Natür­liche Schönheit, „nach­haltig“ – Große Kos­me­tik­gi­ganten erwerben Naturkosmetikmarken

Wussten Sie, dass in der Kos­metik ungefähr 10.000 Che­mi­kalien ver­wendet werden und nur wenige Che­mi­kalien auf Sicherheit geprüft wurden? 

Nur wenige Branchen haben mehr Kritik an ihren Inhalts­stoffen erfahren als die Kos­me­tik­in­dustrie. Gefähr­liche Inhalts­stoffe gibt es zuhauf in den Kos­me­tik­pro­dukten. Viele dieser Sub­stanzen werden auch in indus­tri­ellen Fer­ti­gungs­pro­zessen ver­wendet, um indus­trielle Aus­rüstung zu säubern, Pes­tizide zu sta­bi­li­sieren und Kupp­lungen zu fetten. Immer mehr Men­schen, gerade auch die jüngere Gene­ration, ent­scheiden sich für ein natür­liches und umwelt­be­wusstes Leben. Regionale Pro­dukte kaufen, weniger Müll pro­du­zieren – das Umdenken hat bei vielen bereits begonnen. „We Love Nature“. Im Vor­der­grund steht der Schutz von sich selbst und der Umwelt. Platz­hirsche wie L’Oréal bekommen zunehmend die Kon­kurrenz der grünen Kos­metik zu spüren. Natur­kos­metik boomt und so gehört jetzt  Logocos, mit den Marken Santé und Logona dem Giganten L’Oréal und Bei­ersdorf /Nivea erwirbt Natur­kos­me­tik­marke STOP THE WATER WHILE USING ME! War Ihnen bekannt, dass es generell keine EU-Ver­ordnung gibt, die die Begriffe Natur- bzw. Bio­kos­metik regelt? Das bietet viel Spielraum für Green­wa­shing und es gibt zahl­reiche Güte­siegel statt ver­bind­liche Regeln. Make-up- und Kör­per­pflege-Her­steller pro­du­zieren außerdem eine riesige Menge an Ver­pa­ckungen – von denen viele nicht recycelt werden können. Wir erklären, worauf Sie achten sollten, denn nach­haltig pro­du­zierte Mode ist längst nicht mehr farblos und uncool, und so verhält es sich auch mit der Naturkosmetik.

Natür­liche Schönheit, „nach­haltig“ – Große Kos­me­tik­gi­ganten erwerben Naturkosmetikmarken

Es ist heut­zutage nicht unge­wöhnlich, dass auf jedem Kos­me­tik­produkt „natürlich“ und „grün“ steht. Leider spiegeln diese Mar­keting-Schlag­worte oft oft die Inhalts­stoffe und Prak­tiken wider, die hinter den meisten Make-up-Labels stehen. Viele Kos­me­tik­kon­zerne ver­sprechen natür­liche und bio­lo­gische Inhalts­stoffe, doch sollte man sich auch fragen, ob diese grausam an Tieren getestet wurden.

L’Oréal gibt die Unter­zeichnung einer Ver­ein­barung zur Über­nahme der Logocos Natur­kos­metik AG

Fabrice Megarbane, Geschäfts­führer von L’Oréal Deutschland, sagte bei der Unter­zeichnung der Ver­ein­barung zur Über­nahme der Logocos Natur­kos­metik AG : „Wir bei L’Oréal Deutschland freuen uns sehr, dass wir mit der Über­nahme von Logocos in einem Markt, in dem der Wunsch nach Natur­kos­metik innerhalb von West­europa besonders hoch ist, ein großes Know-How in diesem Bereich erwerben.“

