Welt­weite Zunahme der Vul­kan­ak­ti­vität – großes Son­nen­mi­nimum (+Videos)

In den letzten Tagen hat es im Shi­veluch, dem größten und aktivsten Vulkan Russ­lands, eine Reihe von Aus­brüchen in die Stra­to­sphäre auf hoher Ebene gegeben, die am 11. April auf 11 km Höhe gipfelten.

Das Vol­canic Ash Advisory Center (VAAC) Anchorage warnte laut volcanodiscovery.com vor einer Asche­fahne, die auf geschätzte 11 km ansteigt und in nord­west­licher Richtung driftet.

Par­tikel, die in Höhen über 10 km (32.800 ft) und in die Stra­to­sphäre aus­ge­stoßen werden, ver­weilen häufig dort, wo sie eine direkte Kühl­wirkung auf den Pla­neten haben.

Vul­kan­aus­brüche sind einer der Haupt­an­triebe für die nächste globale Abkühlung der Erde. Ihre Akti­vität hängt mit einer geringen Son­nen­ak­ti­vität und dem daraus resul­tie­renden Zustrom kos­mi­scher Strahlen zusammen (mehr dazu weiter unten).

Seis­mische und vul­ka­nische Akti­vität wurde mit Ver­än­de­rungen in unserer Sonne korreliert.

Der jüngste globale Anstieg von Erd­beben und Vul­kan­aus­brüchen ist wahr­scheinlich auf den Rückgang der Son­nen­ak­ti­vität, koronale Löcher, eine abneh­mende Magne­to­sphäre und den Zustrom von kos­mi­schen Strahlen zurück­zu­führen, die in sili­ka­reiches Magma eindringen.

Ver­min­derte Son­nen­ak­ti­vität als Aus­löser ver­stärkter Eruptionstätigkeit

Als Kan­didat, das Innere der Erde zu beein­flussen, kommt die Sonne infrage. Diese durch­läuft einen 11 jäh­rigen Akti­vi­täts­zyklus, welcher sich sichtbar in der Mani­fes­tation von Son­nen­flecken wider­spiegelt. Während dieser Zeit ist die Son­nen­strahlung minimal. Unter­dessen bilden sich besonders viele koronale Löcher, die wir als dunkle Son­nen­flecken sehen können. Zudem gibt es längere Perioden unge­wöhnlich hoher, oder nied­riger Sonnenaktivität.

Während es logisch erscheint, dass ein solares Minima das Klima der Erd­at­mo­sphäre beein­flussen kann, ist es weniger augen­fällig, wie es sich auf den Erd­mantel aus­wirken soll. For­scher haben die Theorie auf­ge­stellt, dass durch den Rückgang der Son­nen­ak­ti­vität, die kos­mi­schen Hin­ter­grund­strahlung stärker auf das Erd­innere ein­wirkt. Diese Strahlung besteht über­wiegend aus Neu­tronen, welche tief in die Erde ein­dringen können (Über 6.000 Schwarm­beben unter Islands Vul­kanen).

Kol­li­dieren diese mit Atom­kernen, wird ver­gleichs­weise viel Energie frei­ge­setzt. Erst kürzlich ist es gelungen eine Quelle der kos­mi­schen Hin­ter­grund­strahlung auf­zu­spüren und tat­sächlich eine Neutron-Atom-Kol­lision zu beob­achten und die Ener­gie­frei­setzung zu ermitteln. Aller­dings treffen Neu­tronen ver­dammt selten auf Atome und es ist völlig unklar, ob die frei­ge­setzte Energie reicht, messbare Ver­än­de­rungen im Erd­in­neren hervorzurufen.

Grundlage dieser Theorie lie­ferte ein unge­wöhnlich langes Son­nen­mi­nimum (Dalton-Minimum), welches eine kleine Eiszeit im späten 18. Jahr­hundert aus­gelöst haben soll. Diese kleine Eiszeit dauerte bis ins frühe 19. Jahr­hundert. In dieser Periode ereig­neten sich die kata­stro­phalen Erup­tionen von Laki und Tambora.

Ein wei­terer kos­mi­scher Aus­löser von Erup­ti­ons­zyklen, könnten besondere Pla­neten-Kon­stel­la­tionen sein. Nor­ma­ler­weise liegt das gra­vi­tative Zentrum (Bary­zentrum) des Son­nen­system in der Sonne. Als Mit­tel­punkt des Son­nen­sytems drehen sich die Pla­neten um unser Zen­tral­ge­stirn. Aller­dings haben die Massen der Pla­neten Ein­fluss auf die Lage des Bary­zen­trums. Besonders die Mas­sen­reichen Pla­neten Jupiter und Saturn zerren an dem Schwer­punkt des Systems.

