Deutsche MS-Medien haben kein Problem, über Selbstmord zu berichten, Selbstmord in Japan. Durch COVID-19 ist die Anzahl der Selbstmorde in Japan gestiegen, offenkundig als direkte Folge einschränkender Maßnahmen, die eigentlich ergriffen werden, um Menschenleben zu retten. Offenkundig retten Politiker mit ihren Einschränkungen nicht nur Leben, sie vernichten auch Leben, tragen dazu bei, dass sich Menschen das Leben nehmen. Für Japan ist mittlerweile sehr gut belegt, dass die Maßnahmen, die die japanische Regierung ergriffen hat, um SARS-CoV‑2 in den Griff zu bekommen, zu einer Zunahme der Selbstmorde geführt hat. Eine Reihe von Studien (eine davon stellen wir gleich dar) zeigt das und bestätigt damit, was Thiago C. Tortea et al. (2020) bereits Mitte des Jahres 2020 auf Grundlage einer Meta-Analyse vorhandener Studien, die den Zusammenhang zwischen Suizid und vergangenen Epidemien, von Suizid und SARS-CoV‑1 oder Suizid und russicher Grippe oder Ebola untersucht haben. Dabei zeigen die Studien einheitlich, dass Epidemien oder Pandemien zu mehr Suiziden führen. Das Besondere an der Untersuchung von Tortea et al. (2020): Die von ihnen analysierten Studien untersuchen keine Epidemien, die auch nur ansatzweise mit so exzessiven Maßnahmen und Eingriffen in individuelle Leben verbunden waren, wie dies derzeit der Fall ist:
“Evidence exists, however, suggesting a possible impact of the 2003 SARS epidemic on suicide deaths among older adults in Hong Kong (Chan et al., 2006; Cheung et al., 2008; Yip et al., 2010), particularly for older women, individuals with more severe illnesses, and those who were totally or partially dependent upon others. Although of poorer quality, data from the Great Influenza Epidemic (Wasserman, 1992) and Russian influenza (1889–1893) also suggest an association with suicide deaths (Honigsbaum, 2010).
Ebola infection history and influenza B seropositivity were both associated with attempted suicide (Keita et al., 2017; Okusaga et al., 2011) and preprint data for the COVID-19 pandemic suggest increases in both suicidal thoughts and suicide attempts (Ammerman et al., 2020).”
Tortea, Thiago C. et al. (2020). The Impact of Infectious Disease-Related Public Health Emergencies on Suicide, Suicidal Behavior, and Suicidal Thoughts. A Systematic Review. Crisis.
Noch eine Besonderheit zeichnet die Studie von Tortea aus: Sie umfasst auch Studien, die sich mit versuchten Selbstmorden befassen, denn bekanntlich gelingt nicht jeder Versuch der Selbsttötung.
Man kann vor diesem Hintergrund feststellen, dass die wissenschaftliche Lage, was die Frage angeht, ob derartige Eingriffe, wie sie derzeit von Regierungen vorgenommen werden, Eingriffe, die – wie mittlerweile bekannt ist – auf die psychische Gesundheit durchschlagen, Menschen ihre Existenzgrundlage zerstört, ziemlich eindeutig ist, sie mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit ihren Niederschlag in einer erhöhten Selbstmordrate finden werden.
Diese Erwartung ist für Japan bereits recht gut belegt. Nomura et al. (2021) haben gerade eine Untersuchung veröffentlicht, in der sie zeigen, dass Frauen sich in Japan in den Monaten July, August and September häufiger als in den Vorjahren umgebracht haben. Eine erhöhte Selbstmordrate für Männer können die Autoren nicht finden.
