Tier­rechts­ak­ti­visten ent­hüllen die Orte Tau­sender Mas­sen­tier­an­lagen (+Video)

Jedes Jahr werden mehr als 150 Mil­li­arden Tiere geschlachtet. Das Ausmaß tie­ri­schen Leidens auf der Erde hat kaum fassbare Dimen­sionen ange­nommen. Die Industrie, die von der Aus­beutung und dem Miss­brauch von Tieren pro­fi­tiert, ver­steckt sich hinter einer Mauer der Geheim­haltung. Und damit der Ver­braucher nicht erfährt, was bei der Her­stellung von Fleisch, Milch­pro­dukten, Eiern, usw. tat­sächlich geschieht, haben die ersten Länder bereits Gesetze ver­ab­schiedet, die Tier­schützer kri­mi­na­li­sieren. „Wir brauchen keine selbst­er­nannte Stall­po­lizei, die die Ein­haltung des Tier­schutzes kontrolliert“.

Nein, diese Worte kommen nicht aus China, wo die Regierung Tier­schutz­or­ga­ni­sa­tionen kri­ti­sierte oder sogar verbot, sondern diese Worte stammen von  Bun­des­land­wirt­schafts­mi­nis­terin Julia Klöckner. Mit einer Fleisch­pro­duktion von etwa 8 Mil­lionen Tonnen ist Deutschland der größte Fleisch­pro­duzent Europas und der viert­größte der Welt. Da Tier­schützer eine hohe Strafe erwartet, wenn sie die Zustände in der Mas­sen­tier­haltung auf­zeigen, gibt es jetzt eine inter­aktive Karte, auf der mehr als 27.000 Tier­farmen und Mas­sen­tier­an­lagen auf­ge­führt sind, ein­schließlich Fotos und Videos, die Tier­quä­lerei und Gesund­heits­ver­stöße doku­men­tieren. Die Tier­zucht­in­dustrie hat jahr­zehn­telang dafür gekämpft, die Offen­legung von Infor­ma­tionen über Ein­rich­tungen zu ver­hindern, in denen Tiere als Nahrung auf­ge­zogen werden.Sie weiß, dass die Ver­braucher auf­hören würden, Ver­braucher zu sein, wenn sie selbst die Rea­lität sähen. Diese Industrie würde infolge dessen schnell auf­hören zu existieren.

Das Ausmaß tie­ri­schen Leidens auf der Erde hat kaum fassbare Dimen­sionen angenommen

 

Nicht nur die Fleisch­in­dustrie läuft auf Hoch­touren, auch die deutsche Milch­pro­duktion  – trotz Über­pro­duktion – möglich machen es die Tur­bokühe! Ihr Milch­ausstoß hat sich in den letzten 50 Jahren ver­drei­facht. Für billige Milch werden sie ver­heizt und enden als ausge­laugte Kühe krank im Schlachthof, nachdem sie gerade zweimal gekalbt haben, dort werden sie dann von „modernen“ Sklaven geschlachtet. Nicht nur die Tiere leben in großer Zahl auf engem Raum, sondern auch die „modernen Sklaven“. Die Corona-Krise hat ver­deut­licht, was in der Fleisch­in­dustrie falsch läuft.

Es sind die vielen Skandale, ob ver­un­rei­nigtes Grund­wasser durch die Mas­sen­tier­haltung oder die grau­samen Tier­trans­porte, die auf­ge­deckt werden und wogegen sich die Agrar­lobby immer noch sträubt, dass sie ver­boten werden. Allein schon die vielen schreck­lichen Skandale aus den Schlacht­häusern zeigen, dass es ein „weiter so“ nicht geben kann.

 

Erst 2018 ent­schied das BGH, dass die Ver­breitung unge­neh­migter Film­auf­nahmen aus Bio-Hüh­ner­ställen nicht rechts­widrig sei. Die BGH-Ent­scheidung kommt zu einer Zeit, in der die Gerichte sich ver­stärkt mit der Frage beschäf­tigen müssen, wie rechtlich mit Tier­schützern umge­gangen werden soll, die in Höfe ein­dringen, um dort Miss­stände aufzudecken.

