Mittlerweile ist gut dokumentiert, wie Banken und Investoren an der Zerstörung des Regenwaldes beteiligt sind. Und auch Supermärkte stehen wegen Entwaldung in Kritik. Die Entwaldung im brasilianischen Amazonas-Regenwald erreichte 2020 ein 12-Jahres-Hoch. Die Zerstörung der Lunge unseres Planeten nimmt erschreckend zu. Nachdem eine Gruppe von 81 indigenen Führern und Umweltverteidigern aus der ganzen Welt einen offenen Brief an BlackRock unterzeichneten, in dem sie sagen, dass die Investitionen des Fondsmanagers weiterhin die Gesundheit, die Sicherheit und ihre Zukunft bedrohe, verklagen Indigene Völker aus Brasilien und Kolumbien die französische Supermarktkette Casino Group wegen des Verkaufs von Rindfleisch im Zusammenhang mit der Entwaldung im Amazonasgebiet. Es ist das erste Mal, dass eine französische Supermarktkette wegen Entwaldung nach einem Gesetz von 2017 in Frankreich vor Gericht gestellt wird. Casino Group betreibt weltweit über 12.200 Einzelhandelsläden, davon über 9.200 in Frankreich.
Französischer Supermarkt wegen Verkaufs von Rindfleisch im Zusammenhang mit der Zerstörung des Regenwaldes verklagt
Vor dem Gericht von Saint-Etienne, dem Sitz der Groupe Casino im Südosten Frankreichs, berufen sich NGOs auf das „Gesetz über die Pflicht zur Wachsamkeit“. Das Gesetz vom März 2017 verpflichtet Unternehmen mit Sitz in Frankreich, die mehr als 5.000 Mitarbeiter auf dem Territorium oder mehr als 10.000 weltweit beschäftigen, wirksame Maßnahmen zur Verhinderung von Verletzungen der Menschenrechte und der Umwelt in der Region zu ergreifen und zwar in der gesamten Lieferkette.
Casino Guichard-Perrachon, auch Casino Guichard oder Groupe Casino genannt, erzielt etwa einen Umsatz von 36 Milliarden Euro im Jahr und betreibt weltweit über 12.200 Einzelhandelsläden. Der Konzern besitzt über seine Tochtergesellschaft Pao de Açucar (GPA) in Brasilien die größte Supermarktkette und in Kolumbien über die Tochergesellschaft Exito. Im Jahr 2020 machte Lateinamerika 46% seines Umsatzes aus.
Indigene Völker aus Brasilien und Kolumbien verklagten die französische Supermarktkette Casino Group wegen des Verkaufs von Rindfleisch im Zusammenhang mit der Entwaldung im Amazonasgebiet. In der Klage wird die Casino Group beschuldigt, regelmäßig Rindfleisch aus drei Schlachthöfen eines großen brasilianischen Fleischlieferanten gekauft zu haben. Diese Lieferanten waren zwischen 2008 und 2020 für mindestens 50.000 Hektar Entwaldung verantwortlich.
Entwaldung und Landraub
„Indigene Völker des brasilianischen und kolumbianischen Amazonas sowie Nichtregierungsorganisationen aus Frankreich und den USA haben beim Saint-Etienne-Gericht eine Klage gegen die Casino Group, einen globalen Einzelhandelsgiganten, eingereicht,“, kündigte die Koalition von 11 Organisationen auf einer virtuellen Pressekonferenz an.
„Die Nachfrage der Casino-Gruppe und von Pão de Açúcar nach Rindfleisch bringt Abholzung, Landraub und Gewalt mit sich“, sagte Luis Eloy Terena von der Koordinierung der indigenen Organisationen des brasilianischen Amazonas (COIAB) in einer Erklärung. Sebastian Mabile, ein Anwalt der indigenen Gemeinschaft, sagte, die Casino Group habe ihre Verpflichtungen zur Untersuchung ihrer Lieferketten nicht erfüllt.
„Wir möchten, dass sie den Organisationen, die indigene Völker vertreten, ungefähr 3 Millionen Euro zahlen und sicherstellen, dass ihre Aktivitäten keine Entwaldung zur Folge haben“, sagte Mabile auf einer Pressekonferenz.
„Wir fordern die Casino Group auf, von der ersten Phase der Fleischproduktion bis zum Verkauf des Produkts in den Supermärkten eine strikte Rückverfolgbarkeit zu gewährleisten“, betonte Boris Patentreger, Mitbegründer der französischen NGO Envol Vert, die insbesondere in Kolumbien vertreten ist .
Ein „Risiko“ für den Planeten
In Bezug auf „ein Risiko für den gesamten Planeten“ erklärte Sébastien Mabile von der amerikanischen NGO Seattle Avocats, handelt es sich um eine „beispiellose Handlung (…), die als erste auf der Grundlage des Wachsamkeitsgesetzes (…) als Lieferkettengesetz haftet“.
Die Koalition fordert vom Casino außerdem eine Entschädigung von mehr als drei Millionen Euro, insbesondere für die „Hunderttausenden von Indigenen“, die „wegen mangelnder Wachsamkeit“ der französischen Gruppe betroffen sind. „Indigene Gruppen fordern eine Entschädigung für den Schaden, der ihrem angestammten Land und ihren Lebensmitteln zugefügt wurde“, sagten sie. Die drei Millionen Euro sind für vier Organisationen, die sie vertreten, darunter die Koordinierung indigener Organisationen des brasilianischen Amazonas (COIAB) und die Nationale Organisation indigener Völker des kolumbianischen Amazonas (OPIAC). Die Koalition fordert außerdem 10.000 Euro für jede Organisation in der Koalition in Bezug auf immaterielle Schäden oder insgesamt 110.000 Euro.
Im Amazonas-Regenwald leben auch viele Tiere wie Jaguare, Pumas, Affen, Tapire und viele Vogelarten. Die Entwaldung wegen der Fleischgier der Menschen zerstört ihren Lebensraum und letztendlich die Tiere.
Die Entwaldung zerstörte 2020 8.426 km² Amazonas-Regenwald in Brasilien und 1.590 km² Wälder in Kolumbien, davon 62% im Amazonasgebiet. Nach Angaben der Koalition sollt die Anhörung innerhalb von 12 bis 18 Monaten stattfinden.
Netzfrau Doro Schreier
Quelle: netzfrauen.org
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