Der Prozess zum Tod des Schwarzamerikaners George Floyd wird weltweit aufmerksam verfolgt. In diesem Verfahren spielen politische und ideologische Faktoren eine überragende Rolle. Unter den unzähligen gewaltsamen Todesfällen in den USA ist dieser so herausragend, weil es ein Schwarzamerikaner war, der wahrscheinlich durch Polizeigewalt eines weißen, männlichen Polizisten um‘s Leben gekommen ist, und weil die Stimmung bereits sehr aufgeheizt war.
Auf diesem Hintergrund wurde dieser Fall sofort zum Auslöser ausufernder Gewalt und zum Fanal für „Black Lives Matter“ (schwarze Leben sind von Bedeutung). Unruhen, Ausschreitungen, Plünderungen und ausufernde Gewalt, in deren Verlauf viele Schwarzamerikaner, sogar Kinder durch randalierende Schwarzamerikaner starben. Diese schwarzen Leben scheinen aber nicht so wichtig zu sein, denn außer den herzzerreißenden Posts der verzweifelten Angehörigen gab es hierzu kein Medienecho.
Das Verfahren gegen den beschuldigten Polizisten Derek Chauvin, dem Mord zweiten Grades (mit nicht direktem Vorsatz, also in unserem Rechtssystem „dolus eventualis“) an George Floyd vorgeworfen wird, ist damit eine Art Schauprozess für die Gesamtlage in den USA und auch implizit einem Schauprozess in der Rassismusfrage geworden. Das Problem: Sollte Derek Chauvin freigesprochen werden, könnte in den USA ein Gewaltexzess von Seiten der militanten Schwarzen und weißen Antirassisten explodieren. Wird Derek Chauvin wegen Mordes verurteilt, werden die Rechten in den USA darin ein politisches und ideologisches Urteil gegen einen Police Officer sehen, weil er weiß ist — und eine Kapitulation vor der Gewaltbereitschaft der Schwarzen.
Denn es könnte möglich sein, dass der Tod George Floyds nicht oder nicht allein durch den Polizisten herbeigeführt worden ist. Das würde unter anderem durch eine Zeugenaussage belegt werden können. Jedoch: Der Zeuge verweigert die Aussage. Das darf er nach amerikanischem Recht, wenn er sich selbst mit seiner Aussage belasten könnte.
Zur Erinnerung: Mr. George Floyd hatte in einem Kiosk mit einem 20-Dollarschein bezahlt, den der Ladenbesitzer als eine Fälschung einstufte und die Polizei rief. Diese traf schnell ein und versuchte, den Verdächtigen, Mr. George Floyd, festzunehmen. Der widersetzte sich nach einigem hin und her. Als er überwältigt worden war und auf dem Boden lag, kniete der Polizist Derek Chauvin neun Minuten lang mit einem Bein auf dem Nacken des Verdächtigen. Der soll mit der flehentlichen Bitte „I can‘t breathe!“ (ich kann nicht atmen) auf seine Notlage aufmerksam gemacht haben. Der Polizeibeamte Derek Chauvin habe aber weiter sein Knie in den Nackendes Verhafteten Floyd gepresst, auch als dieser sich nicht mehr rührte. Nach neun Minuten stellten die Polizisten nur noch den Tod des Mannes fest.
Das Verhalten von Polizeioffizier Chauvin habe die Regeln der Polizeibehörde der Stadt Minneapolis verletzt, sagte der Polizeichef Medaria Arradondo am Montag vor Gericht. „Dieses Verhalten ist nicht Teil unserer Politik, nicht Teil unseres Trainings, und es ist sicherlich nicht Teil unserer Ethik oder unserer Werte“ erklärte Mr. Arradondo.
Dennoch könnte es sein, dass das regelwidrige Verhalten des Officers nicht oder nicht allein die Todesursache war. Denn Mr. Floyd hatte vor der Festnahme in dem Auto von Mr. Morries Hall und einer Bekannten gesessen. Einer Aussage der früheren Freundin von George Floyd, Courtney Ross, zufolge, haben sie und Mr. Floyd von Mr. Hall öfter Drogen gekauft. Sie hatte George Floyd 2017 kennengelernt, und sie beide vereinte auch eine ausgeprägte Schmerzmittelabhängigkeit, die sie versuchten zu bekämpfen:
„Floyd und ich, beide, unsere Geschichte, es ist eine klassische Geschichte davon, wie viele Menschen von Opioiden abhängig werden“, sagte die 45-jährige Ross. „Wir haben beide unter chronischem Schmerz gelitten. Meiner war in meinem Hals und seiner war in seinem Rücken.“
Den Autopsiebericht George Floyds des „Hennepin County Medical Examiner’s Office“ konnte man im Original im Netz finden.
Der Link:
https://www.hennepin.us/-/media/hennepinus/residents/public-safety/documents/Autopsy_2020-3700_Floyd.pdf
Mittlerweile wurde er aber entfernt.
Der Pathologe stellte fest, dass Mr. Floyd tatsächlich zum Zeitpunkt seines Todes Methamphetamin, Cannabis sowie Fentanyl im Körper hatte. Als Todesursache wurde nicht Erstickung, sondern ein Herzinfarkt bzw. Herz-Kreislauf-Stillstand infolge von Druck auf den Nacken festgestellt:
„Early results ‚revealed no physical findings that support a diagnosis of traumatic asphyxia or strangulation‘.“
Der Tod sei durch Fremdeinwirkung erfolgt, allerdings sei George Floyd herzkrank gewesen und unter akuter Einwirkung von Methamphetamin und dem Heroinersatz Fentanyl gestanden. Er habe auch durch die grobe Behandlung Hautverletzungen am Kopf, im Gesicht und der Oberlippe davongetragen, so wie auch an der Schulter, den Händen und den Ellenbogen. Durch die Handschellen habe er auch Blutergüsse an den Handgelenken erlitten. Überdies sei George Floyd post mortem auch als Covid-19-positiv getestet worden.