Regel­mäßig decken Tier­schützer auf, unter welcher Grau­samkeit Tiere in der Mas­sen­tier­haltung mitten in Deutschland leiden. Wieder und wieder kommen nur durch das Enga­gement dieser Tier­schützer scho­ckie­rende Hal­tungs­be­din­gungen, qual­volle Prak­tiken und auch ekla­tante Ver­stöße gegen Tier­schutz­richt­linien über­haupt ans Tages­licht. Und wieder und wieder zeigt sich, in welch erschre­ckendem Ausmaß die behörd­lichen Kon­trollen von Nutz­tier­be­trieben versagen.

Unter diesen Umständen sind Tier­schutz-Enga­gement und ins­be­sondere Tier­schutz-Recherchen aus der Zivil­ge­sell­schaft der einzige Weg, das sys­te­ma­tische Tierleid durch die Mas­sen­tier­haltung an die Öffent­lichkeit zu bringen.

Tier­rechts­ak­ti­visten ent­hüllen die Orte Tau­sender Massentieranlagen

Tier­rechts­ak­ti­visten ver­öf­fent­lichten eine inter­aktive Karte, auf der mehr als 27.000 Tier­farmen und Mas­sen­tier­an­lagen ange­geben sind, dar­unter mit­hilfe von Satel­li­ten­bildern 5.812 klar iden­ti­fi­zierte, von denen viele nicht öffentlich ver­zeichnet sind, so der Beitrag von Alleen Brown auf  theintercept.com, den wir für Sie über­setzt haben.

Die Nutzer können neue Orte auf der Karte mar­kieren, die als Project Coun­terglow  bekannt sind, und Fotos und Videos anhängen, die Tier­quä­lerei und Gesund­heits­ver­stöße doku­men­tieren. Die Tier­zucht­in­dustrie hat jahr­zehn­telang dafür gekämpft, die Offen­legung von Infor­ma­tionen über Ein­rich­tungen zu ver­hindern, in denen Tiere als Nahrung auf­ge­zogen werden.

Die Karte soll einen beson­deren Blick aus der Vogel­per­spektive auf die Grö­ßen­ordnung der Industrie bieten und gleich­zeitig ein For­schungs­in­strument für akti­vis­tische Ermittler sein. Kecia Doo­little, die Lei­terin des Teams, das die Karte erstellt hat, ist eine Tier­schüt­zerin, die selbst an einer Reihe von Unter­su­chungen auf Bau­ern­höfen teil­ge­nommen hat. Die Auf­nahmen, die Doo­little und andere im Laufe der Jahre ver­öf­fent­lichten zeigten Zustände wie Über­be­legung, ver­wundete, kranke und tote Tiere, die mit den Lebenden in Buchten zurück­ge­lassen wurden, schmerz­hafte Pro­ze­duren wie Schwan­zent­fernung und Kas­tration ohne Betäubung und kör­per­liche Miss­hand­lungen durch Bauern, die manchmal zu Boy­kotten oder Straf­an­zeigen führten.

Siehe :Nach Mol­ke­rei­un­ter­nehmen von Nestlé jetzt Coca Cola – eine bislang schreck­lichste Under­cover-Mission von Tier­miss­brauch – The Biggest Under­cover Dairy Inves­ti­gation in History – Fair Oaks Farms and Coca Cola

Zuletzt haben Akti­visten der Orga­ni­sation Direct Action Ever­y­where, wie The Intercept am Freitag berichtete, Auf­nahmen einer erschüt­ternden Mas­sen­tö­tungs­me­thode namens Lüf­tungs­ab­schaltung gemacht. Die Schließung von Fleisch­ver­pa­ckungs­be­trieben auf Grund von Covid-19-Aus­brüchen hat dazu geführt, dass Land­wirte nir­gendwo mehr schlacht­reifes Vieh auf­nehmen können; als Reaktion darauf haben sie Mil­lionen von Tieren umge­bracht. Eine besonders quä­lende Taktik besteht darin, Schweine in einem Stall ein­zu­sperren, die Türen und Fenster zu schließen und das Belüf­tungs­system abzu­schalten. „Dies führt zum Aufbau von hohen Tem­pe­ra­turen und Feuch­tigkeit durch Kör­per­wärme und Atmung der Tiere und führt zum Tod durch Hyper­thermie“, so die Richt­linien der Ame­rican Asso­ciation of Swine Vete­ri­na­rians, die die Abschaltung der Lüf­tungs­anlage unter „beschränkten Umständen“ befürwortet.