Und Alexis Perakis-Valat, Prä­sident des Geschäfts­be­reichs L’Oréal Con­sumer Pro­ducts sagte:: “Mit Logocos bekommen wird zwei authen­tische, zer­ti­fi­zierte Natur­kos­me­tik­marken zu unserem Geschäfts­be­reich hinzu und den ein­zig­ar­tigen Erfah­rungs­schatz eines welt­weiten Pio­niers im Bereich der Natur­kos­metik. Die Über­nahme ent­spricht L‘Oréals Stra­tegie, Ent­wick­lungen, die in den Anfängen sind, groß zu machen und stärkt die Position von L’Oréal in einem Markt­segment, das zurzeit zu den stärksten Trends im Kos­me­tik­markt zählt.“

L’Oreal und Nestlé

Der fran­zö­sische Konzern, der 2018 einen Umsatz von etwa 27 und einen Gewinn von rund 3,9 Mil­li­arden Euro erwirt­schaften konnte, befindet sich mehr­heitlich im Besitz der Familie Bet­ten­court und des Nestlé-Konzerns.

L’Oréal ist der größte Kos­me­tik­her­steller der Welt und besitzt 28 inter­na­tionale Marken. In Deutschland erwirt­schaftete die Gruppe 2017 einen Umsatz von 1,26 Mrd Euro. Der globale Umsatz des fran­zö­si­schen Kos­me­tik­riesen L‘Oréal betrug 2018 rund 27 Mil­li­arden Euro. Das Unter­nehmen Gal­derma grün­deten Nestlé und L‘Oréal 1981 als Joint Venture. Im Oktober 2019 wurde bekannt, dass Gal­derma nicht mehr zu Nestlé gehört. Nestlé Skin Health wurde für eine Summe von 10,2 Mil­li­arden Schweizer Franken an Inter­na­tionale Inves­toren verkauf. Die neuen Eigen­tümer werden dabei vom schwe­di­schen Investor EQT mit Sitz in Stockholm und Luxinva, einer Toch­ter­ge­sell­schaft der staat­lichen Invest­ment­firma Abu Dhabi Investment Aut­hority (ADIA), geführt.

Der Gigant Nestlé ist mit 23,9 Prozent an L’Oreal beteiligt.

Share­holders
Name Equities %
Bet­ten­court Meyers Family 185,715,079 33.3%
Nestlé S.A. 129,881,021 23.3%
Norges Bank Investment Management 6,109,593 1.09%
The Van­guard Group, Inc. 6,004,977 1.08%
L’Oreal SA Employee Stock Ownership Plan 4,707,332 0.84%
Baillie Gifford & Co. 3,311,097 0.59%
MFS Inter­na­tional (UK) Ltd. 2,831,047 0.51%
Mas­sa­chu­setts Financial Ser­vices Co. 2,601,134 0.47%
Fundsmith LLP 2,422,056 0.43%
Morgan Stanley Investment Management Ltd. 2,261,304 0.41%
Hol­dings
Name Equities % Valuation
Sanofi (SAN) 118,227,307 9.43% 11,392,145,666 USD
L’Oréal (OR) 771,125 0.14% 215,263,839 USD

2019 gab der Konzern bekannt, dass man das Potenzial bei den Luxus­marken und in der Natur-Nische sehe. Deutschland sei für L’Oréal weltweit der viert­größte Markt. Wich­tiger seien nur noch die USA, China und der Hei­mat­markt Frank­reich. Der Konzern sieht in der Bun­des­re­publik noch erheb­liches Wachs­tums­po­tenzial, so der Bericht von wuv.de.  Bei seinem Wachstum pro­fi­tierte L’Oréal auch davon, dass die Bun­des­bürger generell mehr für ihre Schönheit aus­gaben. Nach einer Markt­studie des Kon­zerns stiegen die Aus­gaben der Bun­des­bürger für Schön­heits­pro­dukte im ver­gan­genen Jahr um 2,8 Prozent auf knapp 12,8 Mil­li­arden Euro.

Mit Werbung Kos­metik noch schöner erscheinen lassen

L’Oréal hat seine Wer­be­aus­gaben in Deutschland 2018 um 2,1 Prozent im Ver­gleich zum Vorjahr erhöht. Das Unter­nehmen gehört mit 363,5 Mil­lionen  Euro zu den Top-Ten-Wer­bung­trei­benden in Deutschland.