Befinden sich alle Pla­neten in einem Sektor, dann kann sich das Bary­zentrum sogar um bis zu 2 Son­nen­durch­messer außerhalb der Sonne ver­lagern. Diese Ver­än­derung des gra­vi­ta­tiven Zen­trums des Systems wirkt sich auch auf die Pla­neten aus. Die Gezei­ten­kräfte auf der Erde, beein­flussen nicht nur Ebbe und Flut, sondern defor­mieren auch den gesamten Erd­körper. Ände­rungen in der Gra­vi­tation des Son­nen­systems könnten die Rei­bungs­ver­hält­nisse im Erd­in­neren ver­ändern und zusätz­liche Energie in Form von Rei­bungs­hitze freisetzen.

Zudem ist es denkbar, dass sich Stress und Strain in der Erd­kruste ändern und somit auf bereits vor­handene Mag­men­körpern ein­wirken. Tat­sächlich lassen sich einige große Erup­tionen der letzten Jahr­zehnte mit einer Ver­la­gerung des Bary­zen­trums außerhalb der Sonne kor­re­lieren. Aber dies könnte natürlich Zufall sein.

Qua­li­tativ sind die Ener­gie­än­de­rungen von gra­vi­ta­tiven Kräften und Neu­tronen-Atomen-Kol­li­sionen im Erd­in­neren nur sehr schwer zu erfassen. Während viele For­scher sagen, die Kräfte seien zu gering, um sich messbar auf das Erd­innere aus­zu­wirken, gebe ich zu bedenken, dass laut Chaos-Theorie kleinste Ände­rungen in chao­ti­schen Sys­temen große Aus­wir­kungen haben können. Aller­dings ist auch klar, dass das Erd­innere zwar dyna­misch ist, dass Ände­rungen im System aber gebuffert werden und sich nur sehr langsam fortpflanzen.

Wenn sich eine Ener­gie­zufuhr im Erd­in­neren nun auf die Bildung mag­ma­ti­scher Schmelze im oberen Erd­mantel aus­wirken würde, dann würde es Äonen dauern, bis sich diese Ände­rungen bis zur Erd­ober­fläche fort­pflanzen. Die trei­benden Kräfte hinter Vul­kan­aus­brüchen und Erd­beben sind mit der Kon­vektion plas­ti­schen Mate­rials im Erd­in­neren kor­re­liert. Dieses bewegt sich in Kon­vek­ti­ons­zellen, welche die Erd­krus­ten­platten wie auf einem För­derband ver­schieben. Aller­dings sind diese Bewe­gungen langsam und spielen sich im Bereich weniger Zen­ti­meter pro Jahr ab.
Auch die Bildung neuer Schmelze ist ein recht lang­wie­riger Prozess.

So halte ich es für extrem unwahr­scheinlich, dass sich extern ver­ur­sachte Ände­rungen im System Erde tat­sächlich fast zeit­gleich an der Erd­ober­fläche aus­wirken. Wenn es eine Beein­flussung gib, dann müsste diese mit vielen Jahren Ver­zö­gerung ein­treten. Kurzum, die aktuelle Häufung von Vul­kan­aus­brüchen wird sehr wahr­scheinlich nicht durch das aktuelle Son­nen­mi­nimum verursacht.

Anak Kra­katau: Größere Eruption

Am Anak Kra­katau ereignete sich eine größere Eruption. Das VAAC meldete gestern Abend Vul­kan­asche in einer Höhe von 14000 m über dem Mee­res­spiegel. Aktuelle Mel­dungen besagen, dass Asche in 6000 m Höhe fest­ge­stellt wird. Auf der LiveCam sieht man eine recht hohe Dampf­wolke. Nachts sah man glü­hende Tephra gut 1200 m hoch auf­steigen. In der Erup­ti­ons­wolke mani­fes­tierten sich vul­ka­nische Blitze. Das VSI regis­trierte 2 seis­mische Erup­ti­ons­si­gnale. Sie dau­erten zwi­schen 74–2284 Sekunden und brachten es auf Ampli­tuden von 40 mm, was mir als zu gering erscheint, denn immerhin han­delte es sich um eine der stärksten Erup­tionen seit der Kol­laps­phase im Dezember 2018. Vor- und nach der Eruption wurde har­mo­ni­scher Tremor auf­ge­zeichnet. Nie­der­fre­quenz-Erd­beben zeugen von Mag­men­auf­stieg. Die Wahr­schein­lichkeit wei­terer Aus­brüche ist hoch.