Siehe: Mil­lionen von Schweinen, Hühnern und Rindern werden auf Grund der Schließung von Schlacht­höfen ein­ge­schläfert – Mil­lions of pigs, chi­ckens and cattle will be eutha­nized because of slaugh­ter­house closures

Doo­little sagt, diese Methode habe sie trotz ihres Wissens um die bru­talen Prak­tiken der Industrie unvor­be­reitet getroffen. „Ich habe nicht geglaubt, dass sie echt war“, sagt sie. Für Doo­little sollte die Anwendung der Belüf­tungs­ab­schaltung ein Aufruf zum Handeln sein, und es seien mehr als nur Bilder nötig. „Es gibt bereits viele schlechte Bilder von Schweinen im Internet“, sagte sie. Sie hofft, dass die Karte des Pro­jekts Coun­terglow ein Ort sein wird, an dem Akti­vis­tinnen und Akti­visten Infor­ma­tionen und Tak­tiken aus­tau­schen und somit eine Bewegung klei­nerer land­wirt­schaft­licher Unter­su­chungen nähren können, die als Akte des zivilen Unge­horsams durch­ge­führt werden.

https://map.aussiefarms.org.au/

Sollte ein ähn­liches Projekt in Aus­tralien irgendein Hinweis sein, könnte der Rück­schlag gegen die Urheber der Karte erheblich sein. Das Projekt Coun­terglow begann als Part­ner­schaft mit der Orga­ni­sation Aussie Farms, deren Farm Trans­pa­rency Map im ver­gan­genen Jahr zur Empörung der Agrar­in­dustrie lan­ciert wurde. Ihre Ver­öf­fent­li­chung führte zur Ver­ab­schiedung eines Bundes­ge­setzes in Aus­tralien, das die Nutzung einer Website oder sozialer Medien zur Anstiftung zum unbe­fugten Betreten einer Farm kriminalisierte.

Siehe auch: Aus­tra­liens Geschäfts­modell Tier­quä­lerei! Das schwim­mende Todes­lager! – On board the ship of death – Australia’s live export

Akti­visten ris­kieren Gefängnis von bis zu fünf Jahren – Facebook: Green Shirts Movement QLD

Das Projekt Coun­terglow wird im Gefolge einer von Prä­sident Donald Trump unter­zeich­neten Durch­füh­rungs­ver­ordnung gestartet, die fleisch­ver­ar­bei­tende Betriebe als „ent­schei­dende Infra­struktur“ bezeichnete und den Land­wirt­schafts­mi­nister auf­for­derte, „alle geeig­neten Maß­nahmen“ zu ergreifen, um sicher­zu­stellen, dass die Fleisch- und Geflü­gel­ver­ar­beiter ihren Betrieb fort­setzen, offenbar auf Kosten der Gesundheit der Beschäf­tigten. Dieser Schritt erfolgte nach inten­siver Lob­by­arbeit von Fleisch­un­ter­nehmen und Land­wirten, die nun auf finan­zielle Hilfe drängen, um ihnen bei der „Ent­völ­kerung“ von zu groß gewor­denen Herden zu helfen.

Dazu auch: ‚Um dich herum niesen und husten alle‘: In euro­päi­schen Fleisch­fa­briken haben Arbeiter Angst vor Covid-19 mangels Abstand­halten, Platz in Unter­künften und Masken, die sie selbst besorgen müssen – ‚Everyone’s on top of you, sneezing and coughing‘: life inside meat plants

Für viele Tier­schützer hat die Pan­demie nur die Not­wen­digkeit einer bes­seren Trans­parenz in den Tier­hal­tungs­be­trieben deutlich gemacht.

„Ich denke, es ist von ent­schei­dender Bedeutung für die öffent­liche Gesundheit und die Gesundheit der Nah­rungs­mit­tel­kette und das Klima, dass ein gewisses Maß an Ver­ant­wort­lichkeit und Trans­parenz statt­findet, während die Bun­des­re­gierung diese Indus­trien abschirmt und dere­gu­liert“, sagt Lauren Regan, eine lang­jährige Anwältin für Tier­rechts­ak­ti­visten und Geschäfts­füh­rerin des Civil Liberties Defense Center.