Nun muss man in Rechnung stellen, dass – wie in den meisten Gesellschaften – auch in Japan deutlich mehr Männer Selbstmord verüben als Frauen. Von 2011 bis 2020 haben sich in Japan 90.044 Menschen das Leben genommen, davon waren 61.366 Männer, 28.682 Frauen. Die Ergebnisse von Nomura et al. (2021) könnte man somit als eine Form des Aufholens von Frauen bei Selbstmordraten interpretieren, wenn nicht die Studie von Sakamoto, Ishikane, Ghaznavi und Ueda (2021) gerade veröffentlicht worden wäre, die für 2020 vollständige Daten für Japan enthält und darüber hinaus statistisch sehr gut ausgeführt ist.
Nomura, Shuhei (2021). Trends in suicide in Japan by gender during the COVID-19 pandemic, up to September 2020. Psychiatry Research.
Die Autoren analysieren die Frage, ob es im Jahr 2020 eine höhere Zahl an Selbstmorden gegeben habe als in den Jahren 2016 bis 2019 auf Basis zweier verschiedener statistischer Methoden, so genannter Difference-in-Difference Analysen sowie der Schätzung von Erwartungswerten. Beide Methoden basieren letztlich auf Regressionsanalysen, die die Anzahl der Suizide vorhersagen. Im ersten Fall wird auf Basis von Monaten und unter Berücksichtigung einer Reihe von sozialstrukturellen Variablen untersucht, ob sich statistisch signifikante Unterschiede in den Variablen, die zur Erklärung der Suizidrate genutzt werden, zwischen denselben Monaten unterschiedlicher Jahre ergeben. Im zweiten Fall wird auf Grundlage der Daten der Jahre 2011 bis 2019 und unter Kontrolle soziodemographischer Variablen geschätzt, welche Anzahl von Selbstmorden im Jahre 2020 zu erwarten gewesen wäre, wenn es sich um ein normales Jahr gehandelt hätte und diese Schätzung dann mit der tatsächlichen Anzahl verglichen. Auch in diesem Fall erfolgt die Analyse auf Basis von Monaten.
Das Schöne an den Ergebnissen von Sakamoto et al. (2021) ist, mit unterschiedlichen Analysemethoden erzielen sie dieselben Ergebnisse:
- Von Juli bis November 2020 ist die Anzahl der Selbstmode unter Frauen erhöht.
- In den Monaten Oktober und November ist die Anzahl der Selbstmorde unter Männern erhöht.
- Während sich vornehmlich Frauen, die älter als 30 Jahre sind, in Japan das Leben nehmen, ist die Sterberate in allen Altersgruppen von Männern erhöht.
Die Autoren interpretieren ihre Ergebnisse als neuerlichen Beleg dafür, dass die Pandemie und vor allem die Maßnahmen, die dagegen von der japanischen Regierung ergriffen werden und wurden, eine Erhöhung von Selbstmorden zur Folge hat. Ein weiterer Beleg dafür, dass die Entscheidungen, die Polit-Darsteller treffen, nicht nur Nutzen, sondern auch Kosten haben, Kosten, die die Herrschaften, die derzeit Lockdown nach Lockdown fordern, sicher in Rechnung gestellt haben und somit billigend in Kauf nehmen.
Die Ergebnisse von Sakamoto et al. (2021) bestätigen einmal mehr die Ergebnisse, die Tortea bereits Mitte 2020 publiziert haben: Epidemien und vor allem die Maßnahmen dagegen, führen dazu, dass die Anzahl der Selbstmörder steigt, und zwar nicht nur in Japan.
Aber natürlich gibt es in Deutschland Faktenchecker wie Correctiv, die dafür sorgen, dass derartige Ergebnisse nicht auf Deutschland übertragen werden. Die dabei genutzten Methoden sind zuweilen mehr als lächerlich. Ein Beispiel:
“Mehrere Webseiten behaupten, die Suizide in Berlin seien seit Beginn der Corona-Maßnahmen „um 300 Prozent“ gestiegen. Das ist eine irreführende Darstellung. Insgesamt sind die Notrufe wegen mutmaßlich suizidaler Handlungen von Januar bis April 2020 im Vergleich zu 2019 gesunken.”
