Markus Söder ist auch bei „seinen“ Bayern nicht unumstritten. Er sei ein Machtpolitiker und daher hoch erfahren im politischen Intrigenspiel. „A rechta Bazi hoit“, heißt‘s da (zu hochdeutsch: „Ein richtiger Lumpazius“. „Bazi“ ist die bayerische Koseform für Lumpazius, laut Duden ein Bandit, Lump). Auch in der Bundespartei ist er nicht sonderlich beliebt, und bisher haben die zwei Kanzlerkandidaten der CSU Wahlschlappen einstecken müssen. Sowohl Franz Josef Strauß als auch Edmund Stoiber scheiterten. Reicht Markus Söders machtpolitisches Geschick aus, um als Kanzlerkandidat aufgestellt zu werden? Und welche Rolle spielt sein plötzliches Liebäugeln mit den Grünen?
Nach außen demonstrieren die beiden möglichen Kanzlerkandidaten Armin Laschet und Markus Söder Harmonie. Man tauscht Nettigkeiten und Komplimente aus, bescheinigt sich gegenseitig geeignet und fähig zu sein, und hinter dem Rücken werden die Fäden gezogen und die Messer gewetzt.
Herr Markus Söder schielt auf das Wählerpotential der Grünen und geigt unter dem Balkon der Umworbenen: „Es wäre ein spannendes Zukunftsteam, das Inspiration bieten könnte, weil es die ganz große Frage unserer Zeit in den Blick nimmt: die Versöhnung von Ökonomie und Ökologie“.
Da hat Herr Söder sich halt die Umfragewerte vorgenommen und studiert. Und er kommt zu dem Schluss, dass die große Koalition von CDU und SPD vom Wähler nur als eine Art Zweck-Ehe betrachtet werde, in der es aber holpert. Dagegen hätten viele Menschen Sympathie für eine schwarz-grüne Kooperation. In Wirklichkeit aber sagt ihm sein politischer Instinkt, dass, wie er selber sagte „die Gefahr besteht, dass nach 16 erfolgreichen Jahren ein Gefühl aufkommt, vielleicht probieren wir es ohne die Union“.
Das ist sehr beschönigend ausgedrückt. Natürlich kann er nicht die Wahrheit sagen, die ihm sehr wohl bewusst ist. Die Leute haben in großer Mehrheit von der Politik der Kanzlerin die Nase voll. Frau Bundeskanzlerin Dr. Angela Merkel hat Deutschland auf vielen Gebieten schweren Schaden zugefügt. Und in letzter Zeit ist sie vollkommen in diktatorische Verhaltensmuster abgeglitten, marschiert über bürgerliche, verbriefte Grundrechte und Menschenrechte hinweg, und selbst im Ausland schüttelt man den Kopf.
Die Grünen, so hat Herr Söder aus den Umfragen entnommen, sind im Kommen. Die Kanzlerin hat die CDU und auch die SPD abgewirtschaftet. Die SPD spielt bei vielen Punkten nicht mehr so richtig mit und leidet an dem altbekannten Syndrom: Die Koalitionspartner der Merkel-Regierung bleiben als blutleere, ausgesaugte Hüllen zurück. Eine neue Koalition kommt wahrscheinlich auch für die SPD nicht in Frage, will sie nicht als bedeutungsloses Anhängsel und „Mit-Stimmvieh“ vollkommen ins Vergessen versinken. Da wird die Auswahl eines neuen Koalitionspartners für Herrn Söder doch sehr übersichtlich.
Die Linke ist nicht ergiebig genug und das kann er sich auch politisch nicht leisten. Denn bis vor kurzem pflegte Herr Söder ja noch sein tief konservatives Profil. Die FDP lockt auch nicht mit brauchbaren Wähleranteilen und ist obendrein auch noch widerspenstig, was die Freiheitsbeschneidungen der Bürger angeht – und gerade hier pflegt der bayerische Landesfürst ja sein Hardliner-Image ganz besonders. Die AfD kommt schonmal gar nicht in Frage, da fliegt ihm alles um die Ohren, und so viele Wähler haben die auch nicht, dass es den Sturm der Entrüstung auf der grünlinken Seite lohnt. Bleiben also nur die Grünen, die erstens ein entsprechend attraktives Wählerpotential haben und zweitens auch nicht über allzu viele helle Köpfe verfügen, die ihm in die Quere kommen könnten.
Denn davon geht Herr Söder offensichtlich aus, dass er die Grünen als gewiefter Machtpolitiker recht einfach ausmanövrieren, überrumpeln und überreden kann, wenn er ihnen seine Agenda nur richtig präsentiert. Man kann den Grünen ja eine sorgfältig eingehegte Spielwiese geben, auf der sie ihre Ideologien austoben können. Und natürlich schicke, gut dotierte Posten, auf denen sie sich bequem einrichten und ihm möglichst wenig in die Quere kommen. Der Plan ist zwar nicht ideal, aber unter den gegebenen Umständen wahrscheinlich der einzige gangbare Weg für ihn, um der Union die Regierungsgewalt nicht aus den Händen nehmen zu lassen.
