Projekt Thor und die „Stäbe von Gott“

Im Laufe der Mensch­heits­ge­schichte haben sich die Waffen, die Art der Kriegs­führung kon­ti­nu­ierlich wei­ter­ent­wi­ckelt, und ähnlich wie bei der natür­lichen Evo­lution selbst waren die kriegs­füh­renden Seiten in einen nie endenden Kreislauf zuneh­mender Auf­rüstung verwickelt.

Unser uner­bitt­liches Wett­rüsten reicht bis in die Antike zurück und reicht von Keulen über Speere bis hin zu Pfeilen und darüber hinaus. In der heu­tigen Zeit bringt es uns Schuss­waffen, Raketen mit zuneh­mender Töd­lichkeit und natürlich Atom­waffen, aber selbst dies wird nicht als die ulti­mative Waffe der Ver­wüstung angesehen.

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For­schung und Ent­wicklung haben wei­terhin bessere Wege gefunden und werden ver­feinert, um sich gegen­seitig zu töten, den anderen zu schlagen, und unter diesen wurde das Reich des Welt­raums als eine Art letzte Grenze der Kriegs­führung angesehen.

Was wäre, wenn Sie Mas­sen­ver­nich­tungs­waffen ein­setzen könnten, die im Weltraum kreisen, wo der Feind nichts dagegen tun könnte, und was wäre, wenn Sie diese Waffen in wenigen Minuten irgendwo auf der Welt hin­bringen könnten, um den Tod von oben herab regnen zu lassen?

Für das Militär ist dies fast zu gut, um es zu ver­passen, und es könnte viele Leser beun­ru­higen, dass dieses Science-Fiction-Sze­nario heiß ver­folgt wird. Lass uns einen Blick darauf werfen.

Eines der Haupt­pro­bleme bei der Nutzung des Welt­raums als Schlachtfeld besteht darin, dass er in gewissem Sinne tech­nisch ver­boten ist. Der Welt­raum­vertrag, der 1967 von 107 Ländern unter­zeichnet wurde, ver­bietet es, nukleare, bio­lo­gische oder che­mische Waffen in die Erd­um­laufbahn zu bringen oder von dort aus zu verwenden.

Dies ist ein Mist für Kriegs­treiber, aber es gibt eine Lücke. Was wäre, wenn die Waffe nicht nuklear, bio­lo­gisch oder che­misch wäre? Wie konnten wir etwas ent­wi­ckeln, das den Vertrag umging und dennoch äußerst ver­heerend war?

In der Ver­gan­genheit wurden Laser vor­ge­schlagen, aber weit ent­fernt von dem, was Sie im Todes­stern in den Star Wars-Filmen sehen, haben sich Laser nicht als so effektiv erwiesen, um Dinge in die Luft zu jagen. Sie benö­tigen zu viel Kraft, um sich zu kon­zen­trieren, sind auf große Ent­fer­nungen unwirksam und kosten einfach zu viel in der Entwicklung.

Die Laser­tech­no­logie für die Kriegs­führung, ins­be­sondere aus dem Weltraum, wurde größ­ten­teils als Sack­gasse ange­sehen, und unsere Tech­no­logie in diesem Bereich ist absolut unzu­rei­chend für alles andere als das Durch­brennen eines Stücks Sperrholz mit einem kon­zen­trierten Aus­bruch auf kurze Distanz über einen län­geren Zeitraum auf ein unbe­weg­liches Objekt.

Aber was wäre, wenn Sie einfach etwas Schweres aus dem Weltraum auf sie fallen lassen könnten? Es mag absurd klingen, aber dies ist ein sehr reales und sehr beängs­ti­gendes For­schungs­gebiet und weitaus mäch­tiger als Sie viel­leicht denken.

Ein kine­ti­scher Beschuss oder ein kine­ti­scher Orbi­tal­schlag ist der hypo­the­tische Akt des Angriffs auf eine Pla­ne­ten­ober­fläche mit einem inerten Pro­jektil aus der Umlaufbahn, wobei die Zer­stö­rungs­kraft aus der kine­ti­schen Energie des Pro­jektils stammt, das mit sehr hohen Geschwin­dig­keiten auf­prallt. Das Konzept ent­stand während des Kalten Krieges.

Typische Dar­stel­lungen der Taktik sind ein Satellit, der ein Magazin aus Wolf­ramstäben und ein Rich­tungs­schub­system enthält. (In Science-Fiction wird die Waffe oft als von einem Raum­schiff anstatt von einem Satel­liten abge­feuert dar­ge­stellt.) Wenn ein Schlag befohlen wird, bremst die Trä­ger­rakete eine der Stangen aus ihrer Umlaufbahn in eine sub­or­bitale Flugbahn.

Wenn sich der Stab auf­grund der Schwer­kraft der Peri­apsis nähert, nimmt er eine immense Geschwin­digkeit auf, bis er kurz vor dem Auf­prall die End­ge­schwin­digkeit erreicht. Die Stäbe sind typi­scher­weise so geformt, dass sie den Luft­wi­der­stand mini­mieren und die End­ge­schwin­digkeit maximieren.

