Edward Snowdens Tweet ent­hüllte, was unsere Fern­seher mit uns machen

Vor einigen Jahren wurde TVision Insights ein­ge­führt, damit Unter­nehmen die Seh­ge­wohn­heiten von Fern­seh­zu­schauern über­wachen können. Dies bedeutet, dass sie Sie beim Fern­sehen beob­achten können. Die Tech­no­logie zeichnet auf, wohin Ihre Augen schauen, den Gesichts­aus­druck usw.

Was ist mit der Pri­vat­sphäre pas­siert? Wieso dürfen diese Unter­nehmen solche Tech­no­logien ohne Zustimmung der breiten Masse einführen?

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Vor Jahren war Edward Snowden für einen der bedeu­tendsten Geheim­dienst-Leaks in der Geschichte der USA ver­ant­wortlich, wodurch er der Welt bestätigt hat, dass die Regierung Sie wirklich aus­spio­niert. Zwei Jahre später warnte Samsung die Öffent­lichkeit bei­läufig, dass ihre Smart-TVs auf­zeichnen könnten, was Sie im Wohn­zimmer sagen.

Selbst wenn Sie alleine in einem Raum sind und sich in diesem Raum ein Laptop, ein Com­puter oder ein Smart-TV befinden, ist es möglich, dass jemand da draußen Ihnen zuhört und Sie sogar beob­achtet. Das Schlimmste daran? Sie würden es nicht einmal merken.

Vor einigen Jahren wurde eine Tech­no­logie namens TVision Insights ein­ge­führt, mit der Unter­nehmen die Seh­ge­wohn­heiten von Fern­seh­zu­schauern über­wachen können.

Dies bedeutet, dass sie Sie buch­stäblich beim Fern­sehen beob­achten können und die Tech­no­logie sogar Daten darüber auf­zeichnet, wohin Ihre Augen schauen, wann Sie abge­lenkt sind und welche Emo­tionen Sie vermitteln.

Wie “TVision Insights” Sie beim Fern­sehen beobachtet

Edward Snowden machte durch seinen Tweet vom 26. Februar 2017 mit fol­gendem Bild auf die Tech­no­logie aufmerksam:

Twitter

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Wie Sie sehen, können die Unter­nehmen Ihnen nicht nur beim Fern­sehen zusehen, sondern die Tech­no­logie ist auch intel­ligent genug, um Ihren Gesichts­aus­druck, Ihre Anteil­nahme und andere wichtige Daten zu erfassen. Diese Infor­ma­tionen haben nicht nur Auf­schluss darüber gegeben, welche Sen­dungen die Leute am meisten sehen oder an welchen sie am meisten Anteil nehmen, sondern auch, welche Wer­be­spots sie am liebsten sehen.

TVision wurde von Dan Schiffman und einem seiner Mit­schüler von der Sloan School of Management am MIT gegründet. Durch die Instal­lation eines Microsoft KinectGeräts, das am häu­figsten für Xbox-Video­spiele auf Fern­seh­ge­räten ver­wendet wird, ver­folgt TVision die Bewegung der Augen von Per­sonen in Bezug auf das Fernsehgerät.

Das Gerät kann dann selbst winzige Ver­än­de­rungen aller im Raum Anwe­senden auf­zeichnen, und dann passt das Unter­nehmen die Bewe­gungen an das an, was sie gerade ansehen.

Die Sen­soren des Geräts können winzige Ver­än­de­rungen bei allen Per­sonen im Raum auf­zeichnen. Das Unter­nehmen stimmt diese Seh­muster dann mit­hilfe einer Tech­no­logie, die die Sen­dungen im Fern­sehen mit­ver­folgt, mit Sen­dungen und Wer­be­spots ab.

Da die Tech­no­logie immer noch sehr neu ist, wird sie derzeit an 7.500 Frei­wil­ligen in den Regionen Boston, Chicago und Dallas-Fort Worth getestet (Quelle).

Offen­sichtlich gibt es hierbei Daten­schutz­be­denken. Das Unter­nehmen gibt an, keine Bilder oder Videos zu spei­chern, und es handelt sich zumindest vorerst nur um eine frei­willige Instal­lation. Wir haben jedoch bereits gesehen, dass Unter­nehmen und die US-Regierung eine ähn­liche Software miss­brauchen, um uns auszuspionieren.

Wie können wir sicher­stellen, dass diese Infor­ma­tionen nicht ver­öf­fent­licht oder an Unter­nehmen oder die Regierung ver­kauft werden, da dies bereits in der Ver­gan­genheit geschehen ist? Wo ziehen wir die Grenze zwi­schen dem Wunsch nach den neu­esten tech­ni­schen Geräten und dem Wunsch, unsere Pri­vat­sphäre zu schützen? Ist es über­haupt noch möglich, beides zu haben?

Ihr Fern­seher könnte Sie bereits beobachten

Dies ist nicht das erste Bei­spiel für die Über­wa­chung durch Fern­seher, und es wird wahr­scheinlich nicht das letzte sein. Anfang 2015 ver­öf­fent­lichte Samsung eine Erklärung, in der Kunden gewarnt wurden, dass ihre Smart-TVs Gespräche abhören und auf­zeichnen können.

Diese Fern­seher ver­fügen über eine Sprach­er­ken­nungs­software, aber diese moderne Tech­no­logie hat ihren Preis, und dieser Preis ist eine voll­ständige und äußerste Ver­letzung der Pri­vat­sphäre. Samsung warnte seine Kunden tat­sächlich davor, vor ihren Smart-TVs wichtige Gespräche zu führen oder per­sön­liche Infor­ma­tionen preis­zu­geben, da der Ton auf­ge­zeichnet und dann an nicht iden­ti­fi­zierte Dritte über­tragen werden kann.