Sie fri­sieren, pflegen, ver­wöhnen, trai­nieren und beraten Ihre Ziel­gruppe, so die Mar­ke­ting­ex­perten und da bedient man sich gern der min­der­jäh­rigen „Gene­ration YouTube“ und der min­der­jäh­rigen „Gene­ration  Instagram“. Und für Spann­kraft und strahlend schöne Haut – auch im Alter, dafür strahlten die L’Oréal Paris Bot­schaf­terin Andie Mac­Dowell gemeinsam mit ihren deut­schen Kol­le­ginnen Heike Makatsch und Iris Berben mit gla­mou­rösen Red-Carpet-Looks 2019 auf der 69. Ber­linale. Auch zur 70. Ber­linale heißt es: „Dass die Welt des Films eng mit der der Schönheit ver­bunden ist, beweisen sowohl Film-Ikonen wie Dame Helen Mirren, Jane Fonda, Iris Berben oder Eva Lon­goria als auch It-Girls wie Lena Meyer-Landrut.“ Als offi­zi­eller Partner und Kos­metik-Experte der Ber­linale ist L’Oréal Paris für das Styling der Stars verantwortlich.

Müsste da nicht ein Warn­hinweis ange­bracht werden: Vor­sicht, Kos­metika ent­halten gesund­heits­schäd­liche Inhalts­stoffe? Oder werden die Stars jetzt mit dem erwor­benen Logocos, mit den Marken Santé und Logona auf „jugendlich“ getrimmt?

Der Nivea-Her­steller Bei­ersdorf erwirbt Naturkosmetikmarke

STOP THE WATER WHILE USING ME!

Nicht nur L’Oréal  erwirbt eine Natur­kos­me­tik­marke, auch Bei­ersdorf, und zwar STOP THE WATER WHILE USING ME!, wie der Konzern am 07. Februar 2020 bekannt gab.

STOP THE WATER WHILE USING ME! gibt es seit 2011 und hat sich der Mission „Wasser schützen, sparen, spenden“ verschrieben.

STOP THE WATER WHILE USING ME! stärkt die Bei­ersdorf Mar­ken­fa­milie mit inno­va­tiver, natürlich wirk­samer Haut­pflege und dem Know-how eines dyna­mi­schen, enga­gierten Teams  – der Mar­kenname ist hier seit Jahren authen­tisch gelebtes Pro­gramm. Wir inves­tieren in die Visionen und Ideen der Marke, weil wir davon über­zeugt sind, gemeinsam einen Unter­schied machen zu können“, sagte Iain Holding, General Manager von Bei­ersdorf Deutschland/Schweiz. „Durch die kom­ple­mentäre Kom­bi­nation unserer Exper­tisen, Über­zeu­gungen sowie Talente wollen wir Nach­hal­tig­keits­pro­jekte sowie Haut­pflege mit rele­vantem Mehrwert für Ver­braucher und Umwelt vor­an­treiben. Wir freuen uns, STOP THE WATER WHILE USING ME! bei Bei­ersdorf an Bord zu haben und dadurch gemeinsam im Sinne unserer Stra­tegie C.A.R.E.+ unseren nach­hal­tigen Beitrag auszubauen.“

Nach einer Über­nah­me­schlacht mit dem ame­ri­ka­ni­schen Procter & Gamble-Konzern gehört das Unter­nehmen seit 2003 durch eine soge­nannte „Ham­burger Lösung“ wie auch Tchibo mehr­heitlich zur Maxingvest AG, die von der Unter­neh­mer­fa­milie Herz kon­trol­liert wird. Siehe dazu auch Wie kam Tchibo zu Kos­metik (Nivea), Kle­be­mittel (Tesa) und Wund­pflege (Han­sa­plast)

Der Vor­stand Stefan De Loecker war von 1990 – 2011 bei Nestlé beschäftigt. Und Dr. Dr. Christine Martel ist  nicht nur Vor­stands­mit­glied der Bei­ersdorf AG, sondern auch Global Manager-Com­mercial bei Nestrade SA. Sie ist seit 1999 bei der Nestlé Gruppe tätig.