„Für Unter­su­chungen ein­zu­treten ist keine kri­mi­nelle Akti­vität“, fügt sie hinzu. „Ob es sich nun um die Industrie für fossile Brenn­stoffe oder um die Tier­in­dustrie handelt, wenn Groß­pro­du­zenten von Gewinn­ver­lusten bedroht sind, wenden sie Repres­sionen bis zum Äußersten an.“

So gefährlich wie es klingt

Die Tier­zucht­in­dustrie hat sich in den letzten 50 Jahren stark eta­bliert. Rund 40 Prozent des Vieh­be­stands werden heute in kon­zen­trierten Betrieben für Tier­füt­terung gehalten, den so genannten CAFOs, in denen min­destens 1.000 Rinder, 2.500 Schweine mit einem Gewicht von 55 Pfund oder mehr oder 125.000 Hühner gehalten werden. Jedoch machte die Industrie Druck, um sicher­zu­stellen, dass das Regu­lie­rungs­system mit den Ver­än­de­rungen nicht Schritt halten würde. Nach Angaben der Umwelt­schutz­be­hörde ver­fügen etwa 60 Prozent der CAFOs über keine Umwelt­ge­neh­mi­gungen – die Betreiber müssen nur dann eine Geneh­migung für sau­beres Wasser ein­holen, wenn sie zugeben, dass sie Abfälle in staatlich regu­lierte Gewässer einleiten.

Im Jahr 2008 stellte ein Bericht des Government Accoun­ta­bility Office fest, dass „keine Bun­des­be­hörde genaue und ver­läss­liche Daten über die Anzahl, Größe und Lage der CAFOs sammelt“. Infol­ge­dessen verfügt die EPA „nicht über die Infor­ma­tionen, die sie benötigt, um diese Ope­ra­tionen wirksam zu regu­lieren“. Trotz eines lang­wie­rigen juris­ti­schen Kampfes von Umwelt­or­ga­ni­sa­tionen und Ver­suchen von For­schern, die geheime Industrie zu kar­tieren, hat sich seitdem wenig geändert.

Der Natural Resources Defense Council (Rat zur Ver­tei­digung natür­licher Res­sourcen) ver­brachte den größten Teil des letzten Jahr­zehnts mit dem Versuch, genau zu erfahren, wie viel die EPA über die 17.000 CAFOs weiß, die die Agentur im Jahr 2012 zählte. Die Orga­ni­sation erkun­digte sich bei der EPA nach den Auf­zeich­nungen der EPA über die Standorte der Ein­rich­tungen, die Anzahl der von ihnen gehal­tenen Tiere, die Menge des von ihnen pro­du­zierten Abfalls und wie sie diesen Abfall ent­sorgt hat. „Die Industrie kri­ti­sierte dies und behauptete, wir hätten ver­sucht, per­sön­liche Infor­ma­tionen über sie zu bekommen“, sagt Valerie Baron, eine Mit­ar­bei­terin des NRDC. „Sie sprachen viel über die Tat­sache, dass Ein­zel­per­sonen dazu neigen, in den Anlagen zu leben, was sich von anderen Indus­trien unter­scheidet. Wir brauchen nicht zu wissen, wo die Men­schen leben – hier geht es um gefähr­liche Anlagen – wo sie sich befinden und was das mit den Nachbarn und den Was­ser­straßen macht.“

Der NRDC war in der Lage, Daten über 7.595 Ein­rich­tungen zu erhalten, aber das WPA konnte keine Infor­ma­tionen über fast 10.000 andere Ope­ra­tionen liefern, außer der Tat­sache, dass sie exis­tierten. Bevor er ange­sichts meh­rerer ethisch moti­vierter Unter­su­chungen im Jahr 2018 zurücktrat, ver­dop­pelte Scott Pruitt, Chef der EPA unter Trump, die Geheim­haltung der CAFOs und unter­zeichnete ein Abkommen mit der Agrar­in­dustrie, das die land­wirt­schaft­lichen Daten, die die Umwelt­be­hörde her­aus­geben wird, einschränkt.

