Spiele sind gut für das Gehirn – die Wis­sen­schaft hat den Beweis

Video­spiele sind schlecht, sie sind eine reine Zeit­ver­schwendung und schaden unserem Gehirn und unserer Person – stimmt über­haupt nicht, denn inzwi­schen konnte die Wis­sen­schaft reichlich Belege dafür finden, dass das Spielen von Video­spielen tat­sächlich positive Effekte auf das Gehirn hat. Zumindest sofern in Maßen und nicht exzessiv gespielt wird. Das verhält sich ähnlich wie beim Kaf­fee­konsum, der Studien zufolge in mode­raten Mengen tat­sächlich vor­teilhaft für das Gehirn sein kann. Dem Anti-Video­spiel-Kli­schee kann damit ganz offi­ziell wider­sprochen werden. Gamer schneiden den Studien zufolge in zahl­reichen kogni­tiven und moto­ri­schen Fähig­keiten besser ab als Nicht-Gamer, zudem kann man mit Stra­te­gie­spielen nicht nur sein Gehirn auf Trapp halten, sondern sogar Demenz vor­beugen und Alte­rungs­pro­zesse verlangsamen. 

Die Studien wider­sprechen dem Anti-Videospiel-Klischee

Alle, die zumindest gele­gentlich schon einmal Video­spiele gespielt haben, wissen es bereits: Beim Spielen wird dem Spieler vieles abge­fordert: Aus­dauer, Kon­zen­tration, Auf­merk­samkeit, Können, stra­te­gi­sches Denken sind nur einige der Fer­tig­keiten, die beim Spielen zum Tragen kommen. Wis­sen­schaft­liche Studien konnten nun belegen, dass sich das Spielen von Video­spielen positiv auf unser Gehirn aus­wirkt und die Art, wie wir lernen und arbeiten ver­ändert. Neu­ro­psy­cho­logen der Ruhr-Uni­ver­sität Bochum kamen damit auf das Ergebnis, dass Men­schen, die Spiele spielen, bei Lern­auf­gaben deutlich besser abschneiden als Nicht-Gamer. Im lern­re­le­vanten Hirn­be­reich soll es bei Gamern zu einer erhöhten Akti­vität kommen. Die Genfer Neu­ro­wis­sen­schaft­lerin und Pro­fes­sorin Daphne Bavelier beschäftigt sich besonders mit der The­matik der Shooter-Spiele, die in der Gesell­schaft einen geringen Stel­lenwert genießen. Sie fand heraus, dass sie tat­sächlich sowohl die Wahr­nehmung als auch das Denk­ver­mögen ver­bessern sollen, da  es sich um äußerst kom­plexe Spiele handelt. So fiel es Gamern in Studien leichter, kognitive Wider­sprüche auf­zu­lösen und bewegten Objekten zu folgen sowie kleine Details zu erkennen. Zudem sollen Gamer besser zwi­schen ver­schie­denen Auf­gaben wechseln können und zeigen all­gemein eine höhere Auf­merk­samkeit als Nicht-Gamer. Auch eine höhere Reak­ti­ons­ge­schwin­digkeit soll durch das Spielen erreicht werden, was visuelle und moto­rische Leis­tungen kombiniert.

Stra­tegie fördert das Gedächtnis

Auch reine Stra­te­gie­spiele sollen sich positiv auf das Gehirn aus­wirken und vor allem das Gedächtnis ver­bessern und schnelles Denken fördern. Bei Stra­te­gie­spielen gilt es, einem vor­ge­ge­benen, meist kom­pli­zierten Regelwerk zu folgen und darauf basierend kon­ti­nu­ierlich die stra­te­gisch klügsten Ent­schei­dungen zu treffen. Stra­te­gie­spiele umfassen bei­spiels­weise das Brett­spiel Schach, das auch offi­ziell eine Denk­sportart ist, oder das beliebte Kar­ten­spiel Blackjack. Beim Schach wird über jeden Zug seiner Spiel­figur gegrübelt, beim Blackjack muss man stra­te­gisch vor­gehen und ent­scheiden, ob man die Karten splitten, ver­doppeln oder auf­geben möchte, um den Dealer mit 21 Punkten zu schlagen. Auch Video­spiele wie Age of Empires, dem Echtzeit-Stra­te­gie­spiel, das es bereits seit 20 Jahren gibt, erfordern stra­te­gisch kluges Vor­gehen vom Spieler. Die Fach­hoch­schule Köln konnte in Studien her­aus­finden, dass der­artige Stra­te­gie­spiele dabei unter­stützen, Her­aus­for­de­rungen struk­tu­rierter zu meistern und sys­te­ma­ti­scher zu handeln. Zudem sollen Stra­te­gie­spiele bei gedächt­nis­be­zo­genen Stö­rungen helfen, das Gedächtnis und die Denk­fä­higkeit zu verbessern.

Das Gehirn­jogging und Spielen gegen Demenz

In diesem Zusam­menhang wurde sich bereits die Frage gestellt, inwiefern Spiele, die sich positiv auf das Gehirn aus­wirken, auch Senioren dabei helfen können, die Gehirn­ak­ti­vität zu ver­bessern und Alte­rungs­pro­zesse zu ver­lang­samen oder gar vor Demenz zu schützen. Simone Kühn vom Max-Planck-Institut für Bil­dungs­for­schung in Berlin führte eine Studie mit Pro­banden im Alter von über 60 Jahren durch, die mit­hilfe von ent­spre­chenden Spielen die Inhi­bition trai­nieren sollten. Sie konnte beweisen, dass mit Spielen gezielte Funk­tionen im Gehirn trai­niert und ver­bessert werden können. Sie kam zudem zu dem Ergebnis, dass durch Spiele Abbau­pro­zessen und Alters­er­schei­nungen im mensch­lichen Gehirn ent­ge­gen­ge­wirkt werden kann. Genau wie dies für die kör­per­liche Fitness gilt, hat dies auch für das Gehirn Bedeutung: Wer rastet, der rostet. Wer sein Gehirn bis ins Alter regel­mäßig mit Denk­auf­gaben fordert, hält die grauen Zellen auf Trab und bleibt geistig fit. Der Begriff Gehirn-Jogging hat sich bereits eta­bliert, das das Training des Gehirns beschreibt. Wer im Geiste regel­mäßig aktiv ist, kann bis ins hohe Alter Gedächtnis und Denk­ver­mögen erhalten, sogar Defizite können sich mit Denk­auf­gaben auf­ar­beiten und Demenz damit vorbeugen.

Spiele haben eine positive Wirkung auf das Gehirn und helfen den Men­schen, bis ins Alter geistig fit zu bleiben, das Gedächtnis zu stärken und generell das Denk­ver­mögen zu ver­bessern – Wis­sen­schaftler haben das bestätigt. Was Spiele in diesem Rahmen besonders hilf­reich macht, ist, dass sie Spaß machen und der positive Effekt dadurch noch bestärkt wird. So freut sich jeder, sein Gehirn fit­zu­halten. Das negative Image von Video­spielen kann dann damit offi­ziell begraben werden.