Share­holder  Bei­ersdorf AG

Name Equities %
maxingvest AG – (ehemals Tchibo Holding AG) 127,738,800 50.7%
Bei­ersdorf Aktiengesellschaft 25,181,016 9.99%
FIL Investment Advisors (UK) Ltd. 3,136,411 1.24%
The Van­guard Group, Inc. 2,916,899 1.16%
DWS Investment GmbH 2,607,734 1.03%
Norges Bank Investment Management 2,407,019 0.96%
Union Investment Pri­vat­fonds GmbH 2,253,940 0.89%
MFS Inter­na­tional Sin­gapore Pte. Ltd. 2,120,204 0.84%
Lazard Asset Management LLC 2,013,941 0.80%
Investec Asset Management (Pty) Ltd. 1,919,080 0.76%
Hol­dings
Name Equities % Valuation
Bei­ersdorf Akti­en­ge­sell­schaft (BEI) 25,181,016 9.99% 2,857,533,638 USD

Erst im Dezember 2019 Bei­ersdorf bekannt, hat eine bedeu­tende Betei­ligung an dem in Seoul ansäs­sigen Beauty-Startup erworben zu haben. Das Unter­nehmen wird somit zweit­größter Aktionär des schnell wach­senden Haut­pflege- und Tech­no­logie-Startups. Diese Inves­tition aus dem Venture Fund von Bei­ersdorf ist dabei ein wei­terer Schritt, um im Rahmen der C.A.R.E.+-Strategie im Bereich Haut­pflege zu gewinnen. Zudem will der Konzern Kon­su­men­tennähe durch Digi­ta­li­sierung steigern. Darüber hinaus wird die Präsenz von Bei­ersdorf in Korea und der Region weiter gestärkt. Mit seinen beiden Beauty-Platt­formen hat LYCL inzwi­schen Zugang zu mehr als 1,2 Mil­lionen Verbrauchern.

 Natur­kos­metik boomt auch bei Douglas

„Zur neuen Stra­tegie zählt auch das ver­stärkte Angebot an Premium-Eigen­marken. Dabei geht es sowohl um Natur­kos­metik als auch um medi­zi­nische Gesichts­pflege und Nah­rungs­er­gän­zungs­mittel. „Pro­dukte dieser Linien gehören zu unseren zehn best­ver­kauften Pro­dukten im deut­schen Markt“, sagt Susanne Cor­nelius, Douglas Group CMO. Auch Douglas setze auf Pro­mi­nente. Man kün­digte einen pro­mi­nenten Neu­zugang an: die Marke Kylie Skin, hinter der die US-Schau­spie­lerin und Social-Media-Größe Kylie Jenner aus dem Kar­da­shian-Clan steckt. Der Launch wird die größte Markt­ein­führung von Haut­pfle­ge­pro­dukten im Jahr 2020 sein, so der Konzern.

Das Geschäft mit natur­naher Kos­metik gewinnt mehr und mehr an Bedeutung

Im Jahr 2019 lag der Markt­anteil von Natur­kos­metik am deut­schen Kos­me­tik­markt bereits bei rund zehn Prozent.

Die Kon­su­menten achten ver­mehrt auf die Pro­duk­tei­gen­schaften wie Inhalts­stoffe von Kos­me­tik­pro­dukten. Siehe: Che­mi­kalien in Kos­metika sogar Parabene, Blei und Pla­zenta-Extrakt – Che­micals in Cosmetics!

