Mit Ihrer Ernährung treffen Sie tagtäglich eine Entscheidung: Für Gesundheit oder Krankheit, Leben oder Tod. Die Wirkung hochwertiger Ernährung auf die Selbstheilkraft unseres Körpers wurde lange Zeit unterschätzt. Heute wissen wir, wie recht der griechische Arzt Hippokrates (5. Jh v. Chr.) hatte, der sagte „lasst Eure Nahrungsmittel Eure Heilmittel sein“. Hochwertige LEBENS-Mittel sind tatsächlich Mittel zum Leben und haben ein großes Heilungs- und Präventions-Potenzial. Wenn Sie frische, unverarbeitete, ursprüngliche Nahrung zu sich nehmen, können Sie Krankheiten vorbeugen, sie im Frühstadium verhindern oder sogar rückgängig machen. Sie können sich glücklich essen, gegen das Vergessen essen, Diabetes und Herz-Kreislauferkrankungen vorbeugen, Krebszellen und Viren aushungern, die Entgiftung unterstützen, Ihr Mikrobiom wieder ins Gleichgewicht bringen, Ihr Immunsystem stärken, und Ihrem Körper dabei helfen, sich zu regenerieren und von innen heraus zu heilen. Dafür brauchen Sie keinen Arzt und keine Pillen.
In seinem Buch „Richtig essen länger leben“ geht der Autor William Li einen ganz eigenen Weg: Der Arzt und Wissenschaftler hält uns nicht mit mahnend erhobenem Zeigefinger dazu an, auf bestimmte Nahrungsmittel zu verzichten, er beschreibt vielmehr, mit welchen LEBENS-Mitteln wir den Körper stärken können – Lebensmitteln, die die fünf Verteidigungssysteme des Körpers stärken:
- Angiogenese (die Bildung von neuen kapillaren Blutgefäßen; wenn sie gestört ist, können verschiedene Krankheiten entstehen, von Krebs über Arteriosklerose bis hin zu chronischen Entzündungen)
- Regeneration durch Stammzellen
- Mikrobiom (die Gesamtheit aller Mikroorganismen, die den Menschen besiedeln) und Darmflora
- DNA
- Immunsystem
In Teil 1 liefert der 572 Seiten dicke Wälzer Wissen rund um die fünf Verteidigungssysteme des Körpers. In Teil 2 werden Lebensmittel vorgestellt, die diese Verteidigungssysteme unterstützen. So steckt beispielsweise die Mittelmeerdiät (viel frisches Obst und Gemüse, Nüsse und Getreide, Olivenöl; wenig Fisch und Geflügel, wenig Milchprodukte, wenig rotes und verarbeitetes Fleisch, wenig Süßigkeiten) voller angiogenesestärkender Inhaltsstoffe. Das Mikrobiom freut sich über Joghurt und Fermentiertes, Lebensmittel wie Kurkuma, Kaffee und Soja (fermentiert!) beeinflussen unsere DNA-Verteidigungssysteme, d.h., sie machen schützende Gene verfügbar und stoppen die Wirkung schädlicher Gene. Und – interessant in diesen Zeiten – Süßholz, das traditionell als Heilmittel bei Magen- und Atemwegsbeschwerden eingesetzt wird, schützt das Immunsystem vor Viren ebenso wie beispielsweise Blaubeeren. Interessant finde ich eine Studie zur Wirkung von Blaubeeren auf den Körper nach intensivem Training. Die Gruppe, die mit Heidelbeeren „gedopt“ wurde, bevor sie zweieinhalb Stunden auf das Trimmrad stieg, hatte nach dem Training immer noch genau so viele natürliche Killerzellen im Blut wie die Placebo-Gruppe. Normalerweise nimmt die Zahl dieser Zellen nach dem Training rapide ab. Natürliche Killerzellen sind besonders wichtig für die Immunreaktionen.
Li erklärt alles gut und belegt es mit zahlreichen wissenschaftlichen Studien. Irgendwann traten bei mir allerdings Ermüdungserscheinungen ein, es wurde mir einfach zu ausführlich … und das Buch – nicht nur inhaltlich – zu schwer. Meine Hoffnung richtete sich auf Teil 3, den Praxisteil, in dem es darum geht, das Gelernte im Alltag umzusetzen. Li empfiehlt das sogenannte 5 x 5 x 5‑Gerüst. Aus einer Liste mit mehr als 200 Lebensmitteln sucht man sich die Favoriten heraus, die einem gut schmecken, und daraus stellt man sich Tag für Tag eine Liste zusammen mit Lebensmitteln, die alle fünf Verteidigungssysteme des Körpers abdecken. Dementsprechend plant man schon seine Einkäufe minutiös. An dem Punkt bin ich endgültig ausgestiegen. Ich finde die Informationen und wissenschaftlichen Belege für die Wirksamkeit bestimmter Lebensmittel hoch interessant, bin aber nicht bereit, tagtäglich irgendwelche Strichlisten abzuhaken. Außerdem käme dann aus meiner Sicht das Bauchhirn zu kurz. Wer sich mit naturbelassenen, möglichst unverarbeiteten Lebensmitteln aus biologischem Anbau ernährt, hat nämlich in der Regel eine gute Intuition für das, was ihm guttut, und das, was ihm nicht so gut bekommt.
„Richtig essen, länger leben“ ist meiner Meinung nach nicht geeignet für Einsteiger, die fühlen sich wahrscheinlich angesichts der Flut von Daten, Prozentzahlen, Tierversuchen und klinischen Tests schnell überfordert und greifen verzweifelt zu Chips und Cola. Es ist ein Buch für Menschen, die sich schon länger mit dem Thema „Ernährung“ befassen und tiefer einsteigen möchten in die Materie. Und es ist auch ein gutes Nachschlagewerk für all diejenigen, die sich professionell mit dem Thema „Ernährung“ beschäftigen, denn so Manchem in dieser Branche täte die Auffrischung verstaubten Wissens gut. Es hat sich ja inzwischen herumgesprochen, dass die zehn Regeln der obersten Ernährungshüter von der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE) wohl nur noch für einen kleinen Teil der deutschen Bevölkerung eine sinnvolle Richtlinie sind. Jeder Mensch wird in ein und dieselbe gesund-ungesund-Schablone gepresst: Vollkorn statt hellem Mehl, Margarine statt Butter, da bekommen Fettforscher und Gluten-Sensible heftige Magenkrämpfe!
Es ist schon richtig: Mit Ihrer Ernährung treffen Sie tagtäglich eine Entscheidung – für Gesundheit oder für Krankheit. Es macht also sehr viel Sinn, sich tagtäglich für LEBENS-Mittel zu entscheiden, die Ihren Körper stärken. Dennoch sollten Sie entspannt bleiben und die Sache nicht zu dogmatisch angehen, die Erbsenzählerei könnte Ihnen nämlich gründlich den Appetit auf gesunde LEBENS-Mittel verderben.
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