Wie absurd: Lebensmittelverschwendung auf der einen, Hunger auf der anderen Seite – wie kann das sein? Statt Grundnahrungsmittel für die Menschen in Afrika anzubauen, wird das wertvolle Ackerland für Europa genutzt. Im Senegal kommt es einerseits immer wieder zu Dürreperioden, andererseits zu Starkregenfällen. Obwohl selbst das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklungshilfe bestätigt, dass das Klima die Möglichkeiten der Landwirtschaft in Senegal beschränkt – zwei Drittel des Landes liegen in der Sahelzone – werden für Europa Bohnen angebaut. Senegal ist bekannt für Zwangsarbeit, auch Kinderarbeit! Während Europa mit Green Deal wirbt, werden die Transporte aus Afrika meistens von LKWs durchgeführt. Vom Senegal nach Mauritanien und Marokko, dann per Fähre nach Spanien. Und das, während in Spanien die Bauern demonstrieren, weil sie ihre Ernte wegwerfen müssen. Sie können mit den Preisen aus Afrika nicht mehr mithalten.
Obst und Gemüse aus Afrika ist auch deswegen billiger, da ohne Zölle und ohne die strengen Kontrollen, die die europäischen Bauern einhalten müssen. Damit der Verbraucher in Europa nicht erfährt, dass das Obst und Gemüse aus Drittländern kommt, incl. Pestizide, die in Europa verboten sind, bedient man sich betrügerischer Umetikettierung. Paradox, fliehen Menschen in Afrika, weil europäische Konzerne das Land weggenommen haben, arbeiten sie dann in Europa als Sklaven, damit Obst und Gemüse auch in Europa billig angebaut werden kann. Doch den Bauern in Spanien wurde jetzt sogar geraten, einen Teil ihrer Ernte vom Markt zu nehmen, damit die Preise wieder steigen. Nicht das erste Mal in 2020, dass in Spanien Berge von Gurken, Auberginen, Tomaten und Paprika weggeworfen werden, da diese billiger aus Afrika importiert wurden. Wenn Lebensmittelverschwendung ein Land wäre, wäre es nach Angaben des World Resources Institute nach den USA und China der drittgrößte Emitter von Treibhausgasemissionen. Nicht nur, dass in einem durchschnittlichen Einkaufswagen ca. 50.000 Kilometer stecken, in Europa werden mehr als 50 Millionen Tonnen krummes Obst und Gemüse jährlich weggeworfen, weil sie nicht den Normen entsprechen. Supermärkte setzen Maßstäbe. Grundsätzlich sind sie zu gebogen, zu gerade, zu lang, zu kurz, zu dick oder zu dünn. Oder Berge von Gurken, Auberginen, Tomaten und Paprika werden weggeworfen, da diese billiger aus Drittländern importiert wurden.
Erschreckend – In einem durchschnittlichen Einkaufswagen stecken ca. 50.000 Kilometer!
Ein Wahnsinn: Da werden Lebensmittel um die ganze Welt gekarrt, ob Obst und Gemüse oder auch Fleisch. Wer weiß wirklich noch, woher die Produkte kommen, die der Verbraucher in seinen Einkaufswagen legt? Weintrauben aus Afrika, Spargel aus Peru oder Spargel in Gläsern aus China. Auch der Apfel reist global, und da Fleisch billig in Brasilien produziert wird, landet es weltweit auf den Tellern. Es gibt Lammkeule aus Neuseeland, Erdbeeren aus Marokko, Zuckererbsen aus Ägypten und Kenia oder auch aus Äthiopien. Rechnet man die Entfernungen zusammen, die Lebensmittel von ihrem Produktionsort aus zurücklegen, bis sie dann letztendlich im Einkaufswagen landen, kommt man durchschnittlich auf 50.000 Kilometer.