Der Ansicht war auch das OLG in Karlsruhe und ver­langt die  Angabe von Inhalts­stoffen bei Natur­kos­metik im Online-Shop. Gerade Fak­toren wie die Haut­ver­träg­lichkeit oder All­ergien spielen in dieser Sparte eine wichtige Rolle für die Kauf­ent­scheidung und da sind gerade die Angaben von Inhalts­stoffen in Natur­kos­metik wichtig, so sahen es die Richter auch. Wenn Natur­kos­metik früher nur im Fach­handel erhältlich war, gibt es zahl­reiche Online-Shops. Laut einem Urteil des Ober­lan­des­ge­richts Karlsruhe vom November 2018 (AZ.: 6 U 84/17)  müssen Online-Händler in ihrem Shop über die exakte Zusam­men­setzung von Natur­kos­metik infor­mieren. Siehe „We Love Nature“ Natur­kos­metik ist die beste Wahl – weil wir es uns wert sind – Please use natural cosmetic!

„We Love Nature“ – Natur­kos­metik ist die beste Wahl

Zu den inter­na­tio­nalen Beauty-Trends gehören unter anderem „Green&Clean“, Redu­zierung des CO2-Fuß­ab­drucks, Müll­ver­meidung und Recy­cling. Außerdem hält die Nach­frage nach milden Pfle­ge­pro­dukten weltweit an. Aus­gelöst durch die Ver­un­si­cherung vieler Kon­su­menten und zahl­loser Skandale um gesund­heits- und umwelt­schä­di­gende Sub­stanzen in Kos­metik, wie Plastik in den Ozeanen oder Mine­ral­öl­de­rivate in Kos­me­tik­pro­dukten, kündigt sich ein neues Post-Erdöl-Kos­me­tik­zeit­alter an, pro­gnos­ti­zieren Markt­be­ob­achter auf der VIVANESS, einer Fach­messe für Natur­kos­metik‎. Auch im Februar 2020 nahmen Unter­nehmen aus 42 Ländern teil, dar­unter unter anderem erstmals Namibia und Neuseeland.

Zu den Neu­heiten gehörte  auch „All about hemp” – also Hanf von Kopf bis Fuß

Warum auf Natur­kos­metik umsteigen?

Ganz einfach: Gerade Men­schen mit emp­find­licher Haut können Natur­kos­metik ver­wenden, da sie keine Kon­ser­vie­rungs­mittel, Duft- und Farb­stoffe enthält.

Doch auch hier gilt Vorsicht:

Was viele Ver­braucher nicht wissen: Der Begriff Natur­kos­metik ist nicht geschützt. Grund­sätzlich kann jeder Her­steller eigene Richt­linien für Natur­kos­metik ent­wi­ckeln und seine Pro­dukte zer­ti­fi­zieren lassen.

Generell gibt es keine EU-Ver­ordnung, die die Begriffe Natur- bzw. Bio­kos­metik regelt. Das bietet viel Spielraum für Green­wa­shing! Um Ver­braucher vor Mar­ke­ting­fallen zu schützen, hat das öster­rei­chische Bun­des­mi­nis­terium für Gesundheit im Jahr 2010 strenge Kri­terien für die Inhalts­stoffe von Natur- bzw. Bio­kos­metik auf­ge­stellt. Öster­reich nimmt hier eine Vor­rei­ter­rolle in der EU ein, sollten da nicht die anderen EU-Länder folgen?

VER­BRAU­CHER­SCHÜTZER BEKLAGEN ZU VIELE GÜTESIEGEL

Nicht immer ist ein Siegel oder ein Pro­dukt­ver­sprechen so wichtig, dass die Ver­braucher dafür auch mehr Geld aus­geben würden, so die Nielsen Natur­kos­me­tik­studie 2016  “In der Mehrheit der ana­ly­sierten Pro­dukt­gruppen geben die Ver­braucher an, für tier­ver­suchs­freie Pro­dukte mehr zu zahlen. Das Tierwohl ist wich­tiger als jeder Zusatz­nutzen. ”Ver­braucher fühlten sich außerdem von zu vielen Pro­dukt­ver­sprechen über­fordert“, so die Studie. „Weniger ist mehr! Zu viele Infor­ma­tionen schrecken den Ver­braucher ab. Wählen Sie lediglich die wich­tigsten drei Aus­lo­bungen“. so Nielsen Hol­dings, ein glo­bales Per­for­mance Management Unter­nehmen, das ein umfas­sendes Ver­ständnis darüber liefert, was Kon­su­menten sehen (Watch) und was sie kaufen (Buy), so der Konzern.