In der Daten­schutz­richt­linie von Samsung in Bezug auf das Fern­seh­gerät heißt es tat­sächlich: “Bitte beachten Sie, dass wenn Ihre gespro­chenen Wörter per­sön­liche oder andere sen­sible Infor­ma­tionen ent­halten, diese Infor­ma­tionen zu den erfassten und an Dritte über­tra­genen Daten gehören.”

Es wurde auch fest­ge­stellt, dass Vizio-Fern­seher Per­sonen auf­zeichnen, aber das Unter­nehmen musste 2,2 Mil­lionen US-Dollar zahlen, um Klagen gegen das Sammeln und Ver­kaufen von Film­ma­terial von Mil­lionen von Fern­seh­ge­räten ohne das Wissen oder die Zustimmung seiner Zuschauer bei­zu­legen. Dies ist eine ziemlich faire Einigung, da sie 11 Mil­lionen dieser Smart-TVs ver­kauft hatten. Man kann nur ver­muten, wie viele Men­schen davon direkt betroffen waren.

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Die Software Smart Inter­ac­tivity wurde als Beson­derheit ver­marktet, die den Benutzern “Pro­gramm­an­gebote und ‑vor­schläge ermög­licht”. Laut der Federal Trade Com­mission (FTC) hat Vizio jedoch mehr als zwei Jahre nach dem Verkauf keines dieser Pro­gramme oder Vor­schläge ange­boten. In der FTC-Klage, die zusammen mit dem Gene­ral­staats­anwalt von New Jersey und dem Direktor der staat­lichen Abteilung für Ver­brau­cher­an­ge­le­gen­heiten ein­ge­reicht wurde, wurde behauptet, dass Vizio und seine Toch­ter­ge­sell­schaft Inscape Ser­vices Daten an Dritte ver­kauft hätten (Quelle).

Aus den gesam­melten Daten ging hervor, welche Pro­gramme und Wer­be­spots wann ange­sehen wurden. Es konnte auch die Effek­ti­vität von Werbung messen, da die IP-Adresse aller mit dem Internet ver­bun­denen tech­ni­schen Geräte in Ihrem Haus ver­wendet wird, um fest­zu­stellen, ob Sie kürzlich nach etwas in Bezug auf diesen Wer­bespot gesucht haben. Wenn man bei­spiels­weise einen McDonald’s-Wer­bespot ange­sehen und dann tele­fo­nisch etwas bei McDonald’s bestellt hat, hat die Software dies erkannt und bestätigt, dass der Wer­bespot erfolg­reich war.

Die Software kann dies auch in umge­kehrter Rei­hen­folge tun. Wenn Sie also online eine Anzeige für eine tolle Sendung sehen und sich ent­scheiden, sie danach anzu­sehen, wird die Software dies eben­falls erfassen. Basierend auf dem, was sie gerade im Fern­sehen gesehen haben, konnte die Software Wer­be­an­zeigen auch auf anderen Geräten der Per­sonen, wie Tele­fonen oder Laptops, anzeigen.

Obwohl Vizio die Unter­nehmen, an die sie ihre Daten ver­kauft haben, nie öffentlich gemacht hat, behauptete die FTC, dass sie per­sön­liche Infor­ma­tionen wie “Geschlecht, Alter, Ein­kommen, Fami­li­en­stand, Haus­halts­größe, Bildung, Wohn­ei­gentum und Haus­haltswert” ent­hielten (Quelle).

Wie holen wir uns unsere Pri­vat­sphäre zurück?

Wenn Sie ein Smart-TV besitzen, bean­spruchen Sie nicht zu viel! Es gibt Mög­lich­keiten, diese Funk­tionen zu deak­ti­vieren (obwohl, wer weiß, ob dies garan­tiert ist, aber es ist auf jeden Fall einen Versuch wert). Führen Sie einfach eine schnelle Google-Suche durch, und Sie können her­aus­finden, wie Sie Vizio und Sam­sungs Smart-TVs deak­ti­vieren können, wenn nicht sogar mehr.

Es ist mitt­ler­weile bekannt, dass Laptop-Kameras und Mikrofone ein leichtes Ziel für Hacker sind, ins­be­sondere wenn es sich bei diesen Hackern um US-Regie­rungs­be­hörden handelt, da sie aus der Ferne akti­viert werden können (und Sie wissen es mög­li­cher­weise nicht einmal, weil sich das kleine grüne Licht neben Ihrer Kamera nicht unbe­dingt einschaltet).

Es emp­fiehlt sich, seine Laptop-Kameras zu über­kleben, um zu ver­hindern, dass man aus­spio­niert wird. Sogar Facebook-Chef Mark Zuckerberg über­klebt seine Laptop-Kamera und sein Mikrofon, um sich vor Men­schen zu schützen, die ihn ausspionieren.

Die Rea­lität ist, dass wir in einer Welt leben, in der alles auf­ge­zeichnet wird, und dass man nicht immer die Wahl hat, seine Pri­vat­sphäre zu schützen. Es gibt hier und da kleine Dinge, die wir tun können, um nicht auf­ge­nommen oder abgehört zu werden, aber das scheint immer schwie­riger zu werden. Wir leben in einer von Technik domi­nierten Welt.

Daher ist es wichtig, dass wir unsere Meinung äußern und für unsere Pri­vat­sphäre kämpfen. Auch wenn man das Gefühl hat, nichts zu ver­bergen zu haben, sollte man dennoch das Recht dazu haben!

Lite­ratur:

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Quellen: PublicDomain/maki72 für PRAVDA TV am 28.03.2020