Akti­visten von Direct Action Ever­y­where foto­gra­fierten eine über­füllte Schwei­nefarm in Iowa.
Foto: Direct Action Everywhere

Die Folgen des Mangels an Trans­parenz für die öffent­liche Gesundheit sind erheblich. Einige der größten CAFOs pro­du­zieren in einem Jahr mehr Abfall als die Stadt Phil­adelphia. Eine Studie der Duke Uni­versity ergab, dass die Bewohner von North Carolina, die in der Nähe von CAFOs mit Schwei­ne­fleisch leben, selbst unter Berück­sich­tigung sozio­öko­no­mi­scher Fak­toren häu­figer sterben als Men­schen in anderen Teilen des Staates.

CAFOs haben auch Aus­wir­kungen, wenn es um Covid-19 geht. Atem­be­schwerden im Zusam­menhang mit der Mas­sen­tier­haltung wie Lun­gen­krank­heiten und Asthma sind nach Ansicht der Centers for Disease Control and Pre­vention Risi­ko­fak­toren für schwer­wie­gendere Coro­na­virus-Sym­ptome. Die Tat­sache, dass viele Covid-19-Pati­enten an sekun­dären bak­te­ri­ellen Infek­tionen erkranken, mache das Vor­han­densein von anti­bio­ti­ka­re­sis­tenten Bak­terien in der Schwei­ne­haltung umso besorg­nis­er­re­gender, so Baron.

Dazu auch: Zwecks Bekämpfung von Anti­bio­ti­ka­re­sis­tenzen: Wis­sen­schaftler unter­suchen äthe­rische Öle! – Sci­en­tists examine essential oils for com­bating anti­biotic resistance

„Entlang der gesamten Kette, die von diesen Kon­zernen kon­trol­liert wird, sind das Leben und die Lebens­grund­lagen der Men­schen in Gefahr. Das könnte der CAFO-Mit­ar­beiter sein, der jeden Tag ohne ange­messene per­sön­liche Schutz­aus­rüstung in die Ein­richtung geht und diesen Gefahren aus­ge­setzt ist; es könnte ein Mit­ar­beiter eines Schlachthofs sein, bei dem ein sehr hohes Risiko besteht, dass er sich mangels PSA mit Covid infi­ziert, oder  die USDA-Inspek­toren könnten gezwungen sein, wieder an die Arbeit zu gehen, bevor die Ein­richtung ord­nungs­gemäß gesi­chert ist“, sagt Baron.

Anlagen für die Ver­pa­ckung von Fleisch waren die Ursache für mehrere Aus­brüche in den Gemeinden, und bisher sind min­destens 70 Arbeiter gestorben.

Baron sagt, der Mangel an Trans­parenz und Regu­lierung sei besonders besorg­nis­er­regend ange­sichts der weit ver­brei­teten Ent­völ­kerung. Die Über­reste von Schweinen werden oft vor Ort ent­sorgt, manchmal ver­graben oder in rie­sigen Gruben ver­brannt. „Eine riesige Anzahl toter Tiere zu depo­nieren und zu ver­suchen, sie auf einem Feld zu ent­sorgen, ist so gefährlich, wie es sich anhört, vor allem dort, wo Men­schen auf Brun­nen­wasser ange­wiesen sind“, sagte Baron. „Es ist noch im Gange, und ich habe die Sorge, dass es nicht so trans­parent sein wird, wie es sein sollte.“

Siehe auch: Hun­derte Arbeiter der US-Fleisch­in­dustrie positiv auf Covid-19 getestet – trotzdem soll wei­ter­ge­ar­beitet werden – “Ter­rified to Go to Work”: Hundreds of Workers in Meat & Poultry Plants Test Positive for COVID-1A

Feh­lende Farmen und unvoll­ständige Daten

Schaute man vom Himmel auf die CAFOs für Schweine her­unter, sähe man lange, gleich­mäßig ver­teilte recht­eckige Scheunen neben qua­dra­ti­schen Abfall-Lagunen, manchmal rot, manchmal schwarz. Milch­vieh­be­triebe erkennt man dagegen an etwas, das wie offene Oreo-Kekse aus­sieht – Reifen auf weißen Planen, die das Futter für die Kühe bedecken.

Die meisten Daten für das Projekt Coun­terglow stammten aus Daten­banken der Bergbau-Regu­lie­rungs­be­hörden, aus Unter­neh­mens­ver­zeich­nissen und aus Infor­ma­tionen, die von Akti­visten gesammelt wurden. Aber zusätzlich zur manu­ellen Daten­er­fassung ver­wendete das Team auch Software für künst­liche Intel­ligenz, um Satel­li­ten­bilder nach poten­zi­ellen Ein­rich­tungen zu durch­suchen. Das Tool, das den Namen Lucy trägt, ist besonders geschickt im Erkennen von CAFOs geworden.