Nur drei Jahre später steigt der Boom von Natur­kos­metik weiter – „Nach­hal­tigkeit vom Pro­dukt­inhalt bis zur Ver­pa­ckung“ – genau das ist der Wunsch vieler Ver­braucher, wie eine neue Umfrage ergab.

Laut Dam­ba­chers Bran­chen­report hat Natur­kos­metik allein im Jahr 2018 in Deutschland mehr als eine Million neue Käu­fe­rinnen und Käufer erreicht. Natur­kos­metik ist ins Visier des gesamten Kos­me­tik­marktes gerückt. Der Trend hält
weltweit an und den Kos­me­tik­markt in Atem. Auf­merk­sam­keits­starke Mar­ke­ting­ak­tionen natur­naher Kos­me­tik­marken und eine neue Gene­ration von Green­wa­shing-Pro­dukten sind die Folge. Mangels einer ein­heit­lichen Defi­nition von
Natur­kos­metik wird eine Abgrenzung zu natur­nahen Pro­dukten immer schwie­riger. Die Grenzen ver­schwimmen zunehmend. Umso wich­tiger ist es – auf Basis fun­dierter Ana­lysen – den Markt zu betrachten, so der Report, den Sie hier per PDF erhalten können.  PM Natur­kos­metik Jahresreport_2018.pdf (253,1 KiB)

Vor allem jüngere Käu­fer­schichten suchen neue Pro­dukte, denen sie ver­trauen können, sie stellen Roh­stoffe und Wer­be­aus­sagen der Kos­me­tik­in­dustrie infrage und bevor­zugen kleine Marken, die ihre eigenen ethi­schen Werte widerspiegeln.

Mit dem Erfolg nimmt auch der Wett­bewerb stark zu. Im Ringen um Käufer ist deren Ver­trauen in Wer­be­aus­sagen von enormer Bedeutung. Deshalb lassen sich Firmen von als unab­hängig gel­tenden Orga­ni­sa­tionen ihre Natur­schutz­be­mü­hungen beschei­nigen – natürlich gegen Bezahlung.

Ver­brau­cher­schützer warnen vor einem zuneh­menden „Label-Wirrwarr“. Neben inter­na­tional aner­kannten Siegel-Ver­gebern – dar­unter Natrue, BDIH, Emas, UEBT und Ecocert – gibt es Tritt­brett­fahrer, die mit fan­ta­sie­vollen „grünen“ Ver­pa­ckungen Natur­freund­lichkeit vorgaukeln.

Lange Zeit bestimmten kleine Unter­nehmen das Angebot, inzwi­schen aber mischen kon­ven­tio­nelle Marken die grüne Branche auf. In Sachen Inhalts­stoffe können viele der Marken aller­dings nicht mit zer­ti­fi­zierter Natur­kos­metik mit­halten, so auch Öko-Test.

Pflanze drauf – Natur drin?

Die Kos­me­tik­werbung gaukelt uns selbst noch bei che­mi­schen Oxi­da­ti­ons­haar­farben Natür­lichkeit vor, indem Bilder von Pflanzen und Ölen auf der Packung abge­bildet werden. Oder es steht groß „mit Aloe Vera“ auf der Packung. In Wirk­lichkeit besteht das Produkt trotzdem oft haupt­sächlich aus che­misch-syn­the­ti­schen Stoffen wie Par­affin oder Sili­konöl, denen geringe Mengen pflanz­licher Inhalts­stoffe bei­gemischt wurde, so auch die Ver­brau­cher­zen­trale. 