Wenngleich es richtig ist, dass man aus Notrufen, die unter einem bestimmten Code archiviert werden, “suizidale Vorfälle”, wie es im Beitrag von Correctiv heißt, keinerlei Schluss auf die Häufigkeit von Suiziden ziehen kann, ist auch richtig, dass man, eben weil man diesen Schluss nicht ziehen kann, Behauptungen, die von einer Steigerung der Selbstmorde, im Beispiel um 300% , sprechen, nicht zurückweisen kann, eben weil es keine aktuellen Daten zu Selbstmorden in Deutschland gibt.
Dass es keine aktuellen Daten zu Selbstmorden in Deutschland gibt, hat zum einen seine Ursache darin, dass die Todesursachenstatistik, die im Rahmen der Gesundheitsberichterstattung des Bundes erstellt wird, um ein Jahr hinterherhinkt, zum anderen hat es seine Ursache darin, dass offenkundig niemand ein Interesse daran hat, diese Daten, die man in Japan monatlich abrufen kann, die wenige Tage nach dem Ende eines Monats verfügbar sind, zur Verfügung zu stellen. Führte man die Todesursachenstatistik in mehr oder weniger Echtzeit und nicht in Slow Motion mit ein bis zwei Jahren Rückstand, wer weiß, was diese Statistik als Ursache für die Übersterblichkeit, die das Statistische Bundesamt nun regelmäßig berichten muss, ausweisen würde?
Bleibt noch nachzutragen, dass die Forschung darauf hinweist, dass die Anzahl der Selbstmorde auch von der Härte der Maßnahmen, die gegen eine Epidemie getroffen werden, der Intensität der Einschränkungen, beeinflusst werden. Japan steht, was die Maßnahmen gegen SARS-CoV‑2 und die damit einhergehenden Einschränkungen des öffentlichen Lebens angeht, eher am unteren Ende der Skala. Für den Zeitraum, in dem in der Studie von Sakamoto et al. (2021) eine üerproportionale Anzahl von Suiziden festgestellt wurde, haben wir mit dem CORONAVIRUS GOVERNMENT RESPONSE TRACKER der Blavantnik School of Government der University of Oxford berechnet, wie sich die Einschränkungen in Japan im Vergleich zu Deutschland dargestellt haben. Hier das Ergebnis:
Der Stringency Score für Deutschland beträgt 63,43, der für Japan 25,93. Der Score ist ein Maß für die Striktheit von Maßnahmen und hat einen Endpunkt, man soll es nicht glauben, bei 100. Es ist also noch Luft nach oben. Man kann nämlich auch Türen zuschweisen, um zu verhindern, dass die Bewohner hinter der Tür ins Freie gelangen können….
Wie dem auch sei, wenn die Intensität von Lockdown-Maßnahmen einen Einfluss auf die Anzahl der Selbstmorde ausübt, dann kann man für Deutschland eine deutliche Zunahme der Selbstmorde selbst dann erwarten, wenn man die kulturellen Unterschiede zwischen Deutschland und Japan, die im Hinblick auf Selbstmord bestehen, in Rechnung stellt. Der Stand der Selbstmordtätigkeit für die letzten fünf Jahre stellt sich in Deutschland wie folgt dar. Für alle, die sich wundern, “vorsätzliche Selbtschädigung” klingt irgendwie nicht so final wie Selbstmord. Wir leben in der absurdesten aller Zeiten, in der selbst Selbstmord, weil es ideologisch wohl nicht passt, dass sich Menschen im besten aller möglichen Deutschlande umbrigen, euphemisiert und zur “vorsätzlichen Selbstschädigung” umgedichtet wird (die Todesfolge muss man sich dazu denken…).
Sakamoto, Haruka et al. (2021). Assessment of Suicide in Japan During the COVID-19 Pandemic vs. Previous Years. Psychiatry.
Quelle: sciencefiles.org
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