Die umge­kehrte Kolo­ni­sierung Frankreichs

Lyon, die dritt­größte Stadt Frank­reichs, 20. Juli, 3 Uhr morgens. Ein bür­ger­liches Viertel. Eine junge Frau geht mit ihrem Hund in einer ruhigen Straße spa­zieren. Ein Auto kommt mit hoher Geschwin­digkeit her­an­gerast und zer­quetscht ihren Hund. Der Fahrer hält an, fährt rück­wärts, über­fährt die junge Frau und zer­quetscht auch sie. Er fährt wieder vor­wärts, mit voller Geschwin­digkeit, und schleppt ihren toten Körper eine halbe Meile weit. Durch den Lärm auf­ge­weckte Men­schen notieren sich das Kenn­zeichen des Autos. Die Poli­zei­be­amten, die zum Tatort kommen, sind ent­setzt. Die Leiche der jungen Frau wurde zer­stü­ckelt. Auf einer Stra­ßen­seite wurde ein Bein gefunden; der Rest ihres Körpers war zer­fetzt. Ein Arm befand sich in der Nähe des Körpers ihres Hundes. Der andere Arm hielt immer noch die Leine des Hundes fest. Ihr Name war Axelle Dorier. Sie war Kran­ken­schwester, erst 23 Jahre alt.

(von Dr. Guy Mil­lière )

Hier bestellen!

Das fran­zö­sische Jus­tiz­mi­nis­terium bat die Polizei, den Namen des Mörders nicht bekannt zu geben. Ein anonymer Polizist ver­öf­fent­lichte ihn trotzdem auf einer Website eines sozialen Netz­werks. Der Name des Mörders ist Youssef T. Er fuhr unter Alko­hol­ein­fluss, ohne Füh­rer­schein. Der Staats­anwalt beschuldigt ihn des “rück­sichts­losen Mordes”. Er ist im Gefängnis und wartet auf seinen Prozess. Er ris­kiert eine Höchst­strafe von zehn Jahren. Die Ein­wohner von Lyon wollten einen fried­lichen Marsch orga­ni­sieren, um der jungen Kran­ken­schwester die Ehre zu erweisen. Sie for­derten die Regierung auf, hart gegen die Kri­mi­na­lität vor­zu­gehen. Die Eltern der jungen Frau lehnten dies ab: Sie sagten, sie hätten “keinen Hass” auf den Mörder.

Dies war nicht der einzige bar­ba­rische Akt in Frank­reich im Juli. Am 4. Juli ver­suchte eine junge Poli­zistin, Mélanie Lemée, 25 Jahre alt, auf einer kleinen Straße in Lot-et-Garonne, im Süd­westen Frank­reichs, einen Fahrer anzu­halten, der zu schnell fuhr. Er beschleu­nigte und zer­quetschte sie absichtlich. Sie wurde auf der Stelle getötet. Die anderen Gen­darmen am Tatort fanden den Fahrer schnell. Einer von ihnen, ein Poli­zei­be­amter, gab den Namen des Fahrers an einen Jour­na­listen weiter. Der Name des Fahrers ist Yacine E. Auch er fuhr unter Alko­hol­ein­fluss, ohne Füh­rer­schein. Die Eltern von Mélanie Lemée waren zwar mit einem fried­lichen Pro­test­marsch ein­ver­standen, sagten aber auch, dass sie “keinen Hass” auf den Mörder hätten. Sie fügten sogar hinzu, dass sie Mitleid mit ihm hätten, weil “sein Leben zer­stört ist”.

Ein dritter bar­ba­ri­scher Akt ereignete sich am 5. Juli in Bayonne, einer kleinen Stadt im fran­zö­si­schen Bas­kenland. Ein Bus­fahrer, Philippe Mon­guillot, 59 Jahre alt, wei­gerte sich, zwei junge Männer ohne Fahr­karte und Maske ein­steigen zu lassen. Die beiden jungen Männer fingen sofort an, ihn heftig zu schlagen und zwangen ihn, aus seinem Bus aus­zu­steigen. Zwei weitere junge Männer schlossen sich ihnen an und begannen, ihn eben­falls zu prügeln. Sie ließen ihn auf dem Bür­ger­steig zurück. Er war blut­über­strömt und lag im Sterben. Im Kran­kenhaus wurde bei ihm ein zere­brales Koma dia­gnos­ti­ziert. Seine Ver­wandten, die ihn dort besuchten, sagten, sein Gesicht sei völlig zer­stört worden. Zwei Tage später starb er. Die vier Mörder sind iden­ti­fi­ziert worden und befinden sich im Gefängnis. Die Jour­na­listen kannten ihre Namen, beschlossen aber, sie nicht zu ver­öf­fent­lichen. Die Poli­zei­be­amten gaben sie trotzdem heraus: Mohamed C., Mohammed A., Moussa B., Selim Z. Es fand ein fried­licher Pro­test­marsch statt. Die Frau von Philippe Mon­guillot sagte, dass ihr Leben zer­stört sei und dass sie daran zweifle, dass die Gerichte ihre Arbeit tun werden.

