Kippt das Öko­system? In Namibia werden Tau­sende von Rob­ben­föten an Land gespült (+Video)

Es sind traurige Bilder – der Strand übersät mit toten Rob­be­föten. Das fürch­ter­liche Drama spielt sich an den Ufern Namibias ab, Tau­sende Rob­ben­babys wurden bei einem mys­te­riösen Mas­sen­sterben in der Kolonie in Namibia tot aufgefunden.

„Das ist tra­gisch, da es einen großen Teil der Nach­kommen aus­macht, die bis Ende November erwartet werden“, sagt die Natur­schutz­or­ga­ni­sation. Auf der Halb­insel Pelican Point an der Atlan­tik­küste Namibias, einem Tou­ris­tenziel, das für seine Rob­ben­ko­lonie und seine Delfine bekannt ist, wurde der Wel­pen­friedhof ent­deckt. Bislang wurden über 5000 tote Föten an Land gespült. See­hunde kommen haupt­sächlich an den Küsten Namibias und Süd­afrikas vor, wobei die Weibchen im November und Dezember ihre Rob­ben­babys gebären. Wenn es an Nahrung mangelt, ver­lassen sie oft ihre Jungen oder brechen ihre Schwan­ger­schaft ab. Robben können ihre Jungen natürlich abtreiben, wenn es an Nahrung mangelt. Überall auf der Welt sterben Mee­res­be­wohner, weil sie nicht mehr genug Nahrung finden, so auch in Alaska, wo Hunderte tote Wale, Robben und Tau­sende tote See­vögel ver­hungert ange­schwemmt wurden.

In Namibia werden Tau­sende von Rob­ben­föten an Land gespült

Täglich wird von Mee­res­tieren berichtet, die aus­ge­mergelt und unter­ernährt an den Strand gespült werden. Für viele von ihnen kommt jede Hilfe zu spät. Wie bei den See­vögeln in der Türkei. Dass es zu einem Mas­sen­sterben kommt, liegt daran, dass die Vögel ver­hungern, so die dor­tigen Wis­sen­schaftler, die die toten Vögel unter­sucht haben. Genauso wie  in Nor­wegen, wo eben­falls See­vögel sterben. Auch sie sterben, da sie kein Futter mehr finden. Oder wie in Alaska, wo Hun­derte tote Wale, Robben und Tau­sende tote See­vögel ange­schwemmt wurden, weil sie verhungerten. 

In Alaska kommt es seit nunmehr fünf Jahren in Folge zu einem regel­rechten Mas­sen­sterben von Mee­res­tieren und See­vögeln. Alle zeigten Zeichen von starken Abma­ge­rungen. Dies ist ein Zeichen für die globale Erwärmung. Wär­meres Wasser enthält weniger gelösten Sau­er­stoff, und das Plankton und die win­zigen Krebs­tiere, die dort wachsen, sind weniger nahrhaft als die in käl­terem Wasser. Dies bedeutet, dass wan­dernde Arten wie z. B. See­vögel mög­li­cher­weise an Orten ankommen, an denen sie nor­ma­ler­weise Futter suchen und fest­stellen, dass ihr Futter fehlt. Der „Kühl­schrank“ ist leer und die Mee­res­tiere ver­hungern, so die Wis­sen­schaftler nach dem Mas­sen­sterben in Alaska. 

Doch nicht nur in Alaska werden tote Robben ange­spült, sondern auch in Namibia wurden schät­zungs­weise 5000 Rob­ben­föten ange­schwemmt. Dr. Tess Gridley, eine For­scherin am Namibian Dolphin Project, die auch mit der Nicht­re­gie­rungs­or­ga­ni­sation Ocean Con­ser­vation Namibia (OCN) zusam­men­ar­beitet, ver­sucht, die schreck­liche Situation zu erklären.

‚In diesem Jahr wurden viele sehr dünne Rob­ben­weibchen gesehen. Hunger oder Ernäh­rungs­stress sind wahr­scheinlich ein Grund dafür, wie bereits im Zusam­menhang mit ozea­no­gra­fi­schen Groß­ereig­nissen wie „Ben­guela Nino’s“ (beachten Sie, dass wir in ein El Nino-Jahr ein­treten) fest­ge­stellt wurde“, so die Organisation.

El Niño ist ein groß­räu­miges Ozean-Atmo­sphären-Kli­ma­phä­nomen im tro­pi­schen Pazifik mit beinahe welt­weiten Aus­wir­kungen. El Niño tritt alle 2 – 7 Jahre auf – und beein­flusst das Wetter überall auf der Welt. Bereits 2015 hatte El Niño besonders starke Aus­wir­kungen in Ländern wie Malawi, Sambia, Mosambik, Bot­suana, Sim­babwe und Namibia, aber auch in Süd­afrika und Mada­gaskar. Siehe El Niño – Extreme Natur­ka­ta­strophen unbe­kannten Aus­maßes weltweit – What’s hap­pening and what will happen

Die Küs­ten­region vor Süd­west­afrika gehört zu den vier großen soge­nannten Eastern Boundary Upwelling Systems, also zu den vier größten Küs­ten­auf­triebs­ge­bieten der Erde. Obwohl die Auf­triebs­ge­biete im Ver­gleich zur gesamten Oze­an­fläche nur wenige Prozent bedecken, findet in diesen Hoch­pro­duktiv-Regionen der Großteil aller kom­mer­zi­ellen Fisch­fänge statt. Das Ben­guela-System ist dabei das pro­duk­tivste Auf­triebs­gebiet weltweit und hat somit eine enorme sozio-öko­no­mische Bedeutung weit über die Grenzen Afrikas hinaus, so For­schungs­projekt GENUS 

Doch schon längst sind es Euro­päische und Chi­ne­sische Fische­rei­flotten, die vor den Küsten Afrikas die Fisch­be­stände rauben. Außerdem ist Namibia das einzige Land der süd­lichen Hemi­sphäre, in dem Robben kom­mer­ziell geschlachtet werden, und das einzige Land der Welt, in dem Welpen geschlachtet werden können, die noch immer von den Müttern gesäugt werden. Das Minis­terium ist der Ansicht, dass die Robben die Fisch­be­stände vor den Küsten Namibias gefährden. Jetzt ver­hungern die Robben  und bereits 5000 Föten wurden gefunden.