Der Einsatz von künst­licher Intel­ligenz durch das Projekt Coun­terglow wurde durch ein in Nature Sus­taina­bility ver­öf­fent­lichtes Papier zweier Wis­sen­schaftler aus Stanford inspi­riert, die argu­men­tierten, dass tief­ge­hendes maschi­nelles Lernen die Kosten für die Regu­lierung von CAFOs erheblich senken könnte. Sie schätzten, dass es zwei Tage dauern würde, um alle CAFOs im Bun­des­staat North Carolina mittels künst­licher Intel­ligenz voll­ständig zu doku­men­tieren, während ein Spe­zialist sechs Wochen lang Google Maps ganz­tägig scannen müsste, um die gleiche Aufgabe manuell zu erle­digen. Mit Hilfe der KI waren die Wis­sen­schaftler in der Lage, 15 Prozent mehr Geflügel-CAFOs im Bun­des­staat auf­zu­spüren, als die Umwelt­ar­beits­gruppe und die Water­keeper Alliance bei frü­heren manu­ellen Kar­tie­rungs­ar­beiten ermittelt hatten.

Zugleich konnten die Akti­visten, die die Karte von Project Coun­terglow erstellten, keine Auf­zeich­nungen finden, die mit vielen der Ein­rich­tungen in Ver­bindung stehen, die sie bei der Benutzung von Lucy fanden, und was sie in öffent­lichen Auf­zeich­nungen fanden, schien manchmal die Akti­vi­täten von Tier­aus­beutung noch weiter zu ver­schleiern. Für jede Auf­zeichnung eines Ortes unter­suchten die Schöpfer von Project Coun­terglow Satel­li­ten­bilder, um fest­zu­stellen, ob an dem Ort tat­sächlich Tier­zucht betrieben wurde. In zahl­reichen Fällen konnten die Gut­achter keine Tier­zucht-Akti­vi­täten in der Nähe der auf­ge­zeich­neten Adressen iden­ti­fi­zieren, die statt­dessen Häuser in Wohn­ge­bieten oder Gebäude in Büro­parks einschlossen.

Eine Karte mit Farmen auf der Web­seite des Project Coun­terglow. Screenshot. Kecia Doolittle

In anderen Fällen, so Doo­little, schienen mehrere anein­ander gren­zende Bau­ernhöfe mit dem­selben Eigen­tümer ver­bunden zu sein, die unter LLCs oder den Namen von Fami­li­en­mit­gliedern eines Bauern regis­triert waren. Solche Ver­ein­ba­rungen könnten es den Land­wirten ermög­lichen, Umwelt­ge­neh­mi­gungen zu umgehen, die erfor­derlich sind, sobald die Anzahl und das Gewicht der Tiere auf einem bestimmten Betrieb einen bestimmten Schwel­lenwert erreichen. Watchdogs haben einen brei­teren Trend ver­folgt, bei dem CAFO-Eigen­tümer mehrere LLCs gründen, um ihr Ver­mögen vor mög­lichen Rechts­strei­tig­keiten zu schützen.

„Ich denke, die Tier­rechts­be­wegung ist wirklich fehl­ge­leitet, wenn es darum geht, wie sehr sie sich auf Vega­nismus und Nahrung kon­zen­triert und nicht genug auf die sys­te­mi­schen Fragen, denn die sind fast genauso atem­be­raubend“, sagte Doo­little. „Es ist skan­dalös, wie korrupt das alles ist.“

Die Karte der Tier­schützer unter­scheidet sich insofern von frü­heren CAFO-Trans­pa­renz­pro­jekten, als sie die Grund­stücks­punkte neu iden­ti­fi­zierter Ein­rich­tungen enthält und die Nutzer auf­fordert, Inhalte hin­zu­zu­fügen. Sobald Lucy eine poten­zielle CAFO findet, muss ein Mensch bestä­tigen, ob das Tool richtig oder falsch war, was Lucys Fähigkeit stärkt, genaue Iden­ti­fi­ka­tionen vor­zu­nehmen. Jetzt, da die Karte live ist, wird die Aufgabe von vielen Men­schen gestaltet werden. Für Doo­little ist es ent­scheidend, Men­schen, die mit der Aus­beutung von Tieren zu tun haben, ein Mittel an die Hand zu geben, um sich ein­zu­bringen. „Mein Ziel ist es, dass es ein orga­ni­sie­rendes Element gibt, in dem die Men­schen auf der Grundlage dessen, was sie finden, Maß­nahmen ergreifen können“, sagt sie.