Ebenso schreck­liche Taten, die immer zahl­reicher werden, finden in Frank­reich täglich statt, viele Male, seit Jahren. Bei den Tätern handelt es sich in der Regel um junge Erwachsene im späten Teen­ager­alter oder Anfang zwanzig. Alle sind Ein­wan­derer aus der mus­li­mi­schen Welt. Sie sind keine Isla­misten und haben keine poli­ti­schen oder reli­giösen Motive. Sie zeigen im All­ge­meinen keine Reue.

Sie werden von den Psych­iatern, die sie unter­suchen, als “Aus­übung grund­loser Gewalt” gewertet: eine Gewalt ohne ein anderes Ziel als die Freude an der Gewalt­aus­übung. Sie scheinen weder vor dem mensch­lichen Leben noch vor Gesetzen Respekt zu haben.

Maurice Berger, ein Psych­iater, der mit der Behandlung von Jugend­lichen dieser Art beauf­tragt ist, ver­öf­fent­lichte kürzlich das BuchSur la vio­lence gra­tuite en France” (“Über die grundlose Gewalt in Frank­reich”). “Grundlose Gewalt”, schreibt er, kann nun jederzeit und überall pas­sieren und jeden treffen. “Ein Akt grund­loser Gewalt”, stellt er fest, “findet in Frank­reich alle 44 Sekunden statt… Jeder Bürger kann damit kon­fron­tiert werden. Wenn Sie Ihre Über­le­bens­chancen nicht aufs Spiel setzen wollen, sollten Sie sich unter­werfen, zu Boden schauen, Demü­ti­gungen hinnehmen.”

Manchmal, wie bei Axelle Dorier, ist eine Unter­werfung nicht möglich: Sie hatte keinen Kontakt zu ihrem Mörder, bis zu dem Moment, als er sie zer­quetschte. Manchmal – wenn Sie zum Bei­spiel Bus­fahrer oder Teil der Polizei sind – erlaubt es Ihnen Ihr Job nicht, sich zu unterwerfen.

Die Familien der Opfer können sich jedoch unter­werfen, und oft tun sie genau das. Sie werden dann mit Glück­wün­schen von poli­ti­schen Behörden und den Medien über­schüttet. Tage nach dem Ter­ror­an­schlag auf das Bataclan-Theater in Paris im Jahr 2015 hat Antoine Leiris, der Ehemann einer Frau, die im Kon­zertsaal schrecklich gefoltert und getötet wurde, auf Facebook einen Brief an die Ter­ro­risten gepostet. Er sagte, er ver­stehe ihre Motive und hasse sie nicht. Er fügte hinzu, dass er nicht wütend sei und sein Leben wei­ter­leben müsse. Der Brief wurde sofort von Hun­dert­tau­senden über soziale Medien ver­breitet. Ein Verlag bat den Autor des Briefes, dem Brief Ele­mente hin­zu­zu­fügen und ein Buch daraus zu machen. Das Buch mit dem Titel “Vous n’aurez pas ma haine” (“Ihr werdet meinen Hass nicht bekommen”) wurde sofort ein Bestseller.

Auch die Jus­tiz­be­hörden schauen zu Boden und unter­werfen sich: Das ist es, was sie tun. Die Auf­for­derung an die Polizei und die Medien, die Namen der Mörder nicht zu nennen, ist ein Versuch, die Wahrheit zu ver­bergen und die Öffent­lichkeit daran zu hindern, genau zu wissen, wer in Frank­reich diese Taten begeht. Das Ver­bergen des Namens zeugt von dem Wunsch, die Mörder zu beschwich­tigen: Wenn ein Mörder einen christ­lichen Namen hat, wird dieser sofort auf die Titel­seite gesetzt. Das Ver­stecken des Namens zeugt von Angst vor den Gemein­schaften, denen die Mörder ange­hören, und von der Wut der übrigen fran­zö­si­schen Bevölkerung.