Eine Schande! Während Menschen hungern! Mehr als 50 Millionen Tonnen krummes Obst und Gemüse werden jährlich in Europa weggeworfen
Mehr als ein Drittel des Obsts und Gemüses, das in Europa angebaut wird, landet im Abfall, weil es ein bisschen anders aussieht, heißt es in der Studie. Laut der Studie der University of Edinburgh wird geschätzt, dass jedes Jahr über 50.000.000 Tonnen frische Produkte weggeworfen werden, weil sie nicht den Anforderungen von Supermärkten und Verbrauchern entsprechen.
Beispiel Gurken:
Jonathan Bloom, Autor von American Wasteland, weist auf die Verpackungsprobleme hin: „Gurken kommen verpackt in eine Kiste. Wenn du eine gekrümmte Gurke hast, wird sie weggeworfen, denn sie passt nicht in diese Kiste. Als Ergebnis wird eine Krümmung von 20 oder 30 Grad gerechnet. Diese werden als vollkommen, gesunde und essbare Gurke verkauft. Die nicht der Norm entsprechen, werden zu einem Haufen gebracht und untergepflügt.“
Wie absurd: Lebensmittelverschwendung auf der einen, Hunger auf der anderen Seite – wie kann das sein?
Es darf nicht sein, dass ein Landwirt ein Drittel der Ernte aussortieren muss, weil das Gemüse nicht so gewachsen ist, wie es eine abstrakte Norm vorsieht. Doch dass ein Gemüsebauer seine Ernte vernichten muss, nur weil seine Gurken nicht verpackt sind, ist wirklich nicht mehr nachzuvollziehen, so ein Potest 2017.
Eigentlich hätte schon längst ein Umdenken stattfinden müssen. eigentlich. Bereits 2018 berichteten wir, dass in Europa Berge von Gurken und Tomaten weggeworfen wurden, in Mexiko waren es 11 Millionen Kilo Bananen und in Australien wurden Tausende Tonnen Ananas vernichtet! Und wir bekamen sogar eine Studie der University of Edinburgh. Frischprodukte, die Standards nicht erfüllen, werden aus der Lebensmittelkette genommen, ohne jemals ein Supermarktregal sehen zu haben – es kommt vielleicht nicht einmal an dem Lieferanten vorbei oder sie verlassen nicht einmal die Farm.
„Unsere Schätzungen deuten darauf hin, dass mehr als ein Drittel der gesamten landwirtschaftlichen Produktion aus ästhetischen Gründen verloren geht,“ so die Studie, Die Universität sagt, die Auswirkungen des Klimawandels durch den Anbau von überflüssigen Nahrungsmitteln – von denen einige in Felder umgepflügt, in Tierfutter verwendet oder anderweitig wiederverwendet werden – komme dem CO2-Ausstoß von fast 400.000 Autos gleich.
Die spanischen Bauern können nicht mehr, sie sagen, dass sie die Kosten nicht mehr zahlen können.
In ganz Spanien protestieren erneut die Bauern. Bereits im Januar 2020 haben Landwirte Auberginen und Tomaten weggeworfen, denn die EU importiert aus Marokko, weil dort billiger produziert wird. Die Sauerei: Wir Verbraucher merken es nicht einmal, dass die Ware aus Marokko kommt. Eine Analyse der importierten Tomaten stellte fest, dass sie nicht spanischen Ursprungs sind. Die Vermarkter kaufen sie aus Marokko und etikettieren sie dann um. Und bei uns in Spanien verlieren die Auberginen und Tomaten weiter an Wert.
Nachdem man nach den Protesten den spanischen Bauern versprochen hatte, dass sich etwas ändern werde, hat sich nichts getan. Im November 2020 sagen sich die Bauern erneut gezwungen, ihre Ernte wegzuwerfen.