Der Kra­katau liegt im Sunda Strait, zwi­schen den beiden indo­ne­si­schen Inseln Sumatra und Java. Der Eruption voran gingen mehrere schwache-moderate Erd­beben die sich in der Meerenge ereigneten.

Klyu­chevskoy eruptiert

Auf Kamt­schatka im fernen Sibirien erup­tiert der Klyu­chevskoy. In den letzten 2 Tagen wurden 6 Asche­wolken gene­riert, die eine Gefahr für den Flug­verkehr hätten werden können, wenn es denn welchen geben würde. Die Asche­wolken erreichten eine Höhe von 6100 m.

Popo­ca­tepetl weiter aktiv

Ähn­liches gibt es vom Popo­ca­tepetl zu berichten. Die Vul­kan­asche erreicht hier eine Höhe von 6700 m über dem Mee­res­spiegel. CEN­APRED regis­trierte 2 Explo­sionen bei denen glü­hende Tephra über die Flanken ver­teilt wurden. Die Vul­ka­no­logen zeich­neten 137 Exha­la­tionen auf und regis­trierten 266 Minuten Tremor.

Saku­rajima: Vul­ka­nische Blitze

Der japa­nische Feu­erberg Saku­rajima gene­rierte seit gestern 12 VONA-Mel­dungen über Asche­wolken. Die Vul­kan­asche stieg bis zu 3700 m hoch auf. Das Besondere ist, dass es wieder zu min­destens einem schönen vul­ka­ni­schen Gewitter kam. In den Video sieht man zahl­reiche Blitze in der Erup­ti­ons­wolke zucken. In den letzten Monaten kommt es wieder häu­figer zu diesem phan­tas­ti­schen Phänomen.

Merapi erup­tiert wieder

Auf der indo­ne­si­schen Insel Java ist der Merapi erneut aus­ge­brochen. Er för­derte eine Asche­wolke, die bis auf einer Höhe von 3000 m auf­stieg. Die Vul­ka­no­logen vom VSI regis­trierten den Aus­bruch in Form eines seis­mi­schen Signals. Es hatte eine Maximal-Amplitude von 75 mm und hielt 103 Sekunden an. Es war die 6 Eruption innerhalb von 2 Wochen. Außerdem wurden 12 Asche-Dampf-Exha­la­tionen fest­ge­stellt. Inter­essant sind 8 vul­ka­nische bedingte Erd­beben mit nied­riger Fre­quenz. Sie deuten auf wei­teren Mag­men­auf­stieg hin. Daten über das Dom­wachstum werden seit einiger Zeit nicht mehr kom­mu­ni­ziert, aber ich gehe davon aus, dass der Dom langsam wächst. Die Gefahr pyro­klas­ti­scher Ströme wird größer.

Kerinci mit Aschewolke

Mit dem Kerinci erup­tierte ein wei­terer Vulkan Indo­ne­siens. Er liegt auf Sumatra und stieß eine Asche­wolke aus. Sie erreichte eine Höhe von 4300 m über dem Mee­res­spiegel. Kerinci erup­tiert nur spo­ra­disch größere Asche­wolken, erzeugt aber ständig Asche-Dampf-Exha­la­tionen. Da der höchste Vulkan Indo­ne­siens ein beliebtes Trekking-Ziel ist, wurde um den Gipfel eine 3 km Sperrzone ein­ge­richtet. Wer sie igno­riert begibt sich in Lebensgefahr.

Popo­ca­tepetl: Erup­ti­ons­wolke auf 7000 m

Der mexi­ka­nische Vulkan Popo­ca­tepetl war gestern sehr aktiv und stieß mehrere Asche­wolken aus. Sie stiegen bis auf einer Höhe von 7000 m auf. Das VAAC regis­trierte 3 explosive Erup­tionen. CEN­APRED berichtete am Vortag von 2 Aus­brüchen, bei denen Vul­kan­asche bis zu 2000 m über Kra­terhöhe auf­stieg. Zudem regis­trierten die Vul­ka­no­logen 171 Asche-Dampf Exha­la­tionen und 133 Minuten Tremor. Über Dom­wachstum wird derzeit nichts berichtet.