Kine­ti­sches Bom­bar­dement hat den Vorteil, dass Pro­jektile aus einem sehr hohen Winkel mit sehr hoher Geschwin­digkeit abge­feuert werden können, was es äußerst schwierig macht, sie zu ver­tei­digen. Darüber hinaus würden Pro­jektile keine explo­siven Spreng­köpfe erfordern und – in den ein­fachsten Kon­struk­tionen – voll­ständig aus mas­siven Metall­stäben bestehen, wodurch der gebräuch­liche Spitzname „Stäbe von Gott“ entsteht.

Zu den Nach­teilen zählen die tech­ni­schen Schwie­rig­keiten bei der Gewähr­leistung der Genau­igkeit und die hohen Kosten für die Posi­tio­nierung von Munition im Orbit.

„Rods from God“ (deutsch: Stäbe von Gott) sind Wolf­ramstäbe, die hypo­the­tisch als Bun­ker­brecher ein­ge­setzt werden könnten. Das Metall Wolfram hat den höchsten Schmelz­punkt aller reinen Metalle und eine ähnlich hohe Dichte wie Gold. Wolf­ram­körper könnten daher ohne großen Mas­se­verlust einen Wie­der­ein­tritt in die Atmo­sphäre überstehen.

Diese Technik würde auf ein frühes Konzept des Luft­kriegs im Ersten Welt­krieg zurück­greifen: Auch damals wurden soge­nannte Flie­ger­pfeile, meist aus Stahl, in großer Zahl statt Bomben auf geg­ne­rische Truppen abge­worfen, die diese durch ihre Auf­schlag­wucht töteten.

Im Rahmen des soge­nannten „Projekt Thor“ besinnt sich die US Air Force auf alte Tak­tiken und erwägt, außerhalb der Atmo­sphäre rund sechs Meter lange Stangen aus dem Schwer­metall Wolfram zu posi­tio­nieren, welches schon die Nazis im zweiten Welt­krieg zur Her­stellung pan­zer­bre­chender Munition verwendeten.

Ange­lehnt ist das ganze an ein Ver­fahren des US-Armee während des Vietnam-Krieges, in welchem sie kleinere Ver­sionen dieser Bomben, soge­nannte „Lazy Dogs“ in großen Mengen über dem süd­ost­asia­ti­schen Land abwarfen.

Denn anstatt in der Luft an Geschwin­digkeit zu ver­lieren, beschleu­nigen die Metall-Stücke eigen­ständig während des Falls auf bis zu 800 Kilo­meter pro Stunde und setzen beim Ein­schlag eine unge­heure destruktive Kraft frei. Eine äußerst simple und günstige Methode für die US Air Force mit schreck­lichen Folgen für alles, was sich auf dem Erd­boden befindet.

Sie funk­tio­nieren wie die Patronen aus Pis­tolen und Gewehren — mit einem ent­schei­denden Unter­schied: Dadurch, dass sie aus dem All abge­schossen werden, ver­lieren sie nicht an Geschwin­digkeit und Energie, wie etwa bei hori­zon­talen Schüssen auf der Erde. Vielmehr gewinnen die Wolf­ramstäbe während der Flug­phase zunehmend an beiden Fak­toren, was dem Ein­schlag umso mehr Durch­schlags­kraft verleiht.

Die Geschosse sind etwa sechs Meter lang und erreichen eine Geschwin­digkeit, die dem sechs­fachen der Schall­ge­schwin­digkeit ent­spricht. Dadurch können die Stäbe mehrere Dutzend Meter in die Erde ein­dringen und somit auch Bunker zer­stören. „We Are The Mighty“ ver­gleicht die Explo­si­ons­kraft mit der von Nukle­ar­waffen — nur ohne den radio­ak­tiven Niederschlag.

„The Mighty“ hat basierend auf Infor­ma­tionen eines Welt­raum­ver­tei­di­gungs­experten ver­sucht zu errechnen, wie viel es kostet, eine solche Waffe ins All zu bekommen. Die Schätzung: 230 Mil­lionen Dollar.

Unter dem Code­namen „Projekt Thor“ könnte die US Air Force diese krude Taktik nun in ungleich grö­ßerem Maßstab wieder ins Spiel bringen, wie ein auf das US-Militär spe­zia­li­siertes Magazin berichtete.

Die Stangen aus Wolfram sollen genau wie damals in Vietnam heute aus dem Orbit auf aus­ge­wählte Ziele auf dem Erd­boden fal­len­ge­lassen werden. Nur beschleu­nigen die soge­nannten Rods from God (deutsch: Stäbe von Gott) diesmal auf­grund ihrer Größe auf ein Tempo von bis zu zehn­facher Schallgeschwindigkeit.

Beim Auf­schlag würde ein solches mehrere Tonnen schweres Pro­jektil um die 50 Meter tief in den Erd­boden ein­dringen und dabei alles auf seinem Weg, Bunker und ähn­liche Ver­stecke, mit einer Stärke die einer explo­die­renden Atom­bombe gleich­kommt pulverisieren.

Eine legale Waffe der US Air Force mit dem Zer­stö­rungs­po­tenzial einer nicht-nuklearen Atom­bombe direkt über unseren Köpfen? Keine wirklich beru­hi­gende Vor­stellung, deren Umsetzung in die Rea­lität uns hof­fentlich noch eine Weile erspart bleiben wird.


Quelle: pravda-tv.com