Es ist nicht das erste Mal, so vergammelte dass europäisches Obst, während die EU aus fernen Ländern importiert. Nachdem die EU ein Abkommen mit Südafrika wegen Mandarinen und Orangen geschlossen hat, können die Bauern in Spanien nicht mehr mit den Preisen mithalten. Die Orangen aus Südafrika sind deshalb so günstig, weil die Zitrusfrüchte ohne Zölle und ohne die strengen Kontrollen, die die europäischen Bauern einhalten müssen, importiert werden. Siehe auch Gewusst? Während die EU aus Südafrika billig Zitrusfrüchte importiert – vergammeln tonnenweise Zitrusfrüchte in Spanien
„Wir empfehlen allen unseren Mitgliedern, 5–10% ihrer kommerziellen Qualitätsprodukte vom Markt zu nehmen, um das derzeitige Angebot zu reduzieren“, sagte Juan Antonio González, Präsident von COEXPHAL und oberster Leiter der Genossenschaft Vicasol Ende November 2020.
Die Vereinigung fordert die Verwaltungen auf, „den Schutz der europäischen Obst- und Gemüseprodukte vor dem unkontrollierten Eindringen von Produkten aus Drittländern mit eindeutigem Wettbewerbsnachteil sowie die Verfolgung illegaler Praktiken, wie die betrügerische Umetikettierung von Produkten aus Drittländern“ zu gewährleisten. Darüber hinaus fordern sie die Namen der wegen dieser Praktiken angeklagten Unternehmen, um sie aus dem Verband auszuschließen.
Gurken wurden im Durchschnitt mit 0,16 € gehandelt und einfache Tomaten bei 0,14 €
„Angesichts dieser Situation mit ständig sinkenden Preisen hat sich die Vereinigung der Organisationen der Obst- und Gemüseerzeuger COEXPHAL-APROA zu einer dringenden Analyse der Situation getroffen. Bei diesem Treffen wurde über die aktuellen Mengen und Preise berichtet, wobei Vergleiche mit anderen Jahren und anderen Ursprüngen gezogen wurden. Auffallend ist, dass Gurken im Durchschnitt für 0,16 € pro Kilo verkauft werden. Tatsächlich ist der Preis in nur drei Tagen um 48% gesunken. Bei Zucchini ist der Preis um 31% gesunken und liegt nun unter 0,30 € pro Kilo. Bislang ist der Preis in diesem Monat um 46% gesunken und liegt nun 57 % unter dem Preis des Vorjahres. Die Aubergine ist eines der am stärksten betroffenen Produkte. Seit Anfang der Woche ist ihr Preis um 35% gefallen und sie wird jetzt für weniger als 0,30 € verkauft – 19% unter dem Preis des letzten Jahres. Der Preis für einfache Tomaten liegt im Durchschnitt bei etwa 0,14 € pro Kilo“, so der Präsident von COEXPHAL und oberster Leiter der Genossenschaft Vicasol Ende November 2020.
Eine Schande! Auf der Welt hungern immer noch 1 Milliarde Menschen, obwohl für 12 Milliarden Menschen Nahrungsmittel produziert werden. Doch mehr als ein Drittel der Nahrungsmittel landet gar nicht in den Regalen, sondern wird schon vorher entsorgt, weil sie nicht den Normen entsprechen, die zum Beispiel Supermärkte und Discounter fordern.
Um zu zeigen, was für ein Irrsinn auf dieser Welt herrscht, hier ein aktuelles Beispiel der Mangos: Kolumbien wird die Mangos nicht los und sie verfaulen, weil in Mali und der Elfenbeinküste die Ernte eher begonnen hat. Nur mal so, es sind Länder, die mit Entwicklungshilfe „gefüttert“ werden. Länder, die eh schon unter Wassermangel zu leiden haben, versorgen auch deutsche Supermärkte.
Nach europäischer Norm stellt der Diebstahl von Wasser übrigens eine klare Verletzung der Menschenrechte dar!
Netzfrau Doro Schreier
Quelle: netzfrauen.org
Du muss angemeldet sein, um einen Kommentar zu veröffentlichen.