Das Wich­tigste in Kürze:

  • Kos­metik mit Abbil­dungen von Pflanzen oder Früchten auf der Packung oder mit ent­spre­chender Werbung – z.B. mit Aloe Vera – kann trotzdem über­wiegend aus che­misch-syn­the­ti­schen Sub­stanzen wie Kunst­stoffen oder Sili­konöl bestehen.
  • Natur­kos­me­tik­siegel ver­bieten eine größere Anzahl von Inhalts­stoffen als die EU-Kos­metik-Ver­ordnung. Dadurch sind viele umstrittene che­misch-syn­the­tische Inhalts­stoffe in Natur­kos­metik nicht enthalten.
  • All­er­giker sollten bei jedem Kos­me­tik­produkt – egal ob Natur­kos­metik oder nicht – die Inhalts­stoff­liste prüfen, denn auch natür­liche Duft­stoffe oder Pflan­zen­ex­trakte können All­ergien auslösen.
  • Natur­kos­metik bedeutet nicht zwangs­läufig „aus bio­lo­gi­schem Anbau“. Wer Bio-Kos­metik wünscht, sollte nach ent­spre­chender Kenn­zeichnung in der Liste der Inhalts­stoffe suchen.

Woran erkenne ich zer­ti­fi­zierte Naturkosmetik?

Die häu­figsten Natur­kos­me­tik­siegel in Deutschland sind das NaTrue-Siegel und das BDIH-Siegel.

NaTrue-SiegelBDIH-Siegel

Weitere Infor­ma­tionen zu den Kos­me­tik­siegeln finden Sie hier.

Kos­me­tik­siegel mit dem Schwer­punkt Tier­schutz oder vegane Kosmetik

Logo des Deut­schen Tier­schutz­bundes: Kaninchen mit schüt­zender Hand

Logo des Deutschen Tierschutzbundes Kaninchen mit schützender HandDas Siegel gegen Tier­ver­suche in Kos­metik wird nur ver­geben, wenn zur Ent­wicklung und Her­stellung des fer­tigen Kos­me­tik­pro­duktes keine Tier­ver­suche durch­ge­führt wurden. Außerdem dürfen keine Inhalts­stoffe ver­wendet werden, die nach dem 01.01.1979 an Tieren im Auftrag des Her­stellers getestet wurden.

Außerdem darf der Her­steller wirt­schaftlich nicht von Firmen abhängig sein, die Tier­ver­suche durch­führen. Es lässt sich leider nicht aus­schließen, dass irgend­jemand, der mit dem Kos­me­tik­her­steller in keiner Ver­bindung steht, diese Stoffe an Tieren getestet hat.

Im Gegensatz zu veganer Kos­metik sind tie­rische Inhalts­stoffe erlaubt, sofern diese nicht von toten Tieren stammen oder durch Tier­quä­lerei gewonnen wurden.

Der Deutsche Tier­schutzbund stellt eine Posi­tiv­liste mit Her­stellern zur Verfügung.

Leaping Bunny – Humane Cos­metic Standard

Logo Leaping BunnyVer­schiedene Tier­schutz­or­ga­ni­sa­tionen schufen gemeinsam dieses inter­na­tionale Tier­schutz­label. Weder fertige Rezep­turen noch ein­zelne Inhalts­stoffe dürfen von einem Unter­nehmen an Tieren getestet werden. Es darf Tier­ver­suche auch nicht in Auftrag geben oder sich daran betei­ligen. Das Kos­me­tik­un­ter­nehmen selbst legt den Stichtag fest, ab dem es keine Tier­ver­suche mehr durch­ge­führt hat und durch­führen wird.