Schon lange wird vor dem Mas­saker an See­hunden am Kap gewarnt. Es ist aus einer Reihe von Gründen brutal, ein­schließlich der Tötungs­me­thode und der Aus­wir­kungen, die es auf die gesamte Kolonie hat.

Die Rob­ben­babys am Kap werden brutal auf den Kopf geschlagen, nachdem man sie von ihren Müttern getrennt hat. Unter dem Schreien der Mütter werden sie, egal ob schon tot oder nicht, in den Hals gestochen und mit Messern auf­ge­schlitzt. Mitt­ler­weile sollen es schon 80.000 Rob­by­babys sein. Weitere 6.000 Rob­ben­bullen werden wegen ihrer Geni­talien getötet, die in einigen Kul­turen als Aphro­di­siakum ange­sehen werden. Das meiste davon wird letzt­endlich nach Asien expor­tiert. Die Jagd­saison dauert 139 Tage von Juli bis November. Rob­ben­jäger zielen auf größere Welpen ab und lassen die klei­neren, dün­neren – die­je­nigen mit gerin­geren Über­le­bens­chancen – davon­kommen. Dies kann die lang­fristige gene­tische Vita­lität der Popu­la­tionen schwächen. SieheGrausame Rob­benjagd in Namibia – das Blut­ver­gießen beginnt – Every year in Namibia, 86,000 Cape Fur Seal pups are but­chered to death

Dr. Tess Gridley  fasst zusammen: „Nor­ma­ler­weise gebären die Robben von Mitte November bis Anfang Dezember, aber was in diesem Jahr pas­siert ist, sind die Abtrei­bungen, die zum ersten Mal beob­achtet wurden. Ab August und wirklich erst letzte Woche im Oktober, und was Ocean Con­ser­vation Nambia, ange­führt von Naude Dreyer, in der Pelican Point-Kolonie gesehen hat, sind Hun­derte, wenn nicht Tau­sende von Föten, die entlang der Küste ver­streut sind. Er hat auch sehr dünne  Weibchen beob­achtet und dies gibt auch Anlass zur Sorge. “

„Bei See­hunden am Kap gebären die Weibchen ihre Welpen nor­ma­ler­weise zwi­schen Mitte November und Anfang Dezember und paaren sich dann kurz darauf mit Männchen und stillen ihre Welpen noch weitere 9 Monate. Diese vielen toten Welpen werden die Anzahl der in dieser Saison gebo­renen Welpen erheblich redu­zieren und auch die weib­liche Paarung redu­zieren, was sich (min­destens) auf zwei Jahre Fort­pflanzung auswirkt. ‚

 Laut einem Facebook-Beitrag von Sea Search ist dies nicht das erste Mal, dass solch ein tra­gi­sches Ereignis pas­siert ist.

Eine sehr sorg­fältige doku­men­tierte Pro­be­nahme – deren Beschaffung viele Monate dauern kann – ist für die Analyse der aus­rei­chenden Daten vor Ort von ent­schei­dender Bedeutung, um die zugrunde lie­gende Ursache wirklich zu beheben und im Ide­alfall dazu bei­zu­tragen, das Gleich­ge­wicht im Öko­system wiederherzustellen.

Die Wis­sen­schaftler sammeln Daten für die Analyse, zählen die Körper mit­hilfe von Drohnen und sammeln bio­lo­gische Proben, um die Ursachen zu ermitteln. Sie haben den Behörden, die andere See­hund­ko­lonien am Kap über­wachen, geraten, wachsam zu bleiben.

Dra­ma­ti­sches Mas­sen­sterben von Tieren weltweit geht weiter!

Während Sie diesen Artikel gelesen haben, ist eine Art auf diesem Pla­neten aus­ge­storben. Mit jedem Grad Erwärmung infolge des Kli­ma­wandels wird sich das Arten­sterben beschleu­nigen. Zu diesem Schluss kam 2015 der US-For­scher Mark Urban, nachdem er mehr als 130 Studien zum Thema ana­ly­siert und neu bewertet hatte. Auch For­scher um Rachel Warren vom Tyndall Centre for Climate Change Research aus Norwich warnten bereits im Mai 2013, dass die Tem­pe­ra­turen bis 2100 weltweit um vier Grad Celsius gegenüber dem vor­in­dus­tri­ellen Niveau steigen könnten, wenn die CO2-Emis­sionen und damit der Tem­pe­ra­tur­an­stieg nicht begrenzt werden. Siehe auch Dra­ma­ti­sches Mas­sen­tier­sterben – zu Lande, zu Wasser und in der Luft – Dra­matic mass extinction of animals worldwide!

Die Natur braucht keine Men­schen. Men­schen brauchen Natur; Die Natur würde das Aus­sterben des Men­schen über­leben und sich gut fort­setzen, aber die mensch­liche Kultur, die Men­schen, können ohne Natur nicht über­leben.“ —  Har­rison Ford

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Netzfrau Doro Schreier


Quelle: netzfrauen.org