Semeru erup­tiert

Der Semeru auf der indo­ne­si­schen Insel Java stieß eine Asche­wolke aus, die bis auf einer Höhe von 4300 m auf­stieg. In den letzten Wochen geschah ver­gleich­bares öfters. Das VSI regis­trierte sogar 62 seis­mische Signale, die im Zusam­menhang mit klei­neren Erup­tionen standen. Die Signale hatten Ampli­tuden zwi­schen 10 – 21 mm und dau­erten bis zu 160 Sekunden. Darüber hinaus ereig­neten sich 10 Schutt­la­winen und einige schwache vul­ka­nisch bedingte Erdbeben.

Nevados de Chillan steigert Aktivität

Der chi­le­nische Vulkan Nevados de Chillan stei­gerte seine Akti­vität weiter. Das VAAC Buenos Aires regis­trierte in den letzten 24 Stunden 5 Asche­wolken, die bis auf einer Höhe von 7000 m auf­stiegen. Die Erup­tionen finden aus dem Krater Nicanor statt, in dem auch ein Lavadom wächst. Sollte er bis über den Kra­terrand hin­aus­ragen, drohen pyro­klas­tische Ströme. SER­NA­GEOMIN berichtete zudem von lang­pe­ri­odi­schen Erd­beben. Sie deuten auf Mag­men­auf­stieg hin. Der gelbe Alarm­status wird auf­recht gehalten. Die Vul­ka­no­logen schließen eine Erhöhung in Bälde nicht aus.

Ätna: Neue Spitze sichtbar

Die Akti­vität am Ätna zeigt sich vom Corona-Virus unbe­ein­druckt. Der Vulkan erup­tiert wei­terhin aus dem Zen­tral­krater und arbeitet fleißig an seinem neuen Gipfel. Ein Foto, das vom nord­westlich gele­genem Ort Lin­guag­lossa aus auf­ge­nommen wurde, ent­hüllt nun den Kegel der über den Kra­terrand des Zen­tral­kraters ragt. Wahr­scheinlich ist er damit der höchste Punkt des Vulkans.

Die strom­bo­li­a­nische Tätigkeit geht weiter, doch die Daten des INGV deuten darauf hin, dass die explosive Tätigkeit etwas abge­nommen hat. Ähn­liches kann man auch von der effu­siven Tätigkeit annehmen, denn die ther­mische Strahlung wurde in den letzten Tagen nur noch als moderat bezeichnet und liegt unter den hohen Werten im März.

Inter­essant ist ein Dia­gramm, das vom INGV in seinem wöchent­lichen Bericht ver­öf­fent­licht wurde. Es zeigt die Lage der Erd­be­ben­herde in einer Grafik des Vulkans. Die Beben mani­fes­tierten sich unter dem Valle del Bove und ver­la­gerten sich in den ver­gan­genen Monaten aus Richtung Gip­fel­krater kommend. Die Kon­zen­tration an Helium-Iso­topen ist seit Mai 2019 eben­falls deutlich gestiegen. Das Edelgas wird von auf­stei­gendem Magma frei­ge­setzt. Es würde mich nicht wundern, wenn sich im Tal des Ochsen die nächste Erup­ti­ons­spalte öffnen würde. Wann der größere Aus­bruch kommt lässt sich aller­dings nicht vorhersagen.

Campi Flegrei: Erd­beben M 2,9

Der ita­lie­nische Cal­dera­vulkan Campi Flegrei wurde heute Nacht um 02:50 Uhr Ortszeit von einem Erd­beben der Magnitude 2,9 erschüttert. Das Epi­zentrum lag am Rand der Sol­fatara. Der Erd­be­benherd wurde in der geringen Tiefe von nur 2,4 km loka­li­siert. Es war ein Ein­zel­beben und trat nicht im Zusam­menhang mit einem Erd­be­ben­schwarm auf, was eigentlich typisch wäre. Gestern brachte das INGV Neapel sein wöchent­liches Bul­letin heraus: in der letzten Woche wurden 19 schwache Erd­beben regis­triert. Die Erd­be­ben­tä­tigkeit wird von Inflation begleitet/hervorgerufen und betrug 0,7 cm. Seit 2011 hob sich der Boden um 61 cm.

Die Boden­an­hebung wird von mag­ma­ti­schen Fluiden ver­ur­sacht, wobei nicht klar ist, ob es sich um hydro­thermale Tie­fen­wässer, oder um Magma handelt. Neue Studien ten­dieren dahin, dass tat­sächlich Magma unter dem Vulkan auf­steigt. Einige Kol­legen ver­gleichen die aktuelle Situation mit jener in den 1980iger Jahren. Damals ver­ur­sachte die Boden­an­hebung große Schäden in der Alt­stadt von Pozzuoli.

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Quellen: PublicDomain/electroverse.net/vulkane.net am 11.04.2020