Die poli­ti­schen Behörden tun das­selbe. Sie wissen, dass mus­li­mische Stimmen mehr denn je zählen. In seinem Kom­mentar zu den Morden an Axelle Dorier, Mélanie Lemée und Philippe Mon­guillot nannte Prä­sident Emmanuel Macron sie “Unfreund­lich­keiten” und “bedau­erlich” und flüchtete dann schnell zu einem anderen Thema. Der neue Jus­tiz­mi­nister, Eric Dupond-Moretti, ein Anwalt, ant­wortete einem Jour­na­listen, der ihn fragte, was er von denen halte, die die Regierung auf­fordern, hart gegen die Kri­mi­na­lität vor­zu­gehen. “Die Justiz”, ant­wortete der Minister, “muss der Garant des sozialen Friedens sein”. Seine wich­tigste Aufgabe im Moment sei es, fügte er hinzu, die Rück­führung der in Syrien und im Irak inhaf­tierten fran­zö­si­schen Dschi­ha­disten nach Frank­reich zu gewähr­leisten, “weil sie fran­zö­sische Staats­bürger sind und Frank­reich die Pflicht hat, dafür zu sorgen, dass sie der Todes­strafe entgehen.”

Nur Marine Le Pen, Vor­sit­zende der rechts­ge­rich­teten Partei der natio­nalen Ver­sammlung, klang ent­schlos­sener:

“Welchen Grad an Bar­barei müssen wir erreichen, damit die Fran­zosen sagen können, dass sie dieser zuneh­menden Grau­samkeit in unserer Gesell­schaft Einhalt gebieten sollen? Wie viele Poli­zisten, Gen­darmen, Bus­fahrer, geschlachtete junge Mädchen oder Jungen braucht es dazu?”

Sofort warfen ihr die Main­stream-Medien vor, Öl ins Feuer zu gießen und eine unver­ant­wort­liche Extre­mistin zu sein.

“Frank­reich durch­läuft eine umge­kehrte Kolo­ni­sierung”, kom­men­tierte der Jour­nalist Éric Zemmour im Fernsehen.

“Bevöl­ke­rungen, die haupt­sächlich aus ehemals von Frank­reich kolo­ni­sierten Ländern stammen, haben sich in Frank­reich nie­der­ge­lassen, ohne die Absicht, sich zu inte­grieren. Die meisten von ihnen leben in Vierteln, in denen jetzt die Gesetze des Islam herr­schen und in denen Imame Hass auf Frank­reich ver­breiten. Auf­ein­an­der­fol­gende Regie­rungen haben diese Nach­bar­schaften wachsen lassen in dem Glauben, dass der Hass auf Frank­reich und die Fran­zosen nicht aus diesen Nach­bar­schaften her­aus­kommen werde.

“Der Hass auf Frank­reich und die Fran­zosen kam heraus und nahm die Form von Unruhen und Ter­ro­rismus an. Jetzt nimmt er die Form von Über­fällen und Morden an: ein all­ge­meiner Aus­druck des Hasses gegen Frank­reich und die Fran­zosen. Und in einer Geste der Unter­werfung sagen die fran­zö­si­schen Behörden, dass der Hass nicht von denen ausgeht, die töten, sondern von denen, die reagieren wollen und sagen, dass wir den Über­griffen und Morden ein Ende setzen müssen. Das ist eine selbst­mör­de­rische Haltung.”

“Frank­reich liegt im Koma und steht vor dem Nahtod”, sagte Michel Onfray, Schrift­steller und Phi­losoph, in einem Interview. Als wich­tigstes Zeichen nannte er das Ver­schwinden des Chris­tentums, auf dem die Werte und die Ethik beruhen, die das Land seit Jahr­hun­derten prägen. Er stellte fest, dass die Kirchen leer stehen, die Kathe­dralen nie­der­ge­brannt sind und dass die Schändung christ­licher Got­tes­häuser im Ange­sicht all­ge­meiner Gleich­gül­tigkeit statt­findet und sich ver­viel­facht. “Das Chris­tentum ver­schwindet rasch”, fügte er hinzu. “Wir befinden uns in einer erschöpften Zivi­li­sation. Wir lieben nur, was uns hasst, alles, was uns zer­stört, wird als groß ange­sehen. Es besteht der Wunsch, die Wahrheit, die Geschichte zu zer­stören.” Er wies auf die Wurzel der Zer­störung hin: “Wir lehren nicht mehr die Geschichte Frank­reichs und wir sagen nicht mehr, was unsere Zivi­li­sation erreicht hat. Wir reden nur über unsere Zivi­li­sation, um sie zu verunglimpfen.”

Er kam zum Schluss, dass er nicht an ein Wie­der­erwachen glaube, sondern bis zum Ende kämpfen werde: “Wir müssen auf­stehen, Wider­stand leisten.”

