiben. Nichts mit Home-Office. Die Mitarbeiter der Netzleitwarten wohnen auf noch nicht absehbare Zeit dort und dürfen nicht einmal Kontakt mit anderen Mitarbeitern aus demselben Betrieb haben. Außenkontakte gibt es keine, nur per Telefon. Bei anderen Werken von Stromversorgern sind ganze Gebäude zur Unterbringung angemietet worden, dort darf niemand sonst das Haus betreten. Wo sie sind, ist geheim.
Der Hintergrund der Sache ist natürlich die Corona-Pandemie. Aber auch die Tatsache, dass vor der grünen Energiewende das Stromnetz stabil und sicher war und es nur selten Noteingriffe gab, um einen Blackout zu verhindern. Das Netz benötigt zwingend eine Frequenz von 50 Hz. Schon 48 oder 52 Hz können es zum kollabieren bringen. Um es stabil zu halten, muss man sofort bei Über- oder Unterfrequenz reagieren und die Angebot-Nachfrage-Belastung sehr schnell und effizient steuern. Seit der grünen Energiewende mit Zappelwindstrom und Wellensolarstrom eine echte Herausforderung. Heute wird bisweilen mehrfach pro Tag notfallmäßig eingegriffen, statt, wie ehedem, alle paar Monate einmal. So etwas müssen Spezialisten vor Ort machen und alle Möglichkeiten des Eingriffes vor Ort blitzschnell entscheiden. Damit nicht durch Infektion ein Teil der dringend benötigten Stromdompteure ausfällt, müssen jetzt mehrere Hundert einsatzbereit hinter Schloss und Riegel der Netzbetreiber ausharren. „Für die wird es jetzt nicht angenehm“ sagte E.on Cheff Teyssen, nicht ohne Stolz auf „seine Leute“. E.on versorgt 50 Millionen deutsche Haushalte mit Strom, Gas und Fernwärme.
Feldbetten, Sicherheitskonzepte, Abschottung und Schutz der „Backbone-Kraftwerke“ — werden hier Festungen sturmfest gemacht?
Der Regionalversorger „Bayernwerk“ verfügt noch über Feldbetten aus alter Zeit, die jetzt wieder benutzt werden, erzählt Teyssen. Aber auch andere Netzbetreiber, wie Tennet, Amprion, 50 Hertz und TransnetBW sind gerade dabei und bereiten ein solches Sicherheitskonzept ebenfalls vor. Aber auch Kraftwerksbetreiber richten sich auf Kasernierungen und strenge Sicherheitskonzepte ein. Von den wenigen Atomkraftwerken, die noch das Rückgrat unserer Energieversorgung sind, darf keins in Probleme geraten, genauso wenig, wie die Kohle- und Gaskraftwerke. Bei einer reinen Wind- Sonnen- und Biogas-Stromerzeugung wäre der deutschlandweite Mega-Blackout sicher. Was das heißen würde, das hat schon 2011 das Büro für Technikfolgenabschätzung untersucht. Bei der Lektüre dieser Studie wird jeder zum Prepper.
Die Kraftwerks- und Netzbetreiber sind sehr schmallippig, was Informationen zu ihren Sicherheitskonzepten betrifft. „Keinerlei Details zu unseren Sicherheitskonzepten“, heißt es lakonisch. Die Vorsichtsmaßnahmen werden täglich überprüft und im Falle des Falles an die aktuelle Lage angepasst. Solche Formulierungen kennt man von Verlautbarungen der militärischen Führungen. Womit rechnet man dort? Volksaufstände? Sabotage? Angriffe? Ausnahmesituationen?
Kriegsrhethorik und Andeutungen – geht es wirklich nur um Corona?
Grundsätzlich, so erfährt man, dass die Leitwarten mit ihren für die Aufrechterhaltung des Netzes unentbehrlichen Spezialistenteams grundsätzlich für alle Notlagen gerüstet seien, die – wörtlich — „weit über die derzeitige Bedrohung durch das Coronavirus hinausgehen.“ Soso. Da könnte also noch durchaus mehr kommen als Corona. Es ist tröstlich zu hören, dass man so gut wie gegen alles gewappnet ist. Aber was erwartet man noch?
Die Energiebranche macht sich also sturmfest. Die Vorbereitungen und das Wording erinnern irgendwie an Kriegsvorbereitungen in Festungen vor einem Krieg. Ganz offensichtlich entspannt sich die Gesamtlage überhaupt nicht. Und obwohl die Intensivstationen der meisten Krankenhäuser leer stehen und die Neuinfektionen zurückgehen, richtet man sich JETZT auf den Eintritt wesentlich „schwierigerer Lagen“ ein.
Ist es wirklich nur Corona?
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