Abschre­ckende Wirkung

https://youtu.be/1yT6igwSI7k

Akti­vis­tinnen und Akti­visten führen im Vorfeld von Bau­ernhof-Unter­su­chungen umfang­reiche Recherchen durch und suchen nach einer Ein­richtung, die mit einem hoch­ka­rä­tigen Unter­nehmen, einer besonders grau­samen Praxis oder einem Poli­tiker, der eine schäd­liche Politik betreibt, in Ver­bindung steht. „Sie ver­suchen, jemanden öffentlich zu beschämen – jemanden, der von Bedeutung ist“, sagt Doo­little und unter­streicht, dass das Projekt Coun­terglow nicht bau­ern­feindlich sei und das Ziel nicht darin bestehe, „Joe Schmoes Farm“, wie sie es nannte, zu verfolgen.

Das Projekt soll als Clea­ring­stelle für Recherchen und Film­ma­terial dienen, das im Zuge solcher Unter­su­chungen gesammelt wird. Zusätzlich zur Karte wird eine Schwester-Website namens Paper­trail als eine Art Wiki­pedia für Tier­schützer dienen, mit Ein­trägen über ein­zelne Farmen, Tuto­rials, die bewährte Prak­tiken für die Durch­führung von Unter­su­chungen beschreiben, und Infor­ma­tionen über besondere Bedro­hungen der Gesundheit im Zusam­menhang mit der Tierhaltung.

Doo­little sieht recht­liche Risiken als einen unver­meid­lichen Teil der Auf­de­ckung einer mäch­tigen und miss­bräuch­lichen Industrie. Die Mode­ra­toren des Pro­jekts Coun­terglow werden die Website auf Fehl­in­for­ma­tionen über­wachen, die von der Polizei oder Ein­dring­lingen aus der Industrie gepostet werden, und die Benutzer können über den ver­schlüs­selten Datei­über­tra­gungs­dienst von Mozilla anonymes Material ver­senden. Aber die Karte hat die per­fekte Sicherheit der Zugäng­lichkeit geopfert. „Es besteht immer die Mög­lichkeit, dass sie irgend­einen ver­rückten AETA-Scheiß darauf setzen“, sagte Doo­little und bezieht sich dabei auf das Animal Enter­prise Ter­rorism Act. [ Der Animal Enter­prise Ter­rorism Act macht Akti­visten gegen Tier­aus­beuter in den USA zu Terroristen]

Die USA haben eine lange Geschichte, wenn es darum geht, Akti­visten zu ver­folgen, die Bilder innerhalb von Farmen auf­nehmen oder Infor­ma­tionen über Tier­rechts­ak­tionen online stellen. Der Animal Enter­prise Ter­rorism Act, ein Bun­des­gesetz, das die „Ein­mi­schung“ in die Akti­vi­täten von Ein­rich­tungen mit Ver­bindung zu einem Tier­un­ter­nehmen unter Strafe stellt, wurde als Reaktion auf die Website Stop Hun­tingdon Animal Cruelty ver­ab­schiedet, auf der Infor­ma­tionen über die Labor­for­schung von Hun­tingdon Life Sci­ences und Pro­test­ak­tionen gegen die Unter­neh­mens­führung und Inves­toren ver­öf­fent­licht wurden. Sechs SHAC-Orga­ni­sa­toren ver­büßten Gefäng­nis­strafen, nachdem sie beschuldigt worden waren, radikale Tak­tiken ermög­licht und publik gemacht zu haben.

Ein Arbeiter auf einer Select-Farm in Iowa steigt über tote Schweine hinweg, die durch man­gelnde Belüftung gestorben sind, 19. Mai 2020

Siehe auch: Feuer in Mega-Zucht­anlage mit 60.000 Schweinen – 2000 Ferkel verendet!