Diese Einschätzung der Grünen ist gar nicht so weit weg. Diese weltfremde Ideologenpartei von Abgehobenen erwägt ja allen Ernstes, „Kobold“-Annalena Baerbock als Kanzlerkandidatin aufzustellen. Frau Baerbock, die sich im ureigensten Fachgebiet der Grünen dermaßen um einen Milliardenfaktor verhaut, dass sie behauptet, jeder Deutsche erzeuge neun Gigatonnen CO2 pro Jahr, ist also die qualifizierteste Politikerin der Partei? Annalena Baerbock als Kanzlerin?
Oh, my god, we‘re all gonna die.
Erfunden? Oh nein. Das Beweisvideo mit dem schlimmsten Unsinn grüner Spitzenpolitiker ist leider gelöscht worden. Warum wohl?
„Video mit den gröbsten Fehlern grüner Spitzen-Politiker zu CO2 Emissionen, Energieversorgung und dem Pariser 2 ° Ziel. Wenn es noch eines Beweises bedurft hätte, dass diese Spitzenleute der Grünen nicht die Bohne von Ahnung von dem haben, wovon sie ständig reden, hier wird er geliefert. ‚9 Gt/Kopf Emission in Deutschland‘, ‚Energie-Verbrauch zur Mittagszeit von ungefähr 80 GB‘ statt 80 GW Leistung zur Deckung des Stromverbrauches und zum Schluss Hofreiters Toni, immerhin einer der Spitzenleute mit akademischem Abschluss und Promotion in Biologie will noch, ‚noch das 2 % Ziel‘ schaffen.“
Aber das Statement mit den 9 Gigatonnen gibt es noch:
Es dürfte also nicht unrealistisch sein anzunehmen, dass Herr Söder davon ausgeht, diese politischen Leichtgewichte an die Wand spielen zu können. Nur werden die Grünen sehr schnell in ihrer Wählerschaft unter Druck geraten und widerspenstig werden. Weltfremdheit und mangelnde Kompetenz bedeutet nicht zwingend, dass sie am Machtspiel nicht teilhaben wollen.
Gleichzeitig würde Herr Söder – sollte er tatsächlich Kanzlerkandidat werden und an die Macht kommen — auch innerhalb der Union kein leichtes Spiel haben. Schon jetzt ist der Kuschelkurs mit den Grünen umstritten. Das ZDF schreibt:
„Das Werben irritiert so manchen in den Reihen der Schwesterpartei CDU. Hamburgs CDU-Landeschef Christoph Ploß etwa zeigt sich regelrecht empört gegenüber ZDFheute — und spart nicht mit Kritik an Söder: „Eine Anbiederung an die Grünen ist der vollkommen falsche Weg und sollte nicht den Kurs der Unionsparteien bestimmen. Ob in der Migrations- oder Wirtschaftspolitik, ob bei der Verharmlosung von Linksextremismus, ob bei der jüngsten Forderung nach einem Verbot, Einfamilienhäuser zu bauen — die Grünen haben mit bürgerlicher Politik wenig zu tun.“
Der Wirtschafts- und Arbeitnehmerflügel der Union sieht bei „Grün“ rot:
„Der Vorsitzende der einflussreichen Mittelstandsunion der CDU, Carsten Linnemann, sagte zu ZDFheute: ‚Der Partner mit den meisten Überschneidungen ist und bleibt die FDP‘.“ Die CDU sollte sich jetzt darauf konzentrieren, selber so stark wie möglich zu werden.
Und der stellvertretende Bundesvorsitzende der Christlich-Demokratischen Arbeitnehmerschaft CDA, Dennis Radtke, orakelt unheilvoll:
„Eine einseitige Festlegung schadet uns im Wahlkampf. Aus schwarz-grünen Träumen darf nicht der grün-rot-rote Albtraum werden.“ Den möglichen Koalitionspartner solle man erst nach der Wahl suchen — und nicht nach dem Motto “Södern statt zögern” schon vor der Wahl.
Markus Söder mag ein gewiefter Taktierer sein, aber seine konservativen Wähler werden ihm die Anbiederei an die linksgrüne, politisch überkorrekt-feministische Laienspieltruppe nicht verzeihen und die Grün-Wähler werden deswegen kaum einen bisher ausgewiesenen tiefschwarzen Konservativen „mitwählen“ oder akzeptieren. Und wenn selbst die eigene Partei schon aufschreit, sobald Herrn Söders grüne Avancen bekannt wurden …
Das eigentliche Problem: Es gibt weit und breit niemanden m/w/d, der wirklich geeignet wäre und den Hauch einer Chance hätte, Kanzler zu werden. Frau Bundeskanzlerin, Dr. Angela Merkel, ist zwar weg – so weit, so gut. Aber es kommt nichts Besseres nach. DAS ist das wahre Drama.
Es wäre nicht einmal undenkbar, dass sie die politische Landschaft so zerstört hat und dadurch Wählerbewegungen bewirkt, so dass am Ende eine Koalition aus SPD, Grünen und der Linken die Regierungsgeschäfte übernimmt. Dann gute Nacht, Marie.
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