Die Zahl der anti­jü­di­schen Akte in Frank­reich hat in den letzten Jahren zuge­nommen. Zehn­tau­sende von Juden haben das Land ver­lassen, eine Aus­wan­de­rungs­welle, die Frank­reich all­mählich seiner jüdi­schen Bevöl­kerung ent­leert. Viele der Juden, die noch in Frank­reich leben, haben die Städte und Viertel, in denen sie früher gelebt haben, ver­lassen und sind in vor­über­gehend sicherere Gebiete umge­zogen. Die Christen in Frank­reich werden von den Imamen in den No-Go-Zonen als Ungläubige betrachtet; sie sind auch eine leichte Beute für junge Männer, die von einem Hass auf Frank­reich und die Fran­zosen durch­drungen sind, die sich von der unter­wür­figen Haltung der Behörden sicherlich nicht abschrecken lassen.

Am 30. Mai fand in Paris eine Demons­tration ille­galer Immi­granten, vor allem aus Nord- und Sub­sahara-Afrika, statt. Obwohl die Demons­tration von der Regierung ver­boten worden war, wurde der Polizei befohlen, nicht ein­zu­greifen. Obwohl alle Demons­tranten gegen das Gesetz ver­stießen, wurden nur 92 Teil­nehmer fest­ge­nommen und rasch wieder frei­ge­lassen. Zwei Wochen später fand in Paris eine weitere Demons­tration statt: zur Unter­stützung der Familie von Adama Traoré, einem afri­ka­ni­schen Kri­mi­nellen, der bei gewalt­samem Wider­stand gegen die Ver­haftung ums Leben kam. Auch diese Demons­tration wurde von der Regierung ver­boten, und der Polizei erneut befohlen, nicht ein­zu­greifen. “Tod für Frank­reich”, riefen die Demons­tranten, und manchmal auch “dre­ckige Juden”. Weder die Regierung noch die Main­stream-Medien waren scho­ckiert. Fran­zö­sische Jugend­liche, die der Géné­ration Iden­ti­taire (Iden­titäre Gene­ration), einer Bewegung zur Ver­tei­digung Frank­reichs und der west­lichen Zivi­li­sation, ange­hörten, standen auf einem Dach und hielten ein Trans­parent mit der Auf­schrift “Gerech­tigkeit für die Opfer des anti-weißen Ras­sismus” hoch. Ein Mann klet­terte auf das Dach des Gebäudes, in einem schein­baren Versuch, das Trans­parent zu zer­stören. In Inter­views von Fern­seh­sta­tionen wurde er tagelang als Held des “Kampfes gegen den Faschismus” beschrieben. Die fran­zö­si­schen Jugend­lichen, die das Trans­parent gehalten hatten, wurden unter­dessen ver­haftet und wegen “Anstiftung zum Hass” angeklagt.

Vom 16. bis 18. Juni kam es in Dijon (156.000 Ein­wohner), der Haupt­stadt des Bur­gunds, zu Stra­ßen­schlachten zwi­schen einer Bande tsche­tsche­ni­scher Dro­gen­händler und einer Bande ara­bi­scher Dro­gen­händler. Es wurden mili­tär­taug­liche Waffen ein­ge­setzt – und das in einem Land, das kein ver­fas­sungs­mä­ßiges Recht kennt, Waffen zu tragen. Die Regierung for­derte die Polizei erneut auf, nicht ein­zu­greifen. Der Kon­flikt wurde schließlich in einer Moschee unter der Auf­sicht von Imamen bei­gelegt. Die Polizei for­derte die Ein­wohner von Dijon auf, ihre Häuser nicht zu ver­lassen und bis zum Ende der Kämpfe äußerst vor­sichtig zu sein. Die Polizei nahm einige wenige Ver­haf­tungen vor, aber erst nachdem die Kämpfe auf­gehört hatten.

Am 26. Juli wurde in Saint-Étienne-du-Rouvray, einem kleinen Dorf in der Nor­mandie, wo vor vier Jahren der 86-jährige Pater Jacques Hamel von zwei jungen Isla­misten ermordet worden war, während er eine Messe hielt, eine Zere­monie orga­ni­siert. In diesem Jahr hielt Innen­mi­nister Gerard Darmanin eine Rede, in der er die “isla­mische Bar­barei” ver­ur­teilte. “Einen Priester im Herzen einer Kirche zu töten”, sagte er, “ist der Versuch, einen Teil der natio­nalen Seele zu ermorden”. Was er nicht sagte, war, dass die Kirche während des Mordes fast leer gewesen war, mit nur vier älteren Gemein­de­mit­gliedern, die dem Mord hilflos hatten zuschauen müssen. Darmanin fügte jedoch hinzu, wie zufrieden er sei, dass die Fran­zosen nicht dem Zorn nach­ge­geben, sondern sich für den “Frieden” ent­schieden hätten.

—————–

Dr. Guy Mil­lière, Pro­fessor an der Uni­ver­sität Paris, ist Autor von 27 Büchern über Frank­reich und Europa.


Quelle: gatestoneinstitute.org