Still: DxE investigation

Eine besonders extreme Bestimmung, die das Filmen in land­wirt­schaft­lichen Ein­rich­tungen unter Strafe stellte, wurde in dem schließlich ver­ab­schie­deten Bun­des­gesetz nicht berück­sichtigt, aber gewählte Ver­treter in mehr als zwei Dutzend Bun­des­staaten griffen die Idee auf und führten soge­nannte Ag-Gag-Gesetze ein.

Die Gesetze in Idaho, Utah, Kansas und Wyoming wurden inzwi­schen als ver­fas­sungs­widrig auf­ge­hoben. In Iowa ver­ab­schiedete die Legis­lative kurz, nachdem ein Richter das Ag-Gag-Gesetz des Staates für ver­fas­sungs­widrig befunden hatte, ein neues Gesetz. Dieses Gesetz wird derzeit durch eine einst­weilige Ver­fügung blo­ckiert, während eine weitere Klage durch die Gerichte läuft. Die Ag-Gag-Gesetze in Montana, North Dakota, Mis­souri, Arkansas, Alabama und North Carolina bleiben in Kraft.

Regan behauptet, die Ag-Gag-Gesetze und die AETA dienten in erster Linie dazu, abwei­chende Mei­nungen abzu­schrecken. „AETA wurde haupt­sächlich dazu benutzt, Akti­vismus zu bremsen, anstatt ihn zu ver­folgen“, sagt sie. „Unge­achtet der Repression hat der Tier­rechts­ak­ti­vismus unver­mindert weitergemacht,und ich denke, er wird weitergehen“.

In der Tat haben die gesetz­ge­be­ri­schen Bemü­hungen darin versagt, das Wachstum einer neuen kon­fron­ta­tiven Tier­rechts­be­wegung zu stoppen. Die aus­tra­lische Orga­ni­sation Aussie Farms ver­öf­fent­lichte ihre Karte im Januar 2019, was sofort zu Kon­tro­versen führte. Das Projekt war die Idee von Chris Del­force, dem Akti­visten hinter dem Film „Dominion“, der beun­ru­hi­gendes Film­ma­terial aus dem Inneren von Tier­zucht­an­lagen zeigte und dazu beitrug, stö­rende Pro­test­ak­tionen zu schüren. Als Reaktion auf die Karte machte Pre­mier­mi­nister Scott Mor­rison die Ver­ab­schiedung einer neuen Anti­pro­test­ge­setz­gebung zu einem Schlüs­sel­ver­sprechen in seiner Kam­pagne zur Wiederwahl.

Siehe auch:“Dominion”- Ein auf­rüt­telnder Film – Eine Doku­men­tation, die jeder einmal gesehen haben sollte – “Dominion” Film Reveals Truth of Animal Agriculture

Er hielt sein Ver­sprechen. Im ver­gan­genen Sep­tember wurden unter großem Beifall seitens der Tier­zucht­in­dustrie neue Ände­rungen im Bun­des­straf­ge­setzbuch vor­ge­nommen, die über eine Website zum unbe­fugten Betreten einer land­wirt­schaft­lichen Ein­richtung auf­fordern, was mit einem Jahr Gefängnis oder fünf Jahren bestraft wird, wenn die Seite zu Sach­be­schä­digung oder Dieb­stahl auf­fordert. Zwei Monate später entzog die Aus­tralian Cha­rities and Not-for-Profits Com­mission den Aussie Farms den Wohl­tä­tig­keits­status. Die Seite bleibt jedoch wei­terhin live.

In den USA konnten die Ag-Gag-Gesetze Iowas Akti­visten nicht daran hindern, die Auf­nahmen von der Abschaltung der Belüftung zu machen. Die Bilder zeigen einen großen Pferch mit leb­haften Schweinen, bevor Dampf die Kamera ver­deckt und die Tiere zu krei­schen beginnen. Wenn sich der Dampf ver­flüchtigt, bleibt ein Pferch mit grauen Körpern zurück – ein Porträt der Folgen einer unre­gu­lierten indus­tri­ellen Landwirtschaft.

„Gibt es eine Schmerz­grenze? Das hier beweist, dass es keine gibt“, sagt Doo­little über das Film­ma­terial. Aber sie fügt hinzu: „Ich hoffe, es bringt uns näher zu einer Art Höhepunkt.”

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Quelle: netzfrauen.org