Polizeioffizier Chauvin, vertreten durch seinen Anwalt Eric Nelson, macht nun geltend, dass Mr. Floyd nicht durch Polizeigewalt, sondern an einer Überdosis Opioide gestorben sei. Denn anscheinend hat er solche Drogen zu sich genommen, als er im Auto von Mr. Hall saß. Genau dazu will der Anwalt George Floyds den Zeugen Morries Hall befragen.
Dieser hat natürlich wenig Interesse daran auszusagen, dass er gerade vorher Mr. Floyd mit einer Drogenüberdosis versorgt hatte und möglicherweise eine (Mit)Schuld am Tod George Floyds trägt. Daher verweigert er die Aussage.
Das Geschehen bei der Verhaftung ist insgesamt gar nicht so eindeutig, wie es die Medien glauben machen wollen. Die Seite Recentr.com recherchiert immer sehr gut. Es gibt nämlich außer dem Video, des bereits am Boden liegenden George Floyd auch noch ein Polizeivideo, das den ganzen Ablauf filmte. Das ist Standard in den USA, um alle Polizeieinsätze zu dokumentieren.
„Ein vom Minnesota Bureau of Criminal Apprehension beschafftes BWC-Video zeigt, dass sich der Beamte dem Auto näherte, Lane auf der Fahrerseite und Kueng auf der Beifahrerseite. Drei Personen saßen in dem Wagen; George Floyd saß auf dem Fahrersitz, ein bekannter erwachsener Mann auf dem Beifahrersitz und eine bekannte erwachsene Frau auf dem Rücksitz. Als Officer Lane begann, mit Mr. Floyd zu sprechen, zog er seine Pistole und richtete sie auf Mr. Floyd’s offenes Fenster und wies Mr. Floyd an, seine Hände zu zeigen. Als Mr. Floyd seine Hände an das Lenkrad steckte, steckte Lane seine Waffe wieder in den Halfter. Während Officer Kueng mit dem Beifahrer sprach, befahl Officer Lane Mr. Floyd aus dem Auto, legte seine Hände auf Mr. Floyd und zog ihn aus dem Auto. Officer Lane legte Mr. Floyd Handschellen an. Nach dem Anlegen der Handschellen wurde Mr. Floyd gefügig und ging mit Officer Lane auf den Bürgersteig und setzte sich auf den Boden auf Anweisung von Officer Lane. In einem Gespräch, das knapp zwei Minuten dauerte, fragte Officer Lang Mr. Floyd nach seinem Namen und seinem Ausweis. Officer Lane fragte Mr. Lloyd, ob er ‚auf irgendwas‘ sei und erklärte, dass er Mr. Lloyd wegen Weitergabe von Falschgeld verhaftet habe. Die Officers Kueng und Lane standen Mr. Floyd auf und versuchten, Mr. Floyd um 20.14 Uhr zu ihrem Streifenwagen (MPD 320) zu begleiten. Mr. Floyd richtete sich auf, fiel zu Boden und sagte den Officers, er sei klaustrophobisch. Die MPD-Offiziere Derek Chauvin (der Angeklagte) und Tou Thoa kamen dann in einem separaten Streifenwagen an. Die Beamten unternahmen mehrere Versuche, Herrn Floyd von der Fahrerseite aus auf den Rücksitz von Trupp 320 zu bekommen. Herr Floyd stieg nicht freiwillig in das Auto ein und kämpfte mit den Beamten, indem er absichtlich hinfiel, sagte, er wolle nicht in das Auto steigen, und sich weigerte, stillzustehen. Mr. Floyd ist über zwei Meter groß und wiegt mehr als 200 Pfund. Während er außerhalb des Autos stand, begann Herr Floyd zu sagen und zu wiederholen, dass er nicht atmen könne. Der Angeklagte ging auf die Beifahrerseite und versuchte, Mr. Floyd von dieser Seite ins Auto zu bekommen, und Lane und Küng halfen ihm dabei.“
Dies ist eine Übersetzung des amtlichen Originalberichtes der Staatsanwaltschaft des County of Hennepin zu dem Verhaftungsgeschehen, der hier einsehbar ist. Das wird aber in den Mainstreammedien mit keinem Wort erwähnt.
Angesichts dessen, dass Mr. Floyd schon im Stehen und vor der gewaltsamen Behandlung durch Officer Chauvin bekundete, dass er keine Luft bekommt, könnte es möglicherweise sein, dass Mr. Floyd schon zu diesem Zeitpunkt in einen Herzinfarkt geriet. Er könnte sehr aufgeregt gewesen sein. Immerhin lief er als mehrfach Vorbestrafter und Gewaltverbrecher Gefahr, wieder für einige Jahre im Gefängnis zu landen.
So weit hergeholt wäre es also nicht, wenn das Gericht zu dem Schluss käme, dass Mr. Floyd — wäre er nicht herzkrank gewesen und unter schweren Drogen gestanden — die zwar rüde, aber unter normalen Umständen nicht lebensgefährliche Behandlung des Officers Derek Chauvin überlebt hätte. Damit bliebe von einem Mord oder einem bedingten Mord mit „In Kauf nehmen des Todes“ nicht viel übrig. Es bliebe dann bei Körperverletzung mit Todesfolge. Mr. Chauvin konnte von der Herzkrankheit und den multiplen Drogen nichts wissen.
In jedem Fall aber ist damit ein Urteil, das nicht zu Wut, Zorn und Gewalt in den USA führt, praktisch ausgeschlossen.
Du muss angemeldet sein, um einen Kommentar zu veröffentlichen.