Das Kos­me­tik­un­ter­nehmen muss sich von seinen Lie­fe­ranten fort­laufend schriftlich bestä­tigen lassen, dass Her­steller oder Lie­fe­ranten die Kri­terien des Humane Cos­metic Stan­dards erfüllen. Leaping Bunny stellt eine eng­lisch­spra­chige Pro­dukt­suche zur Verfügung.

Das Vegan-Label der Vegan Society

Vegan-Label der Vegan SocietyDas Vegan-Label der Vegan Society ver­bietet generell die Ver­wendung von Inhalts­stoffen, die von lebenden oder toten Tieren stammen – egal, ob es sich um Wir­bel­tiere handelt oder nicht. Außerdem sind Tier­ver­suche in der Ent­wicklung und Her­stellung von Pro­dukten ver­boten. Auch ein­zelne Inhalts­stoffe dürfen weder vom Unter­nehmen selbst noch in dessen Auftrag an Tieren getestet werden. Ein Stichtag, ab wann das Tier­ver­suchs­verbot gilt, wird aller­dings nicht genannt.

Die Stan­dards für Bio- und Natur­kos­metik finden Sie hier COSMOS-standard.  Dieser Standard wurde auf euro­päi­scher und inter­na­tio­naler Ebene von BDIH (Deutschland),
COS­MEBIO & ECOCERT (Frank­reich), ICEA (Italien) und SOIL ASSO­CIATION (UK), den Gründern von COSMOS-standard AISBL (einem inter­na­tio­nalen gemein­nüt­zigen in Belgien ein­ge­tra­genem Verband) ent­wi­ckelt, um gemeinsame Kri­terien und Defi­ni­tionen für Bio- und/oder Natur­kos­metik festzulegen.

Die Alter­native zu kon­ven­tio­neller Kos­metik ist Naturkosmetik

Krebs­er­re­gende Kos­metika? – Nein, danke! Unsere Haut nimmt auf, was mit ihr in Berührung kommt. Skin Deep, eine Studie der  Envi­ron­mental Working Group, hat fest­ge­stellt, dass der Mensch pro Tag durch­schnittlich fast 10 Kör­per­pfle­ge­pro­dukte benutzt, die durch­schnittlich 126 ein­zelne Inhalts­stoffe ent­halten. In der Studie hat man außerdem her­aus­ge­funden, dass von den rund 10.000 Inhalts­stoffen, die für Kör­per­pfle­ge­mittel benutzt werden, nur ca. 89% als sicher bewertet werden.

Es ist wahr, dass natür­liche Kos­metik häufig etwas teurer ist als ihre Gegen­spieler aus dem Dro­ge­rie­markt. Es ist aber auch wahr, dass die kon­ven­tio­nellen Kos­me­tik­pro­dukte poten­tiell gesund­heits­schäd­liche Che­mi­kalien ent­halten, da diese bil­liger sind als hoch­wertige pflanz­liche Inhaltsstoffe.

Aber was nützt das Sparen, wenn es doch um unsere Gesundheit geht? Es bleibt natürlich jedem von uns selbst über­lassen, was wir als wichtig ansehen.

Ver­trauen Sie nicht aus­schließlich Ihren eigenen Recherchen, finden Sie Gleich­ge­sinnte, die bereits umge­dacht haben und Natur­kos­me­tik­pro­dukte benutzen und sich auskennen.

  • Haben Sie gedanklich immer eine Check­liste von Punkten parat, die Sie nach­prüfen, bevor Sie ein Produkt kaufen.
  • Geben Sie den Pro­dukt­namen bei code­check ein.
  • Fragen Sie die Ver­käu­ferin nach mehr Infor­ma­tionen über ein Produkt, bitten Sie um Proben! Seien Sie skep­tisch gegenüber Pro­dukten, zu denen es keinen ehr­lichen Kun­den­service gibt.

„We Love Nature“ – Für uns und unsere Familien nur das Beste!

Netzfrau Doro Schreier


Quelle: netzfrauen.org